#25.01.08 Französisch-Polynesien, Januar
#2
Bei Sonnenaufgang wurden wir wach und wollten gerade schön
sinnlich schmusen, als ein tropischer Frechdachs-Wirbelwind voll
überschäumender Lebensfreude angelaufen
kam und sich kichernd zwischen uns schmiss.
»Aaaauuuufwachen ihr Schlafmützen-Zipfelmützen… hihihi…, gleich
gibt’s Frühstück!« Pruste Lisa und
schlängelte sich zwischen uns.
Die Süße war bereits im Meer plantschen, noch etwas feucht und wie
praktisch alle Mädchen sehr kitzelig. Zur Strafe für diese unbotmäßige Störung
am Morgen, kitzelten wir das Mädel von beiden Seiten heftig und ihr Bordhund Bo
fand dieses Spiel auch sehr reizvoll, sprang lieb bellend ebenfalls zu uns ins
Bett. Daraus entwickelte sich eine wilde Bettschlacht voller Lachen, Kreischen
und Kichern, bis wir ziemlich außer Atem nach Luft schnappten. *lach*
Ich ließ Virginie zuerst in das kleine, enge Badkabinett und ging
unterdessen an Deck, um ebenfalls ins herrliche Meer zu springen und sportlich
kraulend ein paar Runden, um den vor Anker dümpelnden Cat zu schwimmen. Das
Salz des Meerwassers spülte ich mir vergnügt unter der Deckdusche ab, während
im Deckshaus Kristina und Sophie das Frühstück vorbereiteten und den
Heck-Außentisch aufdeckten.
Schon versammelten wir uns alle munter und gut gelaunt um den
Tisch und stärkten uns plaudernd für den Tag. Wir hatten viel Sonnenschein und
Tag wie Nacht Angenehme 25-27°. Typisch für das subtropische Südseeklima zu
dieser Jahreszeit hier um Tahiti. Ungewöhnlich sind die derzeit sehr schwachen
Winde, momentan aus nördlicher Richtung. Normalerweise herrschen hier die
stärkeren Südost-Passat Winde vor.
Lisa, Virginie und ich, machten mit dem motorisierten Beiboot
einen Ausflug zu den vorgelagerten Riffen, nördlich unseres Ankerplatzes. Dort
gibt es Abseits der Fahrrinne eine verankerte, schwimmende Holzplattform, von
wo aus man z. B. Tauchtouren zu den Riffen unternehmen kann. Das d´Arue Riff
schützt die Küste und Lagune zum offenen Pazifik und macht es überhaupt erst
möglich, dass man zwischen Riff und Küste mit Booten ankern oder an der Küste
anlegen kann. Ansonsten würden Brandung und Schwell das praktisch unmöglich
machen.
Durch das Festmachen an der Plattform und von dort aus tauchen,
vermeidet man Beschädigungen der Riffes, wenn man sich mit kleinen Beiboot Ankern
dort verankert. Natürlich kann man ein Boot nicht einfach treiben lassen und
tauchen gehen. Ein Beiboot von einer anderen Yacht, mit drei Pressluft-Tauchern
lag gerade dort. Wir wollten nur nahe der Oberfläche ein bisschen Schnorcheln
und uns allgemein umschauen.
In diesem Gebiet, nahe der Küste und nur wenige Kilometer
nordöstlich von Papeete, waren Virginie und ich noch nicht tauchen oder
schnorcheln. Obwohl es so nahe der Hauptstadt von Tahiti liegt, gibt es
unzählige Fische und wirkt das Riff relativ gesund, was gerade in Zeiten des
Klimawandels keine Selbstverständlichkeit ist.
Wie immer war das Schnorcheln in der maritimen Unterwasserwelt
faszinierend. Das ist auch so etwas, was man mit Worten schwer beschreiben
kann, und es in der Realität erleben muss, um es wirklich zu verstehen. Dieses
scheinbar schwerelose Schweben in einem anderen, nassen Medium, voll schreiend
bunter Farben und Kunstwerken der Natur. Alles, was Menschen erschaffen können,
verblasst daneben zu unbedeutenden, unbeholfenen Versuchen, wie
Kinderzeichnungen neben einem van Gogh. Einfach faszinierend!
Zu Mittag waren wir zurück an Bord des Cat, wo Kristina einen
lecker-leichten Imbiss vorbereitet hatte. Es gab Riesengarnelen mit Djuvec-Reis
und gemischtem Salat und als Nachspeise eine große Schüssel tropischen
Obstsalat; wer wollte mit Sprühsahne und Eis aus dem Tiefkühler. Sehr lecker,
einfach zuzubereiten und gesund. *yummy*
Dann legten Virginie und ich eine gemütliche Schmuse-Siesta ein,
wobei wir uns auch ungeniert lieben konnten, da alle anderen von Bord waren. Zwei
Stunden später traf ich mich mit Sophie
und Lisa an der Küste, während die zurückgekommene Kristina und Virginie es
sich an Bord gemütlich machten und sozusagen unter Frauen miteinander schwätzten.
Ein süßes, junges Streuner-Kätzchen hatte sich mit den Girls
angefreundet, wurde lieb gestreichelt und mit einigen leckeren Häppchen
versorgt, während Lisas lieber Hund Bo ein bisschen eifersüchtig guckte. Aber
natürlich bekam auch Bo zärtliche Streicheinheiten, Futter und gleich darauf
tobte Lisa mit kindlicher Spielfreude auch wieder mit ihm herum. *schmunzel*
Sophie trug wieder nur ein verflixt durchsichtiges, sexy
Strandtuch, dass sie zudem auch mehrmals ablegte, um natürlich nackig im Meer
zu plantschen, was natürlich entzückende Anblicke für genießende Männeraugen
sind. Sie ist keine Nudistin, ist aber genauso locker-natürlich ungeniert gerne
nackig und findet verklemmte Moralapostel, die Probleme mit natürlicher
Nacktheit haben, bestenfalls nur nervend doof.
Sie hat einen wunderschön geformten, fraulichen Körper, gepaart
mit noch jugendlich-reizvoller Ausstrahlung und diesem 162 cm Schnuckelchen
Effekt. Natürlich weiß sie auch darum, wie sexy sie ist und ihr unbekleideter
Anblick auf Jungs und Männer wirkt, was sie typisch weiblich auch gern ein
bisschen frech ausreizt.
Etwas später kamen auch Kristina und Virginie, begleitet von Ben
an Land und wir machten gemeinsam einen langen Spaziergang entlang der Küste.
Lisa und Bo tobten dabei typischerweise viel mehr links, recht, vor und hinter
uns herum, als dass sie ruhig mit uns spazierten. Das ergab etliche, lustige
Situationen und mussten wir viel über den süßen Frechdachs und ihren lieben,
spielfreudigen Hund lachen.
Lisa steckt voller Energie und Lebenslust, ist auch überhaupt
kein weinerliches Kind. Selbst wenn sie sich beim allzu leichtsinnigen, wilden herumtoben
mal verletzt, hinfällt, ein Knie wund stößt oder so was, fängt sie nicht an zu
heulen. Noch während man sie behandelt, zappelt sie ungeduldig und kann es kaum
abwarten, gleich wieder loszulaufen und das nächste Abenteuer zu erleben. Die
Kleine ist wie ein tropischer Wirbelwind und saugt alles auf, was sie erlebt,
wie ein trockener Schwamm; lernt daraus und aus ihren Fehlern, oder auch nicht,
ist clever, aufgeweckt, neugierig auf alles und jeden und meist kaum zu
bremsen. *schmunzel*
An einem felsigen Strandabschnitt, wo aber auch ein Sandweg
bequemen Zugang zum Meer ermöglicht, liefen wir lachend in die gut 28° warmen
Fluten und plantschten herum. Kristina und Ben in Unterwäsche, weil sie sich
nicht so leicht trauen, locker-ungeniert nackig vor anderen Augen zu sein. Wir
anderen dagegen splitternackig, so wie es insbesondere in tropischen Meeren
einfach am natürlichsten und schönsten ist.
Es dämmerte bereits, Sonnenuntergang ist hier derzeit um 1839
Uhr und in tropischen Gefilden geht es dann bekanntlich ziemlich schnell, als
Lisa und auch ihr Bo endlich müde wurden und genug herumgetobt hatten. Wir
waren auch schon längst auf dem Rückweg und nicht mehr weit von dem Anlegeplatz
entfernt, wo wir unser Beiboot festgemacht hatten.
Es wäre nicht wirklich notwendig gewesen, aber natürlich liebt
Lisa auch dieses Spiel und so bettelte sie kichernd darum, das letzte Stück
getragen zu werden. Abwechselnd übernahmen Ben und ich schmunzelnd die Ehre,
ihre Prinzessin zu tragen und kitzelten den süßen Frechdachs dabei ein bisschen
so, wie sie es als Zehnjährige selbstverständlich auch zu gernhat.
Lachend kletterten wir in den Tender und ließen ihn absichtlich
stark schaukeln, während wir zurück an Bord übersetzten. Unter den zwei
Deckduschen an Back- und Steuerbord spülten wir uns nacheinander Sand und
Salzwasser ab. Ben blieb zum Abendessen bei uns, wobei Lisa doch schon ein
bisschen die glücklichen Augen zufielen und sie bald darauf in ihrer Koje
verschwand.
Was für ein herrliches Leben, mit kleinen und großen Abenteuern,
für Kinder und Jugendliche, wobei sie auch eine Menge lernen. „Normalen“
Schulunterricht bekommen Lisa, ihr Bruder und Dennis, der Sohn von Kristina und
George, von den Eltern. Gelegentlich auch von anderen Yachties, wenn es um
spezielle Themen geht oder manchmal auch bei Schulbesuchen an Land, wenn es
sprachlich möglich ist. Da sie schon rund anderthalb Jahre in Französisch-Polynesien
umhersegeln, hat z. B. Lisa mit kindlicher Leichtigkeit bereits richtig gut
Französisch gelernt Sogar von der Sprache und Kultur der Tahitianischen
Eingeborenen versteht sie inzwischen wesentlich mehr als ich.
Wir Erwachsenen plauderten noch gemütlich, mit ein bisschen
gutem Wein, im Heck-Cockpit hinter dem Deckhaus des Katamarans. Typischerweise
hat man auf einem Zweirumpf-Cat viel mehr Platz als auf einem klassischen
Einrumpf-Segelboot. Man sitzt auch bequemer und ruhiger, weil ein Cat
wesentlich weniger in der Dünung „wackelt“. Hier sowieso, da wir in der von den
Riffen geschützten Lagune ohnehin ziemlich ruhig vor Anker liegen und das Boot
nur sanft im Wind dümpelt. Der hatte inzwischen auf WzN gedreht und wehte mit
schwachen 10 kn.
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*Plaaaatsch* begann ich den Tag mit einem etwas misslungen
Kopfsprung in die Meeresfluten, weil ich auf einer nassen Pfütze von Lisa
ausrutschte. Der Frechdachs war schon längst munter und mehrmals von Bord ins
Wasser gehüpft. Natürlich fand sie meinen Ausrutscher sehr lustig und kicherte
vergnügt, fand es gleich darauf noch toller, von mir zur Strafe gejagt,
eingefangen, gekitzelt und untergetaucht zu werden. *schmunzel*
Abgeduscht frühstückten wir scherzend und plaudernd. Heute nahm
auch ich mal gesundes Müsli mit Tropenobst, vermischt mit so einer Art von
Kristina zubereitetem Grießpudding und Kirschsoße. Durchaus lecker und
sättigend, wenn auch nach meinem Geschmack etwas zu süß. Aber was solls, zur
Abwechslung mag ich so etwas gelegentlich auch ganz gerne.
Dann setzte ich mit dem Tender zunächst Kristina und Virginie über
an Land, weil sie in die Stadt gehen und zu einer nicht weit entfernten,
einheimischen Friseuse wollten. Lisa wollte eigentlich mitgehen, doch dann fand
sie am Anlegesteg ein sehr süßes, trauriges, junges Streuner-Kätzchen und
kümmerte sich sofort lieb um das zerzauste Wollknäul.
Ich musste zurück an Bord, um Online am Laptop einiges zu
erledigen und gegen 11 Uhr setzten Sophie und ich an Land über, wo Lisa
inzwischen das Kätzchen rundum versorgt und ihm ein gemütliches, geschütztes
Plätzchen in einem Verpackungs-Karton eingerichtet hatte. Offenbar und so jung
wie es noch ist, hat das Tierchen den Kontakt zu seiner Katzenfamilie verloren.
Lisa hatte sich umgeschaut, aber keine Katzenmama gefunden. Wir ließen es
erstmal dort und hofften, dass es noch gefunden wird. Ansonsten wird sich halt
Lisa weiter um das Tigerchen kümmern.
Zusammen mit Virginie, machten wir uns dann auf den Weg nach Ta´aone
oder Taa´one, ungefähr zwei Kilometer weiter östlich, an der Küste. Das ist ein
Freiluft-Treffpunkt, Veranstaltungsort und Strand, wo es aktuell für
Schulkinder und sonstige Interessierte, eine Informationsveranstaltung gab. Es
ging um Meeresschildkröten und deren aus dem Sand schlüpfende Turtle-Kiddies.
Lisa interessiert sich sehr für die Natur an sich, Natur- und
Tierschutz im Besonderen und findet zu ihrem ersten Meereserlebnis aus den
Geburts-Sandlöchern krabbelnde Schildkrötenkinder, wie die meisten Kinder „voll
süß“. Das Ganze war privat von Naturschützern organisiert und so interessante
gestaltet, ohne nervend Oberlehrerhaft rüberzukommen, dass es Spaß machte. Ich
dachte schon alles darüber zu wissen, lernte aber auch noch ein paar Dinge
dazu.
Von dort aus spazierten wir zum nahegelegenen Chez Tonton Gaston,
FFC2+7V6, Rue du Taaone, Papeete. Das ist ein nettes, einfaches
Familienrestaurant unter einem seitlich offenen Wellblechdach, mit üppiger
Hausmannskost zu angemessenen, günstigen Preisen. Das Lokal ist sichtlich
beliebt bei Einheimischen, die typisch Polynesier gern sehr üppig futtern und
meist ziemlich übergewichtig sind.
Das im Westen so beliebte Sehnsuchtsbildnis in den Köpfen, von
sexy-jungen, schlanken, halbnackten Südseeschönheiten, hat mit den heutigen
Realitäten wenig bis nichts zu tun. Ja, natürlich gibt es auch schlanke,
sexy-hübsche Polynesier, solang diese noch jung sind. Aber spätestens so ab
Mitte 20 gehen die meisten auseinander wie aufquellender Teig. Durchtrainiert
schlanke, ältere Polynesier sieht man nur selten. In deren Kultur und Lebensart
gehört das Fressen ohne Ende dazu und richten sich die Schönheitsideale eher an
üppigen Formen aus. Schlanke, ältere Polynesier sind da ungewöhnlich, gelten
als arm oder merkwürdig oder zu verwestlicht.
Von dort aus marschierten wir lecker vollgefressen zurück und
fuhren mit dem Beiboot, plus Getränken und Obst in Kühltaschen, zu einem
hübschen Strand an einer Bucht. Dort treffen sich gerne Yachtcrews, während
eher selten wenig Touristen oder Einheimische diesen Strand besuchen. Bei
unserer Ankunft befanden sich tatsächlich nur fünf andere Leute dort, die
offensichtlich lieber unter sich bleiben wollten.
Wir machten es uns unter Palmen gemütlich, plantschten gelegentlich
im Meer oder spielten mit Lisa. Virginie und ich machten auch ein ausgedehntes
Siesta-Nickerchen; langsam haben sich unserer Körper und der Biorhythmus
angepasst, doch so ein bisschen Schlummern am Strand, im angenehm subtropischen
Klima mit aktuell 28°, macht doch sowieso Freude. Besonders mir! *zwinker*
Ansonsten passierte heute nicht mehr viel. Gegen 16 Uhr kam noch
eine bekannte Yachtcrew mit ihrem Beiboot hierher, die zwei Jungs in Lisas
Alter haben. Die Drei spielten zusammen, wir Erwachsenen waren eher faul und
bei Sonnenuntergang schipperten wir alle zurück an Bord. Nach dem sehr üppigen
Mittagessen aßen wir nur wenig und machten es uns danach gemütlich. Ich las
weiter in dem angefangenen Roman, Virginie las auch in einem E-Reader. Lisa
ging schon bald schlafen.
Ach ja, nach dem süßen Streuner-Kätzchen schauten wir vorher
natürlich auch noch mal; entweder war es allein weitergelaufen, wurde von
seiner Katzenmama oder anderen freundlichen Menschen gefunden und mitgenommen;
jedenfalls war es nicht mehr dort, wo wir es gelassen hatten und auch nirgendwo
in der Umgebung zu entdecken. Notfalls hätte es Lisa mit an Bord genommen, aber
nur vorübergehend. Sie weiß zu gut, dass Yachten nichts für herumtapsende
Welpen oder Kätzchen sind. Meist landen die früher oder später unfreiwillig im
Meer und ersaufen elendiglich, da man unmöglich ständig auf die neugierigen
Tiere aufpassen kann.
Ihr geliebter Bo ist ein erfahrener Bordhund, bei dem
diesbezüglich keine Gefahr besteht. Aber so ein junges, tapsiges Kätzchen, dass
nur das Landleben und höchstens die Küste kennt, müsste man ständig in einer
Kabine einsperren und gut bewachen. Doch auch das könnte nicht lange gutgehen
und was macht man mit anderen, süßen Streunerkatzen und Kätzchen, die einem
ständig irgendwo begegnen? Nein, es ist besser man lässt sie dort, wo sie sich auskennen,
und verschleppt sie nicht in eine fremde, für solche Tierchen lebensgefährliche
Umgebung an Bord von Yachten.
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Gestern hatten wir heftigen, tropischen Dauerregen, mit einigen „Weltuntergang“
Gewittern, was auch fast die ganze Nacht anhielt. Solche Tage nutzt man an Bord
einer ankernden Yacht am besten zur Erledigung von Wartungsarbeiten im
Innenraum, oder wenn nichts Wichtiges zu tun ist, z. B. zum Lesen,
Gesellschaftsspiele machen, putzen, waschen oder so.
Natürlich war auf Kristinas und Georges perfekt gepflegtem,
blitzblank sauberem Cat absolut nichts zu tun und alles bestens in Schuss. So
nutzte ich den Tag vor allem dafür, um mich wieder genauer in die Technik und
Segelausstattung einzuarbeiten, mich mit allem vertraut zu machen. Immerhin ist es schon über
anderthalb Jahre her, seit ich zuletzt auf diesem großartigen Fahrtensegler
Katamaran unterwegs war und so habe ich inzwischen doch viel vergessen.
Außerdem bereiteten wir die Umverteilung der Kabinen und Kojen
vor. Morgen fliegt auch Kristina ins heimatliche Kanada und kommt Melanie aus
Paris an, die mit uns segeln wird. Virginie und ich werden in den
Backbord-Rumpf umziehen, Sophie, Melanie und Lisa werden sich den
Steuerbordrumpf teilen. Zudem muss die Crewliste bei den Behörden aktualisiert
werden und nicht zuletzt war es auch notwendig, mit den Eltern von Lisa per
Telefon / Videokonferenz und Mail zu kommunizieren. Diese kommen erst im Februar
wieder hierher auf ihren Cat.
Eigentlich war vorgesehen, dass die Süße bei einer anderen,
lieben Fahrtensegler-Familie mit ähnlich alten Kindern unterkommt, wenn
Kristina und George in der Heimat sind, wohin Sophie auch mitfliegen sollte,
bis ihre eigene wieder hier ist. Doch der Frechdachs wollte viel lieber mit uns
segeln und auch Sophies Anwesenheit ist daheim nicht notwendig. Also bleiben
die beiden bei uns, wogegen wir natürlich nichts einzuwenden hatten.
Aber immerhin sind wir
dann wie Erziehungsberechtigte verantwortlich für das Mädel und dem müssen die
Eltern, welche mich von damals gut kennen, auch schriftlich zustimmen. Es
könnte ja z. B. mal jemand von den Behörden kritisch nachfragen, was wir
eigentlich mit einem fremden Mädchen an Bord machen; oder sie wird krank /
verletzt sich, muss ins Krankenhaus oder so und dann muss es selbstverständlich
verantwortliche Erwachsene geben und wir nachweisen können, dass wir das sind.
Heute tröpfelte es am Morgen noch minimal, dann klarte es bald
immer mehr auf und wurde es schön sonnig. An den Temperaturen ändert Regen oder
nicht Regen sowieso so gut wie nichts. Die liegen typischerweise für das
hiesige Klima Tag und Nacht stets zwischen 25-28°, manchmal auch um die 30° und
wenn es mal ganz „schlimm“ kommt, sinken sie auf 24°. Dazu blies der Wind mit 3
bis 6 Bf aus Westen; kräftig am Vormittag, als wir Kristina zum Airport brachten,
am Nachmittag dann immer schwächer.
Melanie kam, bezaubernd jung und schön wie immer, mit Sophie und
Lisa sofort bestens klar und freute sich sehr, mit uns segeln zu können. Die
letzten Monate hatte sie als gefragte Jungschauspielerin viel Stress beim
abdrehen der letztes Jahr schon beschriebenen Sommer-Strandkomödie. Leider
funktionierte und harmonierte das ganze Filmteam nicht so gut, wie es im
Idealfall sein sollte. Nach ihren Erzählungen lag das hauptsächlich am „doofen
Regisseur und dem kalt berechnenden Chief-Producer“.
Die Feiertage hatte sie mit Familie und Verwandten verbracht,
was schön aber auch nicht gerade geruhsam war, da es viele Feiern bei vielen
Verwandten und Familienmitgliedern gab, es wohl ziemlich hoch her ging. Daher
freute sie sich auf die sozusagen ganz natürliche, geruhsame Sailing-Saltlife
Auszeit in Französisch-Polynesien. Also mal abgesehen davon, dass Melanie, Virginie
und ich, uns generell über das Wiedersehen und die gemeinsame Zeit freuten,
denn wir mögen uns sehr. *smile*
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Nach dem Frühstück verlegten wir zu einem Anlegesteg im
Yachthafen, um noch diverse, bestellte Vorräte und ein paar Ersatzteile zu
übernehmen. Wirklich notwendig war das nicht, von allem ist noch genug an Bord.
Aber da ich / wir in den nächsten Wochen wahrscheinlich längere Zeit, auch in
abgelegenen Regionen herumsegeln wollen, schadet es nicht zur Sicherheit mehr davon
an Bord zu haben.
Während wir das machten, schlich sich unbemerkt eine hübsche
Samtpfote an Bord, entdeckte in einer Bordtoilette die Toilettenpapierrolle und
wickelte diese komplett ab. Ich habe keine Ahnung was Katzen eigentlich so sehr
daran fasziniert, Papierrollen abzuwickeln und Gegenstände von ihrem Platz herunterzuwerfen.
Jedenfalls scheinen alle Katzen dieses Spiel zu lieben und natürlich konnten
wir dem Schnurr-Tiger nicht wirklich böse sein, dass es diese Badkabine auf
Katzenart „aufräumte“. *lach*
Lisa entdeckte das schöne Tier und hätte es am liebsten
mitgenommen. Aber wie schon beschrieben, ist es den Tieren gegenüber unfair,
sie mit auf Yachten zunehmen, wo sie mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwann
unbemerkt über Bord ins Meer fallen und dann elendiglich ersaufen. Also
brachten wir die verschmuste Katze wieder an Land, legten ab und begannen einen
30 Seemeilen Törn an die südliche Ostküste von Tahiti.
Dort lebt ein Franzose mit seiner einheimischen Frau und junger
Teen Tochter, mit welchen sich Kristina, Sophie, Lisa und George im letzten
Jahr angefreundet haben. Sie betreiben eine kleine, hübsche Pension für
Touristen an der Küste und leben dort ein Einfaches, aber schönes, zufriedenes,
sogar glückliches Leben im Südsee- „Paradies“ Tahiti. Sophie hatte
vorgeschlagen, mal dorthin zu segeln und die sympathischen Leute zu besuchen,
was ich bei der aktuellen Wind- und Wetterlage für eine ganz gute Idee hielt.
Normalerweise findet man an der Ostküste Tahitis, wegen dem gewöhnlich
vorherrschenden Südost-Passat selten Yachten, die dort ankern. Bei Starkwinden sind
die meisten Plätze dort, auch im Schutz von vorgelagerten Riffen, eher
unsichere Ankerplätze. Aber seit Tagen und wahrscheinlich noch etliche Tage
länger, liegt eine massive, meteorologische Störungszone östlich und nördlich
von Polynesien, welche die typischen Passatwinde verdrängt und für eher
schwächere Winde aus wechselnden Richtungen sorgt.
Derzeit hatten wir Winde aus W bis NW um die 10 kn; mit solchem
Wind von achtern, Halbwind erst von Backbord, später von Steuerbord, konnte der
Cat ein beachtliches Tempo von um die 7 kn halten. Zweirumpf-Katamarane sind
gewöhnlich etwas schneller als gleichlange Einrumpfboote unterwegs. Bei meist
schwer beladenen Fahrtenyachten spielt das zwar nur eine untergeordnete Rolle; echte
Fahrtensegler haben es im Allgemeinen nicht eilig, aber es macht dennoch Freude
flott, sicher und stabil durch die Ozeandünung des gigantischen Pazifiks zu
segeln.
Wie ich es früher schon öfters ausführlich beschrieb, bin ich
eigentlich ein großer Fan traditioneller, schöner Einrumpf-Yachten. Aber ich
gebe gern zu, dass zweirumpf-Katamarane doch beachtliche Vorteile gegenüber
Einrumpfbooten bieten. Man hat viel mehr Platz, segelt viel stabiler, da ein
Cat nun mal kaum krängt, ist gewöhnlich schneller unterwegs usw. usf. Zudem
sind Katamarane schon seit Jahrzehnten so gut und stabil gebaut, dass man die
früheren Bedenken aus den sechziger-, siebziger- Jahren des letzten
Jahrhunderts getrost vergessen kann; zumindest, wenn sie von renommierten
Werften kommen.
Kristinas und Georges Cat ist eine in Südafrika gebaute 15 m Knysna
Yacht 500 in der Owner Version / Layout. Diese Katamaran Werft gilt unter
Insidern schon seit Jahrzehnten als eine der besten Cat-Hersteller weltweit.
Bereits 12 Jahre alt und mit weit über 100.000 Seemeilen auf dem Buckel, ist
dieser Fahrten- / Bluewater Cat immer noch nahezu perfekt in Schuss und wird
locker weitere ein- zweihunderttausend Seemeilen überstehen, wenn keine Unfälle
passieren. Das liegt natürlich auch und nicht zuletzt an der hervorragenden
Pflege und Wartung, welche die bisherigen Eigner dem schönen Cat haben zukommen
lassen.
Kristina und George übernahmen den Cat vor rund fünf Jahren vom
ersten Eigner in der Karibik. Auch sie waren in ihrer Heimat, an der
kanadischen Westküste, früher traditionelle Einrumpf-Segler, bis sie begeistert
feststellten, wie großartig der Knysna Cat ist und segelt. Als fleißige,
disziplinierte Menschen und besonders George als erfahrener Ingenieur, halten
sie alles an Bord in bestem Zustand und können sie auch eigenständig schwierige
Reparaturen, das Auswechseln von technischer Einrichtung usw. durchführen.
Käme man als Yachterfahrener Mensch an Bord, ohne das Alter
ihres Cats zu kennen, würde man schätzen, dass die Knysna 500 wohl höchstens
fünf Jahre alt ist und noch nicht sehr viel gesegelt wurde, so top ist der
Zustand.
Rund viereinhalb Stunden später erreichten wir, nach einem
schönen, kleinen Törn, unseren geplanten Ankerplatz vor der Küste und dem
Anwesen der befreundeten Familie. Im Schutz von Riffen, fiel der Haken auf 8 m
Tiefe und grub sich fest in Korallensand ein. Platz zum Schwoien gab es genug,
so streckte ich 60 m Kette. Kurz noch das Deck aufklaren, dann setzten wir über
an Land, wo uns die lieben Leute bereits erwarteten, und Mittagessen
vorbereitet hatten.
Andre´ ist ca. Vierzig, seine Frau Marie, eine etwas negroide
Polynesierin mit vermutlich auch schwarzen Vorfahren, dürfte etwa 35 sein.
Tochter Marguerite sieht man ebenfalls die dunkle Haut negroider Vorfahren an;
sie stammt noch aus der ersten Ehe von Marie. Die drei sind begeisterte
Nudisten und haben dementsprechend auch nudistische FKK-Gäste in ihrer kleinen,
hübschen, sauberen und gepflegten Pension.
Sie wussten von Sophie, dass wir zwar nicht direkt Nudisten sind,
aber mit natürlicher Nacktheit keinerlei Probleme haben und so begrüßten sie
uns völlig locker nackig. Es sind ganz normale, fleißige, nette und gute
Menschen. Marguerite ist mit ihren ca. 12-13 Jahren ein sportlicher
Frechdachs-Typ und liebt es, wie ihr ebenfalls sportlicher Vater, im Meer zu
surfen, tauchen, klettern und wandern zu gehen.
Marie ist entgegen polynesischen Traditionen auch ein
sportlich-schlanker und mütterlicher Typus Frau, die sich hier mit ihrer
kleinen Familie und den wenigen Gästen sichtlich wohl fühlt; es liebt sich um
alles zu kümmern, lecker zu kochen und sozusagen die Mutter der Kompanie zu
sein. In klassischer Rollenverteilung kümmert sich Andre´ vor allem um die
Technik, Wartung und schwerere Arbeiten in und um das kleine Anwesen. Eindeutig
eine glückliche Familie, die hier sehr zufrieden lebt.
Zu essen gab es eine sehr würzige, klassische, mit Käse
überbackene französische Zwiebelsuppe, große, köstliche Guppy Fischfilets mit
Kräutersoße, Süßkartoffeln und gemischtem Salat und als Nachspeise
Zitronenküchlein mit / ohne Sahne, sowie Tropenobstsalat und Käse mit
Weintrauben auf Kräckern. Dazu tranken wir ein wenig guten Weißwein und
Mineralwasser, danach noch Kaffee und natürlich wurde ausgiebig geplaudert.
Später gingen wir von der Yacht, mit Marguerite im Meer
plantschen, schwimmen und luden die Familie ein, uns am Abend an Bord zu
besuchen. Vor allem Marguerite war verständlicherweise neugierig auf unseren
Katamaran und wir nahmen sie schon früher mit. Das Naturkind ist sehr
aufgeweckt, interessiert und eine gute Schülerin, auch wenn sie am
allerliebsten so viel Zeit als nur möglich mit Sport und in der Natur verbringt.
Mit Paddle- / Surfboards waren wir noch längere Zeit in der
Lagune unterwegs. Eine richtige, von Korallenriffen umschlossene Lagune ist das
hier nicht. Es gibt nur mehr oder weniger breite und lange Riffe, im Schnitt so
etwa 1 km vor der Küste, die einigermaßen Schutz vor der pazifischen
Ozeandünung und den Wellen bieten. Nicht überall, sondern nur an einigen
Stellen, mit breiten, offenen Durchbrüchen zum offenen Meer.
Frechdachs Lisa und die ähnlich tickende Marguerite teilten sich
ein Board, Sophie und Melanie ein weiteres, sowie Virginie und ich ebenfalls
eines. An den Riffen wimmelt es von Fischen, auch vielen köstlichen
Speisefischen, womit sich die Küstenbewohner kostenlos versorgen können, ohne
dabei die Natur durch Überfischung zu schädigen. An Land gibt es kleine
Ansiedlungen in Dorf Art, mit meist kaum mehr als ein paar Dutzend Bewohnen,
sowie vereinzelte Häuser und Klein-Bauernhöfe.
Dort werden Schweine, Hühner, Rinder usw. gezüchtet,
Süßkartoffeln, Jams, Gemüse und Tropenobst angebaut. Alles nur Kleinbetriebe,
welche vor allem sich selbst und die Bevölkerung in der Nähe versorgen. Eher
wenig, vielleicht ein Drittel, wird als Überschuss zu größeren Siedlungen
gebracht und verkauft. Das tropisch feuchte Klima sorgt für eine üppig blühende
Natur, aus welcher sich die Einheimischen quasi kostenlos selbstversorgen
können. Im Falle eines atomaren, dritten Weltkrieges oder ähnlicher Katastrophen,
könnten sich die derzeit 189.000 Dauerbewohner der nur 1 042 km² großen
Doppelinsel, aus dem Meer und der tropischen Natur mit allem versorgen, was der
Mensch zum Überleben benötigt.
Tahiti zählt geografisch zu dem Archipel der Gesellschaftsinseln
(französisch Îles de la Société), genauer zu den Inseln über dem Winde
(französisch Îles du Vent). Sie ist die größte und bevölkerungsreichste Insel
des Archipels. Tahiti ist eine Doppelinsel aus Tahiti Nui (Groß-Tahiti) und dem
kleineren und dünner besiedelten Tahiti Iti (Klein-Tahiti), die durch den
Isthmus von Taravao verbunden sind.
Das Landschaftsbild ist von steilen Gipfeln geprägt, deren
höchster, der Mont Orohena auf Tahiti Nui, 2241 m emporragt. Die höchste
Erhebung auf Tahiti Iti ist der Mont Ronui mit 1332 Metern. Fließgewässer haben
tiefe Täler eingegraben, die von schroffen Felsgraten begrenzt werden. Das
unbewohnte Inselinnere ist dicht mit tropischer Vegetation bewachsen und wird
von unbefestigten Wegen und Fußpfaden nur stellenweise erschlossen. Die
Siedlungen befinden sich in dem schmalen Küstenstreifen, der Norden und Westen
von Tahiti ist am dichtesten besiedelt.
Französisch-Polynesien liegt nicht zentral im gigantischen
Pazifik, der nahezu die halbe Erdoberfläche bedeckt, sondern eher südöstlich. Dennoch
sind es gewaltige Entfernungen tausender Kilometer, bis zu den nächsten
Kontinenten. Es ist ein erstaunliches, kleines Wunder, dass es der Natur und den
Menschen dennoch schon vor tausenden Jahren gelungen ist, diese winzigen
Eilande in der schier endlosen Wasserfläche des Pazifiks zu finden und zu
besiedeln.
Tahiti wird aus zwei in nordwestlicher Richtung orientierten
Schildvulkanen gebildet, die einst aus dem Society-Hotspot unter der
Pazifischen Platte entstanden sind. Die beiden bereits erloschenen Vulkane
haben die Inselteile Tahiti Nui und Tahiti Iti ausgebildet, die parallel zum
allgemeinen Trend der Hotspot-Strecke der Gesellschaftsinseln ausgerichtet
sind. Sie zeigen aus der Luft die Form einer Acht und bestehen aus magmatischen
Gesteinen, im Wesentlichen aus Basalten und dem Basalt eng verwandten Eruptivgesteinen.
Mit der Pazifischen Platte bewegt sich die Insel mit ca. 12,5 cm pro Jahr in
Richtung Nordwest.
Tahiti gehört geologisch zur Kette der Gesellschaftsinseln
(Society Island chain), einer Reihe teils submariner Vulkane, die sich von
Nordwest nach Südost im Südpazifik erstreckt und zu der auch die Atolle Bora
Bora, Raiatea, Huahine, Moorea und Tetiaroa zählen. Die Inseln Tahiti und
Mehetia sind, zusammen mit dem untermeerischen Vulkan Teahitia, die jüngsten
dieses Archipels. Für die beiden Inselteile Tahitis wurde ein Alter von 0,5 bis
2 Millionen Jahre ermittelt, wobei Tahiti Iti deutlich jünger ist als Tahiti
Nui. Die Riffbildung des erdgeschichtlich recht jungen Atolls ist noch nicht
fortgeschritten, das Saum Riff um die Insel noch nicht vollständig geschlossen.
Das Klima ist tropisch-feucht. Die Jahresdurchschnittstemperatur
beträgt 26 °C, wobei sich die einzelnen Monate nur unwesentlich unterscheiden.
Im Jahresmittel fallen 1761 mm Regen (zum Vergleich: Köln 797 mm). Die
regenreichsten Monate sind Dezember und Januar mit mehr als 300 mm Regen. Die
Regenfälle sind aber – wie in den Tropen üblich – heftig und nur von kurzer
Dauer. Eher trocken sind die Monate August und September mit durchschnittlich
weniger als 50 mm Regen.
Die Vegetation Französisch-Polynesiens ist von zwei
Besonderheiten gekennzeichnet: einem hohen Anteil endemischer Pflanzen bei
einer relativen Artenarmut. Die isolierte Lage der Inseln und die Tatsache,
dass sie niemals mit einer kontinentalen Landmasse verbunden waren, erklärt die
hohe Zahl endemischer Pflanzen. Im Südpazifik breiteten sich die Pflanzen von
West nach Ost aus. Das führte dazu, dass die Biodiversität der Inseln nach
Osten zu abnimmt. So weisen die im Westen gelegenen Inseln Neuguinea und Neukaledoniens
gegenüber Tahiti eine weit höhere Anzahl von Arten auf. Deutlich artenärmer
sind dagegen die Pitcairninseln und die Osterinsel im äußersten Osten des
Pazifiks.
Die gebirgigen Teile Tahitis sind mit einem üppig wachsenden,
größtenteils noch naturbelassenen Bergregenwald bedeckt. In den ständig
feuchten und schattigen Tälern wachsen Farne, darunter zahlreiche endemische
Arten. Die Farne haben einen Anteil von rund 30 % an den in Polynesien
wachsenden Pflanzen.
Traditionell kultivierten die Polynesier zahlreiche
Blütenpflanzen für die Ausgestaltung ihrer Feste und religiösen Zeremonien,
darunter den Hibiskus, die Tiare (Gardenia tahitensis), aus der das Monoi-Öl
oder Monoi Tiare de Tahiti hergestellt wird, die Bougainvillea und den
duftenden Jasmin, die man auch heute noch in jedem Hausgarten finden kann.
Inzwischen hat der Mensch die Flora auf dem dicht besiedelten
Tahiti entscheidend verändert. Bereits die ersten polynesischen Siedler führten
ursprünglich nicht auf der Insel heimische Nutzpflanzen ein, zum Beispiel den
Taro. Um die terrassierten Felder für den Nassfeldanbau des Taros (ähnlich wie
in Asien für den Reis) anzulegen, wurde die Landschaft bereits in
protohistorischer Zeit großflächig umgestaltet.
Weitere Pflanzen brachten die Europäer nach Tahiti, die sich
teilweise ausgewildert und zu einem Problem für die einheimische Flora
entwickelt haben. Ein Beispiel ist die ursprünglich aus Südamerika stammende
Guave. Die Pflanze wurde wegen ihrer wohlschmeckenden Früchte eingeführt und
fand auf Tahiti beste Wachstumsbedingungen vor. Mittlerweile überwuchern
Guavenbüsche großflächig auch unzugängliche Inselbereiche und bedrohen so
indigene Pflanzengemeinschaften.
Tropische Früchte werden überwiegend für den eigenen Bedarf
angebaut, die Mitte des 19. Jahrhunderts von den Franzosen eingeführte
Tahiti-Vanille wird hingegen exportiert und ist wegen ihrer hervorragenden
Qualität sehr begehrt.
Die größeren Tiere Polynesiens wurden alle vom Menschen
eingeführt. Bereits die ersten Siedler brachten Hunde, Schweine, Hühner und die
Pazifische Ratte als Nahrungstiere mit, die Europäer führten Ziegen, Kühe,
Schafe und Pferde ein. Autochthone Landtiere sind lediglich Insekten, Krebse,
Schnecken und Eidechsen.
Endemische oder autochthone Landvogelarten wie die
Rotschnabelralle, der Tahiti-Laufsittich oder die Tahiti Taube waren wenige
Jahre nach Ankunft der Europäer auf Tahiti ausgestorben. Heutzutage kommen noch
der sehr seltene Tahiti-Monarch (Pomarea nigra), die Purpurkappen-Fruchttaube
(Ptilinopus purpuratus), die gefährdete Tahiti-Fruchttaube (Ducula aurorae)
sowie der Tahitiliest (Todiramphus veneratus) vor.[7]
Für den Menschen gefährliche Tiere gibt es auf Tahiti nicht,
insbesondere keine Schlangen. Unangenehm sind Sandflöhe am Strand, eine giftige
Hundertfüßerart aus der Familie der Scolopender und die im Landesinnern überall
präsenten Stechmücken.
Die Meeresfauna des Korallenriffes ist sehr artenreich. Neben
Hunderten verschiedenartiger Korallenfische sind zahlreiche Mollusken, Kraken,
Stachelhäuter und Krebstiere des tropischen Meeres vorhanden. Hinter dem Riff
gibt es Haie, Rochen, Schwertfische, Meeresschildkröten und, besonders von
August bis November, gelegentlich auch Wale.
Tahiti wurde – wie die anderen Gesellschaftsinseln auch – etwa
um 200 v. Chr. von Tonga und Samoa aus besiedelt.[9] Spuren der ersten Siedler
sind kaum vorhanden. Da natürliche Höhlen und Felsüberhänge, anders als zum
Beispiel auf den Marquesas, auf Tahiti weitgehend fehlen, vermutete der
amerikanische Anthropologe Kenneth P. Emory, dass die ersten Einwohner in
strandnahen Kleinsiedlungen der Küstenebene lebten.[10] Von der Geografie der
Insel mit ihren abgeschlossenen, sich zum Meer hin öffnenden Tälern begünstigt,
bildeten sich mit zunehmendem Bevölkerungswachstum alsbald unabhängige
Stammesfürstentümer heraus, die sich wiederum in einzelne Clans aufspalteten.
Die Stammesgesellschaft war streng hierarchisch gegliedert und in mehrere
soziale Ebenen geschichtet.
Zur Zeit der Kulturblüte, das heißt vor der europäischen
Entdeckung, hatte Tahiti vermutlich 35.000 Einwohner.[12] Zur Ernährung der
Bevölkerung war ein ausgeklügeltes System der Landnutzung angelegt worden,
dessen kunstvoll be- und entwässerte Anbauterrassen für Taro stellenweise heute
noch archäologisch nachweisbar sind. Weitere bedeutende Kulturpflanzen waren
die Brotfrucht, die Kokospalme und die Tahiti Kastanie (Inocarpus fagifer aus
der Familie der Fabaceae).
Im Gegensatz zu seiner heutigen Bedeutung war Tahiti vor der
europäischen Okkupation nicht das politische und religiöse Zentrum der
Gesellschaftsinseln. Diese Rolle fiel Raiatea zu, der mythischen Geburtsstätte
des Kriegsgottes Oro, wo auch der Marae Taputapuatea, die heiligste aller
Kultplattformen Polynesiens, stand.
Die Machtverhältnisse der Gesellschaftsinseln waren bis zum
Eingreifen der Europäer weitgehend ausgeglichen, auf Tahiti gelang es zunächst
keinem Stamm, die Oberherrschaft zu erringen.
Europäische Einflussnahme
Siehe auch: Königreich Tahiti>>>
Es ist nicht abschließend geklärt, welcher Europäer als
Entdecker Tahitis gelten kann. Der Portugiese Pedro Fernández de Quirós
sichtete am 10. Februar 1606 eine bewohnte Insel, die er Sagittaria nannte und
bei der es sich nach Meinung einiger Chronisten um Tahiti gehandelt haben
könnte. Eine Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht. So gilt heute der
Engländer Samuel Wallis als erster Europäer, der am 21. Juni 1767 Tahiti
betrat. Er nannte die Insel King George Island. Bereits im folgenden Jahr, am
6. April 1768, landete der Franzose Louis Antoine de Bougainville, blieb neun
Tage und bezeichnete Tahiti euphorisch als „La Nouvelle Cythère“ (das neue
Kythira; gemeint ist die Liebesinsel der Aphrodite).
Im Bewusstsein der Europäer sind besonders die Besuche von James
Cook geblieben. Am 13. April 1769 ankerte er mit seinem Schiff Endeavour in der
Matavai-Bucht, ca. 10 km nördlich des heutigen Papeete. Er hatte den Auftrag,
den Venustransit zu beobachten, und errichtete zu diesem Zweck eine
provisorische Sternwarte. Heute befindet sich an dieser Stelle der Leuchtturm
Pointe Vénus. Mit Cook reiste der Botaniker Joseph Banks, der während des
dreimonatigen Aufenthaltes umfangreich botanische Studien durchführte. Seine
dabei gewonnenen Erkenntnisse führten zur Fahrt der Bounty von 1787 nach
Tahiti, mit der die britische Admiralität William Bligh beauftragte. Die Bounty
sollte von Tahiti Pflanzen des Brotfruchtbaums mitbringen, dessen Früchte sich
in Banks’ Augen als billiges Nahrungsmittel für Plantagensklaven empfahlen.
Am 12. November 1772 ankerte die spanische Fregatte El Águila in
der Baie de Tautira auf Tahiti Iti. Ihr Kapitän Domingo de Boenechea hatte den
Auftrag von Manuel d’Amat i de Junyent, dem Gouverneur von Chile und Vizekönig
von Peru, Tahiti für Spanien zu annektieren. Er nannte die Insel nach seinem
Auftraggeber Isla de Amat. Die Annexion blieb jedoch ohne politische
Nachwirkungen.
Am 17. August 1773 kehrte James Cook nach Tahiti zurück. In
seiner Begleitung befanden sich die beiden naturwissenschaftlich gebildeten
Deutschen Johann Reinhold Forster und Georg Forster. Die Berichte der frühen
Entdecker bestimmten lange Zeit (und teilweise heute noch) das Bild der
Europäer von der Südsee.
Bougainvilles romantisch angehauchter Reisebericht Voyage autour
du monde sowie Georg Forsters 1777 erschienene Reisebeschreibung A Voyage Round
the World schienen Jean-Jacques Rousseaus Menschenbild vom „Edlen Wilden“ zu
bestätigen, den die Europäer auf Tahiti gefunden zu haben glaubten.
Philibert Commerson, der Botaniker der Bougainville-Expedition,
war begeistert von der angeblich friedlich in paradiesischer Natur
zusammenlebenden Gesellschaft auf Tahiti, das er in einem Brief an den mit ihm
befreundeten Astronomen Jérôme Lalande als das wirkliche „Utopia“ bezeichnete.
Commersons Korrespondenz wurde im November 1769 in der Zeitschrift Mercure de
France veröffentlicht.
Als Reaktion auf diese enthusiastischen Reiseberichte erschienen
mehrere Romane, die in der Zeit der Romantik das gern gesehene, aber völlig
falsche Bild des „Paradieses Südsee“ schnell verbreiteten. Der französische
Schriftsteller Nicolas Bricaire de la Dixmerie (1730?–1791) betonte – wie
andere auch – besonders die erotischen Seiten dieser elysischen Gesellschaft
der „Wilden“. Er schrieb, diese Insel, auf der die Natur alle Ressourcen zur
mühelosen Verfügbarkeit des Menschen bereithalte, sei „ausschließlich der
Verehrung der Liebe gewidmet“. Die Schriftstellerin Joséphine de Monbart
bezeichnete in ihrem sentimentalen Briefroman Lettres Tahitiennes von 1781
Tahiti als „Archetyp des Paradieses“ (archétype paradisiaque) und empfahl die
Lebensweise der „Wilden“ als einen „neuen Weg zur Entdeckung des Glücks“.
Der dritte Besuch Cooks auf Tahiti dauerte von Mitte August bis
September 1777. Auf Einladung eines Häuptlings nahm er an einer religiösen
Zeremonie an einem Marae teil, die in einem Menschenopfer endete.
Die europäischen Schiffe steuerten in der Regel die
Matavai-Bucht an. Die Bucht – Wallis nannte sie vorausschauend „Royal Bay“ –
gehörte zum Stammesfürstentum Pare, dessen Ariki war Pomaré I. Er wurde daher
von den Europäern als „König“ der gesamten Insel betrachtet, obwohl er nur
einer von acht unabhängigen Stammesfürsten war. Da es für die europäischen
Besucher zudem nützlich war, nur einen Ansprechpartner zu haben, unterstützten
sie die Pomaré-Dynastie in ihren Stammesrivalitäten auch militärisch, sodass
Pomaré I. um 1780 die gesamte Insel seiner Herrschaft unterwerfen konnte.
Pomarés Eroberungskriege und die von den Europäern eingeschleppten Krankheiten
führten zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang. Missionare schätzten 1804
die Bevölkerungszahl Tahitis nur noch auf 6.000 Menschen.
Im Jahr 1796 beschloss die London Missionary Society (LMS) das
Schiff Duff unter dem Kommando von Kapitän James Wilson auszurüsten, um
Missionare nach Tahiti, Tonga, den Marquesas, Hawaii und Palau zu entsenden. An
Bord befanden sich 30 Missionare, davon vier ordinierte Geistliche. Ein acht
Jahre später zur Zentrale der Society entsandter Bericht beschreibt die Erfolge
der Zivilisation und der Mission der „Eingeborenen“ Tahitis aber als eher
gering.
Um 1800 begannen Walfänger Tahiti als Anlaufstation während
ihrer oft mehrjährigen Fangreisen im Pazifischen Ozean zu entdecken. Von dem
Missionar William Crook 1818 gegründet, wurde Papeete der hauptsächliche
Versorgungshafen für Walfangschiffe im Südostpazifik. 1801 entsandte die Royal
Navy die Brigg Porpoise von Port Jackson nach Tahiti, um gepökeltes
Schweinefleisch für die Kolonie New South Wales einzuhandeln. Das war der
Einstieg in einen rund 30 Jahre dauernden lukrativen Handel mit Salzfleisch zwischen
Australien und Tahiti.
Zwischenzeitlich hatten sich auch entlaufene Matrosen,
Walfänger, Händler und Abenteurer, sogenannte Beachcombers, auf der Insel
angesiedelt, die Alkohol und Feuerwaffen an die Bewohner verkauften. Die
traditionellen Stammeskriege bekamen dadurch eine neue und besonders
verhängnisvolle Qualität, was zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang führte.
Pomaré II. setzte ab 1803 die Kriege zur Festigung seiner
Herrschaft fort, wurde jedoch 1808 geschlagen und flüchtete nach Moorea. Als
Folge musste die Missionsstation aufgegeben werden. 1811 kehrte Pomaré II. nach
Tahiti zurück – und mit ihm die Missionare. Er ließ sich 1812 taufen und in den
Folgejahren traten weitere führende Ariki zum Christentum über. Dennoch gab es
weiterhin Widerstand gegen die Einführung des Christentums. Die Gegner von
Pomaré II., die Anhänger der alten Religion, sammelten sich um Opuhara, den
Ariki von Papara. Im November 1815 kam es zur Schlacht von Feipi. Die Krieger
Pomarés hatten von den Europäern Feuerwaffen erhalten und siegten. Opuhara fiel
am 12. November 1815. Damit war Pomaré II. unangefochten Herrscher über die
gesamte Insel. 1819 führte er einen von den Missionaren verfassten Strafkatalog
ein, der für alle Praktiken, die im Gegensatz zur christlichen Lehre standen,
drastische Strafen vorsah. So war zum Beispiel für „Blasphemie, Idolatrie und
Rückkehr zur Götzendienerei“ die Todesstrafe und für „Unzucht (das heißt
außereheliche geschlechtliche Beziehungen), begangen, verhehlt oder den
Missionaren verborgen“, mehrjährige Zwangsarbeit vorgesehen. Faktisch regierten
die Missionare der LMS die Insel. Der Missionar George Pritchard (1796–1883)
amtierte als britischer Konsul.
1821 starb Pomaré II. Sein Sohn Teriitaria, noch im
Kleinkindalter, amtierte als Pomaré III. nur sechs Jahre. In Ermangelung eines
männlichen Thronfolgers regierte ab 1827 die Schwester von Pomaré III. als
Queen Pomaré Vahine IV. Sie arbeitete eng mit den Missionaren der LMS zusammen.
Auf den Gambier Inseln hatte sich die französische katholische
Mission unter dem Orden „Pères et religieuses des Sacrés-Cœurs de Picpus“
(kurz: Picpusiens) etabliert. Sie beobachteten die protestantische Mission auf
Tahiti mit Argwohn und Besorgnis. 1836 landeten die französischen Missionare
Laval und Caret auf Tahiti, um den katholischen Glauben zu predigen. Da sie
nicht ohne Erfolg waren, verfügte George Pritchard ihre Ausweisung. Der
belgische Kaufmann Jacques-Antoine Moerenhout, französischer Konsul auf Tahiti,
intervenierte in der Angelegenheit der beiden Missionare. 1839 traf die
französische Fregatte Artémise in Papeete ein. Deren Kommandant, Kapitän
Laplace, zwang Königin Pomaré mit der Drohung, das Feuer auf die Stadt zu
eröffnen, eine Verpflichtung zu unterzeichnen, dass es den Franzosen fortan
erlaubt sei, Tahiti frei und ungehindert zu besuchen und ihre Religion zu
verbreiten. Pritchard bemühte sich vergebens um Unterstützung und die Königin
gab nach.
Am 15. November 1836 betrat Charles Darwin während seiner
Weltreise von 1831 bis 1836 Tahiti. Die Beagle ankerte in der Matavai-Bucht.
Am 10. September 1839 erreichte Charles Wilkes im Rahmen der
United States Exploring Expedition Tahiti. Er baute seine tragbaren
Observatorien, im Gedenken an James Cook, am Pointe Vénus auf. Die ihn
begleitenden Wissenschaftler führten insbesondere anthropologische,
ethnologische und botanische Studien durch. Einen interessanten Hinweis auf das
Verhältnis der Bevölkerung zum Christentum gibt uns das Tagebuch des 1.
Offiziers William Reynolds:
„Der einzige Hinweis
auf Religion, den ich bei den Eingeborenen entdecken konnte, war die Beachtung
äußerlicher Formen und die Furcht vor den Missionaren“.
1842 erfolgte eine erneute französische Intervention, dessen
Kommandeur Abel Aubert Dupetit-Thouars am 9. September 1842 das vorläufige
französische Protektorat verkündete. Er nutzte dabei geschickt die
vorübergehende Abwesenheit des britischen Konsuls Pritchard. Der französische
Konsul Moerenhout hatte inzwischen vier örtliche Häuptlinge dazu bewegen
können, eine Petition zu unterzeichnen, die französischen Schutz für Tahiti
forderte. Im November 1843 wurde das Protektorat durch Abmachungen zwischen Du
Petit-Touars und Königin Pomaré IV. vertraglich bestätigt und 1844 auch von
Frankreich formell anerkannt.
Ihr Sohn Pomaré V. dankte am 29. Juni 1880 ab. Als Folge fiel
der gesamte Archipel an Frankreich und wurde am 30. Dezember des Jahres
offiziell eine Kolonie Frankreichs. Die Gesellschaftsinseln wurden
„Établissements français de l’Océanie“ (EFO), eine Kolonie der Republik
Frankreich. Pomaré V. war der letzte König von Tahiti, er starb 1891 an den
Folgen seiner Trunksucht.
Neuzeit
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges, am 22. September
1914, erschienen die deutschen Panzerkreuzer Scharnhorst und Gneisenau vor
Papeete, um Kohle aufzunehmen. Als ihnen das verweigert wurde und der
französische Kommandant mit einer Küstenbatterie das Feuer eröffnen ließ,
beschoss die Schiffsartillerie Papeete, zerstörte dabei einige Häuser und
versenkte das im Hafen liegende Patrouillenboot Zelée sowie das deutsche
Frachtschiff SS Walküre, eine französische Prise. Während des Krieges lief auch
der legendäre „Seeteufel“ Felix Graf von Luckner mit seinem Hilfskreuzer
Seeadler mehrere Male Tahiti an. Eine Kanone des Schiffes steht heute in einem
kleinen Park vor dem Postgebäude von Papeete.
Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden im Sommer 1940 die
französischen Kolonien im Pazifik mit der Frage konfrontiert, ob sie sich dem
kollaborierenden Vichy-Regime unterstellen oder die Bewegung für ein Freies
Frankreich (Forces françaises libres – FFL) unter General Charles de Gaulle
unterstützen sollten. Die französische und britische Residentur des
Kondominiums der Neuen Hebriden votierte für die FFL, aber die Gouverneure der
übrigen französischen Kolonien versuchten, eine Entscheidung hinauszuzögern. Im
August 1940 gab es ein Plebiszit unter den Einwohnern von Papeete, die mit
überwältigender Mehrheit für die FFL stimmten. Sie lösten das Problem im
September 1940 schließlich mit einem unblutigen Putsch gegen den französischen
Gouverneur und installierten eine französische Administration zugunsten der
FFL.
Am 23. Oktober 1987 kam es, von einem Streik der Hafenarbeiter
ausgelöst, in einigen Vororten von Papeete zu Ausschreitungen, als sich
arbeitslose Jugendliche wegen ihrer Perspektivlosigkeit und schlechter
Bildungs- und Berufschancen gegen die französische Verwaltung auflehnten.
Als Präsident Jacques Chirac die Wiederaufnahme der
französischen Kernwaffenversuche im Tuamotu-Archipel anordnete und am 5.
September 1995 die erste Bombe einer neuen Testserie unter dem Mururoa-Atoll
detonierte, kam es zu erneuten Unruhen in Papeete. Im Anschluss an eine
zunächst friedlich verlaufene Demonstration blockierten Demonstranten den
internationalen Flughafen Tahiti Faa’a und verwüsteten das Flughafengebäude.
Anschließend kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und Brandstiftungen in
der Innenstadt von Papeete. Eigens eingeflogene Kräfte der Gendarmerie
nationale beendeten die Unruhen. Die französische Verwaltung verfügte eine
Ausgangssperre.
Politisch gehört Tahiti heute zu Französisch-Polynesien. Die
Insel ist Französisches Übersee-Territorium und damit der EU angegliedert. Sie
wird von einer Unterabteilung (Subdivision administrative des Îles du Vent) des
Hochkommissariats von Französisch-Polynesien (Haut-commissariat de la
République en Polynésie française) mit Sitz in Papeete verwaltet.
Tahiti gliedert sich politisch in zwölf eigenständige Gemeinden
(Communes des Îles du Vent):
Politisch zählt zu Tahiti außerdem noch die Gemeinde
Moorea-Maiao mit den Teilgemeinden Afareaitu, Haapiti, Paopao, Papetoai,
Teavaro und Île de Maiao.
Amtssprache ist Französisch. Währung ist (noch) der an den Euro
gebundene CFP-Franc. Der Verwaltungshaushalt Tahitis wird mit Mitteln aus
Frankreich und der EU subventioniert.
Größte Stadt ist Papeete im Nordwesten von Tahiti Nui, zugleich
der Verwaltungssitz von Französisch-Polynesien, mit 25.769 Einwohnern. Außerdem
gibt es auf Tahiti zwei weitere Kommunen mit über 20.000 Einwohnern: Faa’a und
Punaauia.
Die Insel beherbergt etwa 70 % der Gesamtbevölkerung
Französisch-Polynesiens. Das hängt wesentlich mit ihrer zentralen Funktion in
Politik und Wirtschaft zusammen. Der Lebensstandard ist der höchste in der
Region. Die Bevölkerung setzt sich aus 83 % Polynesiern, 11 % Europäern, 4 %
Asiaten und 2 % Menschen gemischter ethnischer Zugehörigkeit zusammen.
Der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist mittlerweile der Tourismus.
Tahiti ist, neben Bora Bora, die touristisch am besten erschlossene Insel
Französisch-Polynesiens. Es finden sich Hotels aller Preisklassen, das
Preisniveau ist allerdings außerordentlich hoch.
Das zweite wirtschaftliche Standbein ist der Handel mit Perlen.
Vor der Insel selbst finden sich zwar keine Perlenfarmen, aber Tahiti hat sich
in den letzten Jahren zum Zentrum des Handels mit schwarzen Perlen entwickelt.
Das führt so weit, dass schwarze Perlen mittlerweile als „Tahiti Perlen“
angeboten werden, obwohl sie tatsächlich von den Austral-, Gesellschafts- und
Marquesas-Inseln sowie dem Tuamotu-Archipel stammen.
Mit zunehmender Beliebtheit der alternativen Kosmetik und
Heilkunst gewinnen zwei weitere Erzeugnisse Tahitis an Bedeutung: Monoi-Öl, ein
traditionelles Pflegemittel aus natürlichen Bestandteilen, und der Saft der
Noni-Früchte, dem gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden.
Tahiti ist das wirtschaftliche Drehkreuz für
Französisch-Polynesien. Hafen und Flughafen haben Verteilerfunktion für die
übrigen Inseln der Region. Im Norden von Tahiti Nui, unweit der Stadt Papeete,
liegt der recht große Aéroport international Tahiti Faa'a. Das große
Hafenbecken kann auch größere Fracht- und Passagierschiffe aufnehmen. Die
Anlegestellen für Kreuzfahrtschiffe befinden sich unmittelbar am Boulevard
Pomaré in der Nähe des Stadtzentrums von Papeete.
Tahiti Nui ist von einer Fernverkehrsstraße umgeben, im Großraum
Papeete und um den Flughafen sogar mit mehreren Fahrstreifen. Tahiti Iti ist
bis Teahupoo im Süden und Tautira im Norden über befestigte Straßen erreichbar.
Tahiti ist auch das bedeutendste Bildungszentrum von
Französisch-Polynesien. In dem Internat des staatlichen Lycée Paul Gauguin
wohnen auch Schüler der kleineren Inseln, um ihr Abitur zu machen. Hinzu kommen
zahlreiche private Lycées. Die Universität Französisch-Polynesien befindet sich
in Punaauia nahe Papeete.
Quelle: Wikipedia>>>
Zurück an Bord, machten wir es uns frisch geduscht gemütlich und
bereiteten dann das Abendessen vor. Marie und Andre´ trafen zum Sonneneingang
ein und kamen mit einem eigenen, kleinen Boot zu unserem Ankerplatz. Geruhsam
speisten wir lecker, tranken etwas Wein und plauderten über viele Themen. Vor
allem natürlich über das Leben der Beiden hier, an der relativ ruhig-abgelegenen
Ostküste von „Klein-Tahiti“, sowie über unser leben als Segler und in Europa
oder sonst wo auf der Welt.
Andre war früher vor allem als Hafenarbeiter und Kleinunternehmer
auch viel unterwegs, bevorzugt auf den schönen, tropischen, ehemaligen Kolonien
Frankreichs. Kurz vor Corona Beginn lernte er hier Marie kennen und während der
langen Zeiten mit Reisebeschränkungen oder Quarantäne kamen sie sich nahe,
wurden schließlich ein Paar und ließen sich hier nieder, wo sie nun als kleine,
offenbar glückliche Familie mit nudistischen Gästen sehr naturverbunden leben.
Marie kennt es sowieso nicht, aber Andre´ will von all dem
Stress und den ganzen politischen Verrücktheiten, mit zunehmend rechtsextremen
Einflüssen, Krieg in der Ukraine, Arschloch Trump in den USA, Massenmörder Putin
usw. usf. am liebsten gar nichts mehr wissen. Scherzhaft, aber auch mit
Bedauern über die Dummheit der Menschen und etwas melancholischem Weltschmerz
sagt er gern:
„Sollen die ganzen Idioten, gierigen Milliardäre und machtgeilen
Politiker doch wieder menschenverachtende, faschistische Diktaturen errichten
und den dritten Weltkrieg anzetteln. Wenn jemand auf diesem Planeten eine
Chance hat diese Scheiße zu überleben, dann wir auf den abgelegenen
Pazifikinseln, die hoch genug sind, um nicht im steigenden Meerespegel durch
die Klimaerwärmung absaufen.“
Eine Weltsicht, so traurig sie auch ist, die ich persönlich sehr
sympathisch finde. Sollte es in Europa ganz schlimm werden, werde ich mich auch
wieder auf ein Segelboot in abgelegene Weltregionen absetzen. Ein Großteil
meines Lebens kämpfte ich gegen die Dummheiten der Menschheit, doch inzwischen
habe auch ich genug davon und resigniere sozusagen. Gerade mal nur 80 Jahre
nach dem schlimmsten Vernichtungskrieg der Menschheitsgeschichte, scheinen zu
viele Idioten bereit zu sein, sich schon wieder vom Faschismus verführen zu
lassen. Was soll man dazu noch sagen? *tiefseufz*
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