Greek, Kalymnos: demokratisch Segeln




Aegean Sea, Greek, Kalymnos: demokratisch Segeln
Donnerstag, 2. April 2015
Eine demokratische Abstimmung beim Frühstück ergab, dass wir hinüber nach Griechenland wechseln und dort die Osterzeit verbringen wollen. Keine besonderen Gründe; die Türkei gefiel allen bisher sehr gut. Eher eine Lust auf etwas Veränderung. Insbesondere Livia wollte sehr gerne mal die griechischen Inseln kennenlernen und wir anderen schlossen uns im Grunde ihrem Wunsch an. Leider ist das wechseln zwischen Nicht EU Türkei und EU Griechenland nicht (mehr) so ganz einfach und mit Kosten verbunden. Ein altbekanntes Ärgernis für Segler und Bootfahrer in der östlichen Ägäis. *seufz*
Nun ja, wir legten also ab und segelten die 13 sm mit schwachen Südwinden um 2 Bf in gemütlichen 3 Stunden „hinüber“ nach Kalymnos:
„Kalymnos ist nach Pserimos die nächste Insel nördlich von Kos. Kaum eine Crew wird bei einem Törn durch den Dodekanes diese schon von weitem durch seine Gebirgsstrukturen sehr mächtig wirkende Insel auslassen. Zum Übernachten wird man in den allermeisten Fällen entweder den Haupthafen im Ormos Kalymnou oder die Bucht Vathy an der Ostseite der Insel wählen. Die Insel bietet jedoch noch eine Reihe weiterer Ankerplätze, die jedoch in den meisten Fällen eher für einen Aufenthalt bei ruhigem Wetter geeignet sind. 

Ormos Vathy Koordinaten: 36° 58.42'N, 027° 01.75' E
Der Ormos Vathy gehört zu den besonders schönen und empfehlenswerten Plätzen des Dodekanes. Die Einfahrt zu dieser sehr schmalen, fjordähnlichen Bucht ist nicht gut auszumachen, nicht das erste Mal würde an ihr vorbeigefahren. Es ist immer wieder ein Erlebnis, in den sich auftuenden Spalt in der mehrere hundert Meter hohen Felswand einzulaufen. Im hinteren Teil der Bucht ist an der Südseite eine Badeanlage und eine Pier angelegt. Deren Stirnseite wird tagsüber von Ausflugsbooten in Anspruch genommen. Weiter in Richtung Scheitel der Bucht ist das Ufer befestigt worden und bietet Platz zum Anlegen mit Heck und vor Buganker auf gut haltendem Grund. Hierbei sind bei Meltemi die seitlich einfallenden, sehr kräftigen Fallböen zu beachten. Da der Boden an der Pier rasch ansteigt, ist beim Rückwärts-Anlegen vorsichtig zu manövrieren, um das Ruder nicht zu beschädigen; zur Mole (Osten) hin wird es etwas besser. u.U, sind 2-3 m Abstand einzuhalten.
Freies Ankern ist eigentlich nicht möglich, denn der Platz zum Schwojen sehr eingeschränkt. In dieser abgesehen von den Böen sehr ruhigen Bucht hat man allerbesten Schutz vor Seegang, sie wird auch als Winterhafen genutzt. Bei  plötzlich aufkommendem stärkerem Ostwind kann allerdings starker Schwell entstehen, und wenn der Hafen vollgepackt ist kann dies zu einem Ineinander geraten der Masten führen. Im Ort gibt es einfache Versorgungsmöglichkeiten.
    Lohnenswert ist ein Spaziergang durch den kleinen Ort und das sich dahinter weit öffnende, sehr fruchtbare Tal. So findet man hier ausgedehnte Orangenplantagen an. Der auch in dieser Gegend produzierte Honig wird - ebenso wie Schwämme, eine weitere Spezialität der Insel - im Ort zum Verkauf angeboten. Im Ort findet man an einem kleinen Platz mehrere gute Tavernen.
    Ungefähr in der Mitte der Bucht befindet sich an der Nordseite eine respektable Höhle, die in früheren Zeiten immer wieder als Unterkunft genutzt wurde. Der Zugang in circa dreißig Meter Höhe über einen sehr schmalen Steig ist jedoch nur etwas für Klettergeübte und Schwindelfreie. Bei der Anfahrt mit dem Dinghi beachte man, das man auf dem Rückweg gegen die Fallböen fahren muss - nur mit Paddeln kann das ein äußerst schwieriges Unterfangen werden.“ (Quelle: skipperguide.de)

Zu ergänzen wäre vor allem noch das diese malerische Bucht in der Segelsaison oft völlig überlaufen ist; soll heißen: derart viele Boote und Yachten wollen hinein, dass es wirklich keinen Spaß mehr macht. Jetzt Anfang April geht es noch und bekamen wir problemlos ein nettes Plätzchen, zum römisch- katholischen Anlegen. (Buganker mit Heck am Pier) Sogar mit ausreichend Tiefgang um unsere immerhin 2 m tief gehende BELLIWONA nahe genug um am Kai zu vertäuen und über die ausgebrachte Gangway an und von Bord zu kommen. *freu* Wie Eng es hier zugehen kann, sieht man auf den Fotos gut. Man stelle sich vor wie es aussieht wenn im Sommer ein paar Dutzend Charter- und Privatyachten plus Ausflugsbooten hier rein wollen!
Sexy Daphne erwies sich übrigens als die gute Seglerin, wie sie es etwas locker unbescheiden von sich behauptet hatte. Ein fremdes Boot und seit vielen Wochen erstmals wieder auf See; das hinderte sie jedoch nicht binnen verblüffend kurzer Zeit die BELLIWONA gut im Griff zu haben und die Bedienung zu durchschauen. Dabei stellte sie sich seemännisch geschickt ruhig und so kompetent an, griff unaufgefordert logisch passend immer genau richtig dort zu wo es nötig war, das du sofort merkst: das Mädel kennt sich aus, muss schon oft lange an Bord von Booten gewesen sein, weiß was es tut und macht das vernünftig, überlegt und verantwortungsbewusst genau richtig. Prima!
Sicherlich ist sie nicht so erfahren wie Marie, aber das sie eine tolle Bordkameradin und Mitseglerin sein wird, war schon nach Minuten klar zu erkennen. Auch menschlich und charakterlich macht sie einen tollen Eindruck! Abgesehen davon das sie natürlich auch verflixt hübsch und sexy und somit ein stets erfreulicher Anblick für Skippers Augen ist. *schmunzel* Ihr feurig südländisches Temperament mit dem typischen Plappermaul, mag auf Dauer manchmal etwas nervend sein oder werden, zumindest für „gesetzte Herren“ wie Gunther und mich, die es gerne etwas ruhiger haben *grins* Aber wirklich „schlimm“ ist Daphne nicht; da gibt’s viel mehr, viel weniger kompetente und längst nicht so clevere Girls, welche aber erheblich mehr nerven! Aber um ehrlich zu sein: auf ein Boot mit sagen wir mal Mitte 20 bis 30 jährigen Seglern, würde die heißblütige Spanierin viel besser passen!

Wir gingen in das sehr kleine, malerische Küstendorf, sehr typisch für die griechischen Inseln dieser Gegend, welche bis 1947 noch zur Türkei gehört haben. Es war gute Mittagszeit, die Sonne schien bei rund 18° Lufttemperatur und wenigen Wolken…, also schwups auf einer der schönen Terrassen einer der Tavernen Platz nehmen und lecker Essen bestellen! Wie meist auf den Inseln in kleinen Küstenorten gibt es kräftig- deftige Bauern-, Fischer- und Hausmannskost in großen Mengen zu recht kleinen Preisen.
Typisch ist auch das man Vorspeisen und Hauptgerichte eigentlich kaum auseinanderhalten kann und das es keine richtige Karte zum bestellen gibt. Die Wirtsleute, meist der Herr Wirt persönlich oder die ebenfalls meist der Familie angehörigen Bedienungen, besprechen mit dir was die Küche heute so zu bieten hat und daraus stellt man sich dann etwas zusammen. Sonderwünsche sind nur beschränkt erfüllbar, da im Allgemeinen das verwendet und angeboten wird, was heute frisch vom Feld und aus dem Meer angeliefert wurde. Nicht selten sind solche Wirtsleute auch Fischer und holen selbst mit eigenem Boot das Tagesangebot aus der See.
Meist kocht auch „Muttern“, oft mit Oma und Töchtern oder Enkelinnen und was dabei heraus kommt ist so gut wie immer sehr lecker. Wir waren mit unserer Mischung und der Fisch Grillplatte als Hauptgericht sehr zufrieden und vollgefressen. Die Mädels gingen zum Kalorien verbrennen auch gleich auf eine schneidige Wanderung über die teils ziemlich steilen Hügel und Felsen der Umgebung. Gunther begleitet sie ein Stück , aber nicht sehr lange. Ich spazierte nur ein bisschen im Flachen herum und platzierte mich dann faul auf der Taverne direkt an der schmalen Bucht, mit von der Terrasse aus reizvollen Rundumsicht.
Die lange, sehr schmale und in hohe Felsen eingeschnittene, Fjordähnliche Bucht ist wirklich ein ausgesprochen hübsches Plätzchen, wo man gerne lange einfach nur sitzen und schauen oder ein bisschen herumspazieren und schauen möchte. Für (junge) Leute die unter einem gelungenen Urlaub im Süden vor allem Party von Morgens bis Morgens verstehen, tagsüber Beach Party am vollgepackten Strand mit tausend ähnlich tickenden Zeitgenossen und Nachts mit jeder Menge Alkohol in Clubs, Bars und Discos, ist die griechische Inselwelt abgesehen von den touristischen Hot Spots auf einigen Inseln, wirklich nichts!
Ich gebe gerne zu: in den Zwanzigern und Dreißigern wäre es mir auch nach spätestens einigen Tagen ein bisschen langweilig und hätte ich schnell einen der nächsten Hot Spots angesteuert, um wieder Trouble zu erleben! Aber in meinem Alter und meinem sehr intensiven Leben, schätzte ich die Ruhe sehr und fühle mich schon leicht genervt, wenn 10 Touristen gleichzeitig auf einem Haufen daher kommen; von hunderten oder tausenden an einem typischen, vollgepackten Urlauberstrand ganz zu schweigen! *grins*





-Steve          Mehr / More Pics >>>      

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