Italien, Syrakus, Sizilien, #Dezember #4, sinnliche Momente, raffinierte Mäuschen, Fantasy-Abenteuer und sizilianische Herbsttage

 

#25.12.07- Italien, Syrakus, Sizilien, #Dezember #4, sinnliche Momente, raffinierte Mäuschen, Fantasy-Abenteuer und sizilianische Herbsttage

Manche Morgen sind wie ein Geschenk des Universums – still, warm und voller unverschämten Glücks.

So fühlte es sich an, als ich Meli an diesem Morgen betrachtete, während sie noch schlief. Sie lag leicht verdreht auf dem Bauch, das Gesicht zur Seite gedreht, die Wange sanft in das Kissen gedrückt. Ihr linker Unterarm ruhte entspannt darunter, als hätte sie mühelos die perfekte Position gefunden, um zu träumen. Ein paar blonde Strähnen waren ihr über die Schulter gefallen, andere lagen zerzaust auf dem dunklen Kissen. Ihre Lippen waren ein kleines Stück geöffnet, als würde sie leise etwas flüstern – vielleicht einen Traum, vielleicht einen Namen.

Kein künstliches Posing, keine bewusste Inszenierung: Nur ganz sie selbst, in dieser vollkommenen, schlafwarmen Hingabe. Ihr Atem hob und senkte sich langsam, fast unmerklich, und ich spürte, wie mein eigener Rhythmus sich anpasste – als würde die Stille des Moments auch mich einlullen.

Dieser Anblick war so weich, so vertrauensvoll, dass es fast wehtat. Als würde sie mir ohne Worte sagen: "Hier bin ich. Ganz. Ohne Maske." Und ich, stumm und ehrfürchtig, konnte nur danken – dem Universum, dem Zufall, dem Leben selbst – für dieses unverschämte Glück, das sich so leicht, so selbstverständlich anfühlte und doch so kostbar war.

Draußen begann der Tag langsam – das leise Zwitschern der Vögel, der Duft von Zitrusblüten, der durch das einen Spalt geöffnete Fenster wehte. Doch hier, in diesem stillen Raum, in diesem gestohlenen Moment, existierte nur sie. Und ich. Und diese unglaubliche Ruhe, die alles andere unwichtig machte.

Manchmal sind es genau diese Augenblicke – unperfekt, unvorbereitet – die das Leben so unendlich reich machen. Keine großen Gesten. Keine Worte. Einfach nur da sein. Einfach nur atmen. Einfach nur glück empfinden.

 

Nach diesem stillen, fast meditativen Moment brach der Tag dann wie immer los: mit Lachen, starkem Kaffee und dem üblichen, herrlich-chaotischen Durcheinander. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee vermischte sich mit dem Aroma von knusprigem Ciabatta und dem süßlichen Hauch der hausgemachten Marmelade, als wir uns alle am Frühstückstisch versammelten. Die Sonne fiel schräg durch die hohen Fenster und tauchte den Raum in ein warmes, goldenes Licht, das die Stimmung noch heiterer machte. Wie immer, wenn wir alle zusammen waren, herrschte ein fröhliches Durcheinander – Teller klapperten, Gläser klirrten, und das Lachen der Hausgäste hallte durch den Raum.

»Steve, du musst unbedingt noch eine von diesen Focaccias probieren!« Meli schob mir einen Teller mit dampfendem, kräuterbestreutem Brot zu, während sie selbst genüsslich in ein Stück mit Speck und Oliven biss. »Die Köchin hat heute wieder ihre ganze Magie reingepackt.«

Ich grinste, schnappte mir ein Stück und biss hinein. »Wenn das so ist, dann lasse ich mich gern überzeugen.« Die Kombination aus knuspriger Kruste, würzigem Schinken und dem Hauch von frischem Basilikum war tatsächlich himmlisch. Doch bevor ich mich ganz dem kulinarischen Genuss hingeben konnte, meldete sich unsere kleine Strategin.

Mäuschen Sasha und die Kunst der geschickten Verhandlung. Oder: wie raffiniert strategisch schon sehr clevere, aufgeweckte Zehnjährige taktieren können. Sasha saß mit einem scheinbar unschuldigen Lächeln auf ihrem Stuhl, die Wangen noch leicht gerötet vom Lachen, als sie plötzlich mit einem Thema begann, das ich sofort als Taktik durchschaute.

»Du, Steve…«, begann sie und blickte mich mit ihren großen, dunklen Augen an, die in diesem Moment so harmlos wirkten wie die eines Rehkitzes. »Ich finds echt klasse, dass ihr Lessia eine Theaterausbildung ermöglicht.«

Ich hob eine Augenbraue und nahm einen Schluck Kaffee. Aha, dachte ich. Da kommt gleich noch was. Lessia, die zwölfjährige Tochter eines Landarbeiters, die auf dem Anwesen lebt und sich mit Sasha angefreundet hat, ist tatsächlich ein begabtes Mädchen – aber ich ahnte, dass Sasha hier nicht nur aus reiner Nächstenliebe sprach.

»Ach ja, weshalb?« Ich zwinkerte ihr zu und bemerkte, wie Annegret, Sashas Mutter, mir einen verschmitzten Blick zuwarf. Offensichtlich war dies ein abgesprochener Plan.

»So ist Steve, immer und überall. Wenn es ihm möglich ist, hilft er stets gern«, warf Annegret ein und lächelte mich an, als wäre sie stolz auf die kleine Taktikerin.

»Ja, echt, voll klasse, wenn ihr so einem Mädchen helft!« Sasha nickte nachdrücklich und schob sich ein Stück Ciabatta mit Marmelade in den Mund. »Sie ist doch echt lieb und nett. Meint ihr, sie hat eine Chance als Schauspielerin?«

»Warum nicht, Sasha.« Meli lächelte. »Erfahrene Theaterleute sagen, dass sie Talent hat.«

»Genau!« Ich lehnte mich zurück. »Wenn sie es wirklich will, fleißig lernt und sich diszipliniert anstrengt, hat sie definitiv Chancen. Vielleicht sollte sie demnächst eine gute Schauspielschule besuchen.«

Wir diskutierten noch eine Weile über Lessias Zukunft, und alle waren sich einig, dass man ihr diese Chance geben sollte. Doch ich spürte, dass Sasha noch etwas anderes im Sinn hatte. Und tatsächlich – nach ein paar Minuten des scheinbar harmlosen Geplauders kam sie auf den Punkt.

»Weißt du«, begann sie und zwinkerte mir zu, »Lessia und ich würden uns im tollen Kinoraum des Schlosses soooo gern Die Ringe der Macht anschauen. Mami wäre dafür, Papa meint, wir wären noch zu jung. Was sagst du?«

Tom, der gerade einen Bissen Focaccia im Mund hatte, verschluckte sich fast. Natürlich – jetzt wurde klar, worauf das Ganze hinauslief. Doch bevor er etwas sagen konnte, mischte sich Annegret ein, die offenbar Sashas heimliche Verbündete war.

»Ja, was sagst du, Steve?« Sie lächelte mich an, als wäre ich der weiseste Mensch der Welt. »Lass mal, Schatz«, wandte sie sich an Tom, »eine dritte Meinung wäre doch nützlich. Steve hat intellektuell mehr Ahnung und Lebenserfahrung als wir beide zusammen.«

Tom seufzte und hob die Hände. »Na gut, dann überlass ich das mal euch beiden.« Sein Blick verriet, dass er genau wusste, was hier gespielt wurde – aber auch, dass er seiner Tochter und seiner Frau ohnehin nicht lange widerstehen würde.

»Ähm…, ich nehme an, das ist eine Fantasy-Serie?« Ich blickte Sasha fragend an, die eifrig nickte. »Von Fantasy-Kram habe ich leider wenig Ahnung, das ist nicht mein Ding.«

Aber so leicht ließ mich Sasha nicht davonkommen. »Ja, aber die ist voll cool! Bitte, bitte, Steve! Du kannst doch beurteilen, ob wir sie uns anschauen dürfen!«

Gabriella und Meli, die den Plan offenbar ebenfalls durchschaut hatten, unterstützten Sasha und meinten, es wäre gut, wenn eine neutrale dritte Instanz – also ich – entscheiden würde. Zack, und schon wieder befand ich mich inmitten einer raffinierten Weiberverschwörung. Gegen diese Frauenpower können wir Männer wenig ausrichten. lach

Also gut, aber dazu musste ich mich natürlich erstmal mit der Serie vertraut machen, um entscheiden zu können, ob das für die Mädchen okay ist. Dazu recherchierte ich später im Web und ließ mir die Fantasy-Serie von xAI-grok analysieren. Später am Nachmittag, als wir wieder beisammensaßen, hatte ich mich ausreichend informiert. Die meisten Folgen von Die Ringe der Macht waren in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben, einige ab 16. Doch auf diese Einstufungen gab ich wenig. Ich erinnerte mich noch gut daran, wie wir als Jugendliche heimlich sogar FSK-18-Filme geschaut hatten – und trotzdem alle heil geblieben waren.

FSK-Bewertungen werden von unabhängigen Gremien der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) vergeben, die aus verschiedenen Prüfern bestehen, darunter Vertreter von Staat, Kirche, Jugendverbänden und der Filmwirtschaft selbst, die gemeinsam Filme sichten, diskutieren und abstimmen, um Altersfreigaben (0, 6, 12, 16, 18) festzulegen. Nach meiner Erfahrung und Einschätzung agieren diese viel zu übervorsichtig und haben offenbar wenig Ahnung davon, was sich viele Jugendliche in der Realität des echten Lebens so alles reinziehen, wovon die meisten Eltern und Erwachsenen kaum eine Vorstellung haben.

Das Urteil des "Kinogurus", ausgerechnet ich, der so gar nichts von Fantasy-Machwerken hält, hätte auch Sophokles nicht weiser fällen können, hoho.

»Okay«, begann ich, »ich schlage folgenden Kompromiss vor: Ihr dürft euch die ersten drei Folgen anschauen, die noch eher harmlos sind. Aber nur gemeinsam mit uns Erwachsenen. Wir schauen sie uns an, diskutieren danach, was ihr gesehen habt, und wenn ihr Fragen habt oder etwas nicht versteht, erklären wir es euch. Sollte eine von euch Albträume bekommen oder Angst, brechen wir ab. Und während des Schauens sitzt ihr zwischen uns – falls euch etwas zu gruselig wird, könnt ihr euch ankuscheln.«

Sasha strahlte. »Suuuupi, hurra! Das klingt perfekt! Danke, Steve!« Dann hüpfte die Kleine kichernd an meiner fast 190 cm großen Bärenstatur hoch, umklammerte meinen Hals und überschüttete mich mit so süßen Links-/Rechts-Küsschen, dass ich fast einen Zuckerschock bekam. Lachend setzte ich sie wieder auf den Boden ab.

Tom nickte sozusagen ergebend zustimmend, und Annegret war sehr zufrieden. Sie unterstützt ihr aufgewecktes Töchterchen sehr in ihrer Entwicklung – und das mit gutem Grund. Tom und sie sind ohne Zweifel gute Eltern, sonst wäre Sasha nicht das, was sie ist: ein bezauberndes, kluges Mädchen mit einem Herz aus Gold und einem Köpfchen voller Ideen.

»Das ist fair. Und wer weiß – vielleicht lernen wir alle noch was dazu«, sagte Annegret und strich Sasha liebevoll über den Kopf.

Spätherbstglück und die baldige Ankunft der Leinwand-Götter

Draußen herrschte wieder einer dieser unwirklich milden sizilianischen Spätherbsttage, die einem das Gefühl geben, das Leben hätte sich entschlossen, noch ein wenig länger Sommer zu spielen. Die Sonne kämpfte sich durch wechselnde Wolken, aber sie gewann – mit bis zu 20 °C und diesem warmen Licht, das alles in goldene Töne tauchte. Ein Geschenk der Insel, bevor der Winter sich überhaupt erst traut, vielleicht im Januar mal ernsthaft aufzutreten.

Während Tom, Annegret, Simone und Sasha – begleitet von Gabriella als temperamentvolle Dolmetscherin – zu einem Ausflug irgendwo zwischen Noto und Marzamemi aufbrachen, nutzten Meli und ich die seltene Ruhe, um die letzten Vorbereitungen für die morgen ankommenden Gold-Club-Gäste zu treffen. Sie unterstützte mich dabei wie eine verflucht sexy Assistentin – mit diesem Lächeln, das gleichzeitig verführerisch und professionell war.

»Bist du sicher, dass alles unter Kontrolle ist, Steve?« Meli blickte mich über ihren Laptop hinweg an, während eine blonde Strähne ihr ins Gesicht fiel. Ich strich sie ihr hinters Ohr und lächelte.

»Im Grunde ja, Löwin. Aber diesmal kommen keine ‚einfachen‘ GC-Mitglieder.« Ich lehnte mich zurück und nahm einen Schluck Espresso. »Wir erwarten einen echten Hollywoodstar und seine Geliebte – auch eine Schauspielerin und schöne Frau, die schon manche Titelseite zierte – plus dem ganzen Tross: Agenten, Bodyguards, Stylisten, Freunde, Personal-Trainer und was weiß ich noch… das volle Programm.«

Dementsprechend groß war die Aufregung beim Personal, das wir für den Vollluxus-Betrieb kräftig aufgestockt hatten. Alles war vorbereitet: zusätzliches Personal, zusätzliche Fahrzeuge im Fuhrpark – damit niemand jemals „kein Auto da“ sagen muss. Der Lieblingschampagner war schon gekühlt, die richtigen Wunschkissen lagen auf den Betten – und ein neuer Hoteldirektor, der künftig Giulio als Gutsverwalter und seine Haushälterin / Köchin Frau unterstützen wird. Er kümmert sich um die perfekte Betreuung sehr verwöhnter Gäste.

»Aber so berühmte Gäste, die absolute Anonymität erwarten und dafür astronomische Summen zahlen, kennen 99 % des Personals noch nicht«, erklärte ich Meli. »Deshalb muss ich sie heute noch mal ausführlich briefen. Solche Leute können… sehr anspruchsvoll und schwierig sein. Manche sind derart verwöhnt, dass sie sich zu abgehobenen, arroganten Typen entwickeln.«

Meli hob eine Augenbraue. »Aber die beiden, die du kennst, sind nicht so… übertrieben, oder?« Sie kannte den Schauspieler aus seinen Filmen und hoffte inständig, dass er sich nicht als eingebildeter Star aufführte.

»Nein, ganz und gar nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich kenne beide aus meinen LA-Zeiten. Öffentlich spielen sie ihre Rollen – Drama, Skandälchen, Paparazzi-Futter. Aber privat, wenn sie wirklich abschalten wollen, sind sie entspannt, witzig und wollen einfach nur Mensch sein. Kein Anhimmeln, kein ‚Oh mein Gott, ein Star!‘ – nur normale Leute, die mal raus aus dem Rampenlicht wollen.«

Ich erklärte ihr, dass diese Hollywood-Stars manchmal sogar Milliardäre sind – nicht nur Schauspieler, sondern als Unternehmer mit Hunderten von Mitarbeitern: Agenten, Anwälte, PR-Leute, Trainer, Sicherheitskräfte… die ganze, professionelle Karriere-Maschinerie.

»Das Wichtigste ist absolute Diskretion«, betonte ich. »Die beiden sind offiziell nicht zusammen – und mit anderen liiert. Würde das rauskommen, könnte es Karrieren und Multimillionen-Gagen kosten. Deshalb unterschreiben heute alle noch mal eine extra-strenge Verschwiegenheitserklärung – und kriegen unmissverständlich klargemacht, dass ein Leak sie teuer zu stehen käme.«

Meli lächelte. »Wow. Echte Hollywood-Stars. Ich muss zugeben, ich bin auch ein bisschen beeindruckt.« Sie schmiegte ihre prächtige Löwinnen-Fraulichkeit an mich, und wir küssten uns wunderschön sinnlich, wie es bei ihr immer der Fall ist. Dann seufzte sie leise. »Was ich mit dir alles erleben darf… und bald, im Januar, müssen wir uns trennen, wenn ich in Rom das Praktikum mache.«

»Ja, leider.« Ich lächelte und küsste sie noch einmal, diesmal ein bisschen leidenschaftlicher, auf ihre unglaublich sinnlichen Lippen. »Ich werde dich auch arg vermissen.«

»Mmmh…« Meli schnurrte wie eine zufriedene Raubkatze, und irgendwie flutschte meine Hand ganz zufällig in ihre Bluse, auf diese zwei wunderschönen, weichen Rundungen, die ich zärtlich streichelte. Na gut, zugegeben – nicht ganz zufällig. Meli lächelte fraulich zufrieden. »Stopp, du Schmusebär! Wenn du weitermachst, verpassen wir das Mittagessen.«

»Stimmt, so ein Mist, hoho!« Ich ließ sie widerwillig los, und wir rissen uns zusammen.

 

Zu Mittag gab es heute einen leichten, aber köstlichen Imbiss:

Eine wärmende Kartoffelsuppe mit Kräutercroutons als Vorspeise.

Cremige Pappardelle mit Hähnchen, Bohnen und Artischocken – so gut, dass man fast die Gabel ablecken wollte.

Ein leichtes Joghurt-Cantuccini-Dessert mit frischen Pfirsichen.

Und natürlich die kleine Käseauswahl zum »Magen schließen«, dazu starker Kaffee.

Gegen 14:30 Uhr fuhren Meli und ich in die Altstadt von Ortigia, zum Teatro Comunale di Siracusa. Im schicken Almajda Caffè del Teatro trafen wir uns mit Anna Maria, einer feurigen Theaterpädagogin und seit drei Wochen Lessias Mentorin.

»Wie beurteilst du Lessias Chancen, Anna Maria?« Ich blickte die Anfang-Vierzigjährige an, die mit funkelnden Augen und ungebremster Leidenschaft für die Bühne lebt.

Anna Maria wiegte den Kopf. »Sie ist kein Wunderkind, Steve. Aber sie hat etwas. Gefühl, Timing, Präsenz. Mit Fleiß und Disziplin kann sie es weit bringen – vielleicht nicht bis Hollywood, aber definitiv auf gute Bühnen.« Wir sprachen ausführlich über Lessia, ihre Leidenschaft und die harte Arbeit, die vor ihr lag. Doch eines war klar: Das Feuer brennt in ihr – und wir würden es schüren.

In Absprache mit Lessias Onkel – der die Tochter seines im Gefängnis sitzenden Bruders bei sich aufgenommen hat – geben wir ihr diese Chance. »Es wird sich zeigen, ob sie das durchhält«, sagte ich abschließend. »Aber falls nicht, kann sie immer noch stolz sagen: Ich hab’s versucht. Und das ist mehr, als die meisten je wagen.«


 

Ein Nachmittag voller Magie – und ein bisschen Fantasy

Ich zahlte die Rechnung, dann holten wir Lessia aus dem Theaterkurs ab und fuhren mit ihr zurück zum Schloss. Für das Anschauen von Die Ringe der Macht hatte ich klargestellt, dass wir die Folgen jetzt am Nachmittag sehen würden – die Mädchen sollten nicht abends, überwältigt von den Eindrücken, direkt ins Bett gehen und womöglich Albträume bekommen.

Kaum waren wir angekommen – Lessia freute sich genauso wie Sasha, die vor unbändiger Vorfreude fast platzte –, versammelten wir uns im Kinoraum. Die beiden Mädchen setzten sich artig zwischen uns Erwachsene, ihre Augen schon riesengroß, als die ersten Bilder über den riesigen, hochmodernen OLED-Bildschirm flimmerten.

»Boah, das ist ja voll cool!« flüsterte Sasha, als die epische Musik losbrauste und die Kamera über Mittelerde schwebte.

Ich beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel: Sie waren völlig gefangen in der Geschichte, verzaubert von den Bildern. Für sie war das kein Film, kein Fantasy-Märchen – es war ein Tor in eine andere Welt. Sie fieberten mit, hielten sich bei gruseligen Stellen die Hände vors Gesicht und kicherten erschrocken, wenn etwas Spannendes passierte.

»Seht ihr die Elbin da?« Sasha zeigte auf Galadriel. »Die ist sooo schön! Ich will später auch so aussehen – und so stark sein!«

Lessia nickte heftig. »Und so böse gucken können! Mit ihr legt sich keiner an!«

 

Ich grinste. Für mich war das alles immer noch Fantasy-Blödsinn, aber visuell musste ich zugeben: beeindruckend. Die Kostüme, die Maske, das CGI – alles auf hohem Niveau. Die Schauspieler machten ihren Job solide, die Regie war sauber. Fantasy-Märchen sind nicht mein Ding, aber es war unterhaltsam genug, dass ich mich weder langweilte noch die Augen verdrehte.

Die Mädchen waren hin und weg. Also verkniff ich mir meine üblichen sarkastischen Erwachsenen-Kommentare und freute mich einfach mit den beiden, die die ersten Folgen sichtlich genossen.

»Na, Mädels, wie hat’s euch gefallen?« Annegret lächelte, als das Licht wieder anging.

»Einfach… voll-toll, hihi!« Sasha guckte noch ganz verträumt, als wäre sie halb in Mittelerde geblieben.

Lessia, die coole Zwölfjährige, nickte lässiger, aber ihre glänzenden Augen auch und verrieten ihre Begeisterung: »Mega.«

Wir plauderten noch ein bisschen über die Szenen, die Story und die Tolkien-Welt. Und natürlich kam wieder einer dieser typischen „Sasha-die-kleine-Philosophim“ Momente:

»Die Elben sind doof! Die hätten einfach mehr mit den Zwergen reden sollen! Geeint wären sie viel stärker!« Sie verschränkte die Arme.

»Tjahaa…, clevere Principessa«, gluckste ich. »Wie wir bei unserer letzten Diskussion schon feststellten: Viele Lebewesen – und besonders Erwachsene – sind halt oft voll doof, hoho.«

»Aaaaach, duuuu…!« Sasha kicherte zuckersüß. »Du willst mich doch nur wieder aufziehen!«

»Ich? Niemals, nicht!« Ich legte meinen treudoofen Dackelblick auf. »Ich würde es doch nie wagen, die Prinzessin und Herrin des Schlosses zu veräppeln!«

Gabi lachte. »Eine doppelte Verneinung ist das genaue Gegenteil, Signore Capitano-Gauner!«

»Ach, wirklich?« Ich setzte meinen besten treudoofen Blick auf. »Verbündet ihr euch jetzt wieder mal alle gegen das arme, unschuldige Brummelbärchen?« Ich tat, als würde ich mich hinter Meli verstecken. »Hilf mir, meine Löwin!«

Die Mädchen quietschten vor Lachen, Tom schüttelte nur grinsend den Kopf, und Annegret wischte sich eine Lachträne aus dem Auge.

Lachend und scherzend gingen wir zum Abendessen – und ich dachte vergnügt, dass diese kleinen, psychologischen Tricks genau die richtige Wirkung hatten: Die Gedanken der Mädchen wurden sanft aus der Fantasy-Welt zurück in unsere reale, sizilianische Zauberwelt gelenkt, bevor sie später mit Elben, Zwergen und Orks im Kopf einschliefen.

 

Lessia durfte ausnahmsweise mit uns essen, bevor sie heim zu ihrem Onkel ging, der in einem der Angestelltengebäude auf dem Anwesen lebt. Die beiden Mädchen saßen nebeneinander, flüsterten sich Geheimnisse zu und waren einfach… perfekt. Sasha mit ihrer zuckersüßen Kicher-Art, Lessia ein bisschen cooler, aber genauso begeistert. Keine Trotzphase, kein Genörgel – nur zwei aufgeweckte Seelen, die gerade die Welt entdeckten.

Natürlich plauderten wir noch über Lessias Schauspiel-Leidenschaft und andere Themen. Sie ist ebenfalls ein aufgewecktes, cleveres Mädchen – nicht ganz so intellektuell wie Sasha, aber ganz sicher kein Dummerchen. Obwohl zwischen Zehn- und Zwölfjährigen oft schluchtentiefe Abstände bestehen, verstehen sich die beiden prima. Und obwohl Sasha die Jüngere ist, ist sie eher die Anführerin – ein Beweis für ihren Charme und ihre Klugheit.

Gleich, ob Sasha zuckersüß, wie eine typische Zehnjährige kichert oder so nachdenklich wie eine intellektuelle Philosophin guckt: Das Mädchen ist immer total bezaubernd und liebenswert. Es ist unmöglich, sie nicht gern zu haben. Nervende, trotzige kindliche Launen scheint sie gar nicht zu kennen. Und unglaublich, wenn man ihre Jugend bedenkt, können Unterhaltungen mit ihr sogar intellektuell anregend sein.

Lecker gesättigt machten wir bei milden 16 °C noch einen ausführlichen Spaziergang durch den romantisch beleuchteten Schlosspark. Die Mädchen rannten voraus, jagten sich zwischen den Palmen, und wir Erwachsenen folgten gemütlich, die Hände in den Taschen, die Abendluft im Gesicht.

Danach verschwanden die beiden selig müde in ihren Betten – garantiert mit Elben, Zwergen und einem kleinen Hobbit im Kopf.


 

Im Trainingsraum powerten wir noch eine halbe Stunde, um die Kalorien all der Köstlichkeiten zu verbrennen, mit denen wir hier ständig gemästet werden. Die finnische Sauna oder das römische Dampfbad sind dafür auch hilfreich – inzwischen ist der Wellness-Bereich in den Kellerräumen wieder voll in Betrieb. Sogar eine Masseuse und ein Masseur stehen ab morgen bereit, wenn die neuen Gäste eintreffen.

Kurz nach 23 Uhr gingen Meli und ich zu Bett, schmusten sinnlich und liebten uns mehrmals. Noch mal kurz abduschen, dann krochen wir wohlig müde und himmlisch befriedigt unter die Decken. Sie kuschelte sich an mich, warm, weich, nach Jasmin duftend. Ein paar zärtliche Küsse, ein bisschen Schmusekatzen-Geplänkel… und dann schliefen wir ein, eingehüllt in diese tiefe, wohlige Zufriedenheit, die nur ein wirklich guter Tag schenken kann.

Buona notte, Sizilia – und danke für all die kleinen und großen Wunder.

 


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