#25.09.27-Deutschland, Germany, Unterwegs, September #11
Nach der langen Kneipennacht schliefen wir bis fast 10 Uhr aus und duschten uns frisch. Wir waren zwar etwas verkatert, aber bester Laune, als wir zum Frühstücken zu Zekis Uni Café Heidelberg, in der Grabengasse 2 spazierten. Leider war es heute wieder komplett bewölkt und mit knapp 14°C auch nicht gerade warm, aber die Luft war recht mild. Das türkische Zekis ist vor allem bei Studenten beliebt, weshalb es auf Google einen hohen Schnitt von 4,6 Sternen hält, doch das ist übertrieben. Sie sind gut, es ist gemütlich, das Personal freundlich und flink, doch insgesamt würde ich ihnen für Speisen und Getränke maximal 4,2 oder 4,3 zuerkennen.
Aber egal, Zekis ist auf jeden Fall gut genug, um lecker und gemütlich zu frühstücken, wobei man auch Spaß mit den Leuten dort haben kann, ich will also nicht meckern. Amüsanterweise trafen wir sogar zwei oder drei Leute, die gestern ebenfalls in der Max-Bar waren, sowie weitere zwei, drei Studenten, die Theo kennt, eine davon eine verflixt schöne, sexy Frau mit viel Humor und Charme. So kamen wir erneut nicht dazu, den Grund unseres Treffens zu besprechen und spazierten daher zurück in Theos Wohnung, um ungestört und in Ruhe darüber reden zu können, was andere Leute nichts angeht.
Ich fasse mal zusammen: Vor einigen Wochen sind seine Eltern verstorben, wovon ich gar nichts wusste, und haben ihm ihre 220 qm Villa am Neckar-Nordufer vererbt, die mit dem knapp 900 qm Grundstück einen Marktwert von etwa 1,9 Mio. € hat. Das altmodisch hübsche, historische Gebäude wurde 1922 errichtet und steht unter Denkmalschutz, was ein zusätzliches Problem bedeutet. Die Einrichtung seiner alten Eltern ist zudem veraltet und etwas verlebt. Am Gebäude selbst haben sie schon lange nicht mehr viel gewartet, wodurch es zwar noch bewohnbar ist, jedoch baldmöglichst komplett renoviert und modernisiert werden sollte.
Ein mit Theo befreundeter Architekt hatte sich auf seine Bitte hin alles angeschaut und eine Bewertung abgegeben. Danach wären für die vernachlässigte Villa, bei einer Komplettsanierung, Renovierung und Modernisierung, mindestens 650.000,- Euro aufzubringen, was Theo nicht so locker aufbringen kann. Bei Gebäuden unter Denkmalschutz sind zudem strenge Auflagen der Behörden zu beachten und eigentlich lebt er sehr gern in seiner schicken Penthouse-Wohnung. Er hat also keine rechte Lust die Villa zu übernehmen und dorthin umzuziehen, überlegt sie meistbietend zu verkaufen.
Da er einen erheblichen Teil seines eigenen Vermögens in einem meiner Fonds stecken hat, sind wir nicht nur befreundet, sondern bin ich auch so eine Art Finanzberater für ihn. Zudem, als erfahrener Geschäftsmann, dem er vertraut, wollte er nun also gern meinen Ratschlag und generell meine Meinung dazu hören. Die wollte ich ihm gern geben, wozu ich mir die Villa natürlich erst selbst genau anschauen und typische Infos darüber einholen musste.
Über die bekannte Sehenswürdigkeit Alte Brücke Heidelberg, mit dem beeindruckenden Brückentor und Minerva-Denkmal, konnten wir bequem zu Fuß die Neckar-Nordseite und die Villa erreichen. Ein Spaziergang an der frischen Luft, über etwa 2 km und in 30 Minuten, würde uns nur guttun. Besonders mir, der gestern den ganzen Tag im Auto, bei den verschiedenen Treffen und zum Schluss in der Max Bar nur gesessen hatte. Ich wäre gern auch eine deutlich längere Strecke gelaufen.
Theo ist ebenfalls noch fit, aber mir fiel auf, dass er etwas herumdruckste, während wir uns plaudernd auf den Weg machten, was sonst gar nicht seine Art ist. Als intelligenter, gebildeter und selbstsicherer Mann von einer renommierten Universität, weiß er normalerweise elegant mit Worten zu parlieren und schüchtern ist er garantiert auch nicht. Deshalb wunderte ich mich und grinste schließlich.
»Jetzt rück schon damit heraus, was ist noch, Theo?!«
»Du bist einfach zu clever, Steve!« Schmunzelte er und dirigierte mich zu einer Sitzbank am Neckarufer. »Ja, da ist noch was…, eine junge Frau.«
»Aha…, es sind meistens die Frauen, nicht wahr?« Grinste ich noch breiter. »Also erzähl!«
»Ja, ja, die Frauen, was wäre das Leben langweilig, ohne sie… aber auch unkomplizierter, haha.« Lachte Theo und erzählte mir sein aktuelles, weibliches »Problem«.
Nach dem Tod seiner Eltern hatte er die in seinen Worten bildschöne, russischstämmige Meli, mit wahnsinnig viel Sexappeal und erotischer Ausstrahlung in der Villa untergebracht. Sie macht derzeit Schnupperkurse im Studiengang Journalismus & Medienwissenschaft, ist sehr clever, möchte Journalistin oder Schriftstellerin werden und besitzt eindeutig viel Talent. Zudem soll sie nett, sympathisch, freundlich und ein fantastisch fraulich gebauter Typ Vollweib-Sexbombe mit üppiger Oberweite und toller Figur sein, an deren weiblicher Angel Theo eindeutig ein bisschen zappelt.
»Hast du eine Affäre mit ihr? Oder bist du so scharf auf sie, dass du etwas mit ihr anfangen willst? Vorsicht, gerade schöne, russischstämmige Ost-Frauen können Westler oft leicht manipulieren und verrückt machen; einfach dadurch, dass sie sind, wie sie sind. Sie haben so etwas an sich, dem viele West-Männer kaum widerstehen können.« Lächelte ich amüsiert und als Mann mit Verständnis.
»Weiß ich doch, Steve, wir haben viele Studentinnen aus dem Osten; aber die sind meist nicht derart schön.« Erzählte Theo weiter. Meli verdient sich ihr Geld, auch zum Studieren, als Model, sogar als Akt-Model, was viele attraktive Ost-Frauen machen, die keine reichen Eltern haben, welche ihnen das Leben im Westen finanzieren können. Theo hält Meli, mit ihren gerade mal neunzehn Jahren für definitiv talentiert, er mag sie und wollte sie unterstützen, weshalb er sie derzeit kostenlos in der Villa wohnen lässt. Schon in diesen jungen Jahren zu studieren ist ungewöhnlich und zeigt, wie viel in ihr steckt.
Meli ist derzeit keine eingeschriebene Studentin, sondern belegt diverse Schnupperkurse und macht Online ein Fernstudium, weil das günstiger und einfacher für sie ist. Wegen ihrem offenbar wirklich sehr attraktiven Äußeren und Massen an Sexappeal, wird sie insbesondere von Männern oft nicht ganz ernst genommen und unterschätzt. Doch Theo ist überzeugt, dass sie viel auf dem sprichwörtlichen Kasten hat und viel mehr kann, als nur eine sexy Frau zu sein.
»Verstehe…, aber was ist jetzt eigentlich das Problem mit ihr oder dir, weshalb erzählst du mir das?« Musste ich weiterhin amüsiert schmunzeln, denn als Mann, der die Frauen liebt und als leidenschaftlicher Fotograf weiblicher Schönheit, hatte ich schon mit unzähligen, höchst reizvollen schönen Models und Frauen zu tun, viele davon aus dem Osten. Daher weiß ich nur zu gut, dass die meisten Männer längst nicht so routiniert wie ich, mit diesen verführerischen Wesen umgehen können. Selbst so gestandene, selbstbewusste Männer wie Theo häufig nicht.
»Wie du weißt, bin ich kein Kostverächter, Steve und liebe so ähnlich wie du die Frauen. Doch ich bin erheblich älter als du und diese Meli…, ich fürchte, sie ist zu viel für mich. Für so ein junges Rasseweib bin ich langsam zu alt, da mache ich mir keine falschen Illusionen. Aber ich möchte sie auch nicht rauswerfen und loswerden, sondern ihre Talente unterstützen. Ich dachte, ein Mann wie du, mit all deiner Erfahrung, gerade mit Frauen ihrer Art, könnte mir und Meli helfen. Geld hast du auch genug, viel mehr als ich, und ich denke, sie könnte einen, ihre Talente auch finanziell fördernden, Geliebten gut gebrauchen. Du förderst doch sowieso viele Talente und nicht zufällig oft weibliche, verstehst du?«
»Na klar Theo, ist ja nicht schwer zu verstehen. Okay, bevor ich mehr dazu sagen kann, muss ich sie natürlich erstmal kennenlernen und mir eine Meinung bilden. Wenn diese Villenangelegenheit etwas problematisch ist, wäre es sowieso am besten, wenn ich in Kürze noch mal herkomme und mich umfassender damit befasse. Jetzt lass mich zunächst einen ersten Eindruck von beidem gewinnen. Von der Villa und deinem Meli-Problem, hoho.« Gluckste ich, jetzt sogar etwas neugierig auf beides: Villa und Meli!
Mittlerweile hatten wir angenehm milde 15**°C** und gelegentlich schafften es Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, was uns natürlich freute. Wir spazierten weiter und bald in die Hügel auf der Neckar-Nordseite, gegenüber der Altstadt, wo es viele beeindruckende, schöne alte oder moderne Villen gibt. Die von Theos verstorbenen Eltern gehört eher zur unscheinbaren, kleineren Sorte, ist aber auch recht hübsch und von außen sah sie noch gut aus. Doch ich machte in meinem Leben auch schon etliche Immobiliengeschäfte, bin also kein Laie, und erkannte sofort, besonders drinnen, dass sie nicht unproblematisch ist.
Bereits im kleinen Eingangs-Innenhof sah man überdeutlich die offensichtlich jahrelange Vernachlässigung bei der Pflege und Wartung der Bausubstanz. Das lag natürlich am Alter und der fehlenden Kraft von Theos Eltern, sich noch angemessen um alles zu kümmern. Erst nach deren Ableben erfuhr Theo, dass sie durch betrügerische Finanzmanipulationen viel Geld verloren hatten, weshalb ihnen auch die finanziellen Mittel fehlten, um teures Fachpersonal für Arbeiten anzuheuern, welche sie selbst nicht mehr bewältigen konnten.
Ein nicht so gut gedämmtes Gebäude aus den 1920er Jahren, mit alter Ölheizung in einer Hanglage, welche fraglos häufiger Wetter- und Sturmschäden auf dem Hanggrundstück bekommt, kostet im Unterhalt eine Menge Geld. Die Bausubstanz wurde eindeutig schon seit vielen Jahren nicht mehr angemessen instandgehalten. Ich teilte die Einschätzung von Theos befreundetem Architekten, dass eine Komplettsanierung / Modernisierung mindestens deutlich über eine halbe Million verschlingen wird.
Bewohnbar ist es noch problemlos, sogar recht angenehm, schätzte ich. Jedoch umso länger notwendige Sanierungen hinausgeschoben werden, desto teurer wird es, will man das Gebäude wieder fit machen. Noch dazu haben die Behörden meist ein unangenehm scharfes Auge auf denkmalgeschützte Bauten und belegen einen mit teuren Auflagen. Das Ganze muss eindeutig genauer überprüft werden, um ein fachlich sinnvolles Urteil abzugeben, erklärte ich Theo, und dazu musste ich wieder herkommen.
Wenn er ausreichend dumme, unerfahrene Käufer findet, vorausgesetzt er will die Villa wirklich verkaufen, kann er die knapp zwei Mille abkassieren und muss sich dann keine Gedanken mehr darüber machen. Doch die meisten Leute, welche solche Immobilien erwerben, sind keine Dummköpfe, haben selbst Erfahrung oder beauftragen Sachverständige zur Prüfung. Mit den Sanierungskosten müssten Käufer dann 2,5 bis 2,6 Mio. einplanen, was nach meiner Einschätzung deutlich über dem realen Marktwert läge… und so dumme Käufer findet man selten. Oder Theo geht massiv mit dem angepeilten Verkaufspreis runter.
Doch bisher ist er sich ja noch nicht mal sicher, dass er sein Elternhaus, in welchem er vor allem als Kind viele glückliche Jahre verbracht hatte, überhaupt verkaufen will. «Ich hatte das deutliche Gefühl, dass er die Villa doch ganz gern behalten wollte oder sich zumindest bisher noch nicht ganz klar ist, was er wirklich will.» Weiter in seiner schicken Penthouse Wohnung in der Altstadt leben und den Verkaufspreis für die Villa als Kapital kassieren, oder nicht doch umziehen und zukünftig in einem solchen Haus leben?
Zunächst lernte ich natürlich auch diese Meli kennen und war positiv von ihr beeindruckt. Genau genommen ist sie keine so strahlende Schönheit, wie Theo es wohl empfand, aber sehr attraktiv. Volle, sinnliche Lippen, lockende Schlafzimmeraugen und ihre frauliche Figur, ihr Körper, bringen Männer unweigerlich ins Träumen. Die restliche Erzählung stimmte auch. Meli ist unbekümmert locker, selbstbewusst nett, freundlich und ungeniert gern der Typ »und ewig lockt das Weib«. Talent besitzt sie eindeutig auch nicht wenig, ist ungewöhnlich clever und gebildet. Ich fand Meli sympathisch, weiblich reizvoll und interessant.
So weit, so gut. Ich trug zwangsläufig immer noch die Klamotten von gestern, die von der langen Kneipennacht etwas muffig waren. Also schlug ich Theo vor, jetzt zurückzufahren und demnächst wieder mit Gepäck herzukommen, um die Villa- und Meli-Angelegenheit mit ihm über vermutlich mehrere Tage zu klären. Typischerweise war in meinem Hinterkopf bereits eine Idee angewachsen, wie man das Ganze regeln und vielleicht sogar profitabel für uns beide gestalten könnte, aber das war noch eine unausgereifte Eingebung.
So war das schon seit Jugendzeiten bei mir. Ohne dass ich es bewusst will und gezielt darüber nachdenke, setzt irgendetwas in meinem Hinterkopf-Unterbewusstsein, wie ein Analyse-Supercomputer, alle mir bekannten Daten und Fakten zusammen, kombiniert diese und setzt mir eine Idee ins bewusste Hirn, was man daraus machen könnte. Ich habe keine Ahnung weshalb das so ist und es dauerte überhaupt lang, bis mir diese ungewöhnlichen Hirnfunktionen bewusst wurden. Schließlich wuchs ich damit auf, kannte es also nicht anders und dachte, dass es bei allen Menschen so ist. Nun ja, jedenfalls funktioniert das hervorragend und ist fraglos einer der Gründe, oder sogar der Hauptgrund für meine geschäftlichen Erfolge.
Theo begleitete mich noch bis zur Tiefgarage, in welcher ich den EQS geparkt hatte und bestand darauf, die Parkgebühren am Automaten zu bezahlen. Wir verabschiedeten uns auf typische Freundesart schulterklopfend und Hände schüttelnd, dann stieg ich in den SUV. Dessen Akkus waren noch zu 73 % geladen und auf die »Hey Mercedes« Sprachaktivierung, gab ich ihm das Ziel in Frankfurt an. Keine zwei Sekunden später erschien bereits die nach aktueller Verkehrslage berechnete, günstigste Strecke auf dem riesigen Hyperscreen-Bildschirm in der Mittelkonsole.
Das Navi kalkulierte 55 Minuten für die knapp 88 km. Staus oder sonstige Behinderungen wurden nirgendwo angezeigt, also sollte es eine flüssige Fahrt werden. Zum Vergleich rief ich neugierig das ebenfalls gute Google Navi auf, welches mir ebenfalls 55 Minuten nach aktueller Verkehrslage berechnete, allerdings mit dem Hinweis auf mögliche, verkehrsbedingte Verzögerungen mit bis zu 1h-20min. Ich war gespannt, welches System besser funktioniert: das schweineteure Mercedes-Drive-Navi oder das kostenlose Google-Navi?
Vergnügt kurvte ich aus der Tiefgarage, in den inzwischen erfreulicherweise mit mehr Sonnenschein als Wolken hellen Tag. Zunächst aus der Altstadt auf die Neckarstaden/B37 am Neckarufer. Bevor die B37 in den Autobahnähnlichen Teil an der Stadtgrenze übergeht, gibt es eine bekannte Stelle, an welcher manchmal Anhalter stehen. Heutzutage nur noch sehr selten, aber früher standen dort fast ständig Studenten, die meist zur Uni-Mannheim wollten und umgekehrt; oder zu anderen Orten, nicht selten nach Frankfurt.
Deshalb war ich nicht überrascht, dort tatsächlich ein junges Paar stehen zu sehen, die ein Pappschild mit FRANKFURT hochhielten und noch von niemandem mitgenommen wurden. Ich wunderte mich nur ein klein wenig, weil man heutzutage vernünftigerweise nur noch sehr selten Anhalter sieht; auch typischerweise finanziell knappe Studenten besitzen oft von den Eltern geschenkte Autos oder nutzen Öffis (Bus, Bahn usw.) mit dem Deutschlandticket. Ich habe schon etliche Jahre in Deutschland keine Anhalter mehr gesehen.
Die beiden sahen sauber und sympathisch nach typischen Studenten Anfang Zwanzig aus und ich nehme sowieso fast immer jeden mit, wenn ich mal Anhalter sehe. Einmal fuhr ich sogar einen riesigen Umweg für einen klassischen Penner, freundlicher ausgedrückt Obdachlosen, dessen geliebter Hund von den Behörden in ein weit abgelegenes Tierheim gesteckt worden war, als sie den Mann Tage vorher wegen typischer Trunkenheit mit etwas Randale, über Nacht in eine Ausnüchterungszelle gesteckt hatten.
Der arme und an sich sympathische Typ, mit einem für Obdachlose halt ebenso typischen Alkoholproblem, hatte mangels finanzieller Mittel kaum eine Möglichkeit, zu diesem abgelegenen Tierheim zu kommen, um seinen geliebten, treuen Begleiter abzuholen, und ich hatte an diesem Tag gerade ausreichend Zeit, um ihn hin und zurückzufahren. Er konnte es kaum fassen und war sehr dankbar, dass jemand wie ich ihn damals tatsächlich in einem luxuriösen E-Klasse Mercedes mitnahm und mit seinem Hund wieder dorthin zurückfuhr, wo er hinwollte. Die Wiedervereinigung mit seinem treuen Begleiter, einem großen Schäferhund, war eine herzerweichende Szene für sich – lächelte ich in der Erinnerung.
Danach musste ich den Wagen mühselig vor allem von Hundehaaren reinigen, aber trotzdem bereute ich diese gute Tat keine Sekunde. Klar, um ehrlich zu sein, hätte auch ich damals als stets unter Zeitdruck befindlicher Geschäftsmann normalerweise keine Zeit für so etwas gehabt und müsste Nein sagen. Aber an diesem Tag hatte ich wegen eines geplatzten Termins genügend Zeit übrig und ich finde, wenn man mehr Geld und Möglichkeiten als die meisten Menschen hat, ganz zu schweigen von Obdachlosen, dann sollte man sich auch menschlich verhalten. Ich verabscheue reiche Typen oder Menschen generell, die sich nur egoistisch verhalten und z. B. verächtlich über Obdachlose sprechen, deren Leid ignorieren.
Okay, jetzt bin ich aber ziemlich vom eigentlichen Thema abgeschweift, aber diese Anekdote erklärt jedenfalls, weshalb ich die jungen Leute am Straßenrand sofort mitnahm. Wie vermutet handelte es sich um Studenten, die einen sehr sympathischen Eindruck machten. Der junge Mann wollte nur bis Bensheim mitfahren, was direkt neben der A5 liegt. Es war nur ein kleiner Umweg für mich, dort abzufahren und ihn abzusetzen, was ich gern machte, auch wenn es mich etwas Zeit kostete.
Die beiden waren auf den Rücksitzen mitgefahren und fanden den EQS natürlich »voll steil« klasse. Ein Paar sind sie nicht, nur Bekannte und jetzt bat die eindeutig lebens- und abenteuerlustige, hübsche Karina: »Darf ich auf dem Beifahrersitz mitfahren? Ein echt geiles Auto, so luxuriös war ich noch nie unterwegs. Ich ziehe auch eine Corona-Maske über.«
»Klar, kein Problem, aber wer zieht den noch Corona-Masken an und wozu? Die kannst du wieder abnehmen.« Schmunzelte ich amüsiert.
»Ich dachte, du legst vielleicht Wert darauf. Wusstest du nicht, dass derzeit eine neue C-Variante grassiert?« Antwortete sie, nahm die Maske aber wieder ab. Ich fand sie ausgesprochen sympathisch, clever und als Frau auch reizvoll attraktiv.
»Doch, wusste ich, aber wir haben doch längst alle Antikörper und ich bin zudem geimpft, also macht mir das keine Sorgen.« Steuerte ich zurück auf die A5 und aktivierte den Autopiloten.
»He, was machst du? Lenkst du nicht?« Schaute sie erschrocken.
»Keine Sorge, Karina, der Wagen hat einen Level-3 Autopiloten, der in solchen Verkehrssituationen auf einer klar strukturierten Autobahn zuverlässig von allein fährt, die Spur und Abstand hält.«
»Echt? Heiß! Was ist ein Level-3-Autopilot, davon habe ich noch nie gehört?«
»Das funktioniert folgendermaßen…« erklärte ich ihr die Funktionsweise und Definition der Level 1 bis 5 Systeme, wie ich sie zuvor im Blog schon beschrieben habe.
»Faszinierend…, davon hatte ich null Ahnung. So ein Auto kostet bestimmt ein Vermögen? Dass es ein Mercedes ist, sehe ich am Stern.«
»Es ist ein elektrischer Mercedes EQS SUV Level 3 AMG Line 580 4MATIC und so ziemlich das Beste, was man derzeit auf dem deutschen Markt bekommen kann. Stimmt, so ein Premium Fahrzeug kostet leider viel zu viel Geld, sodass es sich nur wenige leisten können. Aber so läuft das immer mit modernster, teurer Technik. Zunächst gibt es sie in Oberklasse Autos, dann wird es nach und nach in preiswertere Modellvarianten eingebaut. Es ist wie mit Navis, Klimaanlagen, elektrischen Fensterhebern usw. Früher gab es das nur in teuren Modellen, inzwischen haben das auch Kleinwagen.« Plauderte ich gut gelaunt. So eine sympathische, clevere und zudem auch noch hübsche, junge Frau ist doch immer ein anregender Gesprächspartner und das macht mehr Freude, als nur allein zu fahren.
»Hast du irgendwas mit der Autobranche zu tun, dass du dich so gut auskennst?«
»Oh nein, aber es interessiert mich und zum Glück bin ich in der Situation, mir solch ein Spitzenprodukt leisten zu können. Und du, Karina? Was studierst du und macht es dir Spaß?« Lächelte ich im Fahrersitz leicht zu ihr gedreht, behielt aber dennoch stets ein waches Auge auf die Verkehrslage um den SUV und war jederzeit bereit, die Hände wieder ans Lenkrad zu nehmen.
»Ach weißt du, eigentlich studierte ich VWL…«
»Eigentlich und studierte? Also studierst du nicht mehr, oder wie?« Rätselte ich über ihr an sich perfektes Deutsch, aus dem ich dennoch einen winzigen, schwer zu definierenden Akzent heraushörte. In ihrer ganzen Art und vom Aussehen her, könnte sie aus dem Osten sein. Aber eher keine typische Russin, Ukrainerin oder so, mit denen ich viel Erfahrung habe.
»Doch…, äh, ja und nein. Es ist so: Ich finde VWL furchtbar theoretisch, trocken und langweilig, während das echte, reale Leben so aufregend und spannend ist, haha.«
»Das verstehe ich gut, aber du bist eindeutig zu clever, um nicht zu wissen, dass eine gute Ausbildung trotzdem wichtig ist.« Lächelte ich.
»Ja klar Steve, was hast du studiert?«
»Nun ja, erwischt, hoho. Ich habe auch nicht wirklich studiert, respektive früh abgebrochen, weil es mir ebenfalls viel zu theoretisch, trocken und langweilig war. Aber ich muss auch dazusagen, ohne angeben oder mich selbst loben zu wollen, dass ich so eine Art Ausnahmetalent war und mir autodidaktisch nebenher alles selbst beibrachte, während ich gleichzeitig Geschäfte und Geld machte. Damit will ich sagen, das können und schaffen nicht…«
»Ist mir schon klar, was du damit sagen willst.« Unterbrach sie mich frech, aber auf lieb-charmante Art, nicht unverschämt oder so.
Typischerweise verging bei der anregenden Unterhaltung die Zeit wie im Flug, und wir erreichten bereits das Autobahnkreuz Frankfurter Kreuz. Ich behielt den Autopiloten genau im Auge, doch er schaffte es tatsächlich ohne menschliche Hilfe, eine der zwei rechten Fahrspuren auf die A3 zu nehmen und sich dort in den Verkehr einzufädeln. Die Ausfahrt Frankfurt-Süd, auf die B44 in Richtung Frankfurt-Süd/Frankfurt Zentrum schaffte das System auch noch, aber dann deaktiverte er sich mit dem hinweisenden Signalton, plus rotem Licht am Lenkrad und ich musste übernehmen, um im Kreisverkehr die erste Ausfahrt zur B44 zu nehmen.
Kreisverkehr ist anscheinend ein Problem für den Autopiloten, beziehungsweise wird er dann so vorsichtig und langsam, dass man selbst zum Verkehrshindernis wird, wenn man nicht das Lenkrad übernimmt. Die folgenden 1,6 km auf der Mörfelder Landstraße B43/B44 bewältigte das System dann wieder problemlos und ebenso das rechts abbiegen am Oberforsthaus und das Einfädeln in die Isenburger Schneise. Schon faszinierend, dieses Level-3-Autopilotsystem. Das folgende Kurven und Fahren im Stadtverkehr von Sachsenhausen übernahm ich lieber selbst. Ich fahre ohnehin gern und probiere den Autopiloten eigentlich nur aus, weil es halt neu und interessant ist. Plötzlich fiel mir ein.
»Ach verdammt, Karina, jetzt habe ich ganz vergessen dich zu fragen, wo genau du in Frankfurt hinwillst, während das Navi mich zu meiner hiesigen Wohnung leitet.«
»Ach ja, ist aber nicht deine Schuld, sondern mein Fehler. Während ich die ganze Zeit fasziniert zuschaue, wie du oder der Autopilot deine Luxus-Kiste steuerst, vergaß ich ganz, es dir zu sagen und zu bitten, mich dort hinzubringen. Hast du noch Zeit genug dafür? Sonst setz mich einfach an einer Bus- oder Straßenbahnhaltestelle ab.« Lächelte sie freundlich.
»Es wird ein bisschen knapp…, ich muss schnell duschen, mich umziehen und dann Ksenia zu ihrem Arbeitsplatz bringen, wie ich es versprochen habe.« Überlegte ich kurz, auch weil ich gar nicht wusste, wo sich hier die nächste Haltestelle für die Öffis befindet, aber das Navi würde es schnell finden. Bevor ich einen dementsprechenden Sprachbefehl geben konnte, fragte Karina bereits neugierig.
»Ksenia? Klingt nach Russin oder Ukrainerin? Deine Freundin?«
»Ukrainerin und eine Geliebte.« Grinste ich und sofort kam wie aus der Pistole geschossen die nächste Frage.
»Hey, ich bin russischstämmige Lettländerin aus Riga, kennst du das?« Ich nickte bestätigend und sie fuhr sofort fort. »Eine Geliebte? Wie viele hast du denn, haha?«
»Neugierig bist du gar nicht, wie?« Lachte ich mit und erreichten wir bereits die Einfahrt zur Tiefgarage meiner Wohnung. Ich hielt davor am Seitenstreifen an, um Karina noch weiterfahren zu können. »Aus Lettland also, Riga ist eine tolle Stadt! Die ganze Zeit überlegte ich schon, wo ich deinen winzigen Dialekt einordnen soll. Aber jetzt müssen wir Schluss machen, hier müsste ich in die Tiefgarage; lass mich schnell nach einer Haltestelle für dich suchen.«
»Steil, du bist echt klasse. Keine Hektik bitte, wenn deine »eine Geliebte«, haha, nicht wegen mir eifersüchtig wird, kann ich mit hochkommen und danach mit euch fahren. Also wenn's euch nicht stört?« Schaute sie völlig locker. «Ich verkniff mir Schlaumeier-Hinweise der Art, dass eine junge Frau wie sie besser nicht mit einem fremden, älteren Mann wie mir, den sie gerade erst kennenlernte, in dessen Wohnung gehen sollte; darüber hätte sie doch nur gelacht und mit einem Spruch wie »aber du bist doch nicht so Einer!« geantwortet.»
Also kurvte ich doch in die Tiefgarage, während ich ebenfalls lachend erklärte, dass es mich oder uns keineswegs stört, wenn sie mitkommt. Typischerweise dürfte sich Ksenia sofort gut mit der ungefähr gleichaltrigen Karina verstehen und sich sogar freuen, eine sympathische, nette Osteuropäerin kennenzulernen. Sehr viele Balten, Weißrussen, Ukrainer und sogar manche Russen verstehen sich privat bestens und verstehen gar nicht so richtig, weshalb der Krieg ausgebrochen ist, respektive Putin 2022 einen so mörderischen Angriff auf die Ukraine startete. Oder sie wollen es nicht wirklich wissen, weil es in deren Kulturen eher Tradition ist, sich nicht um Politik und so zu kümmern, sie sich lieber um private Angelegenheiten kümmern.
Ksenia machte sich gerade fertig und begrüßte uns völlig ungeniert locker Topless in der Wohnung. Ich kam noch nicht mal dazu irgendetwas zu erklären, da schwätzten die Frauen schon auf Russisch miteinander und verstanden sich eindeutig auf Anhieb bestens. Darüber grinsend ging ich schnell duschen und schlüpfte frisch gemacht in saubere, lockere aber elegante Freizeitkleidung. Ach, herrlich so eine erfrischende Dusche und saubere, ebenso frische Kleidung, die nicht nach Kneipe müffelt!
Als ich in die Küche kam, wo sie noch Kaffee tranken – Ksenia schenkte mir schnell auch einen Pott ein –, sahen sie fast wie Schwestern oder beste Freundinnen aus. Beide trugen hautenge Jeans, Ksenia mit einem roten T-Shirt, Karina in einem schwarzen Polo-Shirt. Sie sind nahezu gleich groß, haben beide ähnlich frauliche Figuren. Sie sind keine auffällig strahlenden Schönheiten, aber sehr hübsch, unbekümmert selbstbewusst weiblich und kennen ihre Wirkung auf das andere Geschlecht eindeutig sehr genau.
Auf die typische Art solcher Frauen, übernahmen sie völlig locker sozusagen das Kommando und hatten längst alles miteinander geklärt. Ksenia hatte schon mit dem GC telefoniert und wir sollten Karina als unseren Gast mit hineinnehmen, damit sie sich dem Management vorstellen und vielleicht auch einen Job wie Ksenia bekommen kann. Mehr noch, sollte sie vorerst ebenfalls hier in der Wohnung unterkommen, statt in das billige Hostel einzuziehen, wo sie ursprünglich hingewollte. Mehr noch: Genau wie Ksenia posiert auch Karina gern als Model, um sich damit Geld dazu zu verdienen, und beide sehen das völlig locker, setzen ihre noch jugendliche Schönheit und Sexappeal gern ein, um Abenteuer zu erleben und finanziell mehr Möglichkeiten zu haben.
Ich wurde quasi zum Fahrer und hilfreichen Mann degradiert, der gefälligst dankbar dafür sein sollte, so reizenden Frauen behilflich sein zu dürfen. *lach* Nein, nicht so, wie es sich vielleicht anhört, sondern auf lieb-charmante und freundliche Art, keinesfalls unverschämt oder mich direkt ausnutzend, wenn auch durchaus mit etwas weiblich-raffinierter Berechnung, wie es jedoch im Grunde alle Frauen gern bei Männern machen. Aber sie sind keine abgebrühten, berechnenden Biester von der Sorte, die Männer wie mich nur als zweibeinige Geldbeutel sehen, denen sie im Gegenzug ihre wohlgeformten Körper schenken.
Pünktlich zum Arbeitsbeginn von Ksenia kamen wir an, und ich stellte Karina dem Management vor. Ksenia hatte ihr schon alles erzählt, was sie wissen muss und weshalb sie gerade dieses Wochenende dringend Hilfe gebrauchen konnten. Seit Freitagnachmittag bis Sonntag, vermutlich spät nachts, finden hier nämlich die Hochzeitsfeierlichkeiten eines Oberschicht-Paares statt, mit 80 geladenen Gästen, einschließlich mir. Das bedeutet: 80 verwöhnte, reiche Menschen erwartete erstklassigen Service, Speisen, Getränke, Unterhaltung und Luxus-Party-Atmosphäre.
Selbstverständlich war das nicht die erste derartige Veranstaltung und weiß das Management, wie man so etwas einwandfrei organisiert. Dennoch ist man normalerweise auf 20-25 Upperclass-Gäste & GC-Mitglieder eingestellt, die natürlich auch betreut werden mussten. Dafür gibt es bewährtes Aushilfspersonal, das nach Bedarf für solche größeren Veranstaltungen eingesetzt wird. Aber es bedeutet auf jeden Fall Stress und viel Arbeit für alle, weshalb eine zusätzliche Hilfskraft sehr willkommen wäre, wenn sie ähnlich gut wie Ksenia mitarbeiten kann. Tatsächlich hat Karina etwas Erfahrung in solchen Etablissements und, was am wichtigsten war, auch Lust dazu mitzumachen und zu zeigen, was sie kann. Wenn sie das gut macht, hat sie die Chance einen ähnlichen Job wie Ksenia zu bekommen und das reizte Karina eindeutig.
Kaum wurden die Hochzeitler und sonstigen Gäste meiner ansichtig, wurde ich auch schon mit Beschlag belegt, denn fast alle davon kenne ich mehr oder weniger gut. Mit einigen bin ich sogar etwas oder gut befreundet. Ehrlich gesagt hatte ich gar keine große Lust auf solch einen Oberschicht-Partytrubel, aber jetzt konnte ich mich nicht mehr verdrücken, ohne dass es unhöflich beleidigend ausgesehen hätte. Doch heute Abend und Sonntag war ich voll eingebunden, hatte durchaus auch eine Menge Spaß, kam deshalb jedoch überhaupt nicht mehr dazu, noch etwas für den Blog zu schreiben.
Typischerweise durfte ich diese Leute, die sehr viel Wert auf Diskretion legen, nicht fotografieren und auch nichts über sie schreiben. Einige Prominente aus Politik, Wirtschaft und dem Showbiz waren dabei und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass es wirklich ein schönes Party-Wochenende mit Niveau war, obwohl es gelegentlich hoch her ging. Das junge Hochzeitspaar, Ende der Zwanziger, ist reizend, sympathisch, und Montag gehen sie dann auf eine sechswöchige Hochzeitsreise, eine Luxus-Kreuzfahrt.
Montag und Dienstag hatte ich geschäftlich viel zu tun, hauptsächlich Börsenangelegenheiten und kam ebenfalls kaum zum Schreiben, Morgen muss ich weg und mich um andere Angelegenheiten kümmern. Darunter auch die Heidelberger Sache mit Theo, wie ich es ihm versprochen hatte.
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