Bay of Fundy; Grand Manan Island bis
Englishman Bay
Mittwoch,
17. Juni 2015
Montag erkundeten wir das Fischerdorf Seal Cove, die Umgebung und
das Vogelschutzgebiet, fasziniert von dem rauen, nordischen Charme der
Gegend. Leider hatten wir ein bisschen Pech mit dem Wetter. Heute und auch
Dienstag war es ziemlich oft viel bewölkt, dunstig und regnerisch, mit nur 12
bis max. 15° C Lufttemperatur. Aber zwischendurch kam auch immer mal wieder
die Sonne durch und ergaben sich somit Gelegenheiten ein paar schöne Fotos
mit passendem, guten Licht zu schießen.
Wer
Skandinavien mag, wird Kanadas rauen Osten auch mögen. Fantastische
Landschaften, viel Natur pur, freundliche, aufgeschlossene Küstenbewohner mit
hier um die Bay of Fundy oft ähnlichem Charme wie in der französischen Bretagne
oder Normandie. Bei Sonnenschein ist es wirklich wunderschön hier, in
klirrend kalten Küsten- Wintern wollte ich aber wahrlich nicht hier leben
müssen. *brrrr*
Dienstag segelten wir um die Südspitze, die
Ostseite von Grand Manan hoch bis zur Long Island Bay, in den Flagg Cove. Für
die immerhin knapp 24 Seemeilen brauchten wir an die vier Stunden, also ein
Schnitt von um die 6 kn, was bei den Wind und Wetterverhältnissen gar nicht
schlecht war. In dem hübschen Küstendorf gibt es ein bisschen touristische Infrastruktur,
ein Hotel, drei Restaurants, eine Art Marina Servive usw.
Wir
gingen erst mal im sehr sauberen, gemütlichen Sailors Landing Restaurant ausgezeichnet essen und kamen auch mit
einigen Einheimischen, beziehungsweise vor allem kanadischen und anderen
Urlaubern ins Gespräch. Sexy Blonde Amy erregte natürlich auch einige
Aufmerksamkeit beim männlichen Teil der Anwesenden. *grins*
Ich hingegen war etwas fasziniert vom dem ganz
reizenden, sehr hübschen Service Girl Kim. *schmunzel* Als in der ruhigen
Zeit zwischen Mittag und Abend meine Crew zu einer Erkundungstour startete,
wozu ich jedoch zu faul war, kam ich mit der jungen Frau ins Gespräch. Siehe
da, die schätzungsweise 25 jährige junge Frau ist nicht nur sehr hübsch,
flink und freundlich, was mir beim Essen schon aufgefallen war, sondern auch
noch ausgesprochen Clever und geradezu überraschend gut gebildet.
Es gibt zwar oft studentisches Service Personal in
Nebenjobs, aber irgendwie hatte ich überhaupt nicht den Eindruck, dass sie
eine Studentin sein könnte. Sie bemerkte mit viel Gespür sofort meine leichte
Verwunderung und amüsierte sich überhaupt nicht beleidigt darüber. Vermutlich
hat sie solche Reaktionen schon häufig erlebt.
Fraglos war ich dämlicher, alter Frauenliebhaber
auch deshalb so beeindruckt von Kim, weil sie in ihrer ganzen Art meinem
bevorzugten Typ entspricht. Blond (egal ob gefärbt oder nicht), schlank, sexy
–süß, sehr charmant, Lustig mit viel Humor der sich selbst nicht so wichtig
nimmt und auch über sich selbst lachen kann, clever ohne arrogant-
eingebildet zu wirken, gebildet, fleißig, freundlich und ganz unkompliziert
bezaubernd nett. *smile*
Wir
Plauderten typischen Kennenlern- Small Talk und duzten uns wie
selbstverständlich fast von Anfang an. Wie die meisten Menschen welche nicht
viel mit dem Langfahrt- „Living aboard“ Seefahrerleben zu tun haben, war sie
natürlich fasziniert davon, dass ich seit mittlerweile fünf Jahren unterwegs
bin und fast nur noch auf Booten lebe.
Kim ist
aus Ontario, katholisch aber nicht von der Religion beeindruckt, hat mal
angefangen Sozialwissenschaften zu studieren, fand es aber zu trocken und
langweilig; sie jobbte schon in vielen Berufen, Modelte auch und hat eine nahezu
professionelle Leidenschaft für die Schauspielerei, meist an kleineren Theatern.
Aber sie hatte auch schon einige nicht so kleine Rollen in Filmen und
Serien…, was natürlich die logische Frage aufwarf, was jemand wie sie
ausgerechnet in so ein kleines Nest wie hier führt und sie sogar zum Jobben
als Bedienung bringt?
„Das Lokal
gehört einem Onkel von mir; ich helfe nur heute aus weil die vorgesehene
Bedienung krank ist.“ Lächelte sie Charmant.
„Aha,
sehr hübsch übrigens, sehr Lecker…, das Lokal auch!“ Grinste ich. Kim
brauchte nur eine Sekunde um zu verstehen wie ich das meinte und lachte dann
belustigt über dieses versteckte Kompliment.
„Hihi,
Danke Sir! Ein amüsantes Kompliment; sehr geschickt.“ Blinzelte sie weiblich
erfreut.
Leider
kamen offenbar mit einem Boot neu angekommene Gäste herein und Kim hatte viel
zu tun um diese zu bedienen. Ich ging nach draußen eine rauchen und spazierte
zur Verdauung ein wenig um den hübschen, kleinen Hafen. Wie schon gesagt: im
Sommer ein reizendes Fleckchen mit wundervoller Natur rundherum. Aber im
Winter friert man sich wohl den sprichwörtlichen A… ab und stirbt vor
Langeweile.
Meine
Crew erschien schon wieder munter lachend; für größere Ausflüge ist es bei
diesem Wetter schon etwas zu spät und ansonsten gibt es ja auch nicht gerade
viele Sehenswürdigkeiten; ist ja nur ein kleiner Fischer- und Urlauberort.
Wir
spazierten zusammen noch ein bisschen herum und besuchten auch das schöne,
altmodische Hotel, ein Stück den Hügel hinauf. Dort gönnten sich die Mädels
Cafe und Kuchen; wir Männer auch ein kleines Stück von im Ort nach Hausmanns
Art selbstgebackenen, leckeren Kuchenstücken und für mich wegen dem Herz
koffeinfreiem Cafe plus Mineralwasser.
Es wurde
über das nächste Ziel geplaudert; in zu abgelegene Gegenden können wir nicht
segeln, da die süße Kimmy ja leider spätestens Sonntag Abend Heimwärts muss,
um am Montag das ihr wichtiges Studenten Praktikum antreten zu können!
Nordwärts weiter oder südwärts zurück in die USA? Garry war es in Prinzip
egal, Kimmy hielt sich raus weil sie ja bald weg ist. Amy und Sergej
tendierten eindeutig mehr Richtung wärmere Gefilden, also südwärts, was ich
eigentlich auch bevorzugen würde.
Aber ich
nahm mir vor, falls irgend möglich mal mit einer Motoryacht diese
interessante Gegend anzusteuern; wenn man nicht im freien segeln muss / will,
ist auch die selbst im Sommer öfters empfindliche kühle Witterung besser
auszuhalten. Ich war zwar noch nie ein verwöhntes Weichei, mochte aber schon
immer die Wärme in südlichen Meeren viel lieber als z. B. kühle Gegenden wie
Nordsee, Ostsee oder gar das Klettern in Gebirgen. Außerdem muss ich seit
beginn meiner Herzkrankheit auch tatsächlich vorsichtiger mit solchen Sachen
wie einer Erkältung oder Grippe umgehen. Blöde, ist aber nun mal so und nicht
zu ändern. Ein altmodisches Segelboot ohne guten Witterungsschutz wie auf moderneren
Booten, ist deshalb nicht gerade das Richtige für mich, um damit nördlich zu
segeln.
„Ok
Freunde, also Richtung Süden; mal sehen was Wind und Wetter die nächsten Tage
anbieten; dem entsprechend suche ich uns die nächsten Etappen heraus.“
„Du machst
das schon!“ Meinte Sergej lapidar, überlies wie üblich ganz mir die
Entscheidungen und natürlich auch die Verantwortung. Genau das, neben anderen
Kleinigkeiten, ist einer der Hauptgründe dafür weshalb der eigentlich
hochqualifizierte, leidenschaftliche Herumtreiber und Bootfahrer, trotz all
seiner Erfahrung noch nie ein eigenes Boot zum führen bekommen hat. Sergej
ist der geborene „zweite Mann“, der von sich aus nie ein „Anführer“, kein die
Verantwortung tragende Skipper sein möchte. Schade, denn ansonsten wäre er
ein idealer Yachtskipper für unsere Flotte.
Mittwoch, back in Maine, USA
Gleich
nach Sonnenaufgang und gemütlichem, ausgiebigen Frühstück, gingen wir gut
gestärkt Anker auf. Um die Nordspitze von Grand Manan segelten wir bei sonnig
schönem Wetter im gleichnamigen Channel Kurs SW; ingesamt rund 42 Seemeilen,
die zerklüftete Küste von Main entlang, bis zur Englishman Bay. Gute
sechseinhalb Stunden (SOG Schnitt 6,6 kn) brauchten wir dafür und suchten uns
dann einen herrlich einsamen Ankerplatz.
Wie ja
praktisch gesamt Maine, bietet auch die Englishman Bay Natur Pur geradezu im
Überfluss. Roque Bluffs und der gleichnamige State Park, Roque Island mit
einer fantastischen Bucht plus kilometerlangem, halbmondförmigem Sandstrand,
schier unzählige kleine Buchten, Inseln und Inselchen, schärenähnliche
Umgebung, Felsen, Sand, Wälder, Tiere, abgelegene, winzige Siedlungen… und
nicht zuletzt das herrliche Meer, welches nur leider kaum wärmer als 15°
wird. Fantastisch!
Natürlich
ist das keine Gegend für Leute, welche jeden Tag Party, Restaurants, Trouble,
Bars, Discos und weiß der Geier was noch alles brauchen! Hier sollte man
Natur Pur zu schätzen wissen, die Einfachheit und Ruhe genießen können.
Nachts ist es je nach Mondstand und Bewölkung stockdunkel, mit häufig keinem
einzigen Licht weit und breit; so dunkel wie es sich Städter und
Mitteleuropäer kaum noch vorstellen können. Außer den Geräuschen der
herrlichen Natur gibt es nur den Sternenhimmel, eventuell Seezeichen
Leuchtfeuer oder vielleicht die Navigationslichter anderer Yachten; manchmal
auch das Lagerfeuer einer Kajakgruppe an ihrem Rastplatz.
Obwohl es
ein sehr beliebtes, viel befahrenes Yachttouristen Gebiet ist, findet man
selbst jetzt im Sommer doch meist noch recht leicht ein ausreichend einsames
Plätzchen, wenn man möchte. Das liegt auch daran dass viele Segler mit ihren
Familiencrews doch meist die „Hot Spots“, also kleine Marinas, Buchten mit
Versorgungs- und Einkaufsmöglichkeiten aufsuchen. Typisches Herdenverhalten wie
man es überall antrifft.
Aber auch
Tagsüber kann man etwas Abseits dieser „Hot Spots“ meist recht problemlos ein
einsames Plätzchen finden. Weiter südwestlich wird es aber langsam auch immer
voller. Die Haupt Urlauber- und Segelgebiete liegen SW Mount Desert; dort und
vor allem um die Penobescott Bay kann es in der Saison sowohl an Land wie auf
dem Wasser richtig voll werden!
Der
Segler muss sich ansonsten in Maine vor allem vor drei Dingen in Acht nehmen:
Dem Nebel, den vielen Felsblöcken / Untiefen und speziell vor den Lobsterfallen.
Nebel ist
im Sommer häufig; das hat damit zu tun das die warme Sommerluft in Kontakt
mit kühlem Meereswasser kommt = vor allem Morgens Dunst und Nebel auf dem
Wasser. Man ist hier oben froh Radar an Bord zu haben. Radar /
Seekartenplotter sind eine sehr feine Sache! Die Seekarten sind sehr präzise.
Um auf einer Klippe zu enden, muss der Schiffsführer schon einen ernsthaften,
dumm- leichtsinnigen Navigationsfehler machen oder den Strom falsch
einschätzen; der Tidenhub (Unterschied zwischen Wasserstand Ebbe - Flut) beträgt
so um die 2-3 Meter, also gibt es in engen Einfahrten auch Strömung.
Am
schlimmsten aber sind die unzähligen Lobster Fallen. Als ob jemand eine
Packung von Schachteln ins Meer ausgeschüttet hätte, so sieht es praktisch an
der ganzen Küste aus. Nur dass die bunten Schachteln, die Markierungsbojen
usw. teilweise untereinander auf geradezu hinterhältige Weise mit Leinen
verknotet sind. Wenn man so eine Leine in den Propeller bekommt, kann das
böse enden.
Hier sind
wir mit unserem „altmodischen“ Langkiel Boot deutlich sicherer unterwegs als
moderne Yachten mit freiliegenden Rudern und Schrauben, in welchen sich Leinen
viel leichter verfangen können, während sie bei uns meist einfach über den
Kiel bis zum Heck rutschen und fertig. Aufpassen muss man trotzdem wie ein
Luchs oder Seehund! Lobster zu hier teils sehr günstigen Preisen, sind eine
so beliebte, köstliche Delikatesse, das die Nachfrage ungeheuer ist. Dem
entsprechend gibt es anscheinend von Jahr zu Jahr mehr Lobster Farmen / Fallen
an allen möglichen Stellen; manchmal so viele das man auf ihnen glatt
trockenen Fußes über einen Wasserlauf von Land zu Land laufen kann!
„Lobster
State“ wäre eigentlich eine genauso guter oder sogar besserer Spitzname als
„Pine Tree State“ für Maine! *schmunzel* Die Biester sind in ihren
verschiedenen Zubereitungsarten wirklich derart lecker und auch nahrhaft, das
manche Besucher tagelang nichts anderes essen!
Heute
aber gönnten wir uns mal wieder ein klassisches Fleischgericht zur
Abwechslung. Unterwegs hatten wir zu Mittag nur leichte Snacks gegessen und
deshalb sehr kräftig gefrühstückt. Aber segeln macht hungrig und ich hatte
beschlossen, mal wieder ein „der Captain höchst selbst kocht“ Gericht auf den
Tisch zu zaubern. Ein Kilo Rehgoulasch aus dem Tiefkühler hatte ich seit
gestern zum auftauen heraus genommen und zum köcheln auf dem Herd aufgesetzt;
natürlich erst nach dem scharfen anbraten in einem großen Bräter- Topf.
Während die Crew Segel und Deck aufklarte und sich dann auf Great Spruce Island
ein bisschen umschaute. Stand ich vergnügt in der Kombüse und bereitete ein
sehr kräftiges, schmackhaftes Abendessen vor.
Kimmy
hatte aber darauf bestanden mir Gesellschaft zu leisten und zu helfen,
schälte Zwiebeln, Kartoffeln, Gemüse usw. und schaute mir interessiert zu,
auf welche Art ich Hirschgoulasch zubereite, wobei wir munter Plauderten und
viel lachten; die Süße ist wirklich eine superliebe, nette Kicherliesel und
ich bedauere es, dass sie schon bald wieder von Bord muss. Wir verstanden uns
so gut, als ob wir uns schon schier Ewig kennen würden und konnten klug oder
lustig- doof über nahezu alles Quasseln und lachen.
Das
Beiboot mit den Ausflüglern tuckerte kurz vor Sonnenuntergang zurück und kam
mit leichtem „Rums“ Längsseits.
„Wir
haben HUNGERRRR…“ lachte die zurückkehrende Crew und schaute neugierig in den
Topf.
„Müsste
genau passend fertig sein; ich setz noch schnell die Spätzle dazu auf!“
Begrüßte ich die Meute. Den Salat hatte Kimmy vorhin schon abgewaschen,
vorbereitet und kalt gestellt. Ich rührte noch die Salatsoße an, Amy und
Sergej deckten den Tisch. Wenige Minuten später war alles soweit, kam Kimmy
aus dem Bad und wir fünf futterten alle erstaunlich große Portionen weg. Ich
glaube Amy verputze am meisten und konnte gar nicht aufhören meine Kochkünste
zu loben.
„Mmmm,
ist das lecker! Musst mir unbedingt mal zeigen wie du das machst; auf diese
Art kannte ich das noch überhaupt nicht!“ Knutschte sie mich ungeniert am
Tisch und auch alle anderen, Sergej kennt das ja, waren von meiner
südeuropäischen, scharfen Hirschgoulasch Variante, mit Spätzle, gemischtem
Salat plus einem Glas süffigem Rotwein sehr angetan.
Vollgefressen
hockte ich mich stöhnend ins Cockpit und rauchte Eine, während die Crew in
wenigen Minuten den kompletten Abwasch erledigte und alles sauber aufräumte.
Mit einer warmen Jacke und langen Hosen konnte man es noch gut draußen
aushalten. Tagsüber hatten wir gut 22° grad und jetzt nach Sonnenuntergang waren
es immerhin noch 13 / 14 ° bei fast Windstille.
Alle
außer mir tranken noch ein zweites Glas des schweren Rotweins, Sergej auch
noch ein- zwei verdauungs- Schnäpschen. Wir plauderten angeregt noch lachend
bis gegen 2130 Uhr und machten uns dann langsam nach und nach Bettfertig…
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Steve Mehr
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