Italien, Syrakus, Sizilien, #Dezember #6 Ortigia Straßenmarkt-Abenteuer, Dolce vita far niente und Starverkäuferin Sasha

 

#25.12.11- Italien, Syrakus, Sizilien, #Dezember #6

Ortigia Straßenmarkt-Abenteuer, Dolce vita far niente und Starverkäuferin Sasha

Der halbe Vormittag war bereits vergangen, als Meli und ich unsere Online-Arbeit beendeten – E-Mails beantwortet, Termine koordiniert, ein paar dringende Anfragen für das Schloss erledigt. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und die leicht salzige Meeresbrise, die durch die geöffneten Fenster wehte, verhieß einen wunderschönen Tag. Draußen zwitscherten die Vögel, und das ferne Geklapper von Geschirr aus der Küche verriet, dass das Personal bereits die Vorbereitungen zum Mittagessen für die Gäste traf.

Annegret, Tom, Simone und das süße Mäuschen Sasha warteten bereits ungeduldig auf uns, als wir uns fertig machten. Dazu gesellten sich sieben der Hollywood-Gäste – nicht die Hauptstars selbst, sondern Mitglieder ihres Trosses, die Lust auf einen Ausflug zum Straßenmarkt auf Ortigia hatten. Sasha war schon ganz aufgeregt, ihre Augen leuchteten vor Vorfreude, und sie hüpfte unruhig von einem Fuß auf den anderen. Ein sizilianischer Vormittag zwischen Markttrubel, Kinderlachen und der Kunst des Handelns erwartete uns.

»Darf ich mir ein Andenken… oder etwas Hübsches für mich aussuchen?« fragte sie schon auf der Hinfahrt ihre Eltern mit diesem unwiderstehlichen, sehnsüchtigen Blick, der selbst hartgesottensten Herzen schmelzen ließ. Wie immer mussten wir alle über ihre Süße schmunzeln. Sie ist einfach zu liebenswert – klug, raffiniert und charmanter, als es ein Kind eigentlich dürfte. Ein leicht gesenkter Kopf, ein schüchternes Lächeln, und zack – jeder wäre bereit, ihr die Welt zu schenken.

»Als Hausherr muss ich das untersagen!« grinste ich sehr vergnügt hinter dem Steuer des EQS und schaute gespielt streng im Rückspiegel zu ihr auf dem hintersten Klappsitz. »Es sei denn…«

»Steve, hihihi!« protestierte sie sofort und wusste natürlich, dass ich sie nur aufzog. »Es sei denn, was?«

»Na ja…, also…, ich weiß nicht, ob ich das sagen soll…« stotterte ich grinsend und tat, als würde ich zögern.

»Aaaaahihi, voll gemein! Jetzt sag schon! Biiiiiitteeeee hihi.« kicherte sie ungeduldig und klatschte begeistert in die Hände.

»Also wenn du ganz brav bist…« kam ich nicht weiter, denn sie kicherte sofort dazwischen.

»Aber ich bin doch IMMER superbrav und superlieb und…, total brav hihi!« rief sie mit theatralischer Unschuldsmiene und spielte die perfekte Engelchen-Rolle.

»ALSO« hob ich leicht die Stimme, »für ein paar super-ultra-giga-galaktisch süße Küsschen von Elben-Kriegerin Sasha, bevor sie mich mit Galadriels Dolch bedroht und als Heerführerin einen Krieg gegen mein Reich entfacht, könnte ich vielleicht davon überzeugt werden, nicht mehr dagegen zu sein.«

»Merkste was?« rief Simone, die erwachsene Tochter, von der Mitte der Rücksitze aus und klopfte ihrer kleinen Schwester spielerisch auf die Schulter. »Unser Schlossherr will bestochen werden! Wenn du ihn dafür bei mir anzeigst«, fügte sie verschmitzt hinzu, »verurteile und bestrafe ich ihn zu schrecklicher Kerkerhaft.«

»Verurteilen? Bestrafen? Kerkerhaft?« spielte ich den Erschrockenen und Eingeschüchterten. »Oh nein, ich nehme alles zurück und bin der unterwürfigste Diener der holden Damen!«

»ALSO« imitierte mich Sasha ziemlich gekonnt und zwinkerte mir verschmitzt zu. »Wenn DU ganz lieb bist, vergesse ich das vielleicht, hihihi… und kriegst du vielleicht ein-zwei Küsschen hihi.« Prustete sie begeistert über dieses spielerische Gefrotzel.

Meli, Annegret und Tom amüsierten sich köstlich, und Annegret meinte knochentrocken: »Nimm dir ein Beispiel an Tom, Steve. Der hat schon lang aufgegeben und weiß, dass er gegen MEINE Töchter keine Chance hat, haha!«

Tom spielte mit und seufzte abgrundtief zustimmend, woraufhin wir alle in helles Lachen ausbrachen – Sasha kicherte, Simone prustete, und ich verschluckte mich fast vor Lachen.

 

Dementsprechend gutgelaunt kamen wir am Ziel an. Ich parkte den SUV auf der Piazza della Posta – und welch ein Glück: Unglaublicherweise hatte ich tatsächlich einen freien Parkplatz erwischt! Normalerweise ist dort alles vollgeparkt, und man muss lang kreisen oder in seitlichen Gassen sein Glück versuchen. Heute jedoch lächelte das Schicksal uns an – oder vielleicht hatte Sashas gute Laune einfach die Welt auf unsere Seite gebracht.

Von dort aus waren es nur 200 Meter bis zum Straßenmarkt, und die Schönen – Annegret, Simone, Meli und Sasha – stürzten sich sofort begeistert in den Trubel. Tom und ich blieben etwas zurück und schauten amüsiert zu, wie die Frauen taten, was weibliche Wesen nun mal lieben: Durch Geschäfte und Stände stöbern, tausend Sachen angucken, darüber schwätzen und hier und da auch etwas kaufen – ganz gleich, ob sie es benötigen oder nicht. Einfach aus Freude am Shopping, am Entdecken, am Feilschen.

Sasha wuselte überall mit großen, neugierigen Augen herum, und da Italiener im Allgemeinen kinderlieb sind, bekam sie hier und da leckere Happen zum Probieren geschenkt, augenzwinkernde Aufmerksamkeit und spielerische Komplimente darüber, wie hübsch sie sei. Ein junger, glutäugiger, sizilianischer Casanova, ungefähr in ihrem Alter, dackelte prompt fasziniert hinter ihr her und vergass alles um sich herum, außer Sasha – ein Anblick, der uns Erwachsenen ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Überall wurde gescherzt und gelacht, oder in Preisverhandlungen geflucht und gedroht – was natürlich alles nur geliebtes Spiel ist, genauso wie die spielerisch-unverbindliche Art, Komplimente zu machen und zu flirten. Händler riefen ihre Ware aus, Frauen feilschten um jeden Cent, und Kinder liefen lachend zwischen den Ständen hin und her.

Wir trafen ein paar bekannte Gesichter – der Fischhändler, der uns immer die besten Meeresfrüchte aufhebt, die alte Signora, die handgemachte Seifen verkauft, und der junge Künstler, der Aquarelle von Ortigia malt. Wie üblich auf solchen Straßenmärkten gings sehr lebhaft zu – ein Gewirr aus Stimmen, Düften und Farben, das einen sofort in seinen Bann zieht.


 

Sasha stand plötzlich vor einem Stand mit handgefertigtem Schmuck und hielt ein zartes, silbernes Armband in der Hand. »Steve, Steve!« rief sie begeistert und winkte mir zu. »Guck mal, wie schön! Darf ich…?«

Ich seufzte theatralisch, ging zu ihr und betrachtete das Schmuckstück. »Na gut, Elbenprinzessin. Aber nur, wenn du mir versprichst, es jeden Tag zu tragen und nie zu vergessen, wer es dir geschenkt hat.«

»Versprochen!« strahlte sie und umarmte mich impulsiv. »Danke, Steve! Du bist der Beste!« Von ihren süßen Dankesküsschen bekam ich mal wieder einen Zuckerschock.

Die Händlerin lächelte wissend, wickelte das Armband in Seidenpapier und reichte es Sasha mit einem »Für die schönste Prinzessin von Ortigia!« Und so ging ein wundervoller Vormittag weiter – zwischen Lachen, Handeln und der einfachen Freude, miteinander Zeit zu verbringen.

Ein Festmahl unter sizilianischer Sonne – wo Genuss auf Lebensfreude trifft – erwartete uns. Die Sonne hatte inzwischen die letzten zarten Wolkenreste vertrieben und mit bereits angenehmen 19 °C verwandelte sie den Marktplatz in ein goldenes Meer aus Licht, Lachen und lebendigem Treiben. Die sieben anderen Hausgäste – eine bunte Mischung aus Assistenten, Sicherheitsleuten und einem Schauspieler-Agenten – verteilten sich in kleinen Gruppen über den Markt. Drei von ihnen, darunter eine junge Kostümbildnerin aus Rom, sprachen sogar recht gutes Italienisch und tauschten sich bereits angeregt mit den Händlern aus, während die anderen fasziniert die bunten Stände erkundeten oder genüsslich an frisch gepresstem Orangensaft nippten. Ihre Gesichter verrieten: Sie genossen dieses Stück sizilianisches Leben in vollen Zügen.


 

Wir sechs – Meli, Annegret, Tom, Simone, Sasha und ich – standen eine Weile locker beisammen und überlegten, wo wir uns zum Mittagessen niederlassen wollten. Die Qual der Wahl war groß, denn Ortigia wimmelt nur so von guten bis herausragenden Ristorantes, und nur wenige fallen in die Kategorie der touristischen Abzockfallen mit durchschnittlicher oder gar schlechter Qualität. Doch heute zog es uns zu einem besonderen Ort, den wir spontan auswählten: die hübsche, offensichtlich auch bei Einheimischen beliebte Drogheria Drago in der Via Emmanuele de Benedictis 20 ist ein Geheimtipp, der kein Geheimnis bleiben sollte.

Schon von weitem sah man die bunte, lebendige Fassade des Ladens, der sich nahtlos in das bunte Treiben des Marktes einfügte. Vor dem Eingang standen ein paar kleine Tische mit roten Karokissen, an denen Gäste lachten, schmatzten und sich unterhielten, als gehörten sie zu einer großen Familie. Ein Schild mit der handgemalten Aufschrift »Piatto del Giorno – 10€« verhieß köstliche Überraschungen, und der Duft von frischem Basilikum, gegrilltem Fisch und knusprigem Brot zog uns magisch an.

Als wir näherkamen, hörten wir das fröhliche Stimmengewirr der Gäste und das klirrende Geschirr aus dem Innenraum. Ein älterer Herr mit Teilglatze, schneeweißen Resthaaren, vollem Backen- und imposanten Schnauzbart – der Inbegriff eines sizilianischen Patriarchen – stand hinter dem Streetfood-Verkaufsstand und bereitete mit sichtlicher Hingabe seine Streetfood-Mix-Teller zu, welche die meisten gern nahmen. Sein Lächeln war so warm, dass man sofort das Gefühl hatte, nach Hause zu kommen.

Eine Rezension auf Google, die ich gelesen hatte, traf es so perfekt, dass ich sie hier einfach wiedergebe:

„Heiliges Donnerwetter! Was für ein Geheimtipp! Ich bin vorbeigegangen und war vom Besitzer, dem Platz und dem Essen begeistert. Mittags gibts ein ‚Piatto‘, einen Teller mit den frisch zubereiteten Gerichten des Tages. Der Fisch war unglaublich frisch, der Ricotta so lecker, dass ich ihn jetzt anders sehe. Alles auf meinem Teller war einfach fabelhaft. Zwei Gläser Wein und ein wunderbarer Teller mit Essen, bei dem ich viele verschiedene sizilianische Gerichte probieren konnte. Und das alles für unter 20 €. Unbedingt hier vorbeischauen! Jeden Cent wert und mehr.“

Kaum hatten wir uns einen Tisch gesichert – glücklicherweise gab es noch ein paar freie Plätze auf der kleinen Terrasse –, schlich Sasha fasziniert zu dem Streetfood-Stand mit dem alten Herrn. Der knorrige Alte mit dem Schnauzbart begrüßte sie mit einem verschmitzten Grinsen und einem augenzwinkernden »Ciao, Bellissima!«.

»Ciao!« strahlte Sasha zurück und stellte sich neugierig auf die Zehenspitzen, um über den Tresen zu spähen. Der Händler – Signor Drago, wie wir später erfuhren – beugte sich vor und flüsterte ihr verschmitzt etwas auf Italienisch zu. Obwohl sie nur ein paar Brocken der Sprache verstand, nickte sie eifrig und strahlte über das ganze Gesicht.


 

Plötzlich ernannte er sie zu seiner »Verkaufsassistentin« und reichte ihr eine kleine Schürze, die er ihr lächelnd umband. Begeistert half sie ihm, Bestellungen anzunehmen, Teller mit Oliven und eingemachten Artischocken zu füllen und den Gästen mit einem »Prego!« zu überreichen. Die Kundschaft lachte vergnügt, scherzte mit ihr und bestellte extra etwas, nur um ihr ein Lächeln zu entlocken. Selbst die Großfamilie der Betreiber – Tanten, Onkel, Cousins – bezog sie sofort in ihr Treiben ein, als gehöre sie schon immer dazu.

»Guarda, che bella!« rief eine der Tanten und reichte Sasha ein Stück frisch gebackenes Brot mit Olivenöl und Kräutersalz. Genüsslich biss sie hinein, und ihre Augen leuchteten vor Freude. Wer Kinder hat, kann sich vorstellen, wie glücklich ein Mädchen in ihrem Alter ist, wenn es sich so mit einbezogen fühlt – als wäre es Teil eines großen, fröhlichen Festes.

Während Sasha ihre neue Rolle als Markthelferin genoss, bestellten wir unsere Gerichte. Der große Mix-Teller für 10,- Euro, den man auch als Gast bestellen konnte, ist wirklich empfehlenswert – eine bunte, üppige Zusammenstellung der typischsten sizilianischen Köstlichkeiten: gegrillte Sardinen, frittierte Auberginen, Caponata, Oliven, eingemachte Peperoni, frischer Ricotta mit Honig, knuspriges Brot und ein Stück Pasta alla Norma. Die Portion war so großzügig, dass selbst ein Bär wie ich davon satt geworden wäre – und mit einem Glas lokalem Weißwein oder einem frischen Limoncello-Spritz wäre man schon für 12–13 Euro hochzufrieden. Mehr als 20,-, höchstens 25,- Euro pro Person konnte man dort kaum ausgeben – es sei denn, man wollte platzen.

Wir setzten uns an einen der Tische auf der Terrasse, wo die Sonne warm auf die Haut schien und das lebhafte Markttreiben um uns herum ein Stück sizilianisches Leben atmete. Tom bestellte sich einen Teller Pasta mit Schwertfisch und Zitronensauce, Annegret und Simone teilten sich eine Portion gegrillten Tintenfisch mit Kartoffeln und Kapern, während Meli und ich uns für den Mix-Teller entschieden. Dazu bestellten wir eine Flasche LUNA-Grillo-DOC-VACCARO – der perfekt zu den würzigen Aromen der sizilianischen Küche passte.

»Mamma mia, das sieht ja aus wie ein Festmahl!« seufzte Meli begeistert, als der Teller vor uns abgestellt wurde. Jeder Bissen war ein kleines Kunstwerk – die Sardinen zart und saftig, die Auberginen knusprig und würzig, der Ricotta so cremig, dass man am liebsten den ganzen Teller abgeleckt hätte.

»Prost, Leute!« hob Tom sein Weinglas und stieß mit uns an. »Auf einen Tag, der schon jetzt perfekt ist – und auf Sasha, die uns alle mit ihrer Begeisterung ansteckt!«

»Auf Sasha!« riefen wir im Chor und tranken – während das Mäuschen stolz wie eine kleine Königin an unserem Tisch platznahm, ihre Schürze noch umgebunden, die Wangen gerötet vor Aufregung und Freude.

Dolce far niente – oder die süße Kunst des Nichtstuns – muss man einfach wie Italiener oder Sizilianer genießen. Wir blieben tatsächlich bis nach 15 Uhr sitzen – schwatzten, lachten, schlemmten und tranken Wein, als gäbe es kein Morgen. Die Zeit verging wie im Flug, und keiner von uns hatte Lust, aufzubrechen. Die Drogheria Drago war nicht nur ein Restaurant – sie war ein Erlebnis, ein Ort, an dem man einfach das Leben genießen konnte.

Die Bedienungen – meist Familienmitglieder – brachten immer wieder kleine Extras: ein Stück frischer Pecorino, ein Teller gegrillter Zucchini, ein Gläschen hausgemachten Limoncello »für die Verdauung«. Jeder Bissen schmeckte nach mehr, und jeder Schluck Wein machte die Stimmung noch lockerer.

»Weißt du, was das Schönste hier ist?« fragte Annegret irgendwann und lehnte sich entspannt zurück. »Dass man hier einfach sein darf. Kein Stress, kein ‚Muss‘ – nur dieses wunderbare Gefühl, genau da zu sein, wo man sein will.«

»Genau das ist es«, pflichtete Tom ihr bei. »In Deutschland würde man jetzt schon auf die Uhr schauen und überlegen, was als Nächstes ansteht. Hier? Hier sitzt man, trinkt seinen Wein und freut sich einfach darüber, dass die Sonne scheint.«

Sasha, die mittlerweile wieder bei uns saß, nickte eifrig. »Und dass ich so viele leckere Sachen probieren durfte! Und dass alle so nett zu mir waren!« fügte sie strahlend hinzu und biss genüsslich in ein Stück Cantucci, das ihr Signor Drago als »Belohnung für die beste Helferin« geschenkt hatte.

Die Drogheria Drago ist ein Ort, an dem man nicht nein sagen kann und mehr als ein Restaurant – sie ist ein Stück sizilianischer Lebensart. Obwohl das Lokal auch Innenräume hat, ist es eigentlich ein Marktbetrieb-Ristorante. Sie schließt täglich mit dem Markttreiben um 15:30 oder 16 Uhr. Wer sizilianisch-mediterrane Speisen in voller südländisch-lebensfroher Atmosphäre liebt und gern schlemmt, sollte hier unbedingt vorbeischauen.

Es ist quasi unmöglich, dort mit schlechter Laune zu sitzen. Die fröhlichen Rufe der Händler, das Lachen der Gäste, der Duft von frischem Essen und die herzliche Art der Betreiber machen es einfach, sich fallen zu lassen und den Moment zu genießen. Wir saßen länger, als wir eigentlich vorhatten, redeten über Gott und die Welt, erzählten Anekdoten und lachten so viel, dass uns die Bäuche wehtaten.

Als wir endlich aufbrachen, war die Sonne bereits tiefer gesunken, und der Markt begann sich langsam zu leeren. Sasha winkte Signor Drago noch einmal begeistert zu, der ihr zum Abschied ein kleines Säckchen mit Mandeln und getrockneten Feigen schenkte. »Für die schönste Prinzessin von Ortigia!« rief er ihr nach, und sie strahlte, als hätte sie soeben den höchsten Orden des Königreichs erhalten.

Alle dort wurden von ihr noch mit dankbaren, supersüßen Abschiedsküsschen bedacht, ich bekam für das Kettchen auch noch mal welche ab und wahrscheinlich sehen wir Betroffenen uns alle mit akutem Zuckerschock im Krankenhaus wieder. lach

»Das war wieder so ein Tag, der noch lange nachwirken wird.« Lächelte Mutter Annegret. Wie eigentlich jeder und jede die mit Sasha zusammentreffen, muss man sie einfach gernhaben, ins Herz schließen und sich für sie über ihr glückliches Strahlen freuen.

Mit vollen Bäuchen, glücklichen Gesichtern und dem Gefühl, einen perfekten Tag erlebt zu haben, spazierten wir herum. Die Abendsonne tauchte die Gassen von Ortigia in ein warmes, goldenes Licht, und die Luft roch nach Meer, Kräutern und dem letzten Hauch des Markttreibens.

»Das war ein wunderschöner Tag, Sasha ist Megasüß!«, seufzte Meli zufrieden und schmiegte sich leicht an mich. »Einfach nur sitzen, essen, lachen… und sich daran erinnern, wie schön das Leben sein kann.«

»Und dass Sasha jetzt offiziell die beste Verkäuferin von Ortigia ist«, fügte ich grinsend hinzu.

»Natürlich! Wer könnte da schon widerstehen?« lachte Meli, während Sasha vor uns her hüpfte, ihr neues Armband stolz im Sonnenlicht glänzen ließ und schon plante, wann sie wieder dorthin gehen würde.

»Buon pomeriggio, Sizilia!« Rief Meli lachend laut der Welt zu. Sie mit ihrer so umwerfend sinnlich-erotischen Ausstrahlung und Simone, die auf etwas dezentere Art ähnlich fotogen, schön und sinnlich rüberkommt, hatten natürlich auch nicht wenig Aufmerksamkeit und Komplimente bekommen. Und Meli beherrscht zudem perfekteres Italienisch, als die meisten Italiener, kann also wie Einheimische schwätzen, scherzen und Flirten, was sie völlig locker und freundlich zu jedem gern tut.

»Der Ausruf bedeutet auf Deutsch: „Guten Nachmittag, Sizilien!" oder auch "Schönen Nachmittag, Sizilien!", wobei Buon pomeriggio die gängige Begrüßung für den Nachmittag ist,« erklärte Meli Annegret, Tom, Simone und Sasha.

»Das ist… der schönste, tollste Urlaub meines Lebens!« Verkündete Sasha plötzlich so von Herzen kommend, dass man sie am liebsten mitten auf der Straße knuddeln wollte. Tom streichelte ihr liebevoll-väterlich über die seidigen Haare, hob sie hoch und wirbelte sie einmal herum, bis sie einfach zu süß kichernd protestierte: »Heeee… ich bin kein kleines Mädchen mehr, hihi!«


 

Leider geht hier derzeit die Sonne schon um 16:41 Uhr unter, was dann aber auch für romantische, nächtliche Beleuchtung in den meist engen, verwinkelten, malerischen Gassen, umgeben von alten Häusern sorgt. Überall gibts diese typisch südländischen Straßenterrassen vor Ristorantes, Bars und Cafés. Manche Gassen und Bereiche sind nächtlich ruhig, mit nur wenigen Spaziergängern. In anderen blüht das nächtliche Dolce Vita, aber schön und romantisch ists überall.

Wir schlenderten lange herum, besuchten zwei Bar-Apertivo, wo wir am Abend noch ein paar kleine Happen zu uns nahmen und Flavia Schwarz trafen. Gegen 21:45 Uhr, damit es nicht allzu spät für das Mädchen wurde, fuhren wir zurück zum Landschloss, wo wir uns dann auch bald in unsere Suiten zurückzogen. Meli und ich entspannten noch herrlich im Schaumbad-Jacuzzi, umgeben von romantisch brennenden Kerzen, wie sie es liebt.

 


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