#25.11.07- Italien, Syracus, Sizilien, November #3, Sizilianische Genüsse, ein Kätzchen, ein Theaterabenteuer, und ein Mädchen mit Theaterblut
Laut Wettervorhersage durften wir heute zunächst sonnige 18–23 °C bei wechselnder und zunehmender Bewölkung mit möglichem Gewitterregen am Nachmittag erwarten. Meli und ich frühstückten mit der rassigen Buchhalterin Martina kurz vor 08:00 Uhr. Sascha, Lina und Marc sind gestern nach Mailand geflogen, wo er sich mit Vitorio traf, um den neuen Plan für das Landgut zu besprechen, und dann gleich zurück nach Paris flog.
Sascha und Lina bleiben vorerst in Mailand, in Vita und Vitorios dortiger Unterkunft. Lina und Vita werden Sascha helfen, erste Kontakte in die Model-Welt Mailands zu knüpfen und ein paar Erfahrungen zu sammeln. Fraglos wird sie als Jungmodel einen guten Eindruck machen, denn sie hat wirklich alles, was eine junge Teen-Frau dazu benötigt: nicht nur Schönheit und eine Top-Figur, sondern auch Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen, viel Selbstdisziplin, die passende Wesensart und fotogene Ausstrahlung. Vielleicht wird sie gleich mit ihrer Karriere durchstarten oder kommt nach einigen Tagen zunächst hierher zurück – mal schauen.
Vita hatte als erfolgreiches, gefragtes Top-Fashion-Model weltweit Karriere gemacht – z. B. in Paris, London, New York oder Miami –, aber die meiste Zeit in Italien, vor allem in Mailand und Rom. Somit kennt sie fast jeden und jede, die im Fashion-/Model-Business irgendwie wichtig sind, und auch Vitorio hat in diesem Bereich viele Kontakte sowie einige Geschäfte. Somit hat Sascha allerbeste Voraussetzungen, leichter und besser durchzustarten als die meisten Anfängerinnen in der Branche.
Marc hatte mich bereits über die Besprechung mit Vitorio informiert, der mich ebenfalls anrief, um mit mir darüber zu sprechen. Ich würde sagen, der neue, leicht abgewandelte Ursprungsplan für das schöne, barocke Landgut in Sizilien kann damit umgesetzt werden. Nun geht es zunächst darum, dass die beteiligten Anwälte und sonstigen Fachleute des GC, von Vitorios Unternehmen, Vitas Beteiligung und meiner Wenigkeit die Details genau ausarbeiten und juristisch wasserdichte Verträge vorbereiten, mit denen alle Beteiligten zufrieden sind, niemand übervorteilt wird und somit eine klassische Win-Win-Basis gelegt wird.
Das dürfte eine gute oder zwei Wochen beanspruchen, dann treffen wir uns alle nach Terminabsprache, unterschreiben und legen dann richtig los. Ich kann mir das jederzeit einteilen, aber die beiden sind noch voll im Unternehmerleben. Solche Leute haben meist voll ausgebuchte, eng getaktete Terminkalender, die häufig auf Wochen im Voraus verplant sind – ich werde mich also nach ihnen richten. Doch es gibt auch keinen Grund für überstürzte Eile. In Kürze werden bereits erste 5-Sterne-GC-Mitglieder zu erholsamen Kurzurlauben herkommen, sozusagen auf Probe, um zu sehen, wie das Anwesen bei den an solchen Luxusresidenzen interessierten, Ruhe suchenden Leuten ankommt.
Ein zuckersüßes, junges Kätzchen sorgte am Morgen auch noch für heitere Stimmung. Es tapste mit neugierigen Kulleraugen durch die geöffneten Türen zur Terrasse herein, bekam vom Personal und uns lächelnd Streicheleinheiten, warme Milch und leckere Häppchen. Dankbar miauend und schnurrend tapste es weiter über den alten Teppich dorthin, wo die wärmenden Sonnenstrahlen einen Streifen beleuchteten, legte sich völlig unbekümmert auf die Seite und schlief offenbar vertrauensvoll sofort ein.
»Ach Katzen – besonders Kätzchen – sind einfach zuuuuu süß!« lächelte Meli, und ich bemerkte erneut einen sehnsuchtsvollen, heimlichen Seitenblick von Hausmädchen Valeria auf mich.
»Oh ja. Die sind fast so unwiderstehlich wie ich, hoho.« gluckste ich frech und männlich grinsend.
Meli lachte erheitert: »Aber keine so raffinierten Obergauner wie du, haha – die sind einfach nur süß.«
»Soll das etwa heißen, ich bin nicht ‚einfach nur süß‘?« legte ich meinen beleidigten Dackelblick auf, woraufhin die versammelte Weiblichkeit aus Meli, dem Personal und sogar die stets arrogant herablassend schauende Martina über mich kicherten. Ich schreibe es ja dauernd: Niemand respektiert hier meine Würde und Autorität als Dominus! Seufz
Mit zwei frischen, guten Café-Crema in To-go-Bechern spazierten Meli und ich in die schönen Gartenanlagen, und ich schmauchte zudem genüsslich meine geliebte „nach dem Essen“-Zigarette. Noch hatten wir mehr Sonnenschein als Wolken und bereits um die oder knapp über 20 °C. Für sie sind das sommerlich warme Temperaturen, und sie trug nur ein luftiges Hauskleid – mit offensichtlich wenig darunter, außer zarter, weicher, warmer und frisch duftender Frauenhaut.
Wir plauderten über die neuen, gegenüber meinem Ursprungsplan für das Anwesen leicht veränderten, angepassten Pläne. Sie interessiert sich allgemein und vor allem aus journalistischer Sicht dafür, denn sie will ja mal eine richtige Journalistin werden. Ich hatte ihr erlaubt, alles, was sie von uns und mir erfährt, gesichert in ihrem Laptop wie einen journalistischen Bericht in ihren eigenen Worten zu speichern – und wenn sie möchte, das irgendwann in der Zukunft mal für einen Artikel oder so zu verwenden. Journalisten müssen gut schreiben können und haben nicht selten auch Lust dazu, mal Sachbücher oder Romane zu verfassen.
Kluge Menschen lernen aus dem, was sie erleben, ständig dazu, und Meli ist definitiv ein kluger, auch intellektueller Mensch – obwohl sie aussieht und wirkt wie eine erotische Sexbombe. »Insofern ist wirklich alles nützlich für sie, was sie so mitbekommt, seitdem wir gemeinsam unterwegs sind und eine schöne Affäre miteinander haben. Wie zur Bestätigung meiner aufgeschriebenen Blog-Gedanken meinte sie kurz darauf:
»Ich muss schon sagen, es ist faszinierend, wie Leute wie ihr lebt und Geschäfte macht.« lächelte Meli beim Spaziergang durch die Gärten. »Ich lerne echt viel, was ich später auch für meine Karriere als Journalistin brauchen kann.«
»Freut mich. Klug und fleißig, wie du bist, wirst du deinen Weg machen – davon bin ich überzeugt. Und um Marc zu zitieren: Ich hätte da eine Idee, wie du…«
»Ahaha, du oller Gauner willst den Sonnenschein ausnutzen und mich nackt shooten, stimmts?« kapierte sie lachend mitdenkend sofort und verpasste mir einen liebevollen Knuff in die Seite, küsste mich sehr sinnlich mit ihren vollen Kussmundlippen. Diese wirken sowieso immer, als würden sie geradezu darum betteln, leidenschaftlich geküsst zu werden – was sie mit ihren Schlafzimmerblicken und erotischer Vollweib-Ausstrahlung zusätzlich unterstreicht.
»Genau das, du hübsches Schlauköpfchen, hoho.« gluckste ich – und schon schlüpfte sie völlig locker, fraulich selbstbewusst aus ihrer wenigen Kleidung, posierte höchst reizvoll für schöne Akt-Fotos in der Natur. Ich beschrieb schon oft genug ihre außergewöhnlich fotogene Ausstrahlung als prächtig fraulich aufgeblühte, noch junge Frau – und will das nicht alles wiederholen. Aber meine Güte: In der Darstellung von ‚Und ewig lockt das Weib‘ würde sie sogar Brigitte Bardot ausstechen, die mit diesem Film berühmt wurde. Einfach WOW!
Während wir locker-lustig ein bisschen shooteten und wunderschöne erotische Fotos produzierten, plauderten wir über den für morgen beabsichtigten Besuch des »Teatro Massimo Città di Siracusa«. Nette Bekanntschaften, fast schon Freunde, die wir inzwischen hier kennenlernen durften, hatten uns davon erzählt. Das barocke Anwesen hat in seiner Funktion als Unternehmen – also nicht nur im Namen der früheren Eigentümer – ein Dauer-Abonnement für eine Loge in diesem Theater, wie uns Buchhalterin/Büroverwalterin Martina informiert hatte – und das wollten wir in der beginnenden November-Saison auch gern ausnutzen. Vor allem Meli freute sich darauf, da sie mit ihren nahezu perfekten Italienischkenntnissen alles verstehen wird, während ich doof aus der Wäsche guckend daneben sitze.
Aufgeführt wird an diesem Wochenende – Samstag und Sonntag – »Der eingebildete Kranke« – oder: Wie ein Hypochonder die Ärzte Siziliens in den Wahnsinn treibt und wir uns dabei garantiert kaputtlachen werden. Die neuen Bekannten, welche das Stück schon gesehen haben, beschrieben es uns folgendermaßen:
»Stellt euch vor: Ein Mann, der so krank ist, dass er gesund ist – und trotzdem die ganze Welt um sich herum verrückt macht. Das ist Argan, der Protagonist von Molières ‚Der eingebildete Kranke‘ – und wenn ihr denkt, ihr kennt Hypochonder, dann wartet ab, bis ihr Angelo Tosto in dieser Rolle erlebt! Warum dieses Stück heute noch funktioniert? Weil jeder von uns einen Argan kennt – diesen einen Freund, der bei jedem Niesen zum Arzt rennt, oder diese Tante, die bei Google ihre Symptome googelt und sich prompt mit drei tödlichen Krankheiten diagnostiziert. Molière hat vor 350 Jahren unsere heutige Gesellschaft vorhergesehen – und das ist genial und gruselig zugleich.
Salvo Ficarra (Regie) und sein Ensemble haben den Text nicht modernisiert, sondern zu seinen Ursprüngen zurückgeführt – und das ist das Geheimnis des Erfolgs. Kein überflüssiges Update, keine peinlichen Anpassungen, sondern reiner, unverschämter Molière-Humor, wie er damals auf der Bühne stand: Slapstick, Wortgefechte und eine Prise Gesellschaftskritik, die heute genauso trifft wie im 17. Jahrhundert.
Angelo Tosto als Argan? Die perfekte Besetzung! Der Mann spielt den Hypochonder nicht nur – er lebt ihn. Man sieht förmlich, wie er sich von einer imaginären Krankheit zur nächsten hochschaukelt, während seine Familie (und das Publikum) zwischen Mitleid und schallendem Gelächter schwankt. Sein Timing ist so präzise, dass man meint, Molière hätte das Stück extra für ihn geschrieben.
Und dann sind da noch die Ärzte – diese selbstverliebten Quacksalber, die Argan mit absurden Diagnosen und teuren Kuren füttern. Wer kennt das nicht? Irgendwo zwischen ‚Da müssen wir mal ein MRI machen‘ und ‚Ich verschreibe Ihnen ein neues, teures Medikament‘ fühlt man sich plötzlich selbst wie ein Patient in dieser Farce.
Fazit: Eine Aufführung, die zum Lachen bringt – und zum Nachdenken. Weil wir alle ein bisschen Argan in uns tragen (auch wenn wir es nicht zugeben wollen). Und weil Angelo Tosto und das Ensemble zeigen, wie zeitlos guter Humor ist – wenn er richtig gespielt wird. Also: Tickets sichern, hinfahren, lachen – und danach gesund nach Hause gehen! (Oder zumindest so tun.)«
Im Hinterkopf überlegte ich amüsiert, dass die Bekannten uns davon vorschwärmten, um vielleicht in die Loge des Palacio delle Grazie im Theater mitgenommen zu werden – was wir selbstverständlich tun werden. Momentan sind ja noch keine Gäste auf dem Anwesen, die das sonst angeboten bekommen und sicherlich annehmen würden. Die allermeisten GC-Member sind gebildete, kunstinteressierte Menschen – und selbst wenn man keine perfekten Italienischkenntnisse hat, ist so ein Erlebnis immer ein Vergnügen.
Das Teatro Massimo Città di Siracusa>>>, wird auch als Teatro Comunale di Siracusa genannt. Es liegt inmitten der vorgelagerten Ortigia Insel Altstadt von Syracus und ist ein typisch italienisches, prunkvoll schönes Theater, dessen Bau 1872 begann und das 1897 mit Gounods Faust eingeweiht wurde..
Bekannt für sein imposantes Äußeres mit Säulenportal und Fassaden, die mit Masken und Musensymbolen verziert sind, zeichnet sich das Innere durch die originalen Deckengemälde von Gustavo Mancinelli aus, darunter Dafne in einem von Nymphen bevölkerten Wald.
Die Geschichte des Theaters ist von Unterbrechungen geprägt: 1962 wurde es aufgrund von Bauschäden und statischen Problemen, die durch den Abriss eines Nachbargebäudes verursacht wurden, geschlossen. Es folgte eine über 50-jährige Phase der Vernachlässigung und mühsamen Restaurierung.
Ein Wendepunkt in der jüngeren Geschichte war das Jahr 2013, als es noch vor der eigentlichen Wiedereröffnung für einen TV-Spot von Dolce & Gabbana genutzt wurde. Die Modedesigner spendeten daraufhin zwei prunkvolle Murano-Kronleuchter für das Foyer. Die feierliche Wiedereröffnung des Theaters fand schließlich am 26. Dezember 2016 statt – 54 Jahre nach seiner Schließung. Heute bietet der Saal Platz für 500 Zuschauer.
Erst zum Mittagessen kamen Meli und ich zurück ins Palais. Inzwischen war es dich bewölkt und fielen erste Regentropfen, was uns bei milden 22° aber wenig störte. Die Schlossküche fütterte uns mal wieder üppig mit sizilianischen Köstlichkeiten, die alle so gut schmecken, dass wir uns beide beherrschen mussten, um nicht viel zu viel zu futtern. Nicht nur ich Genießer-Bär von Mann schlemme gerne üppig und auch zu viel. Meli liebt ebenfalls delikate Speisen und genießt diese gern, will als junge, ohnehin üppig fraulich gebaute Frau aber auch ihre schöne Figur behalten.
Es gab:
- Sarde eine beccafico, ein Sizilianisches Original-Rezept. gebraten Blauer Fisch, gefüllt mit Brotkrumen Rosinen, Pinienkerne, Kräuter.
- Arancini: Frittierte Reisbällchen, die je nach Region unterschiedlich gefüllt sind (z.B. mit Ragù, Erbsen oder Käse)
- Braciole messinesi: Rindfleisch-Röllchen aus der Region Messina, mit Salat und frittierten Süßkartoffelwürfeln
- Pastadimandorla (ich bin mir nicht sicher, ob ich die Bezeichnung richtig aufgeschnappt habe), Kekse aus Mandelpaste, nicht zu süß, die ich sehr lecker fand
- Crema fritta d’aranci, Frittierte Orangencreme schmeckt herrlich fruchtig, intensiv nach Orangen, die hierzulande natürlich auch wesentlich bessere Orangen sind als das, was man in deutschen Märkten bekommt. Die Creme aus Orangen und Milch erinnert ein wenig an festen Pudding. Durch das abschließende Frittieren entsteht eine knusprige Komponente, und die Kombination dieser beiden Elemente lässt das Ganze fast wie einen frittierten Orangenkuchen erscheinen. Abgerundet durch die Süße des Puderzuckers entsteht ein Orangendessert, das nicht nur den Gaumen, sondern auch die Seele wärmt.
-sowie die die klassische, pikante „Käse schließt den Magen“ Auswahl, mit Weintrauben, Crackern, Oliven, Mini-Rispentomaten, Nüssen usw.
Dazu tranken wir sehr guten Wein aus der Eigenproduktion des Landgutes, Mineralwasser und im üppig barocken Rauchersaloon Kaffee, wo ich genüsslich rauchen konnte. Wer sich das Foto der Köstlichkeiten anschaut kann sich wohl denken, wie schwer es fällt sich beim Genießen zurückzuhalten und nicht zu viel zu futtern. Alles mundete wundervoll und selbst die leicht süßlichen Nachspeisen, ich bin bekanntlich nicht so für Süßkram, schmeckten auch mir sehr gut. *seufz*
Mittlerweile regnete es stärker, weshalb wir auf den geliebten Spaziergang durch den Garten verzichteten und stattdessen im Sport-/Gymnastikraum eine Dreiviertelstunde powerten. Frisch geduscht arbeiteten wir an unseren Laptops – Meli für ihr Fernstudium, ich für Routinekram über Geschäfte, Kapitalanlagen und private Korrespondenz.
Dann schaute ich mich in einem ehemals zum Landschloss gehörenden Nebengebäude um, in dem heute das Hauspersonal untergebracht ist. Dessen Innenräume sind etwas renovierungsbedürftig, wenn auch noch einigermaßen hübsch und durchaus gut bewohnbar. Aber man sieht den zunehmenden Verfall, offensichtlich wurde es längere Zeit vernachlässigt. Es gibt noch hübsche Deckengemälde und Fresken aus der Zeit, als es direkt zum Betrieb der Herrschaften gehörte, aber mit unübersehbaren Schäden. Das ist eigentlich sehr schade, allerdings würde eine fachgerechte Restaurierung eine Menge Geld kosten.
Mich interessierten zunächst die Wohnverhältnisse des Personals, die im Großen und Ganzen noch okay sind. Die teils seit Generationen hier arbeitenden Leute leben offenbar gern hier. Dennoch war klar, dass demnächst so einiges investiert werden muss, um Gebäude und Räumlichkeiten in Schuss zu halten – oder bevor größere Schäden auftreten.
Dort traf ich auf die hübsche Lessia, gerade mal 12-jährige Nichte des Vorarbeiters der Landarbeiter. Gesehen hatte ich sie bisher nur ein einziges Mal kurz, aber aus den Personalunterlagen und Erzählungen wusste ich einigermaßen über ihre nicht schöne Geschichte Bescheid: Ihre Mutter kam vor fünf Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben, und ihr Vater sitzt als kleiner »Soldato« der sizilianischen Mafia irgendwo im Gefängnis. Deshalb nahm sie ihr Onkel, der hiesige Vorarbeiter, letztes Jahr hier auf.
Soweit ich mitbekommen habe, hilft sie neben dem Schulbesuch manchmal im Haushalt mit, bekommt dafür etwas Taschengeld und soll wohl darauf vorbereitet werden, nach Ende ihrer Schulzeit eine Stelle als Hausmädchen zu bekommen. Dagegen wäre nichts einzuwenden – und wenn es hier wieder luxusverwöhnte Gäste gibt, wird sowieso mehr Personal nötig. Doch will Lessia das überhaupt? Oder wird sie in diese Richtung geschoben, weil ihr einfach gestrickter Onkel sich nichts anderes vorstellen kann? Wenn sie andere Träume hat, sollte man ihr nicht die Chance dazu verbauen.
Wie erwähnt, hatte ich sie bisher nur ein einziges Mal kurz gesehen – und doch sagten mir Menschenkenntnis und Erfahrung, dass einfaches Hausmädchen wohl eher nicht das Richtige für sie wäre. Mit 12, fast 13, weiß sie vermutlich selbst noch nicht genau, was sie wirklich werden will. Doch Lessia machte einen aufgeweckten Eindruck, mit Intelligenz in den Augen. Also nutzte ich die Gelegenheit unserer zufälligen Begegnung, um das Mädchen ein bisschen besser kennenzulernen.
»Hallo, hübsche Lessia.« grüßte ich freundlich lächelnd – in der Hoffnung, dass sie Englisch in der Schule hatte und mit mir sprechen konnte. Dem war auch so.
»Padrone…? Ähm, Mr. Steve, kann ich Ihnen helfen? Haben Sie sich verlaufen? Das Schloss ist groß, nicht wahr?« reagierte sie überrascht, dass ihr der momentane Hausherr im Personaltrakt über den Weg lief. Doch sie blickte mich ohne Verlegenheit offen und direkt an – eher ungeniert.
»Ja, es ist groß. Nein, verlaufen habe ich mich nicht. Aber helfen könntest du mir trotzdem. Hast du einen Moment Zeit?« antwortete ich ruhig und freundlich.
»Yes, Sir…, worum geht’s denn?«
»Ich wollte vor allem wissen, wie ihr hier lebt, was du gut oder mies findest, ob hier etwas fehlt oder kaputt ist und was deiner Meinung nach besser sein könnte.«
»Oh…« Sie sah noch überraschter, dass sich ein »Herr« wie ich für das Leben des Personals interessierte. Doch nur kurz – dann plapperte sie ungeniert drauflos und teilte mir ihre jugendliche Meinung als junges Teen-Girl mit. Da sie fraglos, wie alle Jugendlichen, überall herumstromert und jede Ecke des Landguts neugierig erkundet hat, kennt sie praktisch alles sehr genau. Sie findet das Leben hier toll, weiß aber auch, was kaputt oder baufällig ist – und all die Dinge, die man nur weiß, wenn man längere Zeit an einem Ort lebt.
Alle derzeitigen Festangestellten – außer Martina – arbeiten und leben auf dem Anwesen. Die Entlohnung ist nicht üppig, aber sie müssen keine Miete zahlen. Gut die Hälfte – meist die unverheirateten, einfachen Arbeiter und Hausmädchen – werden zudem mit drei Mahlzeiten täglich aus der großen Hauptküche verköstigt. Da viele schon seit Generationen hier arbeiten und leben, es gar nicht anders kennen, im Großen und Ganzen gut behandelt werden, fühlen sich die meisten wohl und wollen nirgendwo anders hin.
Zumindest ein bisschen ist es tatsächlich wie in alten Zeiten, als Arbeiter, Angestellte und Bedienstete wie Untertanen ihren Herrschaften mit Stolz dienten – und sich kaum etwas anderes vorstellen konnten. Besonders, als es noch alteingesessene Aristokraten waren, Süditalien und Sizilien bis auf die Oberschicht arm war und es ohnehin kaum Alternativen gab. Heutzutage ist das anders, und zumindest die Höherqualifizierten – wie Köchin, Haushälterin, Kellermeister oder Gutsverwalter – könnten leicht auch anderswo gute Jobs bekommen.
Aber ich schweife ab. Alessia – die einfach »Lessia« gerufen wird – erzählte mir natürlich nichts von diesen größeren Zusammenhängen. Sondern von den Kleinigkeiten: was sie sich als Kind und Jugendliche wünscht, was kaputt ist und repariert werden sollte, was sie stört und was ihr gefällt. Insgesamt scheint sie hier ziemlich glücklich zu sein und hat den Tod ihrer Mutter sowie ihren im Gefängnis sitzenden Vater wohl innerlich verdrängt. Die auf dem Anwesen lebenden Festangestellten sehen sich wie eine große Familie und gehen weitestgehend auch so miteinander um. So hat sie nicht nur den Bruder ihres Vaters als Ersatzvater, sondern sozusagen anderthalb Dutzend Ersatzväter, -Mütter, -Onkel, -Tanten und Freunde, die sich um sie kümmern.
Langer Rede kurzer Sinn: Ich erfuhr einige Interna, die nur Insider wissen können, und erkannte, dass meine Vermutung richtig war. Das Mädel ist zu aufgeweckt und clever, um ihr Leben als einfaches Hausmädchen zu fristen. Vorausgesetzt natürlich, sie will selbst mehr aus sich machen – und dazu könnte sie Unterstützung brauchen, auch weil ihr sehr einfach gestrickter Onkel sich nicht vorstellen kann, dass sie mehr sein könnte als eine einfache Arbeiterin.
Nachdem Lessia erstmal ein bisschen Vertrauen zu mir gefasst hatte – was bei Kindern und nicht verstockten Jugendlichen manchmal sehr schnell geht –, erzählte sie mir z. B. auch Folgendes: In der Schule nimmt sie begeistert an den Kursen der Theatergruppe teil. Ihre Lehrer meinen, dass sie tatsächlich Talent für Schauspiel hat – und in den anderen Schulfächern ist sie eine mehr oder weniger gute Schülerin.
»Man sollte ihr also in Zukunft den Besuch höherer, weiterführender Schulen ermöglichen.« dachte ich. Ich finde es immer schade, wenn die Talente junger Menschen verschwendet werden, weil ihr Umfeld sie nicht erkennt oder niemand sie unterstützt. Ich weiß, dass Vita und Vitorio das ähnlich sehen und werde ihnen deshalb einen Hinweis auf Lessia geben. Neben seinen sonstigen Unternehmungen finanziert Vitorio als Produzent auch Filme und ist neuen Talenten gegenüber aufgeschlossen. Wer weiß – vielleicht macht das Mädchen mal als Schauspielerin Karriere und wird eine Berühmtheit.
Lessia erzählte mir auch, dass sie heimlich davon träumt, mal auf der Bühne des Teatro Massimo zu stehen – »wie eine echte Diva, Signore Steve!«, wie sie es nannte.
Ich lächelte. »Dann lass uns mal sehen, was wir tun können, um dich darin zu unterstützen, du kleine Diva. Aber nur, wenn du ganz lieb bist und fleißig lernst!« Zwinkerte ich verschmitzt.
»Oh wirklich?« Schaute sie ungläubig und begeistert zugleich. »Sie würden mir echt dabei helfen?«
»Gewiss, warum denn nicht? Man sollte die Talente junger Menschen immer fördern. Aber du musst dann auch zeigen, dass du es wirklich willst, fleißig lernen und sozusagen beweisen, dass du würdig bist unterstützt zu werden. Habt ihr demnächst eine Schultheater-Aufführung? Die würde ich mir gern anschauen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie talentiert du bist.« Lächelte ich und streichelte ihr mal kurz sanft aufmunternd über die zarte Backe, denn sie war sichtlich bewegt.
»Oh man…, ich…, ich… weiß gar nicht, was ich sagen soll?! Daaaaankeschön! Ja, wir haben demnächst eine Aufführung.« Sprang sie wie ein junges Mädchen an mir hoch, klammerte sich fest, verdrückte ein süßes Tränchen und gab mir dankbar ein ebensolches Küsschen auf die Backe. Das Mädel dürfte unter 160 cm groß sein, da muss sie an einem 190 cm Bär meiner Statur regelrecht hochklettern.
»Schon gut.« Schmunzelte ich und hielt sie einige Momente so in einer gleichzeitig tröstenden, aufmunternden und einfach lieb-freundlichen Umarmung, wie es so junge Girls halt gern mögen. Natürlich will sie, typisch für diese Entwicklungsphase, auch schon als Frau gelten und wahrgenommen werden. Aber in solchen Momenten vergessen sie das auch gern und sind dann doch lieber wieder Mädchen. Lächelnd setzte ich sie sanft wieder auf dem Boden ab und verabschiedeten wir uns.
Vor dem Abendessen legten Meli und ich noch eine himmlisch zärtliche, sinnliche Schmuse-Siesta mit kleinem Nickerchen ein. Nach dem Essen machten wir es uns gemütlich und schauten weitere Folgen der gut gemachten »Suits«-TV-Serie. Inzwischen sind wir in der fortgeschrittenen zweiten Staffel und amüsieren uns über die Entwicklung der Seriengeschichte. Ich bin eigentlich kein großer Fan von solchen Serien – ich lebe lieber in der Realität –, aber wenn Filme oder Serien mit guten Schauspielern und Geschichten ordentlich gemacht sind, unterhalten sie auch mich. Meli fiebert vor allem mit dem Schauspieler in der Rolle des Mike mit, findet Louis’ Verrücktheiten köstlich und bewundert die Rolle der Donna.
Inzwischen hatte der Regen aufgehört, und der Himmel aufgeklart, sodass wir unter dem funkelnden, südlichen Sternenhimmel – im romantisch beleuchteten Garten – noch einen schönen Spaziergang in sauberer, frischer Mittelmeerluft machen konnten. Danach verlockte mich Meli zu einem entspannenden Schaumbad in der großen Jacuzzi-Wanne, in der wir uns auch zweimal sehr sinnlich liebten. Wundervoll entspannt und wohlig befriedigt sanken wir etwas nach Mitternacht ins sehr gemütliche Bett, kuschelten verspielt und versanken langsam im Reich der Träume.
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