Schweden, Norwegen, #Dezember #10 Nordland Abenteuer, magische Lichter und sehr selbstbewusste Frauen

 

#25.12.23- Schweden, Norwegen, #Dezember #10

Nordland Abenteuer, magische Lichter und sehr selbstbewusste Frauen

Inzwischen waren wir so weit nördlich vorangekommen, dass die Sonne zu dieser Jahreszeit ihren Zenit kaum noch über den Horizont schiebt. Aktuell geht sie erst gegen 09:42 Uhr auf und verabschiedet sich bereits um 14:18 Uhr wieder in die lange Dunkelheit. Uns blieben also gerade mal knapp viereinhalb Stunden diffuses Tageslicht. Die Temperaturen lagen am Morgen bei frostigen minus 4 °C, und auch im weiteren Tagesverlauf blieb das Thermometer beharrlich unter dem Gefrierpunkt. Trotz der klirrenden Kälte warteten wir allerdings immer noch vergeblich auf frischen Neuschnee, der die dunkle Landschaft endlich erhellen würde.

Bis zu unserem endgültigen Ziel nordöstlich von Narvik im norwegischen Hinterland waren es noch gut tausend Kilometer. Es war mehr als fraglich, ob wir diese lange Strecke heute noch komplett bewältigen würden; wir wollten einfach mal sehen, wie flüssig die Fahrt verlaufen würde. Um den Tag bestmöglich zu nutzen, standen wir bereits vor 06:00 Uhr auf, machten uns in aller Ruhe fertig und frühstückten zwar zügig, aber ohne jede Hektik. Schon kurz nach halb sieben checkten wir aus und verstauten unser Gepäck im mittlerweile vollständig geladenen EQS. Ein leises Summen, und schon glitten wir in die tiefschwarze schwedische Nacht hinein.

Der erste Zwischenstopp war im 171 km entfernten Örtchen Dorotea geplant, genauer gesagt bei der gut bewerteten Konditori Dorotea AB>>> in der Parkvägen 2. Dort wollten wir eine erste gemütliche Kaffeepause einlegen und uns vielleicht von ein paar süßen, handgemachten Köstlichkeiten verführen lassen.

Während wir so durch die Finsternis dahinrollten, herrschte im Wagen eine ganz besondere Stimmung: Draußen herrschte die unerbittliche, eiskalte Dunkelheit des Nordens, während wir es uns im Innenraum bei wohlig warmen Temperaturen und dem sanften, lila-blauen Schimmer des Ambient Light gemütlich machten. In dieser fast schon meditativen Ruhe kamen wir irgendwie auf das Thema Weihnachtsgedichte zu sprechen.

Wir erinnerten uns gegenseitig daran, welche Verse wir früher in der Schule oder für die Familie mühsam auswendig lernen mussten. In meiner Erinnerung tauchte sofort Knecht Ruprecht auf, dessen Zeilen ich damals stolz aufgesagt hatte, von denen ich heute jedoch den Großteil längst wieder vergessen habe.

Hier ist das klassische Gedicht von Theodor Storm aus dem Jahr 1862 noch einmal in voller Länge:

Von drauß’, vom Walde komm ich her; Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! Allüberall auf den Tannenspitzen Sah ich goldene Lichtlein sitzen; Und droben aus dem Himmelstor Sah mit großen Augen das Christkind hervor; Und wie ich so strolch’ durch den finstern Tann, Da rief’s mich mit heller Stimme an: »Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell, Hebe die Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, Das Himmelstor ist aufgetan, Alt’ und Junge sollen nun Von der Jagd des Lebens einmal ruhn; Und morgen flieg’ ich hinab zur Erden, Denn es soll wieder Weihnachten werden!«

Ich sprach: »O lieber Herre Christ, Meine Reise fast zu Ende ist; Ich soll nur noch in diese Stadt, Wo’s eitel gute Kinder hat.« – »Hast denn die Rute auch bei dir?« Ich sprach: »Die Rute, die ist hier; Doch für die Kinder nur, die bösen, Die trifft sie auf den Teil, den rechten.«

Christkindlein sprach: »So ist es recht; So geh mit Gott, mein treuer Knecht!« Von drauß’, vom Walde komm ich her; Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich’s hier innen find’! Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?

Der Vater: »Die Kindlein sind wohl alle gut, Haben nur mitunter was trotzigen Mut.«

Knecht Ruprecht: »Ist eins, das hat geschlagen sein Geschwister, So schlag ich es mit der Rute dreister!«

Der Vater: »Ei, ei! Das ist ja schlimm! Doch ist es sonst ein gutes Kind.«

Knecht Ruprecht: »So will ich es ihm verzeihn, Und in seinen Stiefel Nüsse streun.«

Der Vater: »Sind welche, die haben geflucht und gescholten, Die haben die Rute verdient, die alten!«

Knecht Ruprecht: »Die schlag ich drein mit frischem Mut, Dass ihnen die Hosen krachen tut!«

Der Vater: »Ei, ei! Das ist ja schlimm! Doch sind sie sonst gute Kinder im Grimm.«

Knecht Ruprecht: »So will ich’s ihnen verzeihn, Und in ihre Stiefel Nüsse streun.«

Der Vater: »Die Kindlein sind wohl alle gut, Haben nur mitunter was trotzigen Mut.«

Knecht Ruprecht: »So geh mit Gott, mein treuer Knecht!« Von drauß’, vom Walde komm ich her; Ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr!

»Oh weh, das ist ja ein wahnsinnig langes Gedicht, du Armer«, staunte Meli voller Mitgefühl, nachdem sie den kompletten Text online recherchiert und auf ihrem Display mitgelesen hatte. »Aber weißt du was? Für dich habe ich auch ein Gedicht, mein Bärchen.« Sie lächelte mich zärtlich an und küsste mich so sinnlich, wie nur sie es kann, bevor sie mir leise ein paar Zeilen auf Russisch vortrug.

Снег идет, снег идет. К белому окну Тихо подойдет Тот, кого люблю. Тот, кого люблю, Тот, кого жду я, Тот, кто в эту ночь Рядом будет со мной. Снег идет, снег идет, И всё в порядке: Если ты со мной — Значит, Новый год! (Von Eduard Asadow)  

Da ich die Sprache recht gut beherrsche, verstand ich den warmen Klang der Worte, aber um sicherzugehen, wiederholte sie es für mich noch einmal auf Deutsch.  Die Übersetzung lautet in etwa:  

Schnee fällt, Schnee fällt.

Ans weiße Fenster.

Kommt leise heran

Der, den ich liebe.

Der, den ich liebe,

Den ich erwarte, Der in dieser Nacht bei mir sein wird.

Schnee fällt, Schnee fällt,

Und alles ist gut: Wenn du bei mir bist — Dann ist Neujahr!

»Das ist wirklich ein wunderschönes Gedicht, so herrlich kurz und knackig«, erwiderte ich lächelnd. Durch diese stimmungsvolle Unterhaltung war die Zeit unmerklich schnell verflogen. Wir erreichten, immer noch eingehüllt in die schwedische Dunkelheit, bereits die Konditori Dorotea. Praktisch direkt hinter dem Gebäude befinden sich zwei Ladestationen von Vattenfall und ein Tesla-Supercharger>>>. Natürlich wäre nach der vergleichsweise kurzen Strecke ein Aufladen noch nicht notwendig gewesen, aber da es sich gerade so bequem anbot, hängte ich den EQS für die Dauer unseres Aufenthalts an das Kabel. 

 

Eine hübsche, junge Verkäuferin begrüßte uns in der Konditorei mit einem freundlichen, typisch schwedischen »Heij…?«. Wir grüßten ebenso zurück, bestellten uns einen guten, heißen Kaffee und konnten natürlich nicht widerstehen, uns auch eine süße Kleinigkeit aus der Auslage zu gönnen.

Diese Konditorei wird völlig zu Recht mit hohen 4,5 Sternen auf Google bewertet. Es ist ein eher kleines, aber ungemein einladendes Konditoren-Café mit gemütlichen Plätzen im Inneren, die zum Verweilen einladen. Alles wirkte blitzsauber, bis hin zu den Toiletten, und die Auswahl an frisch belegten Brötchen, Kuchen, süßem Gebäck und herzhaften Snacks war für die Größe des Ortes riesig. Man merkt sofort, dass hier alles von hoher Qualität ist und zum größten Teil handgemacht vom Meister und seinem Team hergestellt wird. Auch kleine Mittagssnacks werden angeboten, und die Preise sind dabei angenehm fair geblieben. Für alle Reisenden ein idealer Stopp, um die Lebensgeister wieder zu wecken.

Es war immer noch stockfinster, als wir schließlich wieder aufbrachen, doch ganz langsam konnte man am östlichen Horizont die erste, ganz zarte Dämmerung erahnen. Während der Fahrt diktierte ich Meli wieder einige Passagen für den Blog, die sie flink in ihren Laptop tippte, bevor wir sie später gemeinsam mit Hilfe der KI auf Fakten prüften und weiter ausarbeiteten.

Winterliche Realität: Stromer im Härtetest

Übrigens gelten für den Betrieb bei Minustemperaturen folgende Erfahrungswerte, die man als Reisender im Hinterkopf behalten sollte. Im Schnitt muss man bei Elektrofahrzeugen mit einem Kapazitätsverlust von etwa 15 bis 30 % rechnen, sobald das Thermometer unter den Gefrierpunkt fällt und die nordische Kälte an der Karosserie nagt. Bei älteren Modellen oder technisch weniger ausgereiften Akkus kann dieser Wert sogar auf bis zu 50 % ansteigen, was die Planung in einsamen Gegenden natürlich etwas nervenaufreibender gestaltet.

Doch der neue, hochmoderne EQS ist hier eine Klasse für sich und beruhigt meine Fahrer-Nerven ungemein. Dank der genialen Akku-Vorkonditionierung und einer hocheffizienten Wärmepumpe für die Akkus, verliert er selbst in der schwedischen Kälte kaum 15 bis 20 % seiner Leistungsfähigkeit. Dabei ist es vor allem die Innenraumheizung, die ordentlich Saft aus den Zellen saugt, um uns eine wohlige Atmosphäre zu schaffen, während draußen der Frost klirrt.

Diesen Verbrauch kann man jedoch erheblich senken, wenn man beispielsweise den Innenraum nur moderat beheizt und stattdessen die gezielte Wärme der Lenkrad- und Sitzheizung nutzt. Da man auf solchen Wintertouren ohnehin meist warm angezogen ist, lässt sich so eine Menge Energie sparen, ohne dass man wirklich frieren muss. Meli genießt diese punktuelle Wärme sichtlich, während sie sich entspannt in die weichen Lederpolster schmiegt.

Um den Akku auf so einer Tour wirklich optimal zu schonen, beherzigen wir ein paar einfache Kniffe: Am wichtigsten ist es, den Wagen noch vor der Abfahrt vorzuheizen, solange er noch am Stromkabel des Hotels oder eine Ladestation bei Kaffee- oder Essenspausen hängt. So kommt die Energie für die wohlige Wärme aus dem Netz und nicht aus dem kostbaren Fahr-Akkus. Zudem ist es ratsam, den Akku bei extremer Kälte niemals mit einem Ladestand unter 20 % über Nacht im Freien stehen zu lassen, da die Zellchemie dann träge wird.

Ein sanfter Gasfuß und die Nutzung der Rekuperation beim Ausrollen helfen zusätzlich, die Reichweite stabil zu halten. Aber ganz ehrlich: Bei der hervorragenden Ladeinfrastruktur hier im Norden, ist es eigentlich gar nicht notwendig, auf den vollen Heiz- und Klimakomfort zu verzichten und sich wie in einer Verzicht-Erklärung vorzukommen. Wir machten das bei dieser Fahrt nur um, wie vereinbart, sachliche Erfahrungsberichte schreiben zu können.

Mittlerweile fahren etwa 15 % aller Schweden und sogar beinahe 30 % der Norweger elektrisch – also bezogen auf den gesamten Fahrzeugbestand. Schaut man sich nur die Neuzulassungen an, sind die Zahlen noch weitaus beeindruckender und zeigen, wohin die Reise geht. In wenigen Jahren dürfte der Anteil auf den Straßen die 50-Prozent-Marke knacken. Die Menschen hier oben haben längst bewiesen, dass sie selbst in der klirrenden Eiseskälte kaum ernsthafte Probleme mit ihren Stromern haben.

Für alle, die sich im Dschungel der Abkürzungen noch nicht ganz sicher fühlen, hier eine kurze und knackige Übersicht für Einsteiger:

  • EV (Electric Vehicle): Der allgemeine Oberbegriff für alle Elektrofahrzeuge. Das sind Autos, die ganz oder teilweise mit Strom aus einem Akku fahren – Benzin oder Diesel werden hier zweitrangig oder ganz überflüssig.
  • BEV (Battery Electric Vehicle): Das sind die reinen Elektroautos. Nur Akku, nur Strom und lokal völlig emissionsfrei. Bekannte Beispiele sind das Tesla Model 3, unser Mercedes EQS oder der VW ID.7. Die realen Reichweiten liegen heute meist zwischen 400 und 700 km, geladen wird bequem an der Steckdose oder am Schnelllader.
  • PHEV (Plug-in Hybrid Electric Vehicle): Ein Hybrid mit Stecker. Er besitzt einen kleineren Akku für etwa 50 bis 100 km rein elektrisches Fahren und zusätzlich einen Verbrennungsmotor für die Langstrecke. Er kann geladen werden, fährt aber auch mit Benzin weiter, wenn der Strom zur Neige geht. Typische Vertreter sind der BMW 330e oder der Volvo XC60 PHEV.

Die Vorteile des BEV liegen klar auf der Hand: Sie sind unschlagbar günstig im Betrieb, flüsterleise, bieten eine beeindruckende Beschleunigung und sind bei der Nutzung von Ökostrom die deutlich umweltfreundlichere Wahl. Der PHEV hingegen punktet mit der geringeren Reichweitenangst und eignet sich daher hervorragend als Übergangslösung für Vorsichtige oder Ängstliche, die sich erst langsam an die neue Welt gewöhnen möchten.

Ich bin mir natürlich durchaus im Klaren darüber, dass sich viele Nutzer bisher mit kleineren und preiswerteren Fahrzeugen begnügen müssen. Diese haben oft nur Reichweiten von etwa 250 bis 400 km, wodurch sich winterliche Kapazitätsverluste deutlicher bemerkbar machen und häufigeres Nachladen unumgänglich ist. Andererseits nutzen die meisten Menschen ihre Fahrzeuge ohnehin zu über 90 % für Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen oder im Nahbereich – Aufgaben, die auch ein kleinerer Akku spielend meistert, ohne dass man Angst haben muss, liegen zu bleiben.

Und wie ich schon oft erwähnte: Welcher einigermaßen normale Fahrer sitzt schon länger als 200 bis 300 km am Stück starr hinter dem Lenkrad, ohne eine Pause für einen Kaffee, einen kleinen Snack oder den obligatorischen Gang zur Toilette einzulegen? Bei einer so gut ausgebauten Ladeinfrastruktur, wie wir sie in Skandinavien und weiten Teilen Westeuropas vorfinden, ist die Nutzung eines EVs also absolut alltagstauglich. Zudem schreitet die Entwicklung rasant voran. Die Reichweiten moderner Akkus nehmen stetig zu und sollten in absehbarer Zeit sogar die magische Marke von 1.000 km erreichen.

Natürlich gibt es auch heute noch Nachteile, die man nicht verschweigen darf. Man ist weniger flexibel, muss die Strecke sorgfältiger planen und kann vielleicht nicht mehr völlig blind und nach Lust und Laune sonstwohin aufbrechen, ohne kurz auf die App zu schauen. Wer beruflich unter enormem Termindruck steht oder extrem lange Strecken abseits der Hauptverkehrsadern bewältigen muss, ist momentan mit einem Verbrenner oder PHEV sicher noch besser bedient. Auch ich würde für bestimmte Routen, besonders im noch lückenhaft versorgten Osten, lieber zu einem klassischen Benziner oder Diesel greifen und tue das auch konsequent, wenn es die Situation erfordert.

Was ich jedoch überhaupt nicht mag, ist dieser fanatische Eifer, mit dem manche Verbrenner- oder Elektro-Anhänger auf ihrer Meinung beharren und die andere Seite verteufeln. Sätze wie »EVs sind generell scheiße« oder »Verbrenner-Fans sind alle Idioten, die sich der Moderne verweigern« bringen niemanden weiter und vergiften nur die Stimmung. Die Elektromobilität ist fraglos die Zukunft, ob man es nun wahrhaben will oder nicht. Irgendwann werden Verbrenner-Fahrer wohl ähnlich kurios und nostalgisch angesehen werden wie Leute, die heutzutage noch mit der Pferdekutsche verreisen – ein charmanter, aber überholter Blick zurück, während die Welt sich längst leise und elektrisch weitergedreht hat.

Arvidsjaur, Kiruna und das magische Licht

 

Darüber verflog die Zeit wieder einmal wie im Flug, und wir erreichten bei dämmrigem Tageslicht, bei draußen mittlerweile gefühlten minus 8 °C, die IONITY Charging Station in der Storgatan 63, 933 33 Arvidsjaur. Diesen Standort hatten wir bereits am Vormittag für unsere Mittagspause ausgewählt, weil sich direkt daneben die hoch bewertete Teckans vedugnspizza befindet. Wir hatten beide eine unbändige Lust auf eine richtig gute Pizza und die damit verbundene, sehnsuchtsvolle Erinnerung an die Wärme und Lebensfreude Italiens, die wir vor kurzem noch genossen hatten.

Google-Maps-User Arnold Balazs beschreibt das Lokal folgendermaßen: Leckere Pizza und tolle Atmosphäre! Die Pizza war einfach köstlich – perfekt knuspriger Boden, frischer Belag. Der Service war freundlich und effizient, und die Atmosphäre gemütlich und einladend. Wenn Sie eine tolle Pizza und eine entspannte Atmosphäre suchen, sind Sie hier genau richtig.

Dem können wir uns nur vollumfänglich anschließen. Es ist zwar nur ein kleines, eher einfaches Lokal, aber der original-italienische, holzbefeuerte Pizzaofen verströmt eine wunderbare Wärme und einen herrlichen Duft. Der freundliche Wirt scheint mit Leib und Seele dabei zu sein; Pizzen sind eindeutig sein Hauptgeschäft und sie schmecken einfach phänomenal.

Doch das Lokal ist mehr als nur eine einfache Pizzeria; es gibt auch andere gute Speisen wie verschiedene Fleisch- und Pastagerichte im Angebot. Wir gönnten uns als Vorspeise noch Scampis auf knackigem Salat und danach zwei der wirklich köstlichen Pizzen, was am Ende eigentlich schon viel zu viel für uns war. Meli aß ihre »Speciale« nur zu rund zwei Dritteln auf, ließ sich den Rest aber einpacken, um später unterwegs an der kalten Pizza zu knabbern, was sie zwischendurch gerne macht.

Übrigens sei hier angemerkt, dass wir auch eine gut gefüllte Kühltasche mit kleinen Snacks, Getränken, Knabbereien und meist auch eine Thermoskanne mit heißem Kaffee und / oder Tee im Wagen dabeihaben. Den Inhalt nutzen wir zwar nur selten, da wir die lokale Gastronomie bevorzugen, aber wir frischen die Vorräte regelmäßig auf. Die nordisch-weite Landschaft Schwedens ist zwar dünn besiedelt, mit meist nur winzigen Siedlungen und vereinzelten Gehöften, dennoch gibt es in angenehmen Abständen immer wieder überraschend gute Lokale, in denen man sich mit frischen Sachen versorgen kann.

Die Nähe von Ladestationen oder Tankstellen zu gastronomischen Betrieben ist meist kein Zufall und einer der Hauptgründe für das gute Funktionieren der Ladeinfrastruktur hier oben. Es ist schlichtweg langweilig und öde, den Wagen aufzuladen, wenn es in der näheren Umgebung absolut nichts gibt, um sich die Zeit zu vertreiben, einen Kaffee zu trinken oder eine Kleinigkeit einzukaufen. Wer hockt schon gern untätig im Wagen und schaut dem quälend langsam zunehmenden Ladebalken zu oder macht zwanzig Minuten lang einsame Gymnastik auf einem kahlen Parkplatz? Ich frage mich ernsthaft immer wieder, was sich die Betreiber dabei denken, wenn sie Charging-Stations irgendwo lieblos in die Pampa setzen, wo es weit und breit gar nichts gibt.

Bei eisigen, vom System angezeigten minus 6 °C, die sich durch den Wind jedoch wie minus 9 °C anfühlten, aber dank unserer passenden Kleidung bequem warm eingepackt, gönnten wir uns zur Verdauung noch einen ausgiebigen, arktischen Winterspaziergang um den kleinen See Nyborgstjärnen. Uff, diese skandinavischen »Smörrebröd«-Namen sind allzu oft wahre Zungenbrecher. Welcher Fremde soll die bitteschön beim richtig aussprechen können, ohne sich die Zunge zu verknoten?

 

Es war gerade mal kurz nach 13:00 Uhr, doch die Sonne näherte sich bereits wieder rasant dem westlichen Horizont; in kaum einer halben Stunde dürfte es hier oben schon wieder stockdunkel sein. Auf diesem Breitengrad geht die Sonne derzeit erst kurz nach 10:00 Uhr auf und bereits um 13:15 Uhr wieder unter. Also war es im Grunde nebensächlich, ob wir noch etwas Zeit für das für unser körperliches Wohlbefinden so wichtige Spazierengehen plus ein bisschen Gymnastik opferten. Meli liebt Italien zwar heiß und innig, aber als kältegewohnte Russin fühlte sie sich auch hier im Norden sauwohl und lächelte mich glücklich an.

»So schön hier, oder? Voll romantisch, wir zwei bei dieser klirrenden Eiseskälte in der unberührten, winterlichen Natur. Und das Essen war auch einfach supilecker.«

»Yup, meine kleine Schneelöwin…«, antwortete ich und küsste sie überfallartig auf ihre kalten, aber trotzdem unglaublich sinnlichen und vollen Kusssmundlippen. Meli wirkt tatsächlich immer so, als hätte sie eine grelle Neonreklame mit der Aufschrift »Küss mich endlich, du Dummkopf!« direkt auf der Stirn stehen. Kaum zu glauben, aber bei diesen Minusgraden wurde uns trotzdem ganz schön heiß bei diesen leidenschaftlichen, dennoch sanft-gefühlvollen und tief sinnlichen Küssen. zwinker

Als nächstes Ziel war eine rund 370 km entfernte und in etwa viereinhalb bis fünf Stunden erreichbare Unterkunft mit dem vielversprechenden Namen Máttaráhkká Northern Light Lodge in Kiruna zum Übernachten eingeplant. Wir diskutierten kurz, ob wir – vor allem mit Blick auf meine Fahrer-Ausdauer – nicht doch noch heute das endgültige Ziel ansteuern sollten. In insgesamt acht bis neun Stunden, also gegen 22:00 oder 23:00 Uhr, wäre das theoretisch machbar gewesen.

»Das musst du allein entscheiden, mein Schneebär, weil du als Fahrer die ganze Zeit konzentriert durchhalten müsstest«, meinte sie. Wir hatten schon vor der Abfahrt im Heidelberger Spätherbst, damals noch über Österreich und durch ganz Italien bis nach Sizilien, ausführlich ausdiskutiert, dass Meli lieber nicht selbst fahren möchte. Sie besitzt zwar einen Führerschein und kann fahren, hält sich aber selbst für eine ungeübte und eher schlechte Fahrerin.

Insbesondere bei einem so teuren und technologisch komplexen Auto hat sie echte Angst davor, dieses durch einen dummen Unfall zu beschädigen. Und nicht zuletzt fährt sie einfach nicht gern selbst; sie fühlt sich dabei nicht wohl, sondern eher unsicher und angespannt. Ich hatte ihr zwar mehrmals angeboten, mit ihr zu üben, doch sie wollte nicht so recht, also fahre ausschließlich ich den gesamten Weg.

»Hm… ich könnte das sicher schaffen, ich bin in meinem Leben schon längere Strecken in kalten Nächten gefahren. Aber wozu auf vereisten Straßen unnötige Risiken eingehen und sich überanstrengen? Wenn wir morgen ausgeruht gegen Mittag ankommen, reicht das auch völlig aus. nur keinen unnötigen Stress.« Ich lächelte sie an, als wir in den bereits wohlig vorgeheizten EQS stiegen und unsere Fahrt fortsetzten.

»Ja, du Armer hast seit über einer Woche wirklich genug Stress mit dem dauernden Fahren. Übernachten wir lieber entspannt in der Lodge, und vielleicht kriegen wir dort auch endlich die magische Aurora Borealis zu sehen«, stimmte sie mir mit ihrer einschmeichelnden, aber auch erotisch-rauchigen Stimme zu. Sie beugte sich über die Mittelkonsole und küsste mich noch einmal heiß und innig, bevor ich den Wagen zurück auf die einsame Straße kurvte.

Die E-45 ist hier oben zwar gut geräumt, aber rundherum verwandelte sich jetzt alles immer mehr in ein klassisch-schneeweißes Winter-Wunderland. Während der Fahrt begann es zudem leicht zu schneien. Es herrschte bereits wieder stockdunkle »Nacht«, obwohl es eigentlich erst früher Nachmittag war; dichte Bewölkung und tanzende Schneeflocken wirbelten im genialen Licht der Digital-Light Scheinwerfer auf. Nur ab und zu kamen uns andere Autos und deren helle Scheinwerferstrahlen entgegen, obwohl die E-45 die Hauptverbindungsstraße nach Kiruna darstellt.

Hier und da hatten einige Enthusiasten sogar Bäume direkt am verschneiten Straßenrand weihnachtlich dekoriert und beleuchtet. Das erzeugte eine noch romantischere, fast schon etwas unwirkliche Stimmung in unserem gemütlich warmen „Raumschiff“ EQS auf der Reise durch das Nirgendwo nach Irgendwo. Meli seufzte mal wieder tief und gefühlvoll auf:

»Vor wenigen Monaten hätte ich mir das alles noch nicht mal im kühnsten Traum auszumalen gewagt. Erst nimmst du mich mit in mein geliebtes Italien, wirst mein genialer Liebhaber und Mentor, entführst mich in ein traumhaftes Barockschloss in Sizilien, fährst mit mir tausende Kilometer bis in den hohen Norden in ein romantisches Winter-Wunderland… und… und…« Sie brach den Satz ab, offenbar im Moment ein bisschen von der Wucht ihrer eigenen Gefühle überwältigt.

Bei ihrem oft so selbstbewussten, erotischen »Vollweib«-Äußeren und ihren beeindruckenden intellektuellen Fähigkeiten vergisst man nur zu leicht, dass Meli noch nicht einmal zwanzig Jahre alt ist und in ihrem jungen Leben noch nicht viel Schönes erlebt hat, seit sie aus Putins brutalem, menschenverachtendem Mafia-Reich und dieser grausamen Diktatur flüchten musste.

»Und…?«, schmunzelte ich liebevoll und streichelte ihr mit der rechten Hand sanft über Backe und Gesicht, während ich mit der Linken sicher lenkte und die teilweise vereiste Straße im dichten Schneefall gut im Blick behielt. Spürte ich da etwa sogar ein, zwei kleine, gefühlvoll-weibliche Tränchen über ihre Haut kullern? Meli schluckte spürbar und säuselte dann weiter.

»Und das alles passiert mir mit einem so superlieben, großzügigen Schmuse-Beschützerbär, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt und ohne, dass du je auch nur irgendetwas dafür von mir verlangt hättest. Es ist wie ein wunderschöner, aber eigentlich völlig unrealistischer Traum, der überraschend doch wahr wird. Du bist echt unglaublich!« Sie beugte sich erneut weit über die Mittelkonsole und gab mir einen schnellen, dennoch sehr gefühlvollen Kuss, wobei sie überlegt darauf achtete, mich nicht zu sehr vom anspruchsvollen Fahren abzulenken.

»Ach Meli, du weißt doch genau, solche lieben Dankes- oder Lobeshymnen machen mich eigentlich nur verlegen, auch wenn du es, wie ich weiß, natürlich vollkommen lieb meinst.« Bei all dem gleißenden Weiß-in-Weiß rundherum, wo Straßenränder und Markierungen nicht vom Schnee zu unterscheiden waren, konnte ich den Level-3 Autopiloten leider nicht nutzen und musste mich wirklich zu einhundert Prozent voll aufs Fahren konzentrieren.

 

»Weiß ich doch, mein Brummelbärchen. Komm, lass uns trotzdem mal nach einer kurzen Fahrpause schauen.« Das machten wir dann auch und entdeckten zufällig Björn Thunborg Viltaffär AB in der Strömgatan 32, 982 60 Porjus, mit dem dazugehörigen Cafe Björn. Das war erneut wie ein kleines, fast schon unwirkliches Abenteuer mitten in der Wildnis. Der Laden beziehungsweise das Café ähnelt einem völlig chaotisch mit allen möglichen Dingen vollgepackten General-Store aus dem früheren Wilden Westen der USA. Asbjörn ist ein hervorragend informiertes, gebildetes Original mit tiefen Kenntnissen der deutschen und schwedischen Geschichte; seine Frau, von allen respektvoll nur »die Chefin« genannt, ist ebenfalls sehr freundlich, gut informiert und hat in der Ehe wohl eindeutig die Hosen an.

Man kann dort zum Beispiel auch professionelle Ausrüstung für das Überleben in der nordischen Wildnis kaufen, Messer, Campingsachen, in Massen von nützlichem oder auch völlig unnützem Krimskrams als Andenken stöbern, leckeres Rentierfleisch und superwärmende Felle erstehen oder halt einfach nur einen heißen Kaffee trinken. Es ist schier unmöglich, treffend zu beschreiben, was man in diesem Laden, der wohl gleichzeitig im Hintergrund und im oberen Stockwerk ihr privates Zuhause ist, alles an Kuriositäten entdecken kann.

Schließlich rissen wir uns mühsam los und fuhren weiter, während wir noch eine ganze Weile amüsiert und fasziniert über das gerade Erlebte schwätzten. Unterwegs hörte der leichte Schneefall glücklicherweise auf und bald verzogen sich auch teilweise die schweren Wolken, was uns in der tiefen Dunkelheit erst so richtig auffiel, als plötzlich funkelnde Sterne und erste zarte Andeutungen von Nordlichtern am Firmament zu erkennen waren. Das freute uns natürlich riesig, und die Chance auf die faszinierend-magische Aurora Borealis am Himmel stieg mit jeder Minute unserer Fahrt.

Wer das noch nicht in der realen Präsenz einer tiefen, eiskalten, arktischen Nacht erlebt hat, dem kann man dieses Gefühl kaum mit Worten beschreiben. Fotos oder Filmaufnahmen im Fernsehen geben zwar einen gewissen Eindruck davon, was dort oben passiert. Doch wenn man selbst in der weiten nordischen Natur steht, am besten meilenweit abseits der Zivilisation unter einem unglaublich klar funkelnden Sternenhimmel, und ehrfürchtig nach oben schaut, ist das ohnehin schon ein zutiefst beeindruckendes Erlebnis.

Kommt dann auch noch das pulsierende Farbenspiel wabernder Nordlichter hinzu… man kann es wirklich nicht anders denn als ein zutiefst magisches Erlebnis beschreiben. In solchen Momenten werden selbst sehr abgebrühte Typen meist mucksmäuschenstill. Man starrt einfach wie gebannt nach oben und kann dieses gewaltige Schauspiel der Natur kaum fassen. 


 

Tatsächlich bekamen wir genau passend beim Erreichen der Máttaráhkká Northern Light Lodge einige wunderschöne Nordlichter zu sehen. Plötzlich zuckten die ersten grünen Schleier über den Himmel – zart zuerst, als würden sie von einer unsichtbaren Hand gezeichnet, dann immer intensiver, als würde das Firmament selbst atmen. Die Kälte vergaßen wir sofort, als wir Hand in Hand dastanden und dieses kosmische Ballett beobachteten. Meli drückte sich fester an mich, ihr Atem bildete Wolken in der eisigen Luft, während die Lichter über uns tanzten – mal sanft wabernd, mal explosiv aufblitzend, als würde der Himmel selbst feiern.

Wie diese magischen Nordlichter eigentlich genau entstehen? Die Aurora Borealis – diese tanzenden, grün-violetten Schleier am Nachthimmel – sind eigentlich ein kosmisches Feuerwerk, das die Sonne für uns veranstaltet. Der Sonnenwind, ein ständiger Strom aus geladenen Teilchen (meist Elektronen und Protonen), rast mit der unvorstellbaren Geschwindigkeit von bis zu 1,2 Millionen km/h durch das All und trifft schließlich auf die Erde.

Unser Planet hat dabei großes Glück: Sein starkes Magnetfeld lenkt die meisten dieser Teilchen zu den Polen ab, wo sie schließlich in die obere Atmosphäre (in etwa 100 bis 400 km Höhe) eintauchen. Dort knallen sie mit hoher Energie auf Sauerstoff- und Stickstoff-Atome – und genau dieser Aufprall lässt diese Atome leuchten: Sauerstoff strahlt dabei das klassische Nordlicht-Grün aus, während Stickstoff eher für Violett- oder Rosatöne verantwortlich ist.

Je stärker dieser Sonnenwind weht, zum Beispiel bei massiven Sonnenstürmen, desto intensiver und weiter südlich ist dieses Spektakel zu bewundern. In Norwegen, besonders nördlich des Polarkreises, ist das im Winter fast schon Alltag – einen klaren Himmel natürlich vorausgesetzt. Magisch? Oh ja! Aber wissenschaftlich gesehen ist es einfach reine Physik mit einem ordentlichen Schuss Kosmos. Und trotzdem: Wenn diese Lichter über einem zu tanzen beginnen, vergisst man augenblicklich jede rationale Erklärung und staunt nur noch wie ein kleines Kind.

Wir checkten ein, machten es uns in der gemütlichen Lodge bequem und stärkten uns erst einmal mit einem köstlichen Fleischgericht und je einem Glas gutem Rotwein. Es gibt dort eine romantische Außen-Hot-Tub, also einen größeren, fassähnlichen Jacuzzi für die Gäste der Lodge. Das Wasser ist so heiß, dass man auch bei aktuell minus 8 °C kein bisschen friert, während man aus dem blubbernden Wasser heraus dem Schauspiel am dunklen Himmel zuschaut. Darin entspannten wir uns gemütlich, schwätzten ungezwungen mit den anderen Gästen, die glücklicherweise alle gutes Englisch beherrschten, und hatten einfach Spaß.

 

Besonders eine skandinavisch lockere Familie mit zwei sehr hübschen Töchtern im Alter von ungefähr vierzehn und neunzehn Jahren war uns auf Anhieb sehr sympathisch. Im gemütlichen Aufenthaltsbereich vor einem romantisches Feuerlicht ausstrahlenden Kaminofen, saßen wir danach noch eine gute Stunde zusammen. Ihre lustige Oma hatte diese Familie ebenfalls dabei, und wir nahmen munter plaudernd weitere Heißgetränke oder noch mehr Wein zu uns.

Amüsanterweise schienen sich die beiden schönen Töchter in einer Art spielerischem, weiblichem Wettkampf gegenseitig dabei übertreffen zu wollen, mit dem fremden Capitano Steve zu flirten und mich mit ihrem Charme zu verzaubern. Skandinavische Girls und Frauen sind gewöhnlich sehr selbstbewusst, weitgehend emanzipiert und von klein auf daran gewöhnt, sogar mehr als nur gleichberechtigt zu sein. Hierzulande ist es durchaus üblich, dass sich Männer eher zurückhalten und darauf warten, von Frauen, die echtes Interesse an ihnen haben, quasi ausgewählt und angesprochen oder gleich direkt angemacht zu werden. Das ist sozusagen eine ganz eigene Art der Damenwahl; die Frauen entscheiden hier sehr selbstbestimmt, mit wem sie sich abgeben und vielleicht auf mehr einlassen wollen.

Mal etwas ernsthafter erläutert und mit Fakten belegt: Skandinavien ist weltweit absolut Spitze in der Geschlechtergleichheit – das WEF-Ranking 2025 gibt Norwegen Platz 2, Schweden Platz 5 und Dänemark Platz 12. Das ist kein Zufall: Seit den 70er-Jahren haben Politik und Kultur hier Frauen massiv gestärkt – gleiche Löhne, verpflichtende Elternzeit für beide Elternteile, exzellente Bildungschancen. Frauen sind hier nicht nur auf dem Papier »gleichberechtigt«, sondern oft die treibenden Kräfte der Gesellschaft: In Beruf, Politik und eben auch ganz offensiv beim Dating.

Wissenschaftliche Studien wie der »Nordic Approaches to Gender Equality« (aus der Universität Umeå) zeigen deutlich, dass skandinavische Frauen von klein auf lernen, völlig unabhängig zu sein – sie entscheiden selbst, was sie wollen, und warten eben nicht passiv auf irgendeinen fernen »Prinzen«. In der hiesigen Dating-Szene ist es völlig üblich, dass Frauen die Initiative ergreifen: Sie machen den ersten Move, wählen aktiv aus und flirten ganz offen – »Damenwahl« pur. Das entspringt einer tief verwurzelten Kultur der Gleichheit: Es gibt keinen gesellschaftlichen Druck, »brav« oder zurückhaltend sein zu müssen, sondern die volle Freiheit, selbstbewusst zu agieren.

 

In Norwegen und Schweden trifft man daher oft auf Frauen, die in jeder Hinsicht den Ton angeben – ob im Job, im Alltag oder eben beim Flirten. Aber es gibt natürlich auch Schattenseiten – die »Nordic Glass Ceiling« (eine Cato-Institute-Studie) zeigt etwa, dass Frauen trotz aller Gleichheit in den ganz hohen Führungsrollen oft noch unterrepräsentiert sind, und in einigen sehr ländlichen Regionen hält sich oft noch ein traditionelles Denken der klassischen Rollenverteilung hartnäckiger als in den Städten.

Und um es wieder etwas amüsanter zu beschreiben: Ich kenne das von früher und liebe bekanntlich sowieso besonders unabhängige, clevere und selbstbewusste Frauen. Während einer Geschäftsreise nach Oslo traf ich einmal eine Gruppe US-Jungmanager und wunderte mich zunächst köstlich über deren Verhalten, als sich auch richtig schöne, sexy Norwegerinnen ganz offen für sie interessierten.

Diese Männergruppe – alle für sich genommen attraktiv und selbstbewusst in ihrer heimischen US-Bubble – wurden in Oslo plötzlich mit diesen direkten, selbstbewussten norwegischen Frauen konfrontiert. Schon war es schlagartig vorbei mit der gewohnten Männerherrlichkeit! Die armen Kerle flüchteten regelrecht in die Hotelbar und verbarrikadierten sich dort fast wie in einem Fort! Sie waren geschockt, völlig überfordert und total aus dem Konzept gebracht – schlicht, weil die Frauen hier einfach machen, was sie wollen: anschauen, direkt ansprechen, offensiv flirten und initiieren.

Das amüsiert mich jetzt noch sehr, wenn ich an die Gesichter dieser Jungs denke. Die Kerle, die zu Hause vielleicht die großen Macker markieren, benahmen sich plötzlich wie kleine, verschüchterte Jungs – einfach, weil die Regeln des Spiels hier völlig anders sind. In Skandinavien ist das vollkommen normal: Frauen sind gleichberechtigt, finanziell unabhängig und übernehmen eben oft und gerne die Initiative.

Aber zurück zu den beiden Töchtern in der Lodge. Die waren höchstwahrscheinlich nicht wirklich an mir als Mann interessiert, dafür bin ich dann doch schon zu weit weg von ihrer Altersklasse. Es war wohl einfach so: Alle anderen männlichen Gäste in der Runde waren schon erheblich älter, und vermutlich faszinierte sie auch Meli als meine so sinnlich-erotisch und gleichzeitig sehr clever-intellektuelle Begleiterin. Sowie natürlich unser etwas ungewöhnliches Benehmen als polyamourös lebendes Paar und sicherlich auch die ganz typische, jugendliche Abenteuerlust und Neugierde auf das bisher Unbekannte, den „interessanten Fremden“ an sich. schmunzel

Gegen 22:30 Uhr zogen wir uns schließlich müde, aber sehr zufrieden in unser Zimmer zurück und machten uns gleich bettfertig. Wir genossen noch ein bisschen zärtlich-sinnlich-verspieltes Schmusen, wobei wir auch noch einmal amüsiert über die frechen Töchter und den Abend am Kamin lachten. Dann kuschelten wir uns in eine gemütliche Schlaflage, und was mich betrifft, so schlief ich nach diesem ereignisreichen Tag sehr schnell und tief ein.

 

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Schweden, #Dezember #9, Immer nördlicher, immer kälter

 

#25.12.22- Schweden, #Dezember #9, Immer nördlicher, immer kälter

Gähnend standen wir schon um 06:00 Uhr auf, duschten uns frisch und munter für den bevorstehenden Reisetag, und ich stahl mich noch schnell für meine geliebte Morgenzigarette auf den Balkon. Es war natürlich noch stockdunkel, eine tiefe, nordische Finsternis, die nur mühsam von den Lichtern der Stadt durchbrochen wurde. Der Sonnenaufgang war erst für 09:14 Uhr angekündigt, und mit 5 °C war es für Ende Dezember im schwedischen Inland eigentlich viel zu milde. Für diese Region und Jahreszeit untypisch und fraglos dem Klimawandel geschuldet. Laut Vorhersage sollte es jedoch im Tagesverlauf deutlich kälter werden, mit Minusgraden und vermutlich auch Schneefall, der die graue Welt in ein strahlendes Weiß hüllen würde.

Nur in den kuscheligen Bademantel gewickelt, darunter noch völlig unbekleidet, fror ich im Freien zwar etwas, aber noch erhitzt von der heißen Dusche war die beißende Morgenluft für eine Zigarettenlänge durchaus erträglich, muntermachend. Was mich zusätzlich erwärmte, war der Anblick von Meli durch das Fenster, die ihre prächtig geformte Fraulichkeit gerade in sexy Dessous zwängte und mir dabei so gewisse Blicke zublinzelte, als wolle sie sagen: »Dämlicher Mann, was rauchst du draußen in der Kälte, statt mir beim Ankleiden zu helfen?!« Ihr Schmunzeln verriet mir jedoch, dass sie meine kleine Auszeit auf dem Balkon durchaus tolerierte.

 

Gleich darauf machte auch ich mich schnell fertig, wir packten unsere Sachen zusammen und gingen zum Frühstücken. Das Hotel bot ein recht ordentliches Frühstücksbüffet und erfüllte uns sogar Sonderwünsche wie scharf angebratene Spiegeleier mit reichlich Zwiebeln, krossem Speck und Kräutern. Ansonsten war es halt ein typisches, international bis schwedisch angehauchtes Frühstücksbüffet, mit frischen Brötchen, kräftigem Brot, Wurst, Käse, Marmelade, frisch gepressten Säften und akzeptabel gutem Kaffee sowie sonstigen Beilagen, wie das wohl jeder Reisende kennt. Nichts Außergewöhnliches, aber auch nicht schlecht; gut genug jedenfalls, um sich damit lecker für die anstehende Weiterfahrt in den Norden zu stärken.

»Oh man, seit einer Woche nur im Auto unterwegs; es war wirklich keine gute Idee, von Sizilien bis Nord-Norwegen zu fahren«, seufzte ich und schlürfte an einem Café Crema, während ich die Route auf dem Handy nochmals prüfte.

»Ach komm, es ist auch ein tolles Abenteuer! Ich finds spannend und würde gegen nichts in der Welt tauschen wollen«, blinzelte Meli mit ihren immer so sinnlich-verlockenden Schlafzimmeraugen und einem ebensolchen Gesichtsausdruck, der jeden Zweifel sofort im Keim erstickte.

»Ja, mit mehr Zeit, mehr Übernachtungen, mehr Sightseeing und echtem Erleben der Umgebung wäre es wirklich interessant. Aber so artet es doch etwas in Stress aus, besonders für den Fahrer, der ständig die Reichweite und das Wetter im Auge behalten muss.«

»Armes, armes Fahrer-Bärchen…«, stichelte sie lieb und streichelte mir zärtlich über die Backe, was meinen kleinen Anflug von Frust sofort vertrieb.

Schon bald hatten wir ausgecheckt, das Gepäck im riesigen Kofferraum des EQS-SUV verstaut, und ich rauchte vor dem Losfahren schnell noch eine weitere Zigarette in der klammen Morgenluft. Der Wagen hatte die ganze Nacht an der 22-kW-Ladebox des Hotels gehangen und der Akku war zu 98 % gefüllt; also mehr, als man eigentlich für den täglichen Gebrauch vollladen sollte.

Am idealsten für die langfristige Langlebigkeit der Akkus ist es bekanntlich, wenn man sie möglichst oft bis auf knapp 20 % leert und nur bis zu 80 % oder etwas mehr lädt. Aber auch wenn man sie gelegentlich, wie auf so einer Extremtour, unter 10 % leerfährt und auf 90–100 % hochlädt, sind die heutigen Akkus bereits gut genug, um mindestens 250.000 km ohne nennenswerten Kapazitätsverlust durchzuhalten. Mercedes und sachkundige Leute prognostizieren dem 118-kWh-Akku des EQS sogar bis zu 500.000 km Lebensdauer, wenn man die Zellen einigermaßen pfleglich behandelt.

Übrigens fährt eine Freundin von mir immer noch meinen alten 2005er Mercedes-Diesel, mit inzwischen fast 330.000 km auf dem Tacho, und dank sorgfältiger, jährlicher Wartung ist diese Wagen immer noch erstaunlich gut in Schuss. Natürlich hat er mittlerweile altersbedingt kleine Macken und man sollte ihn auch nicht mehr mit über 150 km/h über die Autobahn jagen. Aber alles Wichtige funktioniert tadellos, er sieht noch immer einigermaßen schick aus und meine Freundin nutzt ihn täglich gern; sie will ihn tatsächlich fahren, bis er sozusagen auseinanderfällt oder eine so teure Reparatur ansteht, dass sie sich wirtschaftlich nicht mehr lohnt.

Mercedes war schon immer bekannt für die legendäre Langlebigkeit seiner Autos, wenn man sie ordentlich pflegt, und nicht zuletzt gerade deshalb bei Vielfahrern beliebt, auch wenn die meisten ihre Autos heute längst nicht mehr so lange behalten. Ich traf in der Türkei mal einen Taxifahrer mit einem uralten 220 D und sage und schreibe über 1.200.000 km auf dem Tacho, obwohl der Wagen als Taxi intensiv auf häufig auch schlechten Straßen genutzt wurde. Zwar ist auch Mercedes diesbezüglich nicht mehr ganz so unzerstörbar wie im letzten Jahrhundert, doch bis zu 500.000 km Laufleistung, bei guter Pflege, schätze ich auch für den hochmodernen EQS als durchaus realistisch ein.

Als unser erstes Zwischenziel hatte ich das knapp 400 km entfernte Malung und die dortige Tesla Supercharger-Station in der Brogatan 1 ausgewählt. Auch deshalb, weil es dort in der Nähe ein thailändisches und ein Sushi-Restaurant gibt. Leichte und gesunde asiatische Speisen sind ideal beim Fahren langer Strecken. Dieses Essen liegt nicht so schwer im Magen, macht nicht so müde wie eine fettige Portion Köttbullar, und außerdem lieben wir beide die asiatische Küche sehr.

Das Navi hatte 5 Stunden und 12 Minuten für die 396 km veranschlagt; wir machten nur eine kurze Kaffee- und Zigarettenpause unterwegs, verbunden mit ein bisschen Gymnastik im kalten Wind zum Ausgleich des ewigen Hockens im Auto. Der EQS hat zwar fantastische Sitze mit verschiedenen Massageprogrammen – von „Hot Stone“ bis „Aktivierung“ –, was es wesentlich angenehmer macht, lange Strecken zu bewältigen. Aber echte körperliche Bewegung können diese technischen Wunderwerke natürlich auch nicht ersetzen.

Der Thailänder in Malung erwies sich bei unserer Ankunft leider eher als ein größerer Kiosk und eine einfache Verkaufsstelle für asiatische Speisen und Waren. Es gibt drinnen nur einen einzigen Vierertisch, und was ich dort an Essen bei den anderen Gästen sah, wirkte auch gar nicht übel. Doch der Tisch war besetzt und der Verkaufsimbiss voll, also versuchten wir es bei Tod’s Sushi in der Lisagatan 30C, 782 31 Malung.


 

Dieses kleine, gemütliche Restaurant erwies sich als glücklicher Volltreffer mit hervorragender Speisequalität; alles war sichtlich mit viel Liebe zum Detail zubereitet und wurde sehr freundlich zu angemessenen Preisen angeboten. In einer so kleinen Ortschaft von unter 5.000 Einwohnern, wo die meisten Menschen nur achtlos durchfahren, erwartet man gar nicht, ein so gutes Lokal anzutreffen. Wir waren hochzufrieden und schlemmten köstlich. Der Betreiber verdient seine hohe Google-Bewertung von im Schnitt 4,5 Sternen bei beachtlichen 324 Rezensionen absolut zu Recht!

»Echt superlecker! Besser als in manchen teuren Japan-Restaurants in den Metropolen, in denen ich bisher war«, freute sich Meli sichtlich, als wir danach noch einen kurzen Verdauungsspaziergang machten. Dieser fiel allerdings nur knapp aus, weil bereits 13:00 Uhr vorbei war. Das bedeutete, dass uns gerade mal noch rund zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang blieben und wir noch eine ordentliche Strecke vor uns hatten.

Als nächstes Ziel zum Übernachten und Aufladen wählten wir das Clarion Hotel Grand Östersund in der Prästgatan 16, 831 31 Östersund. Das Hotel ist perfekt dafür geeignet, es verfügt über 10 Charging Stations – dort kann der EQS bequem über Nacht laden, während wir uns entspannen. In zentraler Lage bietet es zudem teilweise Seeblick, eine Sauna und einen Wellnessbereich. Das ebenfalls im Hotel befindliche NÒR Östersund Restaurant ist mit 4,6 Sternen auf Google hoch bewertet und sollte somit leibliche Genüsse auf einem Niveau bieten, mit dem wir zufrieden sein sollten.

 

Das Navi veranschlagte für die weiteren 377 km knapp fünf Stunden, also sollten wir mit einer typischen Kaffee- und Zigarettenpause gegen 19:00 Uhr ankommen. Nach kaum einer Dreiviertelstunde unterwegs kam es zum ersten „Elch-Zwischenfall“ dieser Fahrt. Mit diesen riesigen, majestätischen Tieren muss man auf Schwedens Straßen, besonders im waldreichen Hinterland, stets aufpassen. Jedes Jahr kommt es hier zu zahlreichen Unfällen, die oft schwerwiegend oder sogar tödlich verlaufen.

In Schweden ereignen sich jährlich etwa 4.000 bis 6.000 Unfälle mit Elchen (Älgen), basierend auf offiziellen Statistiken des Nationella viltolycksrådet (NVR) und Trafikverket. Elche machen ca. 7–10 % aller Wildunfälle aus (Gesamt-Wildunfälle: 60.000–68.000/Jahr, mit einem Rekord im Jahr 2023 von 68.697). Bei Elch-Unfällen in Schweden sterben jährlich etwa 5–15 Menschen, meist sind es 5–10, mit entsprechenden Schwankungen.

»Schau nur, was für ein beeindruckendes Tier«, wies Meli mit fast ehrfürchtiger Stimme auf einen Elchbullen am Straßenrand hin.

»Ja… hoho, und schau mal, wie er dich anstarrt; da fällt mir doch sofort folgende Geschichte ein«, grinste ich, während ich den Wagen stark abbremste und schließlich ganz anhielt. »Der Gute hat offenbar sofort deine Löwinnen-Aura gespürt und dachte sich wohl: Endlich mal eine würdige Partnerin statt dieser langweiligen Elch-Kühe hier im Wald! Der hat nicht einfach nur die Straße überquert, der hat für dich posiert, tief gegrunzt und versucht, Eindruck zu schinden. Mit seinen gewaltigen Schaufeln, dem imposanten Geweih und diesem eindeutigen „Komm her, Schöne!“-Blick.«

»Mir widersteht eben keiner, haha!« schmunzelte Meli in ihrer neuen Rolle als Elch-Verführerin – das war neu, passte aber perfekt zu ihrer allgemeinen Wirkung: Selbst wilde Bullen legen eine Vollbremsung ein und vergessen alles um sich herum. Ich armer Fahrer habe nur gebremst, um Blechschaden zu vermeiden – der Elch hat gebremst, weil er schlichtweg hin und weg war. Zum Glück wurde es kein Unfall, sondern nur ein kleiner, friedlicher Flirt mit der wilden Natur. Und der Bulle hat wahrscheinlich den Rest des Tages von der schönen Zweibeinerin geträumt, die da kurz durch sein Revier gefahren ist.

Ich nutzte den ungeplanten Halt gleich zu einer kurzen Zigarettenpause im Freien, während wir dem majestätischen Tier zuschauten, wie es „voll cool“ irgendwas am Wegesrand mampfte. Momentan liegt hier in der Gegend kaum Schnee, respektive ist er seit dem letzten Schneefall wieder weggeschmolzen. Doch die kleine Lichtung am Straßenrand ist von hohen, dunklen Fichten umgeben und liegt an einem nördlichen Hang, so dass dort kaum Sonne hinkam und noch ordentlich Altschnee liegengeblieben war. Beim genüsslichen Kauen starrte Elkie aber tatsächlich vor allem auf Meli, jedenfalls wirkte es in diesem Moment so, und sie flirtete lustig zurück.

»Hej du schöner, stattlicher Bursche; ja, du gefällst mir auch!« rief sie ihm lachend zu.

Amüsanterweise blökte er daraufhin tatsächlich kurz auf, als wolle er ihr zustimmen, und wir brachen beide spontan in schallendes Lachen aus. Ansonsten ließ sich der große, kräftige Bursche kein bisschen von uns stören und rührte sich keinen Millimeter von der Stelle, bis er die Pflanze, an welcher er gerade knabberte, genüsslich aufgefuttert hatte. Sehr belustigt stiegen wir schließlich wieder in den EQS und fuhren weiter, während wir uns die lustige Begebenheit noch eine Weile spielerisch ausmalten.


 

Bald darauf begann auch schon wieder diese magische, nordische Blaue Stunde, und zudem war es mittlerweile ziemlich dunstig-nebelig und stark bewölkt, sodass weder Mond- noch Sternlicht durch die Wolkendecke kam. Dort, wo es menschliche Siedlungen oder Aktivitäten gab, drangen manchmal Lichter und Scheinwerferstrahlen durch den Nebel, als wäre gerade ein Ufo mit Aliens gelandet. Darüber scherzten wir natürlich auch ausgiebig:

»Huuu… wie unheimlich…«, griff Meli theatralisch nach meiner Hand, obwohl sie wahrlich kein ängstlicher Typ ist und schon ganz andere Situationen gemeistert hat.

»Ich mache mir da gar keine Sorgen. Die wollen sowieso nur schöne Humanoidinnen entführen, um erotische Experimente mit ihnen durchzuführen; also wollen sie dich, nicht mich, hoho.«

»Und du gemeiner Schuft rettest und beschützt mich dann gar nicht? Voll gemein von dir!« Knuffte sie mich kräftig in die Seite.

»Aua! Was soll ein tapsiger Bär schon gegen weit überlegene Aliens mit Supertechnik ausrichten? Nö, da verstecke ich mich im Zweifelsfall lieber hinter dir und hoffe, dass alle Entführer männlich sind und nur dich wollen.« Dabei grabschte ich frech nach der himmlischen Weichheit ihres Busens.

»Hmm…, könnte eigentlich interessant werden. Die kennen bestimmt galaktisch-universelle, total geile Sexpraktiken und danach bist du für mich dann nur noch langweilig, hehe, ätsch!« Steckte sie mir verschmitzt die Zunge entgegen, und ich muss mal wieder erwähnen, was ich schon unzählige Male in diesem Blog beschrieb: Melis sinnlich-erotische Ausstrahlung ist wirklich unglaublich und wirkt in jeder Situation!

Durch diese ständigen Ablenkungen, Scherze und manchmal auch ernsthafteren Gespräche über Gott und die Welt verging die Zeit gefühlt deutlich schneller. Wir sahen noch mehrmals Elche im Scheinwerferlicht am Waldrand stehen, und ich passte höllisch gut auf, nicht in gefährliche Situationen zu kommen, falls diese majestätischen, aber manchmal etwas unberechenbaren Tiere unachtsam die Straße überqueren sollten.

Dabei halfen mir die hochmodernen Fahrassistenz-Systeme des EQS 580 4Matic und das fantastische, sozusagen mitdenkende Scheinwerferlicht ungemein; das erleichterte mir die Fahrt in der dunklen, schwedischen Nacht spürbar. Der adaptive Fernlichtassistent von Mercedes-Benz aktiviert automatisch das Fernlicht, sobald die Kameratechnologie erkennt, dass sich kein Fahrzeug voraus in Reichweite befindet oder entgegenkommt. Das System sorgt so für eine optimale Ausleuchtung der Fahrbahn in nahezu jeder Verkehrssituation.

Das Advanced-Paket umfasst bei Mercedes bereits das Assistenz-Paket mit den Fahrassistenzsystemen Aktiver Abstands-Assistent DISTRONIC und dem Totwinkel-Assistenten. Weitere Bestandteile sind MBUX Augmented Reality für die Navigation, beleuchtete Einstiegsleisten mit Mercedes-Benz Schriftzug sowie ein praktisches Ablagefach unter der Mittelkonsole.

 

Das Advanced-Plus-Paket beinhaltet zusätzlich zum Advanced-Paket das Fahrassistenz-Paket Plus, das Park-Paket mit einer hochauflösenden 360°-Kamera sowie das beeindruckende DIGITAL LIGHT. DIGITAL LIGHT besitzt in jedem Scheinwerfer ein Lichtmodul mit drei extrem lichtstarken LED, deren Licht mit Hilfe von 1,3 Millionen Mikrospiegeln gebrochen und präzise gerichtet wird. Diese revolutionäre Scheinwerfertechnologie kann zudem Hilfsmarkierungen oder Warnsymbole direkt auf die Fahrbahn projizieren. Neu sind zudem zwei Assistenzfunktionen: Der EQS kann den Start eines kooperativen Spurwechsels anzeigen und warnen oder eine klare Richtungsanweisung geben, wenn der Spurhalte- oder der Totwinkel-Assistent eine Gefahr erkennt.

Das Premium-Paket hebt den EQS schließlich auf ein echtes Top-Ausstattungsniveau. Die Ausstattungsdetails, zusätzlich zu den Inhalten der Advanced- und Advanced-Plus-Pakete sind: ein großes Panorama-Schiebedach, das Burmester® Surround-Soundsystem, ein Head-up-Display und die Klimatisierungsautomatik THERMOTRONIC.

Noch mehr Komfort bietet das Premium-Plus-Paket. Neben den Inhalten der Advanced-Pakete und des Premium-Pakets umfasst es Multikontursitze für Fahrer und Beifahrer sowie das AIR-BALANCE Paket zur Innenraumbeduftung.

Überhaupt ist die EQS-Serie, gleich ob Limousine oder SUV, ein absolut fantastisches Langstreckenfahrzeug, das es dem Fahrer so angenehm wie nur irgendwie möglich macht. Wer nicht nur schnell und umweltfreundlich, sondern vor allem entspannt und sicher an sein Ziel kommen möchte, ist gerade aufgrund der Vielzahl von Assistenzsystemen und „kleinen“ Annehmlichkeiten wie Massage-Funktion, Sitzheizung und -kühlung sowie Ionisierung und Beduftung des Innenraums im EQS bestens aufgehoben. Für den richtigen Sound sorgt das Burmester® Surround-Soundsystem. Dieses umfasst 15 Lautsprecher mit einer Gesamtleistung von 710 Watt, wodurch ein ungewöhnlich ausdrucksstarker, natürlicher Klang erzielt wird, der selbst bei hohen Geschwindigkeiten jede Nuance der Musik wiedergibt.

Es gibt schier unzählige Einstellmöglichkeiten für das Innenraum-Ambiente-Light, verschiedene Sitzmassagen, das Head-Up-Display in der Frontscheibe, Sensoren für nahezu jede erdenkliche Verkehrslage und viele nützliche wie auch weniger nützliche Spielereien. Die Kiste ist tatsächlich fast mehr ein rollender Hochleistungscomputer als einfach nur ein herkömmliches Auto. Ein bisschen fühlt man sich wie im luxuriösen Cockpit eines Raumschiffs auf dem Weg durch die Galaxis. Und mit 544 PS hat man Kraftreserven ohne Ende. Ich beschrieb ja schon auf Sizilien, dass dieser vergleichsweise klobige EQS-SUV sogar einen schnittig-eleganten Maserati Quattroporte locker abhängen kann, wenn es darauf ankommt. Ein großer Nachteil ist natürlich der Preis: Das alles gibt es mit Top-Vollausstattung für schlappe gut 180.000 Euro, was sich leider kaum jemand leisten kann.

Welches von all diesen Features mir in dieser Nacht auf der Landstraße gerade den Hintern gerettet hat, oder um es undramatischer zu sagen besonders hilfreich war, kann ich gar nicht aufschlüsseln. Es ist ein gelungenes Zusammenspiel modernster Technik des digitalen 12. Jahrhunderts. Die eher unnützen Spielereien werden sowieso meist nur von neuen Fahrern neugierig ausprobiert… und bald ignoriert, während die nützlichen Features quasi unauffällig im Hintergrund mitlaufen. Ein wirklich geniales Auto!

 

Schließlich erreichten wir kurz nach 19:00 Uhr das weihnachtlich-romantisch beleuchtete und dekorierte Clarion Hotel Grand Östersund. Von außen betrachtet ist es nicht gerade eine Schönheit, eher ein moderner Zweckbau, aber innen ist es sehr gut ausgestattet, gemütlich, sauber und überzeugt mit freundlich-professionellem Personal. Unsere Deluxe-Suite für 1.795 SEK (was etwa 164,26 Euro entspricht) war gemütlich und gefiel uns auf Anhieb gut. Wir nutzten auch gleich den Pool- und Spa-Bereich sowie den Trainingsraum für ein bisschen körperliche Betätigung nach dem langen Sitzen.

Danach stärkten wir uns im wirklich guten NÒR Östersund Restaurant, das vermutlich als gastronomisches Sub-Unternehmen im Hotelgebäude fungiert. Das Restaurantpersonal arbeitet hier auf höchstem Niveau, nicht nur professionell freundlich, sondern geradezu herzlich, und umsorgt die Gäste wunderbar, ohne dabei jemals aufdringlich zu werden oder zu wirken – ganz ohne unnötigen Snobismus. Die Speisen liegen qualitativ auf 5-Sterne Gourmet-Niveau. Unser Oberkellner war nicht nur hoch kompetent, was die Weinberatung anging, sondern auch dazu in der Lage, auf fast schon südländische Dolce-Vita-Art charmant ein bisschen mit Meli zu flirten, was sie sichtlich freute.

 

Sie liebt dieses spielerisch-unverbindliche Flirten, das selbstverständlich nicht wirklich etwas mit ernsthaft gemeinter Anmache zu tun hat. Das Ganze ähnelt eher einem intellektuellen Spiel und dem Austesten von galant-schlagfertigem Wortwitz in gegenseitigem Respekt und mit viel Sympathie. Nur innerlich unsichere Männertrottel reagieren darauf dämlich eifersüchtig – mit solchem Verhalten würde man eine Frau wie Meli sowieso nur sofort abschrecken.

Zur Verdauung spazierten wir in der frostigen Nachtluft noch hinunter zum Storsjön-See, an dem Östersund malerisch liegt. Inzwischen hatten wir ungefähr minus 3 °C, was sich durch die Brise vom Wasser her noch deutlich kälter anfühlte, aber herrlich erfrischend war. Ein kleiner Vorteil dieser ewig langen Fahrt ist ja, dass wir uns körperlich langsam an immer kältere Temperaturen anpassen konnten. Dadurch stiegen wir nicht, sozusagen geschockt, direkt von 20 °C plus in Sizilien kommend, bei klirrenden Minusgraden aus dem Flieger in Narvik oder Tromsø, sondern hatten uns über Tage hinweg langsam akklimatisiert. Meli liebt zwar Italien heiß und innig, ist als geborene Russin aber sowieso viel mehr Kälte gewohnt als ich.

»Ach schön…«, seufzte sie wohlig und eng bei mir eingehakt, während wir auf den dunklen See blickten, »…und so unheimlich romantisch, nicht wahr?!«

Einfühlsam lächelte ich sie an und drückte sie sanft an mich: »Denkst du wieder daran, dass du in zwei Wochen dein Praktikum in Rom beginnst und wir uns dann trennen müssen?«

»Hmm… ja«, schnurrte die Löwin leise. »Ich genieße die Zeit mit dir gerade sehr und werde dich danach verdammt arg vermissen.«

»Ich dich auch…«, antwortete ich und startete galant einen leidenschaftlichen Überfall mit einem langen, intensiven Kuss direkt am Ufer, was einige andere Spaziergänger – offensichtlich einheimische Schweden – zu amüsiert-frechen, aber sichtlich zustimmenden Kommentaren veranlasste, die wir jedoch sprachlich nicht verstanden. Aber die universelle Körpersprache, die Gesten und die lachenden Gesichtsausdrücke sagten bereits alles aus, was man in so einem Moment wissen muss, und wir lachten freundlich zurück.

 

»Huh, jetzt ist mir plötzlich wieder ganz heiß… und ich will mehr, hihi, komm schon!« flüsterte sie mir ins Ohr. Wir gingen zügig zurück zum Hotel in unsere Suite, und was dort hinter verschlossenen Türen noch bis gut nach Mitternacht passierte, muss leider aus triftigen Jugendschutzgründen strengstens zensiert werden, hoho. 

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