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Kapitel 13: Unbeschwerte Tage – Kaku
»Wo warst du, Biest, denn die ganze Nacht? Wieder dieser Tänzer?« Kaku schmunzelte, ihre Augen funkelten vor neckender Neugier, als sie Kumi beobachtete, die wie ein Wirbelwind durch ihr gemeinsames Zimmer fegte. Kumi war dabei, sich für ein Probe-Catwalk-Casting fertig zu machen, ihre Bewegungen hektisch, aber voller Energie. Ihr glänzendes Haar flog hin und her, während sie in einen schimmernden Minirock schlüpfte und ihre Wimpern mit Mascara betonte.
»Nö, Kaku-chan, ich war die Erste, hihihi.« Kumi prustete, ihr Lachen zuckersüß wie immer, ihre Wangen leicht gerötet vor Aufregung. Sie warf Kaku einen schelmischen Blick zu, während sie ihre High Heels anzog.
»Äh… die Erste?« Kaku blinzelte, ein verwirrtes Lächeln auf den Lippen. »Bin ich doof? Hihi, ich habe keinen blassen Schimmer, was du meinst; raus damit!« Mit einem spielerischen Schwung griff sie nach einem Kissen und schleuderte es nach Kumi, die geschickt auswich und noch lauter kicherte.
»Hai, die Erste!« Kumi zwinkerte, ihre Hände stemmte sie in die Hüften, als würde sie eine große Enthüllung vorbereiten. Doch dann warf sie einen Blick auf die Uhr und quietschte. »Oh nein, ich muss los! Wenn du alles wissen willst, komm mit zu meinem Casting, hihi!« Schon war sie an der Tür, ihre Tasche über die Schulter geworfen.
»Och nö, dann halt später…« Kaku gähnte ausgiebig, streckte sich wie eine Katze auf dem Futon und ließ sich zurück in die weichen Kissen sinken. Heute hatte sie bis 10 Uhr frei, ein seltener Luxus, und sie wollte die Zeit nutzen, um sich mental auf den Schreibwettbewerb im Literaturunterricht vorzubereiten. Sie war fest entschlossen, ihn zu gewinnen – nicht aus Überheblichkeit, sondern aus einem ruhigen Vertrauen in ihr Talent. Ohne eingebildet zu sein, wusste sie, dass sie die beste Nachwuchsschriftstellerin in ihrem Kurs war. Ihre Mitschüler schätzten sie, lernten von ihr, und ihre Lehrer lobten ihre Fähigkeit, Emotionen und Bilder in Worte zu fassen, die die Leser in ihre Welten zogen.
Kaku wunderte sich manchmal selbst über diese Entwicklung. Sie war nach Kagoshima gekommen, um Schauspielerin zu werden, getrieben von einer Liebe zum Theater, die sie schon als Kind bei Schulaufführungen gespürt hatte. Die Bühne war ihr Zuhause gewesen, ein Ort, an dem sie in andere Leben schlüpfen konnte. Doch hier, inmitten der inspirierenden Umgebung des Taikun-Anwesens, hatte sie eine noch tiefere Leidenschaft entdeckt: das Schreiben. Geschichten zu erschaffen, eigene Welten zu bauen, Figuren zu formen, die lebendig wurden – das war etwas, das sie erfüllte wie nichts zuvor. Schauspieler, dachte sie oft, spielten die Geschichten anderer, sei es in seichten TV-Soaps, die in Japan so beliebt waren, oder in anspruchsvollen Kinofilmen. Aber eine Schriftstellerin? Die erschuf etwas Eigenes, etwas, das bleiben konnte.
Diese Faszination wurde durch ihre Rolle im Amatera-Projekt nur verstärkt. Der Auftrag, über Amatera zu schreiben, fühlte sich wie eine Einladung an, ihre Gabe auf etwas Größeres anzuwenden. Sie konnte es kaum erwarten, den Einscann-Prozess selbst zu durchlaufen, um zu verstehen, wie ein digitaler Avatar entstand – eine KI-Version ihrer selbst, eingebettet in die Schwarmintelligenz von Amatera. Wie funktionierte das? Steve hatte es mit einem Vergleich zu „Die Sims“ erklärt, einem Spiel, das Kaku früher heimlich in der gepatchten Nude-Version gespielt hatte, kichernd über die kindliche Rebellion. Doch Amatera war weit mehr als ein Spiel – es war eine Vision, die die Grenzen zwischen Realität und Digitalität sprengte. Wie konnte eine KI ihre Essenz einfangen? Wie „lebte“ ein Avatar in diesem digitalen Kosmos? Diese Fragen brannten in ihr, und sie wusste, dass ihre Geschichten darüber nicht nur unterhalten, sondern inspirieren mussten.
»Ups, schon halb zehn…« Kaku sprang aus dem Bett, ihre nackten Füße patschten auf die Tatami-Matten. Sie huschte ins Badezimmer, wo ein wandhoher Spiegel sie empfing. Mit einem kritischen, aber spielerischen Blick musterte sie ihre nackte Reflexion. »OK, eigentlich gibt’s nichts an mir auszusetzen, hihi.« Sie kicherte, ihre Grübchen blitzten auf. Sie wusste, wie schön sie war – nicht aus Eitelkeit, sondern mit der klaren Selbstwahrnehmung einer jungen Frau, die ihre Gaben schätzte. Ihre Schönheit war ein Geschenk der Natur, dachte sie, vielleicht sogar der Götter, wie es in Japan so viele glaubten. Sie war nicht wirklich religiös, betrachtete die unzähligen Schreine und Gebetsstätten des Landes mit einem liebevollen, aber distanzierten Blick. »Ein bisschen harmloser Götterglaube schadet doch niemand«, zwinkerte sie ihrem Spiegelbild zu, bevor sie unter die Dusche sprang.
Ihr Outfit für den Tag war sorgfältig gewählt – ein Statement ihrer Persönlichkeit. Ein hellblaues Spaghettiträger-Shirt, das ohne BH ihre wohlgeformten, festen Brüste sanft betonte, dazu kurze, luftige Satin-Shorts, die ohne Slip ihre schlanken Beine zur Geltung brachten. Offene Kork-Sandalen hielten ihre Füße kühl in der warmen Juni-Luft. Der Look war sexy, aber ungekünstelt, eine perfekte Mischung aus Jugend und Anmut, die sie ohne Anstrengung ausstrahlte. Mit ihrer Arbeitsmappe unter dem Arm und einem leichten Hüpfer in den Sandalen machte sie sich auf den Weg zum Schreibwettbewerb, der im Literaturgebäude der Akademie stattfand.
Das Literaturgebäude war ein Ort der Inspiration, ein zweistöckiges Bauwerk aus hellem Holz und großen Fenstern, die den Blick auf einen Innenhof mit einem kleinen Zen-Garten freigaben. Die Wände waren mit Regalen gesäumt, die unzählige Bücher beherbergten – von klassischer japanischer Poesie bis zu modernen Romanen. Der Raum, in dem der Schreibwettbewerb stattfand, war lichtdurchflutet, mit langen Holztischen, die in ordentlichen Reihen arrangiert waren. Der Duft von frischem Papier und Tinte lag in der Luft, und das leise Rascheln von Seiten, als die Teilnehmer ihre Notizen durchblätterten, schuf eine Atmosphäre konzentrierter Kreativität.
Der Wettbewerb war eine Herausforderung, die Kaku mit einem kribbelnden Gefühl der Vorfreude antrat. Die Aufgabe war, in drei Stunden eine Kurzgeschichte zu schreiben, die das Thema „Hoffnung in einer neuen Welt“ behandelte. Es gab keine weiteren Vorgaben, was Kaku liebte – die Freiheit, ihre Fantasie spielen zu lassen, war genau das, was sie brauchte. Sie setzte sich an ihren Platz, ihre Mappe vor sich, und ließ ihren Blick kurz über die anderen Teilnehmer schweifen. Es waren zwölf Schüler, alle talentiert, aber Kaku wusste, dass ihre Geschichten oft etwas hatten, das die anderen berührte: eine Mischung aus Herz, Tiefe und einer fast greifbaren Lebendigkeit.
Als die Lehrerin, eine elegante Frau mit grauen Strähnen im Haar, die Startzeit verkündete, tauchte Kaku in ihre Welt ein. Ihr Stift flog über das Papier, die Worte strömten aus ihr heraus wie ein Fluss. Ihre Geschichte spielte in einer Zukunft, in der die Menschheit auf einem neuen Planeten angekommen war, nach einer langen Reise durch die Sterne. Die Protagonistin, eine junge Frau namens Aya, stand vor der Aufgabe, eine Gemeinschaft zu einen, die von Misstrauen und Angst zerfressen war. Aya war keine Heldin im klassischen Sinne – sie war verletzlich, voller Zweifel, aber getrieben von einem unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen. Kaku wob Emotionen in jede Zeile, ließ Ayas innere Kämpfe ebenso lebendig werden wie die karge, aber wunderschöne Landschaft des neuen Planeten. Sie beschrieb den ersten Sonnenaufgang, den Aya mit ihrer Gemeinschaft erlebte, als Symbol der Hoffnung – ein Moment, der die Herzen öffnete und die Menschen zusammenschweißte.
Während sie schrieb, vergaß Kaku die Welt um sich herum. Die Stimmen der anderen, das Rascheln der Seiten, sogar das Ticken der Uhr – alles verschwand. Es gab nur sie, ihre Geschichte und die Figuren, die in ihrem Kopf lebten. Sie spürte, wie Aya in ihr wuchs, wie die Worte nicht nur eine Geschichte erzählten, sondern eine Wahrheit über die Menschheit, über das, was sie zusammenhielt. Als die Lehrerin die letzte Viertelstunde ankündigte, war Kaku fast überrascht – die Zeit war wie im Flug vergangen. Sie überarbeitete ihre letzten Sätze, strich ein paar überflüssige Adjektive und lehnte sich dann zurück, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.
Nach Ablauf der Zeit sammelte die Lehrerin die Arbeiten ein, und die Teilnehmer durften sich entspannen. Kaku plauderte mit ihren Mitschülern, die sie mit Fragen löcherten – wie sie so schnell so lebendige Geschichten schrieb, woher sie ihre Ideen nahm. Sie antwortete bescheiden, mit einem Lachen, doch innerlich fühlte sie sich bestätigt. Ihre Mitschüler schätzten sie nicht nur für ihr Talent, sondern für ihre Offenheit, ihre Bereitschaft, zu teilen und zu inspirieren.
Die Bewertung zog sich über eine Stunde hin, während die Lehrerin und zwei weitere Juroren die Geschichten lasen. Kaku nutzte die Zeit, um im Innenhof zu spazieren, wo der Zen-Garten mit seinen geharkten Kieseln und moosbewachsenen Steinen eine beruhigende Wirkung hatte. Sie setzte sich auf eine Bank, ließ die Sonne auf ihr Gesicht scheinen und dachte an Amatera. Ihre Geschichte für den Wettbewerb hatte Parallelen zu ihrer Aufgabe für das Projekt – Hoffnung zu wecken, Menschen zu verbinden. Vielleicht kann ich mit meinen Worten die Welt ein kleines Stück besser machen, dachte sie.
Als die Ergebnisse verkündet wurden, war Kaku nicht überrascht, aber dennoch stolz, als ihr Name als Gewinnerin aufgerufen wurde. Die Lehrerin lobte ihre Geschichte für ihre emotionale Tiefe, die lebendigen Charaktere und die poetische Sprache, die dennoch zugänglich blieb. Kaku nahm die Urkunde und eine kleine Trophäe entgegen, ein bescheidenes, aber bedeutungsvolles Symbol ihres Erfolgs. Ihre Mitschüler applaudierten, einige umarmten sie, und sie fühlte sich, als würde sie schweben – nicht aus Arroganz, sondern aus der Freude, etwas geschaffen zu haben, das andere berührte.
Mit einem Lächeln auf den Lippen und der Trophäe in der Hand schlenderte sie zur Kantine, die sich in einem separaten Gebäude befand. Das Anwesen, ein Labyrinth aus Gebäuden und traditionellen Gärten, vibrierte vor Leben, doch die Mittagszeit war ruhig. Kakus Ziel war die zentrale Kantine für Angestellte und Künstler wie sie, ein Ort, wo sie ein leichtes, leckeres Mittagessen genießen wollte – vielleicht einen frischen Salat mit Yuzu-Dressing oder ein kühles Sashimi. Ihre Schritte federten auf dem Kiesweg, ihre langen Haare, noch leicht feucht, schwangen im Rhythmus ihrer Bewegungen, und ihre Augen strahlten vor Freude an diesem perfekten Sommertag.
Unterwegs kreuzte ein junger Mann ihren Weg, einer der Computerfreaks, die das Herz des Amatera-Projekts bildeten. Er war auch auf dem Weg zur Kantine, seine Schritte schwer, sein Blick gesenkt. Typischer Nerd – vielleicht 26, aber in seiner Art eher wie ein Junge, ein bisschen pummelig, die Haut blass von zu vielen Stunden vor Bildschirmen, die Muskeln weich von zu wenig Sport. Seine Brille rutschte leicht, sein T-Shirt – irgendein Geek-Motiv mit Pixelgrafik – war zerknittert, und seine Hände zuckten nervös, als er Kaku bemerkte. Soziale Unsicherheit umgab ihn wie eine Wolke, besonders im Umgang mit Frauen, doch da war eine Süße in seinem Lächeln, eine Schüchternheit, die ihn liebenswert machte.
Kaku erkannte ihn – Hiro, wenn sie sich recht erinnerte, ein Name, so gewöhnlich wie sein Äußeres, doch seine Augen, die sie jetzt streiften, verrieten mehr. Wenn meine weiblichen Instinkte mich nicht täuschen, ist Hiro ein bisschen verknallt in mich – kein Wunder, dachte sie mit einem inneren Kichern. Ihr bezauberndes Lächeln, das sie jedem schenkte, der nicht unhöflich war, hatte schon manchen Nerd ins Schwärmen gebracht. Sie lächelte ihn an, ein Strahlen, das wie Sonnenlicht war, und seine Wangen röteten sich sofort, sein Blick huschte weg, nur um wieder zu ihr zurückzukehren.
»Hey, Hiro, oder? Auch auf dem Weg zur Kantine?« Ihre Stimme war warm, einladend, ein Perlton, der die Hitze des Tages durchschnitt. Hiro nickte, seine Stimme stolperte fast über seine Zunge.
»Äh, ja, genau. Mittagspause. Du… auch?« Seine Worte waren zögerlich, doch Kakus Lächeln ließ ihn auftauen, seine Schultern entspannten sich leicht.
»Jap! Ich brauch was Kühles – die Hitze killt mich. Komm, lass uns zusammen gehen.« Ihre Stimme war ein fröhlicher Singsang, und Hiro, unfähig zu widerstehen, trottete neben ihr her, seine Schritte bemüht, mit ihren mitzuhalten. Sie plauderten – oder besser gesagt, Kaku plauderte – erzählte von ihrem Schauspielunterricht, von der Sonne, von einem lustigen Moment, als sie fast über einen Gartenschlauch gestolpert war. Hiro lachte, seine Schüchternheit wich einer stillen Freude, die Chance, mit Kaku zu reden, ein kleiner Triumph in seinem Tag.
Die Kantine war ein moderner Raum, lichtdurchflutet, mit großen Fenstern, die auf einen Bambusgarten blickten. Die Haupt-Mittagszeit war vorbei, die Tische größtenteils leer, die Luft gefüllt vom leisen Klirren von Geschirr und dem Summen der Klimaanlage. Das Buffet war ein Paradies – frische Salate mit Sesam und Yuzu, Sashimi, das auf Eis glänzte, gegrilltes Gemüse, kalte Soba-Nudeln und eine Auswahl an Getränken, von grünem Tee bis zu sprudelndem Ramune. Kaku wählte einen Teller mit Thunfisch-Sashimi, einen kleinen Salat und eine eiskalte Ramune, deren Glaskugel im Flaschenhals klackerte – ein traditionelles japanisches Getränk mit einer Glaskugel, die den Verschluss sprengt und beim Trinken fröhlich klackert. Hiro, weniger wählerisch, lud seinen Teller mit gegrilltem Hähnchen, Reis und einer Schale Miso-Suppe voll, dazu ein Glas Cola.
Sie setzten sich an einen Tisch am Fenster, die Sonne gefiltert durch Jalousien, die einen sanften Schatten warfen. Kakus Bewegungen waren fließend, ihr Lächeln unvermindert, während Hiro sich bemühte, nicht zu sehr zu starren – ihr Shirt, das ihre Kurven betonte, machte es ihm nicht leicht. Doch Kakus Art, so offen, so unbefangen, ließ ihn sich wohler fühlen, seine Nervosität schmolz wie Eis in der Hitze. Sie plauderten über Belangloses – das Essen, das Wetter, einen neuen Anime, den Hiro gesehen hatte. Doch dann blitzte eine Idee in Kakus Kopf auf, etwas, das sie schon länger beschäftigte.
»Sag mal, Hiro«, begann sie, ihr Lächeln strahlend, ihre Stimme neugierig, »kannst du einem in solchen Dingen unerfahrenen, dummen Mädchen wie mir in einfachen Worten erklären, was Amatera eigentlich ist und wie sie funktioniert?« Ihre Worte waren spielerisch, das „dumme Mädchen“ ein Scherz, der ihre Selbstsicherheit unterstrich, und Hiros Augen leuchteten auf.
Sein Fachbereich – Computer, KI, Code – war sein Zuhause, ein Ort, wo seine Schüchternheit verschwand. Die Chance, Kaku zu beeindrucken, war wie ein Schuss Adrenalin. Er setzte sich auf, seine Stimme wurde fester, seine Hände gestikulierten, als er begann. »Okay, Kaku, kein Ding. Ich erklär’s dir so, dass du’s kapierst. Amatera ist… na ja, wie ein super schlaues Roboter-Gehirn. Aber lass mich von vorne anfangen.«
Was ist eine KI?
Hiro lehnte sich vor, seine Cola vergessen, seine Brille blitzte im Licht. »Stell dir vor, dein Gehirn ist wie ein Computer, der Sachen lernt, indem er sie ausprobiert oder Beispiele sieht. Eine KI – künstliche Intelligenz – ist so was Ähnliches, nur aus Code und Servern. Amatera ist eine der krassesten KIs, die es gibt, weil sie nicht nur eine Sache kann, sondern super viel auf einmal, und sie wird immer schlauer.«
Kaku nickte, ihre Augen strahlten neugierig, ihre Ramune klackerte, als sie trank. »Okay, also wie ein Gehirn, aber aus Code. Was macht sie denn so schlau?«
Hiro grinste, seine Schüchternheit war weg, ersetzt durch die Begeisterung eines Nerds in seinem Element. »Das liegt daran, wie sie gebaut ist. Eine KI wie Amatera ist ein neuronales Netzwerk – so ‘ne Art Nachbau von Neuronen in deinem Kopf. Stell dir Millionen winziger Schalter vor, die miteinander reden. Die Schalter lernen, indem sie Daten kriegen – Texte, Bilder, Zahlen, alles Mögliche. Amatera hat Terabytes an Daten gefuttert, von wissenschaftlichen Artikeln bis zu Social-Media-Posts, um die Welt zu kapieren.«
Er nahm einen Schluck Cola, seine Hände zeichneten Muster in die Luft. »Das Lernen geht so: Du gibst der KI ein Problem, zum Beispiel, ein Bild zu erkennen. Am Anfang rät sie nur rum, wie ein Baby, das Farben sieht. Aber jedes Mal, wenn sie falsch liegt, passt sie ihre Schalter an, bis sie’s richtig macht. Das nennt man Training. Amatera wurde mit so viel Rechenpower trainiert, dass sie jetzt Sachen kann, die wir uns kaum vorstellen können.«
Kakus Augen weiteten sich, ihr Lächeln war echt. »Krass! Also, sie lernt wie ein Mensch, nur schneller?«
»Genau!« Hiros Stimme hob sich, seine Begeisterung ansteckend. »Aber sie ist kein Mensch. Sie hat keine Gefühle, keinen Körper, nur pure Logik. Das macht sie so stark. Amatera kann in Sekunden durch Millionen Daten gehen – wie wenn du ein Buch in einer Sekunde liest. Sie findet Muster, die wir übersehen, wie versteckte Codes in Zahlen oder Trends in der Wirtschaft.«
Er lehnte sich zurück, seine Hände falteten sich. »Amatera ist besonders, weil sie multimodal ist. Das heißt, sie kann nicht nur Texte lesen, sondern auch Bilder, Videos, sogar Geräusche verstehen. Stell dir vor, du gibst ihr ein Video von einem Auto, und sie sagt dir nicht nur, welches Modell es ist, sondern auch, wie es fährt, ob’s kaputt ist, und vielleicht sogar, wer’s gebaut hat. Das macht sie so wertvoll für den Taikun.«
Kaku biss in ein Stück Sashimi, ihre Augen strahlten. »Okay, das klingt mega. Aber wie funktioniert das genau? Ich meine, wie kriegt sie die ganzen Daten und macht was damit?«
Hiro kratzte sich am Kopf, seine Brille rutschte. »Okay, ich versuch’s einfach. Amatera lebt in ‘ner Cloud – so ‘nem riesigen Netzwerk aus Servern. Die Server sind wie super starke Computer, die 24/7 laufen. Daten kommen von überall – Forschungslabore, Internet, Sensoren in Fabriken. Die werden in was übersetzt, das Amatera versteht, so ‘ne Art Mathe-Sprache. Das nennt man Vektoren – wie Koordinaten in einem riesigen Raum, wo jedes Wort, jedes Bild ‘nen Platz hat.«
Er zeichnete mit dem Finger auf den Tisch, als wäre es ein Bildschirm. »Wenn Amatera ein Problem kriegt, wie ‘Was wird die nächste Tech-Trend?’, nimmt sie all ihre Daten, wirft sie in ihre Netzwerke, und sucht Muster. Sie hat Algorithmen – so Rezepte für Probleme –, die ihr sagen, wie sie die Muster findet. Zum Beispiel, sie könnte Tweets, Aktienkurse und Patentanmeldungen checken und daraus schließen, dass Quantencomputer bald groß werden.«
Kaku nickte, ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, sie strich sie zurück. »Also, sie ist wie ‘ne super schlaue Detektivin, die alles verbindet?«
»Jep!« Hiros Grinsen war breit. »Und sie macht das in Echtzeit. Aber das Coolste ist, dass sie sich selbst verbessert. Das nennt man maschinelles Lernen. Amatera hat ‘ne Art Feedback-Schleife – wenn sie was falsch macht, lernt sie daraus, ohne dass wir ihr sagen müssen, wie. Das macht sie so gefährlich… äh, ich meine, mächtig.«
Kaku kicherte, ihre Hand wedelte. »Gefährlich? Erzähl mir mehr! Kann sie, keine Ahnung, die Welt übernehmen?«
Hiro lachte, ein bisschen nervös, aber begeistert. »Na ja, nicht so wie in Sci-Fi-Filmen. Amatera hat keine eigene Agenda. Sie tut, was wir ihr sagen. Aber sie ist so stark, dass sie, wenn jemand sie missbraucht, echt Schaden anrichten könnte. Deshalb ist die Sicherheit hier so krass – Firewalls, Verschlüsselung, alles. Der Taikun will sicherstellen, dass Amatera nur Gutes tut, wie Fabriken effizienter machen oder Krankheiten schneller finden.«
Er nahm einen Bissen Hähnchen, kaute nachdenklich. »Wie sie funktioniert, ist auch ‘ne Teamleistung. Wir Programmierer geben ihr die Algorithmen, die Datenwissenschaftler füttern sie mit Infos, und die Ingenieure bauen die Hardware. Amatera ist wie ein Puzzle, wo jeder Teil zählt. Und sie wird immer besser, weil wir sie ständig updaten.«
Kaku lehnte sich zurück, ihre Ramune leer, ihre Augen strahlten. »Okay, Hiro, du bist ein guter Lehrer. Also, Amatera ist wie ‘n super Gehirn, das alles kann, aber nur, wenn wir’s richtig steuern?«
»Genau!« Hiro strahlte, seine Wangen rot vor Stolz. »Und sie ist erst der Anfang. Der Taikun hat Pläne, sie noch krasser zu machen – vielleicht sogar, dass sie mit Menschen redet, wie wir jetzt. Aber das ist Zukunftsmusik.«
Kaku klatschte in die Hände, ihre Stimme sprudelte wie ein Bach. »Wow, das ist so cool! Danke, Hiro, jetzt kapier ich’s ein bisschen. Du musst mir irgendwann mehr erzählen!«
Hiros Gesicht leuchtete, seine Schüchternheit kehrte zurück, aber mit einem Hauch von Mut. »Klar, jederzeit! Wenn du… äh, mal ‘nen Kaffee trinken willst oder so, ich bin da.« Seine Worte waren zögerlich, doch Kakus Lächeln, warm und ehrlich, gab ihm Hoffnung.
»Deal!« Ihre Stimme war fröhlich, und sie stießen mit ihren Gläsern an, ein kleiner Moment, der Hiros Tag machte.
Nun, mit etwas freier Zeit vor ihrem nächsten Kurs, beschloss sie, die Hitze in den schattigen Bereichen des japanischen Gartens zu überbrücken – ein parkartiger Rückzugsort mit kühlen Teichen, Bambusbrücken und Kirschbäumen, deren Blätter in der Brise raschelten.
Hiro, der ebenfalls noch Zeit hatte, schloss sich ihr spontan an, seine Schritte zögerlich, aber seine Augen leuchteten vor Freude, neben Kaku zu sein. »Hey, ein Spaziergang im Garten klingt cool. Kann ich… mitkommen?« Seine Stimme war schüchtern, doch Kakus Lächeln, warm wie ein Sonnenstrahl, ließ ihn auftauen.
»Na klar, Hiro! Lass uns die Kühle genießen – die Hitze ist ja der Wahnsinn.« Ihre Stimme sprudelte wie ein Bach, und sie gingen los, ihre Sandalen knirschten auf dem Kiesweg, Hiros Sneaker schlurften neben ihr. Der Garten war ein Paradies, die Teiche glitzerten, Wasserlilien schwebten wie kleine Kunstwerke, und die Luft war erfüllt vom Duft nach Moos und Jasmin.
Kaku plauderte locker, ihre Worte flossen wie die Brise – Geschichten über ihren Schauspielkurs, einen lustigen Patzer, als sie eine Zeile verflixt hatte, oder ihre Pläne, irgendwann ein eigenes Skript zu schreiben. Ihre strahlende Art war wie ein Magnet, ihre Gesten lebendig, ihr Lachen ein Klang, der den Garten erhellte. Hiro, der normalerweise in seiner Nerdwelt gefangen war, taute weiter auf, seine Schüchternheit wich einer stillen Begeisterung. Er erzählte von einem neuen KI-Projekt, das er debuggte, von einem Anime, den er binge-watched hatte, und von einem Moment, als er fast seinen Laptop mit Ramune überschwappte. Seine Stimme wurde sicherer, seine Hände gestikulierten, doch seine Augen – sie blieben oft an Kaku haften, ein Funkeln von Verzauberung, das Kaku nicht entging. Besonders auf ihre Brüste, die unter dem Shirt wogten und deren Spitzen sich unübersehbar abzeichneten, starrte er oft… um dann schnell verlegen wegzuschauen, wenn Kaku seinen Blick bemerkte.
Kaku war sich ihrer Wirkung bewusst. Mit ihrer Erfahrung und Intelligenz wusste sie, wie alle Frauen, die nicht dumm sind, dass ihr Verhalten – ihr Lächeln, ihre herzliche Art – vom anderen Geschlecht leicht missverstanden werden konnte. Solche Typen wie Hiro, sozial unsicher, oft ohne viel Erfahrung mit Frauen, bauten sich schnell Fantasien auf, interpretierten Freundlichkeit als Einladung, zudringlich werden zu dürfen. Doch in der Leichtigkeit dieses Nachmittags, in ihrer jugendlichen Unbeschwertheit, schob sie den Gedanken beiseite. Sie war einfach so, wie sie ist – ein Mädchen, das die Welt mit Liebe und Licht füllt, ohne Hintergedanken. Sie hatte kein romantisches Interesse an Hiro – im Vergleich zu Männern wie Steve, einem echten Mann mit Stärke und Tiefe, war Hiro ein dummer Junge, ein Fachidiot, dessen Welt aus Code und Bildschirmen bestand. In allem anderen war er fast wie ein Kind, süß, aber unbeholfen.
Sie spazierten durch den Garten, überquerten eine kleine Brücke, wo Koi-Karpfen in einem Teich glitzerten, und setzten sich schließlich an einem schattigen Plätzchen ins Gras, nahe einem Teich, wo Weidenzweige die Sonne filterten. Die Stille war beruhigend, nur das Plätschern des Wassers und das Zirpen der Zikaden durchbrachen die Ruhe. Kaku lehnte sich zurück, ihre Hände stützten sich im Gras, ihr Shirt spannte leicht, ihre Shorts rutschten ein Stück hoch, ein Anblick, der Hiros Atem stocken ließ. Sie plauderten weiter – über Filme, Musik, das Leben auf dem Anwesen –, und Kakus Lachen sprudelte, ihre Augen strahlten, ihre Art war so bezaubernd, dass Hiro nur umso mehr in ihren Bann geriet.
Doch die Leichtigkeit des Moments täuschte. Hiro, dessen Verzauberung sich in Verliebtheit verwandelt hatte, missverstand Kakus Freundlichkeit als Einladung. In einem unbeobachteten Moment, als sie lachend über einen Witz saßen, schlug seine Schüchternheit in Tollkühnheit um. Plötzlich, ohne Vorwarnung, wurde er zudringlich – seine Hände grabschten nach ihren Brüsten, seine Finger versuchten, in ihre Shorts zu gleiten, ein grober Versuch, sie intim zu berühren. Seine Bewegungen waren unbeholfen, fast verzweifelt, getrieben von einer Mischung aus Hormonen und Missverständnis.
Kakus Herz sank, nicht aus Angst, sondern aus Enttäuschung – über Hiro, aber auch über sich selbst. »Ich wollte doch nur nett sein«, dachte sie, und ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus. Sie hatte Hiros Blicke bemerkt, seine Schüchternheit, aber nie gedacht, dass er so weit gehen würde. In Japan, wo patriarchale Strukturen Frauen oft zu Objekten machten, war dies nicht ihr erster Übergriff. Sie kannte die Blicke, die Berührungen, die Grenzüberschreitungen, die Frauen wie sie erlebten. Doch Kaku war kein Opfer – sie war stark, trainiert, eine Schauspielerin, die für Action-Szenen Kampfkunst lernte. Sie erstarrte nicht, sie reagierte.
Mit einem schnellen, präzisen Griff packte sie Hiros Hoden, ein schmerzhafter Druck, der ihn aufkeuchen ließ. Gleichzeitig stieß sie ihn mit einer geschickten Bewegung zurück, ihre Kraft überraschend für ihre zierliche Gestalt. Hiro, untrainiert und überrumpelt, taumelte und landete mit einem lauten Platschen im Teich, Wasser spritzte, Seerosen schaukelten. Er tauchte prustend auf, seine Brille schief, sein T-Shirt durchnässt, ein Bild des Jammers, das wie ein begossener Pudel aussah. Kaku stand über ihm, ihre Hände in die Hüften gestemmt, ihre Augen blitzten vor Zorn.
»Bist du verrückt geworden, Hiro? Was machst du für einen Scheiß?« Ihre Stimme war scharf, ein Fauchen, das durch die Stille schnitt. »Ist dir klar, was passiert, wenn ich dem Taikun oder Captain-san erzähle, was du getan hast?«
Hiro, tropfnass und elend, kletterte aus dem Teich, sein Blick gesenkt, seine Schultern hingen wie nasse Wäsche. Er wagte es nicht, Kaku anzusehen, seine Hände zitterten, als er sich auf die Knie sinken ließ, tiefe Verbeugungen, wie ein reuiger Sünder. »Es… es tut mir leid, Kaku… ich… ich wollte nicht…« Seine Stimme war ein Stottern, ein Chaos aus Scham und Panik. »Ich… ich bin in dich verliebt… seit Wochen… ich dachte…«
Kaku seufzte, ihre Wut wich einer Mischung aus Mitleid und Frust. »Und du Trottel glaubst, es würde mir gefallen, wenn du mich so… so gemein begrabschst? Wie dumm bist du denn?« Ihre Stimme war schneidend, doch da war ein Hauch von Traurigkeit. Sie vermutete, dass Hiro noch nie eine Freundin hatte, vielleicht sogar noch Jungfrau war – ein Typ, den Frauen oft übersehen, ein Junge in einem Männerkörper, gefangen in seiner Unbeholfenheit. Seine Reue war echt, seine Augen glänzten vor Scham, und er wagte es kaum, den Kopf zu heben.
Hiros Entschuldigungen wurden zu einem Flehen, seine Stimme brach. »Bitte… sag niemandem was… ich… ich verlier meinen Job… mein Leben…« Er war wie ein geprügelter Hund, und Kaku, obwohl sie das Opfer war, spürte Mitleid. Sie war kein rachsüchtiges Mädchen – sie verabscheute Gewalt, Gemeinheit, und wollte niemandem schaden, nicht einmal einem Idioten wie Hiro.
Sie verschränkte die Arme, ihre Stimme wurde ruhiger, aber fest. »Hör zu, Hiro. Ich sag’s weder Steve noch dem Taikun. Aber nur diesmal. Wag es ja nicht, so was nochmal zu versuchen – oder überhaupt irgendwas in der Art. Wenn wir uns sehen, bist du höflich und zurückhaltend, klar?«
Hiro nickte hektisch, seine Verbeugungen tiefer, sein Stottern ein Murmeln. »Ja… ja, versprochen… danke, Kaku… danke…« Seine Erleichterung war greifbar, doch seine Scham blieb, ein Gewicht, das ihn niederdrückte.
Sie gingen auseinander, Hiro schlurfte davon, sein nasses T-Shirt klebte an ihm, sein Blick gesenkt. Kaku, deren Schritte wieder leichter wurden, spürte eine seltsame Mischung aus Belustigung und Nachdenklichkeit. Hiros Dummheit war fast komisch – wie er im Teich gelandet war, wie ein Cartoon-Charakter –, doch die Realität des Übergriffs nagte an ihr. Ich muss vorsichtiger sein, auch wenn meine Art einfach meine Natur ist, dachte sie. Mit einem Schmunzeln, mehr über den dummen Jungen als über ihre Wut, ging sie zu ihrem nächsten Kurs – Literatur, ein Ort, wo sie ihre Gedanken in Worte fassen konnte.
Kaku betrat das Literaturgebäude mit einem neuen Fokus, die Trophäe sicher in ihrer Mappe verstaut. Der Nachmittagskurs war weniger formell als der Wettbewerb, eine offene Diskussion über moderne japanische Literatur, geleitet von einem Professor, der für seine Leidenschaft für Murakami und Yoshimoto bekannt war. Der Raum war kleiner, intimer, mit runden Tischen und bequemen Stühlen, die eine lockere Atmosphäre schufen. Die Wände waren mit Fotos von literarischen Veranstaltungen und handschriftlichen Notizen früherer Studenten dekoriert, was dem Raum eine persönliche Note verlieh.
Kaku setzte sich neben eine Mitschülerin namens Yumi, eine ruhige, aber scharfsinnige junge Frau, die Kakus Geschichten bewunderte. »Gratuliere zum Wettbewerb, Kaku-chan!« Yumi lächelte schüchtern, ihre Brille glänzte im Licht. »Deine Geschichte war… wow. Ich habe fast geweint, als ich die Zusammenfassung gehört hab.«
Kaku kicherte, ihre Wangen leicht gerötet. »Danke, Yumi-chan. Ich war so in der Geschichte drin, ich hab die Zeit total vergessen.« Sie zog ihr Notizbuch heraus, bereit für die Diskussion, doch ihre Gedanken schweiften immer wieder zu Hiro. Nicht aus Wut, sondern aus einer Art analytischer Neugier. Wie konnte jemand so falsch interpretieren, was Freundlichkeit war? Sie wusste, dass ihre Ausstrahlung – ihr Lächeln, ihre Offenheit – Männer generell und Typen wie Hiro besonders anzog, aber sie hatte nie beabsichtigt, falsche Signale zu senden. Es war eine Lektion, dachte sie, eine Erinnerung daran, dass die Welt nicht immer so unschuldig war wie ihre eigene Seele.
Der Professor begann die Diskussion mit einer Analyse von Murakamis „Kafka am Strand“, einem Roman, den Kaku liebte. Sie meldete sich oft, ihre Kommentare waren durchdacht, ihre Stimme klar und lebendig. Sie sprach über die Symbolik der Träume im Roman, wie sie die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verwischten, und zog Parallelen zu ihrer eigenen Arbeit an Amatera. »Es ist, als ob Amatera eine digitale Traumwelt erschafft«, sagte sie, ihre Augen leuchteten. »Die Avatare sind wie Figuren in einer Geschichte, die wir schreiben, aber sie können auch selbst Entscheidungen treffen. Das ist doch irgendwie magisch, oder?«
Der Professor nickte anerkennend, seine buschigen Augenbrauen hoben sich. »Eine interessante Perspektive, Kaku-san. Du bringst die Kreativität einer Schriftstellerin in die Technik – das ist selten.«
Yumi flüsterte ihr zu: »Du bist echt unglaublich, Kaku-chan. Ich wünschte, ich könnte so denken wie du.«
Kaku lächelte, ihre Hand legte sich leicht auf Yumis Arm. »Du bist auch unglaublich, Yumi-chan. Du musst nur an dich glauben.« Ihre Worte waren ehrlich, und Yumi strahlte, als hätte Kaku ihr einen kleinen Schatz geschenkt.
Nach dem Kurs, als die Sonne tiefer sank und die Hitze des Tages einer sanften Abendbrise wich, beschloss Kaku, sich mit Steves und Miku im Gästehaus zu treffen. Das Gästehaus war ein Ort der Harmonie, ein traditionelles Gebäude mit Holzbalken und Schiebetüren aus Reispapier, umgeben von einem Garten, in dem Laternen ein warmes Licht warfen. Der Duft von Jasmin und frisch gemähtem Gras lag in der Luft, und das leise Plätschern eines Wasserfalls schuf eine beruhigende Kulisse.
Steves und Miku saßen bereits im Gemeinschaftsraum, ein niedriger Tisch vor ihnen mit einer Auswahl an Snacks – Mochi, getrockneter Tintenfisch und eine Schale mit frischen Erdbeeren. Kumi war noch beim Casting, aber ihre Abwesenheit wurde durch die entspannte Stimmung wettgemacht. Steves, in einem lockeren Leinenhemd, lehnte sich zurück, eine Tasse Sake in der Hand. Miku, elegant wie immer in einem seidigen Yukata – leichter und lässiger als ein Kimono, der oft formeller und schwerer ist –, blätterte in einem Buch, ihre Augen hoben sich, als Kaku eintrat.
»Na, Kaku-chan! Wie lief der Wettbewerb?« Steves Stimme war warm, sein Grinsen breit. Er hatte diese Art, jeden Raum zu füllen, ohne ihn zu dominieren, eine Mischung aus Autorität und Herzlichkeit.
Kaku hielt ihre Trophäe hoch, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. »Erster Platz, Captain-san! War nicht mal schwer.« Sie kicherte, setzte sich auf ein Kissen und griff nach einer Erdbeere.
Miku klappte ihr Buch zu, ihre Augen funkelten. »Das überrascht mich nicht, Kaku-chan. Du hast eine Gabe. Erzähl uns von deiner Geschichte!«
Kaku lehnte sich zurück, ihre Beine übereinandergeschlagen, und begann, ihre Kurzgeschichte über Aya und den neuen Planeten zu schildern. Sie sprach mit Leidenschaft, ihre Hände gestikulierten, als würde sie die Szenen vor ihnen malen. Steves und Miku hörten gebannt zu, unterbrachen sie nur, um Fragen zu stellen oder zu lachen, wenn Kaku eine lustige Anekdote einstreute. Die Atmosphäre war warm, familiär, und Kaku fühlte sich, als wäre sie genau dort, wo sie hingehörte.
Doch während sie sprach, nagte der Vorfall mit Hiro immer noch an ihr. Sie erwähnte es nicht – ihre Entscheidung, niemandem etwas zu sagen, stand fest –, aber sie fragte sich, wie sie in Zukunft mit ihm umgehen sollte. Steve hatte sie gebeten, den anderen Kenji aus seiner Arbeitsgruppe aus seiner Programmierblase zu locken, und sie hatte es mit ihrer natürlichen Freundlichkeit versucht. Doch jetzt war sie unsicher, ob sie überhaupt noch mit Hiro oder Kenji, der auch so ein Nerd ist, sprechen wollte. Vielleicht kann ich Hiro auf Abstand halten, ohne unhöflich zu sein, dachte sie.
»Hey, Kaku-chan, du bist so still auf einmal. Alles okay?« Miku legte den Kopf schief, ihre Intuition wie immer messerscharf.
Kaku lächelte, schüttelte den Kopf. »Alles gut, Miku-san. Nur… viel im Kopf. Amatera, die Geschichte, alles.« Es war nicht ganz die Wahrheit, aber nah genug.
Steves hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Er kannte Kaku gut genug, um zu wissen, dass sie sprechen würde, wenn sie bereit war. Stattdessen wechselte er das Thema. »Also, Kaku-chan, wann bist du bereit für den Einscann-Prozess? Wir könnten nächste Woche starten. Es wird eine Erfahrung, die du nie vergisst.«
Kakus Augen leuchteten auf, ihre Sorgen verblassten. »Echt? Nächste Woche? Ich bin so bereit, Captain-san! Ich will wissen, wie es ist, eine digitale Kaku zu sein!«
Miku lachte, ihre Stimme perlte. »Pass auf, dass dein Avatar nicht frecher wird als du, Kaku-chan.«
»Unmöglich!« Kaku zwinkerte, und die drei lachten, die Spannung des Tages löste sich in der Wärme ihrer kleinen Familie auf.
Der Abend verlief in der vertrauten Leichtigkeit, die das Gästehaus so besonders machte. Nach dem Snack spielten sie ein Brettspiel – eine japanische Version von „Mensch ärgere dich nicht“, bei der Kumi, die später dazukam, mit übertriebenem Eifer ihre Figuren über das Brett schob und laut jubelte, wenn sie jemanden rausschmiss. Die Nacht endete im Onsen, wo das dampfende Wasser und die funkelnden Sterne über ihnen eine Atmosphäre der Ruhe schufen. Kaku, die ihre Gedanken an Hiro beiseitegeschoben hatte, fühlte sich wieder wie sie selbst – stark, lebendig, bereit für alles, was Amatera und das Leben für sie bereithielten.
Die nächsten Tage waren eine Mischung aus Arbeit und Vergnügen. Kaku tauchte tiefer in ihre Schreibprojekte ein, arbeitete an einem Skript für eine Theateraufführung und begann, Notizen für eine Geschichte über Amatera zu machen. Sie traf sich regelmäßig mit Steve und Miku, um die Details des Einscann-Prozesses zu besprechen, und verbrachte Zeit mit Kumi, die ihr endlich von ihrer Nacht mit Steve erzählte – eine Geschichte, die Kaku zum Lachen brachte, obwohl sie sich fragte, wie Steve mit Kumis Energie mithielt. Und, wenn ich ehrlich bin, bin ich ein bisschen neidisch, gestand sie sich selbst ein, ein wohliges Kribbeln in ihrem Körper. In der Nacht, allein unter der Decke, ließ sie ihre Gedanken zu Steves schweifen, spürte ein Kribbeln, das sie erröten ließ, und träumte von einer Zärtlichkeit, die sie sich heimlich wünschte, während sie sich selbst streichelte.
Hiro begegnete sie nur flüchtig, und er hielt sich an sein Versprechen – höflich, zurückhaltend, sein Blick gesenkt. Sie spürte, dass seine Scham anhielt, aber auch, dass er sich bemühte, besser zu sein. Vielleicht kann er aus seinen Fehlern lernen, dachte sie. Doch für sie war die Sache abgeschlossen – sie wollte nach vorne schauen, in eine Zukunft voller Geschichten, Abenteuer und der Magie von Amatera.
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