Cat Segeln und Feodosija




Black Sea Cruise: Cat Segeln und Feodosija
Ab Dienstag, 26. Mai 2015… Samstag, 30. Mai 2015
Rund 66 Seemeilen sind es nach Feodosia, ein Stadtnahme der so melodisch klingt wie ein Musical. *smile* Mit SW Winden um nur 6 bis 11 kn brauchten wir auch mit dem flotten Cat fast 9 Stunden für diese Strecke, weshalb wir noch vor dem Frühstück ablegten.
Ja, Cat segeln hat schon so seine Vorteile, gegenüber einem Einrumpfboot. Bei solchen Wetterverhältnissen kannst du sogar Gläser mit Getränken einfach so gedankenlos auf einer Fläche abstellen, ohne das diese umkippen und eine Sauerei verursachen. Leben, kochen, arbeiten, sich bewegen und praktisch alles was man auf einem Boot eben so tut, ist viel einfacher und bequemer möglich. Ich bin ja ein echter, großer Liebhaber von schönen, altmodischen Einrumpf Segelyachten, aber ich gebe auch gerne zu mich auf das angenehmere Leben auf einem Cat gewöhnen zu können! *smile*
Auch beim Frühstück unterwegs auf See kann der Tisch fast so normal wie an Land gedeckt werden, ohne das dir bei der nächsten Stampf- oder Rollbewegung alles was nicht befestigt oder verkeilt ist, sonst wohin rutsch. Wir stärkten uns ordentlich, denn wir wollten auf Mittagessen verzichten und erst am Abend in Feodosia Essen gehen. Ein sehr schöner, genüsslicher Segeltag ohne besondere Vorkommnisse und mit herrlichen Aussichten auf die Krim oder vorbei ziehende Schiffe; ein Tag auf See wie speziell ich das sehr liebe; ich könnte bekanntermaßen Wochenlang auf See sein, ohne das es mir je langweilig würde!
Gegen 17 Uhr erreichten wir das malerische Städtchen und legten an:
Feodossija (ukrainisch Феодосія; russisch Феодосия, krimtatarisch Kefe; altgriechisch Θεοδοσία; mittelgr. Κάφφας - auch Theodosia; im Mittelalter Kaffa/Caffa) ist eine Hafenstadt in der Autonomen Republik Krim (Ukraine) mit etwa 90.000 Einwohnern (mit eingemeindeten Vororten). Bewohnt wird Feodossija mehrheitlich von ethnischen Russen. Die Stadt ist ein touristisches Zentrum.
Feodossija wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Kolonisten aus Milet als Theodosia gegründet und wurde in chronologischer Reihenfolge von folgenden Völkern beherrscht (Griechen, Römer, Goten, Byzantiner, Russen, Mongolen (Goldene Horde), Venezianer, Genueser, Türken, Krimtataren). Die Waräger nutzten die Stadt zur Verschiffung von Sklaven.

Der vordem griechische Stadtstaat Theodisia gehörte ab 355 v. Chr. zum Bosporanischen Reich, ab 107 v. Chr. zum Königreich Pontos. Nach der römischen Zeit ab 63 v. Chr., in der die Stadt zum Regnum Bospori gehörte, einem Vasallenstaat Roms als Nachfolger des Bosporanischen Reiches, wurde Theodosia im 4. Jahrhundert n. Chr. während der Invasion der Hunnen zerstört.
Im 5. Jahrhundert entstand hier die Alanen-Siedlung Ardabda („Sieben Götter“), die wiederum im 6. Jahrhundert durch die Chasaren zerstört wurde.
Ab 1239 herrschte die Goldene Horde über die Krim. Nachdem die Genueser Mitte des 13. Jahrhunderts vom Khan der Goldenen Horde die Erlaubnis zur Gründung einer Niederlassung bekamen, gründeten sie 1266 eine Kolonie in der Siedlung Kafa, italienisch Caffa, in der Nähe des heutigen Feodossija. 1307 belagerte die Goldene Horde allerdings die genuesische Stadt. Die Italiener widerstanden der Belagerung bis 1308, gaben dann ihre Stadt auf und brannten sie nieder. Wahrscheinlich nahm die Schwarzer Tod genannte Seuche im Mittelalter vom damaligen Kaffa aus den europäischen Ursprung, als infizierte Genueser Flüchtlinge diese nach einer mongolischen Belagerung in den Jahren 1346/1347 entlang der Handelswege der Genueser Kolonien verbreiteten.
Nach dem Abzug der Mongolen bauten die Genueser die Stadt wieder auf. Zum Schutz vor weiteren Belagerungen wurden zwei massive, konzentrische Mauern um die Stadt errichtet. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts hatten die Genueser die Vorherrschaft über Caffa und zum Teil die umliegenden Gebiete und größere Abschnitte der Küste der Krim, die sie trotz wiederholter militärischer Auseinandersetzungen mit den Tatarenherrschern weitgehend bewahren konnten.
Die Stadt bekam in dieser Zeit zunehmende Bedeutung als Umschlagplatz für große Teile des Schwarzmeerhandels, den die Genueser, aber auch Venezianer, muslimische und andere Kaufleute betrieben. Dies belegt auch der Ausbau eines Handelshafens in dieser Zeit. Von Caffa aus wurden jährlich umfangreiche Ladungen an Handelswaren verschiedener Art ins südliche Schwarze Meer, aber auch nach Westen Richtung Konstantinopel und weiter nach Europa oder das östliche Mittelmeer (Ägypten: Hier war insbesondere der Absatz von Sklaven aus dem Schwarzmeerraum sehr hoch) gebracht. Dieser blühende internationale Handel brach großenteils zusammen, als nach dem Fall Konstantinopels 1453 die Passage des Bosporus als Zugang zum Schwarzen Meer für die christlichen Kaufleute nicht mehr möglich war.
In der folgenden Zeit gehörte Feodossija / Caffa zum Osmanischen Reich (endgültige Kapitulation 1475, nachdem aber bereits seit 1455 Tribut an den osmanischen Sultan entrichtet werden musste). In osmanischer Zeit hieß die Stadt Kefe. Vom 14. bis zum 17. Jahrhundert beherbergte die Stadt den größten Sklavenmarkt der Krim, einen der größten der gesamten Region. In den Jahren 1616, 1628 und 1667 kam es wiederholt zu Feldzügen Saporoscher Kosaken nach Kefe zur Befreiung christlicher Sklaven.
1724 wurde Prospero Lambertini, der spätere Papst Benedikt XIV., Titularerzbischof (archiepiscopus i[n] p[artibus] i[nfidelium]) von Theodosia.
Im Jahr 1783 erfolgte der Anschluss der Krim an das Russische Reich, und die Stadt Kefe wurde in Anlehnung an den alten griechischen Namen Theodosia in Feodossija umbenannt.
1892 bekam der Ort einen Eisenbahnanschluss durch den Bau der heutigen Bahnstrecke Cherson–Kertsch“. (Quelle und mehr Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Feodossija)


So etwas wie eine Marina / Yachthafen gibt es hier nicht, nur den lauten, schmutzigen „Seaport“ Handelshafen; bei ruhigem Schönwetter kann man auch vor der Küste Ankern, aber um vor Schwell geschützt sicher zu liegen, bleibt nur der Hafen übrig.
An der südöstlichen Kaimauer kann man einigermaßen gut festmachen, ohne vom Betrieb aus Handels- und Marineschiffen all zu sehr belästigt zu werden. Ein „schöner“ Liegeplatz ist das natürlich trotzdem nicht gerade; bei entsprechendem Wind kann auch viel Staubdreck vom gegenüber liegenden Verladekai oder von den Dieselabgasen der Schiffe herüber wehen. Nun ja, solche unangenehmen Begleitumstände muss man beim besuchen solcher Gegenden schon in Kauf nehmen. Interessant und schön ist es nicht nur trotzdem, sondern manchmal auch gerade weil nicht alles so „perfekt“ auf westliche Urlaubermaßstäbe getrimmt ist!
Die aufgeschlossene Menschlichkeit der Einheimischen macht es für mich immer speziell interessant; zwar ist der Ort eine touristische Hochburg vor allem für Russen und früher Ukrainer, aber das auch eher auf einem Standard wie bei uns in den 60er oder 70er Jahren. Yachting und Seglerleben sind noch absolute Ausnahmen für ganz wenige Reiche; die Masse der Urlauber ist mit eher einfachen Unterkünften auf 2 – 3 Sterne Niveau zufrieden, wobei auf Umweltprobleme ebenfalls wie bei uns früher, noch so gut wie gar nicht geachtet wird.
Abschnitte am steinigen „Strand“ oder Seebrücken mit Badezugang, direkt neben Schmutz ins Meer ablassende Anlagen an Land…, na und? Stört keinen wirklich! Wasserqualität, Sauberkeit, Hygiene…, solche Sachen werden eher wie folgt (und wie früher auch bei uns) abgetan: „Was willst du? Seit 30 Jahren gehe ich hier schwimmen, habe viel Wasser verschluckt und lebe immer noch?!“ *schmunzel* Die wenigen Umwelt interessierten Aktivisten welche es natürlich auch gibt, werden von den Meisten aber eher wie seltsame Clowns betrachtet und nicht wirklich ernst genommen. 


Aber in ihrer einfachen Unbedarftheit und natürlich auch der vorwiegenden Beschäftigung aller Russen seit Jahrhunderten, überhaupt erst mal einigermaßen gut zu überleben, trotz der sie zu allen Zeiten unterdrückenden und ausbeutenden, korrupten politischen Systeme auch Spaß zu haben, sind die Menschen meist sehr sympathisch. Sogar der gestrenge, russische Offizier und seine Untergebenen bei der Hafenpolizei (in Wahrheit wohl schlicht dafür abgestellte, russische Marine Militärs), begrüßte uns geradezu herzlich freundlich. Viele Menschen sind auch ganz einfach erfreut darüber, dass trotz all der West- / östlichen Konfrontationen der letzten Monate, Westler wie Matt und ich uns überhaupt hierher trauen und es uns gefällt, dass wir nicht überheblich auftreten usw.
Nach einem ersten Spaziergang in die Umgebung ging ich mit Lana in ein kleines, privates Bekleidungsgeschäft, wo Alina, eine ehemalige Näherin aus einem großen Staatsbetrieb selbst geschneiderte Strandkleidung verkauft und sich damit Geld verdient. Typischerweise erinnern auch ihr „Laden“ in der zur Straße gelegenen Erdgeschosswohnung und die Möbel sehr an den Stil der 50er- 60er Jahre bei uns. So ist das bei den meisten „normalen“, einfachen Menschen.
Gibt es in den großen Städten wie Moskau oder St. Petersburg etwas größere Bevölkerungsschichten deren Lebensumstände eher der modernen Zeit entsprechen, so lebt der Großteil der Bevölkerung doch unverändert eher in einem Stil, der dem Westen gegenüber um gut 50 Jahre hinterher hinkt. Moderne Flachbildschirm Fernseher und Handys sind im Allgemeinen das einzige was an unsere Welt erinnert.
Wir kauften Strandlaken und Umhängetücher für einen Spottpreis und plauderten ein bisschen mit der netten, einigermaßen hübschen, jungen Frau von ca. 22. Mit typischer Gastfreundschaft lud sie uns zu Tee und Blinis in ihre kleine Wohnung ein; alles sehr einfach und altmodisch, aber recht sauber und mit „Gefühl“ gemütlich eingerichtet.
Blini, Pfannkuchen, sind eines der beliebtesten Gerichte der russischen Küche. Sie werden nicht nur an Feiertagen, sondern auch zu gewöhnlichen Mahlzeiten serviert und gegessen, als Frühstück und Mittagessen, als Abendessen und auch zwischendurch. Oft süß mit Marmelade und Obst (Äpfel), sehr gerne aber auch kräftig- deftig mit Fleisch, Lachs, Kaviar, Zwiebeln usw.. Ähnlich wie z. B. ein Flammkuchen, sind es meist ziemlich leckere Kalorienbomben. Ich mag sie am liebsten deftig, sehr gerne mit gebratenem Hackfleisch, Speck, Zwiebeln, kräftig gewürzt, oder auch mit Lachs und Kaviar. *yummy*

Mann muss sich dabei stets gewärtig sein, dass Menschen wie Alina oft von Monatseinkommen zwischen 80,- bis 250,- € Leben müssen, also eigentlich eher Arm sind. Typischerweise bewirten dich als Gast gerade solche Menschen mit großer, herzlicher Gastfreundschaft so übermäßig, dass sie dann den Rest des Monats selbst nur noch wenig einfaches Essen haben. Mann kann es aber auch nicht ablehnen, dass würde als Beleidigung empfunden. Gastgeschenke zum Ausgleich hatten wir auf diesem Spaziergang natürlich auch nicht dabei. *seufz*
Nun ja, egal! Wir verabschiedeten uns ohnehin bald und dankten für die köstlichen Blinis und nette Gastfreundschaft. Um ihr noch etwas mehr Unterstützung zukommen zu lassen, fragte ich noch ob Alina auch in kurzer Zeit einige neue Bezüge für Kissen an Bord nähen könnte? Hocherfreut meinte sie ehrlich seit längerem zwar nur noch diese Strandsachen zu machen, aber das sie als gelernte Näherin so was durchaus könnte. Gerade besprachen wir Farben, Stoffe und Anzahl sowie den Preis, was hauptsächlich Lana mit Alina aushandelte; die beiden beschlossen auch gleich zum Cat zu spazieren und dort die Maße aufzunehmen…
… da erschien eine süße, junge Nachbarstochter wegen ihres bestellten Bikini. Natürlich war das Mädel sofort furchtbar neugierig auf uns so fremd wirkende Menschen aus einer ganz anderen Welt. *schmunzel* Ich wollte eigentlich los, fand die schwer zu schätzende, zart gebaute Süße von vermutlich irgendwas zwischen 13 und 16 aber so süß und nett, dass ich nicht einfach so schroff gehen wollte. Leider spricht die „Kleine“ nur russisch, was ich ja nur eher sehr schlecht kann und Unterhaltungen über einen ständig dolmetschenden Dritten (Lana), finde ich immer reichlich blöde.
Lana ging also mit Alina zum Boot, damit diese die Polster vermessen konnte und ich spazierte tiefer in den Ort hinein, aber meist in Küstennähe. Trotz viel altmodisch wirkenden Gebäuden, Autos, Lebensumständen usw., hat auch diese Stadt ihren ganz speziellen Charme, wie ich es schon über Jalta erzählte. Ich persönlich mag es auch ganz gerne, wenn eben nicht alles auf dem typischen, gewohnten Urlaubsstandard wie in klassischen, westlichen Urlaubsgebieten ist. Das macht es ursprünglicher und auch ehrlicher, somit interessant und reizvoll!
Wir beabsichtigen bis zum Wochenende hier zu bleiben und uns auch im Umland umzuschauen…
… und wie erwartet waren es schöne Tage mit interessanten Bekanntschaften! Wir hatten viel Spaß und fühlten uns eigentlich rundum wohl hier. So eine Stadt in einem sehr wenig von Westlern besuchten, landschaftlich sehr reizvollen Gebiet, finde ich deutlich interessanter als sagen wir mal in Saint Tropez zu sein. Nicht das es im Westen nicht auch viele hochinteressante, wunderschöne Orte gäbe! Natürlich ist Saint Tropez auch ein schöner Küstenort…, aber dort ist eben alles so wie man es schon lange kennt! Feodosija bietet dagegen den Reiz des neuen, un- und Außergewöhnlichen und das befriedigt die Abenteuer- und Entdeckerlust, macht auch einfach Spaß; mir jedenfalls! *smile* Für die Anderen an Bord ist es ja ohnehin das gewohnte Leben.
Außer für Matt. Der ist zwar auch ein halb russischer Amerikaner und kennt so manche Eigenheiten durch seine Eltern, war aber noch nie in der alten Heimat seines vor Jahrzehnten ausgewanderten Vaters. Ja, es gefiel uns allen sehr gut hier.











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