Alle Infos> Japan, Präfektur Kagoshima, Juni #5-Das Amatera-Roman-Projekt
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Kapitel 14: Kaku-Digital
»Himmel, bin ich aufgeregt!« Kakus Herz pochte, ihre Augen funkelten wie die Oberfläche eines Teichs im Sonnenlicht. Sie saß auf einem niedrigen Kissen im Gemeinschaftsraum des Gästehauses, ihre Hände gestikulierten lebhaft, während sie mit Miku, Steve und Kumi sprach. »Einerseits kann ich’s vor Neugier kaum erwarten, den Einscann-Prozess zu erleben. Aber unheimlich ist es schon. Gibt’s mich dann doppelt?«
Miku, in einem eleganten Yukata, die langen Haare in einem lockeren Knoten, lächelte verständnisvoll. »Keine Sorge, Kaku-chan. Es ist intensiv, anstrengend, aber nicht gefährlich. Du bleibst die einmalige, bezaubernde Kaku.« Ihre Stimme war sanft, fast mütterlich, obwohl sie nur wenige Jahre älter war. Miku hatte den Prozess bereits durchlaufen und existierte als digitale Kopie in Amatera. »Wenn man das Existieren nennen kann«, dachte sie, ein Hauch Melancholie in ihren Augen, den Kaku nicht bemerkte.
Steve, lässig in einem Leinenhemd, lehnte sich zurück, eine Tasse Sake in der Hand. »Du wirst das rocken, Kaku-chan. Es ist wie eine Reise in dich selbst – ein bisschen wie Schauspielerei, nur mit Lasern und KI.« Sein Grinsen war breit, seine tiefe Stimme beruhigend wie ein Anker in einem Sturm, seine Präsenz eine Mischung aus Stärke und Wärme.
Kumi, auf dem Boden kniend, knabberte an einem Mochi und kicherte. »Ich kapier immer noch nicht, wie das funktioniert, aber es klingt mega cool! Wird Digital-Kaku so hübsch wie du, Kaku-chan?« Ihre Augen funkelten schelmisch, sie warf die Haare zurück, ihre Energie ein sprudelnder Wirbel.
Kaku lachte, ihre Grübchen blitzten. »Kumis Schatz, unser aller Schatz, hihi«, kicherte sie, ein warmer Gedanke an ihre Freunde, die wie eine kleine Familie waren. Steves ruhige Stärke zog sie an, doch sie schob das Gefühl beiseite, ihre Wangen leicht gerötet. Sie gönnte Kumi ihr Glück von Herzen und wollte sich auf den bevorstehenden Prozess konzentrieren, der sie wie ein Abenteuer lockte.
Der Vormittag war warm und sonnig, als Kaku sich im Garten des Gästehauses verabschiedete. Das Gästehaus, eines von sechs, die sich um das prächtige Haupthaus des Taikuns gruppierten, lag eingebettet in den weitläufigen Park des Anwesens. Kirschbäume raschelten in der sanften Brise, Koi-Karpfen zogen träge Kreise im Teich, und der Duft von Jasmin lag schwer in der Luft, vermischt mit dem erdigen Aroma der umliegenden Natur Kagoshimas. Kaku trug ein hellblaues Spaghettiträger-Shirt, das ihre Kurven betonte, und kurze Satin-Shorts, die ihre schlanken Beine zur Schau stellten. Ihre Kork-Sandalen knirschten auf dem Kiesweg, der sich durch die Gärten schlängelte. »Wünscht mir Glück!« Ihr Singsang trug eine Spur Nervosität.
Steve trat näher, seine große Gestalt warf einen sanften Schatten. »Du wirst das großartig machen, Kaku-chan. Es ist wie eine neue Rolle – du bist die Hauptdarstellerin in deinem Sci-Fi-Abenteuer.« Seine Hand auf ihrer Schulter war beruhigend.
»Danke, Captain-san.« Kaku zwinkerte, ein schelmisches Funkeln in den Augen. »Aber wenn mein Avatar frecher wird als ich, beschwer ich mich bei dir!«
Steve lachte herzlich, der Garten erfüllt von seinem Klang. »Deal. Aber ich wette, dein Avatar wird genauso charmant sein.«
Kumi sprang auf, ihre High Heels tippten auf dem Kies, und zog Kaku in eine stürmische Umarmung. »Pass auf dich auf, Kaku-chan! Erzähl mir alles, ja? Ich will wissen, ob Digital-Kaku so kichert wie du!«
Miku trat näher, ihre Stimme ruhig. »Kaku-chan, es ist wie ein Spiegel deiner selbst – ein Spiegel, der lernen kann.« Ihre Worte waren nachdenklich, und Kaku spürte, dass Miku mehr wusste, als sie sagte.
»Danke, Miku-san. Ich freu mich drauf.« Kaku atmete tief ein und winkte ein letztes Mal. Steve und Miku eilten zu einer Besprechung mit Steves Team, Miku als Verbindungsfrau zum Taikun. Kumi verschwand wirbelnd zu ihrem Schauspielunterricht. Allein im Garten, die Sonne wärmend auf ihrem Gesicht, spürte Kaku eine aufgeregte Neugier. Sie stand vor einem der faszinierendsten Schritte in Yoshimori-samas Projekt: dem digitalen Einscannen ihrer selbst, um einen lebensechten Avatar zu erschaffen, ausgestattet mit hochentwickelter künstlicher Intelligenz.
Ein Elektrowagen wartete vor dem Gästehaus, um sie zum atombombensicheren Tiefbunker unter einem Hügel zu bringen, der sich innerhalb des weitläufigen Anwesens des Taikuns verbarg. Der Fahrer, ein höflicher Mann in einem makellosen Anzug, nickte respektvoll, als Kaku einstieg. Die Fahrt führte durch die Landschaft auf dem Anwesen des Taikun – vulkanische Hügel, deren grüne Hänge glühten, und das glitzernde Meer in der Ferne, das durch die Baumkronen schimmerte. Die Elektrowagen, die auf dem Anwesen üblich waren, glitten summend und knirschend über die gewundenen Kieswege, vorbei an sorgfältig gepflegten Gärten und Teichen, die das Haupthaus und die Gästehäuser umgaben. Doch Kaku war in Gedanken versunken, ihre Neugier gemischt mit Beklemmung. Der Einscann-Prozess war langwierig, hatte man ihr gesagt, aber die Details blieben vage. Steves Vergleich mit Die Sims – nur unendlich realistischer – brachte sie zum Kichern, als sie an ihre Teenagerjahre dachte, heimlich die Nude-Version von Die Sims spielend. Doch Amatera war mehr – eine Vision, die Realität und Digitalität sprengte.
Der Wagen hielt vor einem unscheinbaren Gebäude, das sich in die üppige Vegetation des Anwesens einfügte, ein Tarnbau inmitten des Parks. Eine schwere Stahltür öffnete sich nach biometrischer Überprüfung, und ein Aufzug brachte Kaku tief unter die Erde, das Summen der Mechanik wie ein Herzschlag. Ihr Puls beschleunigte, eine Mischung aus Aufregung und Unbehagen, als die Türen sich öffneten.
Ein hochtechnisierter Komplex empfing sie, ein Tiefbunker, der wie ein Sci-Fi-Filmset wirkte – faszinierend und einschüchternd zugleich. Wände aus glattem, verstärktem Beton glänzten schwach metallisch, die Luft steril, durchdrungen vom leisen Summen von Klimaanlage und Servern, die wie ein Puls vibrierten. LED-Lichter warfen klares, fast klinisches Licht, das Monitore mit Datenströmen und 3D-Modellen erhellte. Der Boden aus poliertem Metall spiegelte Kakus Gestalt, und die Korridore erstreckten sich wie ein Labyrinth der Zukunft. Es war überwältigend – ein Ort, an dem die Grenze zwischen Technologie und Magie verschwamm. »Das ist wie ein Portal in eine andere Welt«, dachte Kaku, ihre Augen weit vor Staunen, während ein Schauer über ihren Rücken lief.
Dr. Aiko Tanaka, eine junge Frau in einem eleganten weißen Overall, begrüßte sie mit einer Verbeugung und stellte sich vor. »Kaku-san, willkommen. Ich bin die Leiterin des Scannings-Teams. Wir freuen uns, Sie hier zu haben.« Ihre Stimme war freundlich, professionell, ihre Augen strahlten Kompetenz aus.
Kaku erwiderte die Verbeugung, ihr Herz pochte. »Danke, Dr. Tanaka. Ich bin… nervös, aber gespannt.«
Dr. Tanaka lächelte, führte Kaku durch einen Korridor, dessen Wände mit flimmernden Bildschirmen bedeckt waren. »Das ist normal. Der Prozess ist komplex, dauert mehrere Tage, aber wir begleiten Sie Schritt für Schritt. Am Ende entsteht ein Avatar, der fast wie eine zweite Kaku ist – mit Ihrer Anmut, Ihren Gedanken, Ihrer Essenz.«
Der erste Tag begann in einem Konferenzraum mit weichen Stühlen und einem interaktiven Bildschirm. Zwei Teammitglieder schlossen sich an: Dr. Hiroshi Sato, ein Psychologe mit sanften Augen, und Yuki Nakamura, eine KI-Programmiererin mit einem scharfen Verstand und einem warmen Lächeln. Kaku setzte sich, ihre Hände leicht verschlungen, die Atmosphäre eine Mischung aus wissenschaftlicher Präzision und futuristischer Faszination.
Dr. Sato begann: »Kaku-san, wir wollen Ihre Persönlichkeit erfassen – Vorlieben, Werte, Emotionen, Denkweise. Die KI nutzt diese Daten, um Ihren Avatar authentisch zu machen. Es wird persönlich, aber wir garantieren Vertraulichkeit.«
Kaku nickte, ein Lächeln auf den Lippen. »Wie ein Tagebuch vor Fremden vorlesen, oder?«
Yuki lachte leise. »Genau. Aber wir bewahren Ihre Geschichte, ohne zu urteilen. Sie werden sich daran gewöhnen.«
Die Befragung startete mit einfachen Fragen: Welche Farben liebte sie? Welche Gerüche erinnerten sie an ihre Kindheit? Was machte sie glücklich? Kaku antwortete lebendig, ihre Stimme kichernd, als sie von Kirschblüten, frisch gekochtem Reis oder dem Gefühl von Sand unter ihren Füßen erzählte. Sie sprach von Momenten mit Kumi, deren Lachen sie aufmunterte, oder von Mikus ruhiger Weisheit, die sie erdete. Doch die Fragen wurden tiefer.
»Was ist Ihr größter Traum?« fragte Dr. Sato, seine Augen aufmerksam. »Was fürchten Sie am meisten? Wie reagieren Sie auf Verrat?«
Kaku lehnte sich zurück, ihre Finger spielten mit einem Stift. »Mein größter Traum…« Sie zögerte, ihre Stimme weich. »Ich will Geschichten erzählen, die die Welt verändern. Wie damals, als ich mit zehn bei einer Schulaufführung stand und das Publikum meine Worte spürte. Als Schauspielerin, Schriftstellerin, vielleicht durch Amatera – ich will Hoffnung schenken, selbst wenn alles dunkel ist.« Sie dachte an ihre Kurzgeschichte über Aya, die eine Gemeinschaft vereinte, und spürte Leidenschaft in sich aufsteigen.
»Meine größte Angst…« Sie biss sich auf die Lippe, ihr Blick wanderte zur Decke. »Dass ich nicht genug bin. Dass meine Träume größer sind als ich. Dass ich meine Eltern enttäusche, die immer an mich geglaubt haben, oder meine Freunde, die mir vertrauen.« Ihre Stimme brach leicht, sie lachte, um die Spannung zu lösen. »Klingt dumm, oder?«
Dr. Tanaka notierte etwas, während Yuki die Antworten eingab. »Und Verrat?« fragte Dr. Sato sanft.
Kakus Gedanken schweiften zu Hiro, seinem Übergriff im Garten. »Ich würde verstehen wollen, warum es passiert ist«, sagte sie leise. »Wie bei… jemandem, der meine Freundlichkeit missverstand. Es tut weh, aber ich will nicht aufhören, Menschen zu vertrauen. Das wäre, als würde ich meine Seele verraten.« Sie dachte an ihre Offenheit, ihre Stärke und Schwäche, und spürte einen Kloß im Hals. »Ich will so bleiben, wie ich bin, egal wie sehr es schmerzt«, dachte sie, ihre Augen feucht.
Die Befragung zog sich über Stunden, unterbrochen von Tee- und Toilettenpausen. Kaku erzählte von ihrer Kindheit in einer Kleinstadt, von den Sommernächten, in denen sie mit ihrem Vater Sternbilder am Himmel suchte, von ihrer Mutter, die ihr beibrachte, Geschichten zu schreiben. Sie sprach von Murakamis surrealen Welten und Yoshimotos Melancholie, die sie inspirierten, ihre eigenen Geschichten zu formen. Sie erzählte von ihrem ersten Kuss, einem schüchternen Moment mit einem Nachbarsjungen, der ihr Herz rasen ließ, und von der ersten intimen Berührung, die sie lebendig fühlte. Manchmal lachte sie, etwa über den Tag, als sie bei einer Aufführung über ein Kabel stolperte. Manchmal wurde sie still, als sie von der Einsamkeit sprach, die sie trotz ihres Lächelns manchmal empfand.
Die Fragen waren wie ein Skalpell, das Schicht für Schicht ihre Seele freilegte. Kaku fühlte sich entblößt, aber auch befreit, als würde sie sich selbst neu entdecken. »Wer bin ich wirklich?« fragte sie sich, während ihre Worte den Raum füllten. Die Intensität erschöpfte sie, doch die Faszination, ihre Essenz in eine digitale Form zu gießen, trieb sie an. Es war, als würde sie ein Kunstwerk erschaffen – ein Porträt ihrer selbst, das über die Zeit hinaus bestehen könnte.
Nach der Vormittagssitzung führte Dr. Tanaka Kaku in den Herzstück-Raum des Bunkers, eine kuppelförmige Kammer, die wie ein Tempel der Technologie wirkte. Wände aus glattem Beton, durchzogen von Kabeln und flimmernden Lichtern, umgaben einen gigantischen Scanner – ein Monolith aus Metall und Glas, umgeben von Hochauflösungs-Lasern und Motion-Capture-Kameras, wie in Hollywood-Filmen. Der Boden war mit Markierungen für Bewegungsabläufe übersät, und Techniker in weißen Overalls überwachten Monitore, auf denen Datenströme wie digitale Flüsse flossen. Das Summen der Server war allgegenwärtig, ein leises Dröhnen, das Kaku wie den Atem eines schlafenden Riesen empfand. »Das ist die Zukunft«, dachte sie, ihre Augen weit vor Staunen, während ein Kribbeln ihren Körper durchlief.
Dr. Tanaka erklärte: »Das ist unser 3D-Scanning-System. Es nutzt hochauflösende Laser und Bewegungs-Capture-Technologie, um Ihre Körperformen und Bewegungen millimetergenau zu erfassen. Wir scannen Sie in verschiedenen Posen – nackt für die Basisdaten, dann in Outfits, um Texturen und Stoffbewegungen zu simulieren. Die KI kombiniert dies mit Ihren Persönlichkeitsdaten, um einen lebensechten Avatar zu erstellen.«
Kaku schluckte, als sie den Scanner betrachtete. Nacktheit war in Japan, etwa in Onsen-Bädern, nichts Ungewöhnliches – ein kultureller Unterschied, der Kaku mit ihrer Offenheit leichtfiel. Doch vor all dieser Technologie und den Technikern nackt zu posieren, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. »Wie eine Rolle, nur ohne Kostüm«, dachte sie, ein Lächeln unterdrückte ihre Nervosität. Dr. Tanaka legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Nur Sie und ein kleines Technikerteam sind im Raum. Es ist rein technisch, und wir sorgen dafür, dass Sie sich wohlfühlen.«
Kaku nickte. »Okay. Wie ein Kostümwechsel für einen Sci-Fi-Blockbuster, oder?«
Dr. Tanaka lachte. »Genau. Sie sind die Hauptdarstellerin.«
Im Ankleideraum zog Kaku sich aus, ihre Bewegungen ruhig, aber mit einem leichten Zittern. Nackt trat sie in den Scannerraum, wo eine Technikerin namens Hana sie anwies, in einer neutralen Pose zu stehen – Arme leicht angehoben, Beine schulterbreit. Der Scanner summte, Laserstrahlen glitten über ihre Haut, ein sanftes Kribbeln, das sie an Sonnenstrahlen erinnerte. Kameras klickten, und auf den Monitoren formte sich ein 3D-Modell – eine digitale Kaku, so detailliert, dass sie ihren Atem anhielt. »Das bin… ich?« dachte sie, fasziniert und leicht beunruhigt.
»Perfekt«, sagte Hana. »Jetzt gehen Sie langsam, wie durch einen Garten.«
Kaku bewegte sich mit schauspielerischer Anmut, ihre Schritte fließend. Sie drehte sich, hob die Arme, kniete, setzte sich – jede Bewegung wurde erfasst. Nach einer Stunde wechselte sie in Outfits: einen Kimono, dessen Seide über ihre Haut glitt, ein modernes Kleid, das ihre Kurven betonte, eine Trainingskleidung, die ihre Beweglichkeit zeigte, und eine futuristische Uniform, die wie aus einem Film wirkte. Jede Textur, jede Falte wurde gescannt, die Daten in die KI eingespeist. Der Prozess war anstrengend, Kakus Muskeln schmerzten, doch die Faszination, sich in eine digitale Leinwand zu verwandeln, hielt sie wach. »Ich werde unsterblich«, dachte sie, ein Lächeln auf den Lippen, obwohl ihre Beine zitterten.
Die Mittagspause fand in einer gemütlichen Kantine statt, mit Holztischen und einem riesigen Flatscreen, der die Aussicht auf einen japanischen Garten simulierte. Kaku aß eine Bento-Box – Reis, Hühnchen, eingelegtes Gemüse, Matcha-Dessert –, ihre Gedanken kreisten um den Prozess. Die Idee, dass ihr Avatar in einer virtuellen Welt existieren könnte, Geschichten erzählen, vielleicht Entscheidungen treffen, war wie ein Märchen. Doch eine Unsicherheit nagte: Würde Digital-Kaku ihre Seele einfangen? Ihre Leidenschaft? Ihre Zweifel? »Was, wenn sie nur eine Hülle ist?« dachte sie, ihre Finger um die Teetasse geklammert.
Nach der Pause setzte die Befragung sich fort, die Fragen nun philosophisch. »Wie definieren Sie Liebe, Vertrauen, Versagen?« fragte Dr. Sato.
Kaku lehnte sich zurück, ihre Finger spielten mit der Tasse. »Liebe ist, wenn man sich sieht – wirklich sieht. Wie Kumi, wenn sie mich zum Lachen bringt, oder Miku, wenn sie meine Gedanken versteht, ohne dass ich sie sage. Es ist Sicherheit und Herausforderung zugleich.« Ihre Wangen wurden warm, als sie an ihre Freunde dachte, ihre kleine Familie. »Vertrauen bedeutet, sich fallen zu lassen, ohne Angst vor dem Aufprall. Versagen… ist schwer. Ich sehe es als Lektion, aber es tut weh. Ich will mein Bestes geben, aber manchmal fürchte ich, es reicht nicht.«
Dr. Tanaka nickte. »Ihre Ehrlichkeit macht Ihren Avatar authentisch, Kaku-san.«
Die Fragen erkundeten Kakus Werte, ihre Moral. Sie sprach von ihrer Liebe zur Natur, von Spaziergängen in Parks, wo sie Geschichten erfand. Sie verabscheute Gewalt, Gemeinheit, Menschen, die Schwächere verletzten. Sie erzählte von Ritualen – Tagebuchschreiben bei Kerzenlicht, Sterneschauen mit ihrem Vater. Die Befragung war wie Therapie, anstrengend, aber befreiend. Kaku spürte, wie ihre Gedanken klarer wurden, doch die Intensität zehrte an ihr. »Ich lege mein ganzes Selbst offen«, dachte sie, ihre Augen müde, aber lebendig.
Der restliche Nachmittag war dem Scannen von Bewegungen gewidmet. Kaku rannte, sprang, lachte, weinte, kämpfte wie eine Kriegerin. Jede Geste wurde erfasst, die KI baute ein Bewegungsmodell, das unheimlich natürlich war. Auf den Monitoren sah Kaku ihren Avatar – ihre Gesten, ihre Anmut, wie ein Spiegel einer anderen Dimension. »Bitte eine emotionale Szene«, sagte Hana. »Verabschieden Sie sich von jemandem, den Sie lieben, den Sie vielleicht nie wiedersehen.«
Kaku schloss die Augen, stellte sich ihre Familie vor, ihre Freunde. Ihre Hände zitterten, als sie eine Umarmung andeutete, ihre Lippen formten stumme Worte, eine Träne lief über ihre Wange. Die Kameras erfassten alles – das Zittern, die Emotion, den Tränentropfen. »Das bin ich, aber auch nicht«, dachte sie, fasziniert und erschöpft.
»Unglaublich, Kaku-san«, sagte Hana. »Ihre Ausdrucksstärke ist perfekt für den Avatar.«
Kaku wischte die Träne weg, ein müdes Lächeln. »Danke. Es war… intensiv.«
Gegen 20 Uhr kehrte Kaku zum Gästehaus zurück, der Wagen glitt durch die stillen Straßen des Anwesens, erleuchtet von Laternen. Ihre Hände ruhten im Schoß, ihre Gedanken rasten. Der Tag war eine Achterbahn – Aufregung, Erschöpfung, Faszination. Die Befragung hatte sie gezwungen, ihre Seele zu öffnen, der Scanner ihre Gestalt eingefangen. Würde Digital-Kaku ihre Leidenschaft teilen? Ihre Zweifel? »Wird sie die Welt so sehen wie ich?« dachte sie, die Lichter des Anwesens verschwammen vor ihren müden Augen.
Der Hiro-Vorfall schlich sich in ihre Gedanken. Seine Dummheit hatte sie verletzt, doch ihre Vergebung war echt. Dennoch fragte sie sich, ob ihre Offenheit sie verletzlich machte. »Ich will nicht aufhören, Menschen zu vertrauen«, dachte sie, ihre Entschlossenheit stärker als ihre Zweifel.
Im Gästehaus wurde Kaku mit herzlichen Begrüßungen empfangen. Kumi sprang auf, umarmte sie. »Kaku-chan! Wie war’s? Gruselig? Cool? Total abgefahren?«
Steve, mit einer Schale Sake, grinste. »Sieht aus, als hättest du’s überlebt. Erzähl, wie war’s, eine digitale Göttin zu werden?«
Miku, ein Buch auf dem Schoß, lächelte sanft. »Du siehst erschöpft aus, aber erfüllt. Wie war der Prozess?«
Kaku ließ sich auf ein Kissen fallen, ihre Beine übereinandergeschlagen. Ihre Stimme war lebendig, als sie von Lasern, Fragen, Bewegungen erzählte. Sie beschrieb die Tiefbunker-Atmosphäre – das Summen der Server, das kalte Licht, die Monitore wie Fenster in eine andere Welt. Sie sprach von der Befragung, die sie zwang, ihre Ängste und Träume zu benennen. »Es war, als würde ich mich selbst neu schreiben, wie eine Geschichte«, sagte sie, ihre Augen leuchteten trotz der Müdigkeit.
Steve nickte. »Das ist Amatera, Kaku-chan. Es bewahrt die menschliche Seele. Dein Avatar wird etwas Besonderes sein.«
Kumi warf ein Kissen. »Du musst Digital-Kaku beibringen, zu tanzen! Dann machen wir zusammen Moves über die Tanzfläche, dass alle Jungs verrückt nach uns werden, haha!«
Miku legte ihr Buch beiseite. »Was hat dich am meisten berührt, Kaku-chan? Die Technik oder die Reflexion?«
Kaku blickte zur Decke, die Holzbalken im warmen Licht glühend. »Beides. Die Technik war wie Magie – diese Laser, die Monitore, das Summen. Aber die Fragen… sie haben mich gezwungen, mich zu sehen. Meine Träume, meine Ängste. Es war anstrengend, aber ich fühle mich… lebendiger.«
Die Nacht endete in Gelächter, einem Brettspiel, bei dem Kumi mit Eifer spielte. Im Onsen, das dampfende Wasser ihre Muskeln entspannend, schaute Kaku zu den Sternen. Sie fragte sich, ob Digital-Kaku dieselbe Freude, dieselbe Hoffnung empfinden würde. Mit einem Lächeln wusste sie eines ganz sicher: Sie war Kaku, die einzige, echte, originale, lebendige Kaku; egal wie gut der Avatar sie nachahmen wird und unsterblich in Amatera läuft, solange die Server Strom bekommen – es gibt nur eine Original Kaku!
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