Deutschland, Germany, Heidelberg, Oktober #01

 


#25.10.01-Deutschland, Germany, Heidelberg, Oktober #01

Schon um 05:00 Uhr quälte ich mich aus dem Bett, um in Ruhe frühstücken zu können, bevor ich eine Anwältin vom Flughafen abholen sollte. Ksenia und Karina hätten zwar ausschlafen können, doch Ksenia bestand darauf, zum Abschied noch mit mir zu essen, und stand deshalb ebenfalls auf. Meine wichtigsten Reiseutensilien hatte ich bereits gestern Abend gepackt, und auch sonst war alles für meine Abreise vorbereitet; wahrscheinlich komme ich so schnell nicht wieder nach Frankfurt.

Wir speisten köstlich: Ksenia bereitete rasch ein würziges Omelett zu. Dazu gab es gutes Roggenbrot, Wurst, Käse, Peperoni, Oliven, Silberzwiebeln, Jalapeños und Gewürzgurken – genau die kräftigen Aromen, die vor allem ich so sehr schätze. Sie selbst aß wesentlich weniger und bevorzugte etwas süße Marmelade, was absolut nicht mein Fall ist. Ob zum Frühstück, Mittag- oder Abendessen: Ich ziehe kräftige, würzige Speisen vor und gestatte mir nur äußerst selten etwas Süßes.


 

Sie half mir noch mit dem Gepäck und begleitete mich zum EQS in der Tiefgarage, wo wir uns mit innigen Umarmungen und Küssen lächelnd verabschiedeten. Schließlich wurde es höchste Zeit loszufahren, um pünktlich am Terminal 1 zu sein, wo Anwältin Kristina, mit einem Nachtflug aus Chicago O’Hare, bereits um 06:28 Uhr landen sollte. Kristina, eine internationale Top-Anwältin Mitte Fünfzig, arbeitet bereits seit vielen Jahren äußerst kompetent für den Gold-Club.

Online hatte ich sie bereits gebeten, einen Vertragsentwurf nach meinen Ideen für Theos geerbte Villa in Heidelberg vorzubereiten und mir diesen als verschlüsselten Dateianhang zu senden. Doch sie teilte mir mit, heute früh sowieso am Flughafen Frankfurt anzukommen und nichts gegen einen netten Ausflug nach Heidelberg einzuwenden hätte. Ich hatte die Ex-Jugoslawin damals, in meiner Zeit als GC-Geschäftsführer entdeckt und eingestellt, was ich nie bereute. Insofern ist unser Verhältnis fast freundschaftlich zu nennen.

Dennoch habe ich keine Ahnung, was sie privat eigentlich so macht. Sie scheint ausschließlich für ihre geliebte Juristerei zu leben, ist – recht typisch für Juristen – eher sehr trocken, fachbezogen und scheint keinerlei private Laster zu haben. Sie vergräbt sich in Paragraphen, Fachbüchern usw., hat weder Familie noch einen Mann oder Freund, jedenfalls soweit ich weiß. Menschlich gesehen finde ich das bedauerlich, doch als Anwältin ist sie absolute Spitzenklasse. Egal womit man sie als Anwältin, Vertragsverhandlerin oder mit ähnlichen Aufgaben betraut: Kristina erledigt alles perfekt und gönnt sich keinerlei Pause, bis sie eine Angelegenheit zu 100% erledigt hat.

Trotzdem besitzt Kristina auch eine sympathische Seite, ich schätze und respektiere sie nicht nur, ich mag sie auch; man muss sie halt einfach so nehmen, wie sie ist. Ihr Flieger landete fast auf die Minute pünktlich, und bald kam sie aus der Abfertigung, bewaffnet mit nur einem eher kleinen Rollkoffer und einer größeren Umhängetasche. Typischerweise ließ sie sich nichts davon abnehmen oder von mir helfen. Wir begrüßten uns kurz freundlich, aber distanziert-kühl, wie es eben ihre Art ist. Kurz darauf war ihr Gepäck im großen Kofferraum des SUV verstaut; wir saßen im Wagen, und ich fuhr los.

Es war mit gerade mal 8°C unangenehm frisch, jedoch sollte es laut Vorhersage ein schöner, sonniger Frühherbsttag mit bis zu 17°C werden. Das Mercedes MBUX-3 System, das sämtliche Sensoren, Einstellmöglichkeiten, Sprachsteuerung, Unterhaltungsmedien und natürlich auch das Navigationssystem elektronisch steuert, veranschlagte nach aktueller Verkehrslage über die A67 und A5 eine Stunde und eine Minute Fahrtzeit für die gut 87 km.

Privates Geplauder wäre bei Kristina vergeblich Liebesmühe – das ist nicht ihr Ding. Eine Frage danach, was sie in Chicago gemacht hatte, wäre ebenfalls unangebracht, denn das war eine Geschäftsreise, und mit daran Unbeteiligten sprach sie niemals über solche Angelegenheiten – auch nicht, wenn ihr ehemaliger Boss danach fragt. Unverbindlicher Small Talk ist auch nichts, was ihr läge. Wir sprachen daher praktisch sofort über Theos Villa, meine Idee dazu und den diesbezüglichen Vertragsentwurf, den Kristina fraglos perfekt vorbereitet in ihrem Laptop und einer stark gesicherten Cloud dabeihatte. So arbeitet sie immer: perfekt, 100% zuverlässig, äußerst kompetent. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie jemals auch nur einen kleinen, menschlichen Fehler gemacht hätte. »Wie ein hoch leistungsfähiger Jura-Roboter«, könnte man sagen… lächelte ich in Gedanken.


 

Inzwischen herrschte sehr dichter Berufsverkehr. Etwas erstaunlich für Kristina: Sie beobachtete mit spürbarem Interesse, wie der Level 3 Autopilot uns zuverlässig auf der Autobahn steuerte. Nur einmal deaktivierte er sich mit dem üblichen Warnton und Rotlicht. Ich musste das Steuer übernehmen, als ein »Fahrer-Idiot« vor uns regelwidrige, hektische und gefährliche Spurwechsel vornahm und dabei einen schweren LKW fast in einen Unfall drängte. Ein typischer Vollidiot, wie es auf den Straßen leider zu viele gibt – und wie so oft in solchen Fällen ein BMW -Möchtegern-Rennfahrer-. Mit solch dämlichen Manövern schafft er es vielleicht, im morgendlichen Berufsverkehr ein paar Minuten früher an sein Ziel zu kommen – und dafür riskiert der Arsch nicht nur sein eigenes Leben. Furchtbar diese Typen! *seufz*

Auf halber Strecke legte ich eine Zigarettenpause mit Kaffee-To-Go-Becher ein, was Kristina mit einem leichten Stirnrunzeln quittierte. Ein Laster wie Rauchen ist für sie undenkbar. An Alkohol trinkt sie maximal ein Glas guten Wein zu einem ebenso guten Essen – immer vorausgesetzt, sie hat danach nichts Geschäftliches mehr zu tun, also typischerweise an Abenden. Nach all den Jahren, seit ich sie kenne, weiß ich tatsächlich nicht, ja ich ahne es noch nicht mal, ob sie überhaupt irgendein Laster oder ein Hobby hat.

Wie versprochen war es mittlerweile schön sonnig, und die Temperaturen stiegen rapide an, denn die Sonnenstrahlen haben immer noch viel Kraft. Bald darauf kurvte ich in die Hausgarage direkt unter Theos Villa. Normalerweise wäre dies das Erdgeschoss, doch durch die steile Hanglage, in welche das Gebäude gebaut ist, wird dieser Teil wie ein Keller plus Garage genutzt. Die Hanglagen von Wohnhäusern in und um Heidelberg sind häufig extrem. So steuert man oft gar nicht die Straße vor dem Haupteingang an, sondern fährt eine Serpentine tiefer in die Garage und betritt von dort aus das Haus darüber.

Die Hausgarage der Villa von Theos verstorbenen Eltern liegt immerhin auf dem gleichen Straßenniveau wie der Haupteingang, mit kleinem vorderen Garten, doch die Wohnräume liegen darüber. Hier unten gibt es nur typische Kellereinrichtungen wie Heizung/Klimaanlage, Abstell- und Vorratsräume, Müllkompakter usw. Jedes Stockwerk darüber ist an den Hang »angelehnt« oder teilweise hineingebaut.

In der ersten Etage liegen die kleine vordere Gartenterrasse, über die man die Empfangsdiele betritt; außerdem Garderobe, Gästebad, Küche, Frühstücks- sowie das Wohnzimmer mit einem weiteren Esstisch. Eine schicke Wendeltreppe führt hoch zur zweiten Etage mit Hausbüro, großem Eigner-Schlafzimmer und Bad im rechten Flügel. Links befindet sich ein Gäste-Badezimmer, das von einem größeren Gästezimmer mit Doppelbett und einem kleineren Gäste- oder Kinderzimmer mit Doppelstockbett genutzt wird. Eine schmalere Steintreppe führt durch eine Art Turmvorbau hoch zur großen Dachterrasse. Von dort aus gelangt man auf den etwas flacheren Abschnitt des hinteren, etwa 600 qm-großen Gartens. Wie alles außer den eigentlichen Wohnräumen wurde die Substanz seit Jahren stark vernachlässigt, kaum noch oder gar nicht mehr gepflegt und gewartet.


 

Zusätzlich zur Hausgarage gibt es noch einen Straßenstellplatz sowie eine Vierfachgarage eine Serpentinenkurve tiefer, von der zwei Stellplätze zu dieser Villa gehören. Diese Garage ist in den Felshang geschlagen und durch einen ebensolchen, steilen Treppengang direkt vom EG-Kellergeschoss aus erreichbar. Wieso sich Theos Eltern vier Stellplätze hielten, obwohl sie nur zwei Autos besaßen, weiß der Himmel. Vermutlich hielten sie die Plätze, um ihre alten Autos, die sie ohnehin nur noch selten nutzten, in der halben Vierergarage abzustellen und die anderen zwei Plätze auf Hausniveau für Besucher freizuhalten; denn soweit ich das bisher überblicke, gibts in der näheren und auch weiteren Umgebung sonst keinerlei Straßenparkplätze, die nicht für Anwohner reserviert sind.

Die Villa liegt oberhalb und neben einer scharfen, engen Serpentinenkurve, quasi an den steilen Hang »angelehnt«. Da es dort jedoch keinen Durchgangsverkehr gibt und oberhalb nur noch wenige, große Villen liegen, ist eine Geräuschbelästigung durch Verkehr kaum vorhanden. Insgesamt ist es keine ideale, aber dennoch eine hübsche Lage, die vor allem von der Dachterrasse und der zweiten Etage aus, eine großartige Aussicht bietet: auf das Neckartal, die gegenüberliegende Altstadt und die darüber befindliche Schlossruine aus dem 16. Jahrhundert – errichtet, wie so vieles hier, aus rotem Sandstein am Berghang. Allein für diese Aussicht wären viele schon bereit, viel Geld auszugeben, um dort wohnen zu können.


 

Meli, in einem verflixt sexy Outfit, das ihre prächtig aufgeblühte Fraulichkeit schon fast etwas provokant zur Geltung brachte, und Theo erwarteten uns. Wir setzten uns zunächst ins Frühstücks- oder das kleine Esszimmer vor der Küche und tranken Kaffee mit etwas Obst. Meli ging dann zu einem Kurs an der Uni. Kristina, Theo und ich begaben uns in das Büro-Arbeitszimmer im ersten Stock, wo wir meine Ideen und Vorschläge für die Villa ausführlich besprachen. Mit einer gemütlichen Sitzecke, vielen Büchern in Regalen und einem Schreibtisch mit Computer ist das ein guter Platz zum Besprechen.

Ein Freund von Theo, der sich gut mit digitalen Visualisierungen auskennt, hatte die nur noch schwer erkennbaren Original-Baupläne der Villa am Computer schick visualisiert. Damit folgte er Theos erstem Gedanken und seiner Bitte, die Immobilie vorbereitend zum Kauf anzubieten. Doch jetzt war er von meiner Idee erst überrascht, dann immer begeisterter; nebenbei sei angemerkt, dass ihn Kristinas Kompetenz ebenfalls beeindruckte. Aber wie meistens, lagen die Teufel in den genauen Details, die wir nun ausführlich verhandelten.

Meine Grundidee war im Grunde simpel: Sein Problem besteht darin, dass er finanziell keine grob geschätzten 600.000 bis 700.000 Euro für die Sanierung, Renovierung und Modernisierung der Villa aufbringen kann. Also, warum nicht die Last auf mehrere Schultern verteilen? Ich hatte dies bereits bei der Hochzeitsfeier mit dem anwesenden GC-Chef für Westeuropa besprochen. Ich dachte mir das folgendermaßen: Theo, meine Wenigkeit und der Gold-Club teilen uns die Kosten und erhalten jeweils exakt ein Drittel Besitzrechte. Etwas über 200.000 Euro kann Theo aufbringen und weiterhin in seinem geliebten, eleganten Penthouse in der Altstadt leben.

Als Gegenleistung muss Theo mir und GC-Gästen, die Heidelberg genauso gern besuchen wie die meisten Menschen, Wohnrechte in seiner dann ebenfalls eleganten, sanierten Villa einräumen, bis er die Immobilie vielleicht doch als Altersruhesitz nach seiner Uni-Karriere übernehmen und uns auszahlen möchte. Wie bereits beschrieben, wird der aktuelle Marktwert der Immobilie auf 1,8 bis 1,9 Millionen Euro geschätzt. Grundsaniert und modernisiert, dürfte dieser Marktwert auf circa 2,5 Millionen oder höher steigen, denn Heidelbergs Villenviertel sind sehr begehrt; die Nachfrage übersteigt gewöhnlich die verfügbaren Angebote.

Theo dürfte schätzungsweise noch ungefähr 10 Jahre an der Uni arbeiten, bis er in Pension geht. Seine teilweise von mir betreuten Kapitalanlagen legen jährlich an Wert zu, und notfalls könnte er auch sein Drittel mit einer Hypothek belegen, um in Zukunft über genügend freies Kapital zu verfügen, damit er den GC und mich auszahlen kann, falls er die Villa doch für sich allein haben möchte. Oder er vermietet die Immobilie dauerhaft als Luxusunterkunft, oder er verkauft sein Drittel, was ihm eine ansehnliche Summe einbringt, falls er doch in seinem Penthouse bleiben möchte. Somit bleiben ihm viele Möglichkeiten offen, und er muss nicht sofort eine Entscheidung treffen, welche später nicht mehr korrigiert werden könnte.

Für den GC ist es ebenfalls praktisch, denn in Heidelberg gibt es keine Club-Dependance. Sie kooperieren derzeit mit einem Anbieter von Luxus-Ferienwohnungen, um GC-Mitglieder dort als Gäste unterzubringen, wenn diese die Stadt, das Schloss usw. besuchen möchten – was international bekanntlich sehr viele tun. Heidelberg ist ein weltbekannter Touristen-Hotspot. Sage und schreibe 13 Millionen Menschen, davon 3 bis 3,5 Millionen als Übernachtungsgäste (mit steigender Tendenz), besuchen jährlich das hübsche, derzeit auf circa 163.000 Einwohner geschätzte Neckarstädtchen. Das sind circa 36.000 Besucher täglich, was 22% der Einwohnerzahl entspricht. Die Besucherzahlen übersteigen die Einwohnerzahl um das 80-Fache! Das mittelalterliche Heidelberg ist, auf die Einwohner bezogen, eine junge Stadt: Rund 38% sind unter 30 Jahre alt, stark geprägt durch die Universität mit circa 30.000 Studierenden, was 22% der Bevölkerung ausmacht.

Zur Mittagspause besuchten wir neben der Alten Brücke das Asia Heidelberg: Asia Heidelberg, Haspelgasse 2. In dem auf die beste Art altmodischen und sehr gemütlichen Restaurant genossen wir exzellente Sichuan-Küche, serviert von sehr freundlichem, kompetentem Personal. Kein Scherz: Es gibt tatsächlich Leute, die 50, 100 oder noch mehr Kilometer fahren, um dort hervorragende, köstliche chinesische Speisen in üppigen Portionen zu genießen. Auf Google halten sie einen außergewöhnlich hohen Durchschnitt von 4,8 Sternen bei über 450 Rezensionen – und das eindeutig zurecht. Wer gern asiatisch, besonders chinesisch und speziell die Sichuan-Küche isst, wird dort sehr glücklich werden.

Zur Information: Die Sichuan-Küche (auch Chuan-Küche genannt) stammt aus der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas und gilt als eine der acht großen regionalen Küchen des Landes. Sie ist weltweit für ihre intensiven, vielschichtigen Aromen bekannt und wird oft als »mutig« und »feurig« beschrieben. Im Gegensatz zu milderen chinesischen Küchen wie der kantonesischen betont sie Schärfe und Komplexität, was durch den reichen Einsatz von Gewürzen und Kochtechniken entsteht. Die Küche spiegelt das feuchte, subtropische Klima der Region wider: Scharfe Gewürze fördern den Schweiß und wirken erfrischend. Sichuan-Küche ist UNESCO-Kulturerbe (seit 2010 als Teil der chinesischen Küche) und beeinflusst global die »chinesische« Küche in Restaurants.


 

Ich aß mal wieder mehr, als ich eigentlich wollte – so köstlich war alles. *seufz* Bei herrlich sonnigem Frühherbstwetter mit um die 16°C – aber im Schatten auch ungemütlich kalter Luft, in der man bereits den kommenden Winter erahnen konnte – machten wir einen ausführlichen Verdauungsspaziergang am Neckarufer. Den restlichen Nachmittag besprachen wir im Büro noch alle Details. Kristina wird diese dann vertraglich wasserfest ausarbeiten und dem GC, Theo und mir zur Entscheidung vorlegen. Wie ich sie kenne, wird sie das wahrscheinlich noch heute Abend erledigen, bevor sie morgen zu ihrem Job als GC-Consigliere / Anwältin zurück muss. Sie hat eine eigene Kanzlei, arbeitet aber bis auf seltene Ausnahmen exklusiv für den GC.

Theo musste noch zu einem späten Vortrag mit anschließender Diskussion an seine Uni. Wir vereinbarten, dass er danach tut, was immer er halt tun möchte und in seiner Penthouse-Wohnung übernachtet. Ich wollte es mir in der Villa gemütlich machen und ging relativ früh ins Bett, weil sich in den letzten Tagen doch einiger Schlafmangel angesammelt hatte und ich mich schon am Abend müde fühlte. Meli war mit befreundeten jungen Leuten unterwegs und kam erst spät zurück, als ich längst tief pennte.

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»Hm, was für ein reizender Anblick! Ein Tag, der so beginnt, muss doch ein guter Tag werden! Guten Morgen Meli.« Lächelte ich männlich-anerkennend und bewunderte ihre prachtvoll frauliche Erscheinung. Typisch für junge, schöne Frauen ihrer Art, benahm sie sich beim Zusammenleben in der Villa sehr locker und ungeniert, ohne ihre entzückenden Reize verschämt vor meinen genießenden Männeraugen zu verbergen.

 

»Haha, guten Morgen, du Charmeur.« Antwortete sie mit ihrem sinnlich-verlockenden »Schlafzimmerblick« und ebensolchen, vollen Lippen im sehr hübschen, etwas pausbäckigen Gesicht. »Hast du auch so einen Appetit, wie ich? Ich bin gleich fertig und freue mich auf Frühstück.«

Im Casa del Caffè Casa del Caffè, Steingasse 8 in der Altstadt, waren wir mit Theo zum Frühstück verabredet und spazierten wenige Minuten später los. Dass man die Altstadt über die Alte Brücke von der Villa aus in wenigen Minuten zu Fuß erreichen kann, ist sehr praktisch.

Dieses Lokal gefiel mir auf Anhieb wesentlich besser als Zekis Café, wo Theo und ich kürzlich zum Frühstücken waren. Es ist ein kleines Café, nur wenige Meter vom Übergang der Alten Brücke entfernt. Cappuccino und alle sonstigen Kaffees werden mit typisch italienischer Barista-Liebe zubereitet. Dazu gibt es Gebäck, kleine Leckereien oder köstlich belegte Paninis. Das Servicepersonal ist sehr freundlich, und am Tresen kann man wunderbar die italienische Barista-Kunst beobachten. Ambiente und Einrichtung sind originell, liebevoll altmodisch gestaltet, es ist gemütlich und man fühlt sich auf Anhieb wohl. Erstaunlicherweise war ich dort noch nie, soweit ich mich erinnern kann, obwohl ich  garantiert schon viele Male vorbeikam. Bei schönem Wetter gibt es draußen eine ebenso gemütliche Straßenterrasse, wo man dem bunten Treiben zusehen und dabei genießen kann.


 

Heute Morgen war es uns dazu aber zu frisch, und wir setzten uns lieber hinein, wo Theo bereits Platz genommen hatte und uns erwartete. Aber aufgepasst, das Casa del Caffè hat nur einen kleinen Innenraum mit wenigen Plätzen, ist beliebt, und so kann es schnell voll sein. Doch ein Besuch oder kurzer Zwischenstopp, sei es auch nur auf einen schnellen Kaffee, lohnt sich definitiv. Theo kennt offensichtlich einige Stammgäste, den Wirt und zumindest einige der hübschen Bedienungen, die vielleicht auch Töchter des Inhabers sind. Er plauderte und scherzte bereits mit einigen.

Der Kaffee und die lecker belegten Panini-Brote oder Brötchen, welche wir bestellten, wurden schnell serviert und schmeckten mir ebenfalls erheblich besser als die Sachen bei Zeckis. Als schöne Frau mit verlockend erotischer Vollweib-Ausstrahlung, zog Meli typischerweise viele Blicke auf sich. Da man Theo und mich, ohne Selbstlob, durchaus als attraktive, gestandene, distinguierte und stattliche Männer bezeichnen kann, blinzelte auch so manches weibliche Auge wohlwollend in unsere Richtung. *schmunzel*

Im Lokal herrscht eine lockere Stimmung und manchmal plaudert, lacht und scherzt jeder mit jedem quer durcheinander, selbst wenn nicht wenige, fremde Touristen dort sind. Stammgäste und Personal, die sich kennen, umso mehr, und auch das macht viel Freude. Genau so liebe ich Gastronomie. Den Betreibern geht es nicht nur darum, möglichst viel Umsatz zu machen, sondern die Gäste sollen sich wirklich wohlfühlen. Selbstverständlich müssen sie genug verdienen, um ihr Geschäft am Laufen zu halten und die davon lebenden Menschen zu versorgen. Doch sie machen das auf eine angenehme Art und sind kein überteuerter »Touristen-Abzock-Betrieb«.


 

Bezüglich der Villa war übrigens alles geklärt, den Rest können wir online, respektive durch unsere Anwälte erledigen. Kristina hatte einen, wie immer hervorragenden und für alle Seiten fairen Vertrag ausgearbeitet, bevor sie abgereist war. Ich wäre an sich noch ganz gern einige Tage in Heidelberg geblieben, doch muss ich verabredungsgemäß spätestens nächste Woche in Italien sein. Nicht weil es sehr wichtig wäre, aber ich hatte das so zugesagt und versprochen; ich halte mich immer an solche Absprachen, wenn nichts wirklich Gravierendes dazwischenkommt.

»Moment mal, habe ich das gerade richtig mitbekommen? Du fährst als Nächstes nach Italien?« Blitzten Melis graublaue »Schlafzimmeraugen« neugierig und sichtlich interessiert.

»Ja, richtig, wieso?«

»Ach, ich LIEBE Italien!« Betonte sie sehnsüchtig. »Ich spreche und verstehe die Sprache ausreichend gut und…, hey, die nächste Zeit habe ich nichts Wichtiges zu tun, was ich nicht auch online über mein Fernstudium erledigen könnte. Wie schauts aus, nimmst du mich mit? Ich verspreche, auch ganz lieb zu sein, haha.«

»Oho, wie kann unser Steve bei so einem Angebot noch nein sagen?« Schmunzelte Theo amüsiert.

»Genau, haha! Komm schon, sag ja! Wie du weißt, posiere ich gern und du fotografierst leidenschaftlich. Gern spiele ich die Rolle deines Models und einer Muse als Reisebegleiterin.« Blinzelte Meli auf typische Art, wenn Frauen etwas von einem Mann wollen, einschmeichelnd und sogar etwas verführerisch.

»Hmmm…« brummte ich und tat unentschlossen zögerlich, worauf aber weder Theo, der mich sehr gut kennt, noch Meli, welche mich gerade erst kennenlernt, hereinfielen. Es war viel zu offensichtlich, dass ich Meli mag, sie sympathisch und als Frau auch verdammt reizvoll finde. Und so eine attraktive, zudem clevere, recht gut gebildete Reisegefährtin wäre natürlich angenehmer, als allein zu fahren. Wer schon mit neunzehn ernsthaft Journalistik studiert und in diese Richtung Karriere machen möchte, von Theo für talentiert gehalten wird, muss eine Menge auf dem sprichwörtlichen Kasten und einen klugen Kopf haben.

»Tu doch nicht so, Steve; darauf fallen weder ich noch Meli rein, haha!« Lachte Theo prompt, und ich gestand grinsend ein, sie gern mitzunehmen.

Als Model dürfte sie fraglos auch klasse sein; das hatte ich mit professionellem Fotografenblick, sowie viel Erfahrung mit Frauen ihrer Art schon beim ersten Kennenlernen registriert. Auch wenn sie es nicht direkt ausspricht, so gefällt Meli doch eindeutig, dass ich sie wegen ihres Äußeren nicht nur als verdammt erotisches »Sexobjekt« betrachte und behandle, sondern vor allem ihre Intelligenz, menschlichen Qualitäten und Talente schätze.

Also sprachen wir nun über die Reise und auch Theo freute sich für Meli, die begeistert von ihren bisher leider nur zwei Italienbesuchen schwärmte. Dass sie gutes Italienisch beherrscht, ist sogar nützlich für mich, denn mein Italienisch ist miserabel und auf wenige Worte beschränkt. Dass sie Russisch, Ukrainisch, Englisch und Deutsch sehr gut kann, zudem noch etwas Französisch, zeigt ebenfalls ihre Fähigkeiten. Ich bewundere und beneide Menschen, die leicht Fremdsprachen lernen, und weiß, wie schwer das ist. Mir fällt es sehr schwer und es ist für mich eine Qual, Fremdsprachen gut zu beherrschen.

Natürlich könnte ich mir für Italien leicht Dolmetscher nehmen und wollte sowieso jemanden treffen, der das für mich übernimmt. Doch eine Begleiterin wie Meli ständig um mich herum zu haben, ist erheblich praktischer. Wie ich sie einschätze und es bei so abenteuerlustigen, cleveren, jungen Frauen nicht selten der Fall ist, würde es mich absolut nicht wundern, wenn sie bald auch eine Art temporäre Geliebte wird und gern mit in mein Bett kommt. Unübersehbar mag sie mich und findet mich als Mann interessant, was gewöhnlich die ersten Anzeichen dafür sind, dass eine Frau dich gern als Liebhaber ausprobieren möchte.


 

Nun gut, Theo musste dann leider zu einer Uni-Veranstaltung, wofür er schon vor Monaten zugesagt hat und als Redner Vorträge halten wird. Meli ist noch nicht lang in Heidelberg, und obwohl eine so reizvolle, junge Frau wie sie problemlos sofort Kontakt bekommt, hat sie noch nicht viel von der malerischen Neckarstadt gesehen. Das Wetter war nicht so schön wie gestern, aber immer noch angenehm, und so machten wir gemeinsam, wie Touristen, Sightseeing.

Wir verstanden uns gut, hatten Spaß, trafen hier und dort auch bekannte Gesichter. Zu Mittag beschränkten wir uns auf einen schnellen, einfachen, aber sehr leckeren Snack bei „Signor Pizza“ in der Altstadt-Hauptstraße. Das kleine, zentral gelegene Lokal mit wirklich köstlichen Pizzastücken à la Napoli, wird auf Google zurecht mit einem hohen Schnitt von 4,8 Sternen bewertet. Drinnen gibt es nur wenige Stehtische und draußen ein paar Sitzplätze, was aber niemanden wirklich stört, auch wenn ich mich zum Essen gern gemütlich hinsetze. Das Personal hinter der Theke ist superfreundlich und aufmerksam. Die Preise sind absolut fair, und für einen schnellen Snack zwischendurch sind sie perfekt geeignet. Selbst in Neapel, berühmt für solche köstlichen Pizza-Stücke, habe ich schon erheblich schlechter gegessen. Alle Zutaten sind offensichtlich frisch, die Pizzaböden knusprig und alles schmeckt würzig delikat.

Es gäbe eine Menge, was ich über die Erlebnisse des Tages schreiben könnte, doch das würden viel zu viele Seiten für diesen Blog. Am späteren Nachmittag gönnten wir uns beim Café Südseite (Coffee Roasters and Bakery) Café Südseite, nahe dem Neckarufer, Untere Neckarstraße 24, erstklassigen Kaffee und Erfrischungsdrinks. Dort wollten wir uns wieder mit Theo treffen, der jedoch noch aufgehalten wurde, um den kommenden Abend gemeinsam zu verbringen und zum Abschied später noch Essen zu gehen. Die einfache, eher kühle Einrichtung des „Südseite“ gefällt mir nicht und dort würde ich mich nicht gern länger aufhalten. Doch die Kaffees sind erstklassig und die Gebäckstücke, von denen wir uns wegen des bald bevorstehenden Abendessens nichts genehmigten, sind auch lecker. Das sah man allein an dem Genuss, mit welchem andere Gäste sie verzehrten und am Aussehen der Stücke selbst.


 

Plötzlich schaute mich Meli auf weiblich rätselhafte Art mit ihrem »Schlafzimmerblick« an und meinte eher als Feststellung, denn als Frage. »Du bist ein echter Gentleman, wie?!«

»Ähm…, wie kommst du darauf?« Reagierte ich leicht verwundert.

»Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt oder jemals mit einem Mann unterwegs war, der in vielen Stunden nicht einmal versucht, mich anzumachen und zu berühren. Wie kommt es, dass du trotzdem so einen Casanova- und Frauenliebhaber-Ruf hast?«

»Ach so, verstehe.« Grinste ich amüsiert. »Nun, es ist so: ich liebe euch Frauen, insbesondere wenn sie schön UND intelligent sind, interessanter als der Durchschnitt sozusagen. Aber ich bin kein Verführer im klassischen, typischen Sinne. Tatsache ist, dass es meistens so läuft, dass ihr mich so interessant findet, dass ihr mich verführt, und nicht umgekehrt.«

»Du meinst das Ernst, oder?«

»Gewiss doch, schöne Meli.«

»Ganz schön eingebildet!« Kam prompt ein weiblicher Standard-Konter, aber auf freundliche Art und mit einem gewissen Funkeln in den Augen.

»Liebe Meli, das war jetzt eine unnötig dumme Anmerkung. Du bist klug genug, um es besser zu wissen.« Verkniff ich mir weitere Konter. Derart attraktive, junge Frauen mit sehr verlockender, erotischer Ausstrahlung wie Meli sind daran gewöhnt, dass ihnen alle Jungs und Männer wie notgeile Hunde hinterher hecheln. Deshalb überschätzen sie sich, wie es für junge Menschen normal ist, oft gewaltig, und manche werden dadurch auch arrogant, eingebildet und überheblich. In diesem Alter ist das ganz natürlich, mit 19 überschätzte auch ich mich arg.

»Sei nicht so empfindlich, ich meinte das doch gar nicht ernst; ich wollte dich nur ein bisschen provozieren.« Meinte Meli mit offenem Blick, und da sie nun mal so ist, wie sie ist, wirkte auch das, wie alles was sie tut, »verflucht erotisch lockend«.

»Ich bin nicht empfindlich, Meli. Ich mag Frauen, die auch etwas frech provozieren, solange sie nicht unverschämt werden. Ich wollte es nur klarstellen, respektive einfach feststellen, wie es tatsächlich ist. Ich bin ein großer Fan von Wahrhaftigkeit, Realität und Tatsachen, auch wenn sie unbequem sind oder nicht in die allgemeingültigen Verhaltensweisen der aktuellen, gesellschaftlichen Normen passen, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Das ist doch nicht schwer zu verstehen. Du hältst die meisten Menschen für dumm, weil sie lieber glauben, statt wissen, Moden und Normen nachlaufen, die sich ständig verändern.« Konterte Meli schlagfertig und clever.

»Nein, nicht für dumm. Auch sehr intelligente Menschen können irrationalen Ideen, Ideologien usw. nachlaufen und völlig falsch denken. Meist deshalb, weil sie schlicht die Realitäten nicht wahrhaben wollen oder sie nicht ertragen können.«

»Ach ja, was sind denn diese ominösen Realitäten?«

»Hallo ihr beiden…, hat dich Steve etwa schon in eine seiner berüchtigten, philosophischen Diskussionen verwickelt?« Kam Theo lächelnd ins Café und hatte einiges aufgeschnappt, bevor wir ihn ins Gespräch vertieft bemerkten. »Vorsicht Meli, der Kerl ist ideologisch gefährlich, haha.«

»Uff, du hast mich gerade noch rechtzeitig gerettet, bevor ich mich vor ihr völlig zum Deppen gemacht habe, hoho.« Gluckste ich.

»Ach Steve, machen wir dämlichen Männer uns nicht gern vor so schönen Frauen wie Meli zu Deppen?«

»Hat dir Mami nicht beigebracht, dass du nicht von dir auf andere schließen sollst?« Grinste ich vergnügt. Mit Theo führte ich schon schier unendliche »philosophische« Diskussionen über nahezu alle denkbaren Themen… und das nicht selten, sondern sehr gern alkoholisiert in Kneipen. Wie sagt man doch: Die soziale Funktion von Säuferkneipen besteht darin, dass an einer Kneipentheke jeder Betrunkene auch mal Philosoph sein darf. *lach* Gerade hier in Heidelberg, auch in meiner Heimatstadt Mannheim, mit ihren vielen jungen und meist cleveren Studenten, kann man diesbezüglich grandiose Spiegelfechtereien und mehr oder weniger alkoholisierte, mehr oder weniger intellektuelle Wortgefechte führen, was mir schon als junger Bursche diebischen Spaß machte.

»Ahaha… Männer! Jetzt bremst euch mal wieder, ihr zwei gefährlichen Gauner!« Lachte Meli heiter, aber wie immer, sie kann offensichtlich gar nicht anders, als dabei verflucht erotisch reizvoll zu wirken.

»Siehst du, Steve, so einfach geht das. Jetzt sind wir wieder die Gauner, nur weil wir offensichtliche Wahrheiten aussprechen.« Parlierte Theo gekonnt selbstironisch.

In dieser sehr amüsanten Art, was uns eindeutig allen dreien Freude machte, tauschten wir noch kurz scherzhafte, spitze Bemerkungen aus. Aber nach dem Empfinden von Theo und mir, vielleicht auch Meli, war das eher etwas ungemütliche Café Südseite nicht der passende Ort für solche Spiegelfechtereien. Das würde viel besser in die Max-Bar und ähnliche Kneipen passen. Außerdem wollte Theo, nach Stunden überwiegend sitzender Gespräche oder maximal stehender Vorträge an einem Rednerpult, sich gern noch ein bisschen bewegen und frische Luft schnappen.

Also spazierten wir zunächst ein Stück am Neckarufer entlang, wobei wir natürlich weiter angeregt plauderten. Theo ging es offensichtlich wie mir, waren wir beide beeindruckt von den intellektuellen Fähigkeiten der gerade mal neunzehnjährigen Meli, wobei wir als Männer unvermeidlich auch ihre außergewöhnlich verlockende, erotische Ausstrahlung als fantastisch gebaute, schöne, junge Frau nicht ignorieren konnten.

Ob man will, oder nicht, unsere animalischen Instinkte als Menschen laufen, zumindest im Hinterkopf, immer mit. Nur realitätsverleugnende Trottel oder ideologisch verblendete Moralapostel oder Emanzen behaupten, dass Frauen und Männer auch ganz neutral miteinander umgehen können, wobei das Geschlechtliche keine Rolle spielt. Das ist natürlich Schwachsinn und unmöglich, denn wir sind Menschen und fühlen uns immer vom anderen Geschlecht entweder angezogen oder abgestoßen; alles andere wäre ja auch unnatürlich.

Zum Abendessen führte uns Theo in die Min Ramen Bar Min Ramen Bar, Neugasse 17 in einer Seitenstraße der Altstadt. Dieses Restaurant gilt bei vielen als der beste Japaner in Heidelberg, wo man zu günstigen Preisen von freundlichem Personal exquisite Speisen genießen kann. Dementsprechend gefragt und beliebt ist das schön-gemütlich asiatisch eingerichtete Lokal, und es empfiehlt sich, rechtzeitig einen Tisch zu reservieren, was Theo getan hatte. Die Einrichtung ist zwar eher einfach und praktisch, aber liebevoll gestaltet, dennoch gemütlich.

 

Sie sind so beliebt und auch für finanziell knappe Studenten erschwinglich, dass sich zu den Hauptessenszeiten nicht selten längere Schlangen vor dem Restaurant bilden, sogar bei ungemütlichem Wetter. Bereits für unter 10,- Euro kann man delikat satt werden und mehr als 20-25,- Euro pro Person auszugeben, schaffen wohl nur Vielfraße. Die Portionen sind üppig, sehr lecker und ein authentisch japanischer Genuss. Es gibt noch eine Filiale in Karlsruhe, oder umgekehrt ist das Heidelberger Restaurant ein Ableger der Karlsruher Gastronomen; meinte jedenfalls Theo, der es besser wissen müsste als Meli und ich. Schließlich lebt er seit Jahrzehnten hier.

Hochzufrieden pappsatt starteten wir danach bester Laune eine klassische Kneipentour durch die Heidelberger Altstadt und nahezu alle Lieblingslokale von Theo. Überall trafen wir ähnlich gut gelaunte Menschen, Bekannte, Freunde, Studenten und Arbeitskollegen von ihm, bis wir schließlich wieder in der Max-Bar landeten. Typisch für eine Russin, die allzu oft sozusagen mit chronischen Wodka-Säufern aufwachsen, wurde Meli zwar angeheitert, während wir gestandene Männer bereits einen deutlich stärkeren Schwips hatten.

Das erinnerte mich an eine amüsante Episode meiner Sturm- und Drangzeit in jüngeren Jahren, die ich natürlich auch gleich erzählen musste und damit alle Zuhörer zum Lachen brachte. Damals war ich scharf auf eine bildschöne Ost-Frau und wie junge Männer das nun mal gern versuchten, wollte ich sie beim nächtlichen Ausgehen etwas betrunken machen, um sie leichter ins Bett zu bekommen. Ich trank damals eine Menge und vertrug auch viel, ohne jemals wirklich unangenehm besoffen zu werden. Doch diese schöne Frau war im Vergleich zu mir noch geradezu nüchtern und vertrug den Alkohol viel besser als ich Bär von Mann, obwohl sie auch nicht wenig trank. So scheiterte mein Versuch grandios, worüber wir uns amüsierten.

»Dummerchen, haha, versuch nie eine Osteuropäerin betrunken zu machen; die saufen dich locker unter den Tisch, hahaha.« Lachte Meli angeheitert und drückte ihre sehr verlockende, prächtige Weiblichkeit mit umwerfendem Sexappeal, auf verständnisvoll-tröstende Art an mich. »Hast du sie trotzdem noch rumgekriegt?«

»Genau genommen kriegte sie mich rum, aber nur kurzzeitig.« Grinste ich beschwipst und sehr vergnügt in der Erinnerung.

»Wie das, haha?«

»Leider stellte sich heraus, dass sie eine typische, berechnende Jägerin nach Männern mit Geld war. Als sie realisierte, dass ich kein Typ bin, der in weibliche »Venusfallen« geht und dann hilflos manipulierbar an ihrer Angel zappelt, verlor sie schnell das Interesse an mir…, zum Glück, hoho.«

Tja, was soll ich sagen? Eigentlich wollte ich heute nicht so lange machen, um morgen nüchtern und fit mit Meli abzureisen. Doch die Stimmung, unsere Lust und Laune, der Spaß am Ausgehen, Trinken, Lachen, Plaudern und Kennenlernen interessanter Nachschwärmer war so groß, dass ich einfach nicht abbrechen wollte. Es war nicht wirklich notwendig, schon morgen zu fahren. Übermorgen würde auch völlig ausreichen, um ohne Stress noch rechtzeitig das erste Ziel in Italien zu erreichen.

Also machten wir fast bis Kneipenschluss um 03:00 Uhr durch und hatten wirklich massig Spaß, bevor wir schließlich alle in der unangenehm kühlen, sogar richtig kalten Nachtluft in unsere jeweiligen Betten torkelten. Als »richtig kalt« empfanden das natürlich nur Theo und ich, während Meli als »kälteresistente Russin« auch nur in einem T-Shirt die Viertelstunde zur Villa laufen könnte, ohne auch nur ins Frösteln zu kommen.

Die kalte Luft und ausgiebige Dusche vor dem Schlafengehen, machte mich aber auch wieder spürbar nüchterner, wobei ich immer noch gut gelaunt oft grinste, in Erinnerung an die lustigen Erlebnisse und zumindest teilweise sehr interessanten Gespräche, mit Meli, Theo und anderen cleveren Nachtschwärmern. Es war ein richtig schöner, gelungener Abend oder eine Nacht, ohne einen einzigen Misston durch irgendeinen besoffenen, aggressiven Idioten oder so was; nur Spaß und gute Laune mit ähnlich gesinnten Leuten. *lächel*

 


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Deutschland, Germany, Frankfurt, September #11

 


#25.09.27-Deutschland, Germany, Unterwegs, September #11

Nach der langen Kneipennacht schliefen wir bis fast 10 Uhr aus und duschten uns frisch. Wir waren zwar etwas verkatert, aber bester Laune, als wir zum Frühstücken zu Zekis Uni Café Heidelberg, in der Grabengasse 2 spazierten. Leider war es heute wieder komplett bewölkt und mit knapp 14°C auch nicht gerade warm, aber die Luft war recht mild. Das türkische Zekis ist vor allem bei Studenten beliebt, weshalb es auf Google einen hohen Schnitt von 4,6 Sternen hält, doch das ist übertrieben. Sie sind gut, es ist gemütlich, das Personal freundlich und flink, doch insgesamt würde ich ihnen für Speisen und Getränke maximal 4,2 oder 4,3 zuerkennen.

Aber egal, Zekis ist auf jeden Fall gut genug, um lecker und gemütlich zu frühstücken, wobei man auch Spaß mit den Leuten dort haben kann, ich will also nicht meckern. Amüsanterweise trafen wir sogar zwei oder drei Leute, die gestern ebenfalls in der Max-Bar waren, sowie weitere zwei, drei Studenten, die Theo kennt, eine davon eine verflixt schöne, sexy Frau mit viel Humor und Charme. So kamen wir erneut nicht dazu, den Grund unseres Treffens zu besprechen und spazierten daher zurück in Theos Wohnung, um ungestört und in Ruhe darüber reden zu können, was andere Leute nichts angeht.

 

Ich fasse mal zusammen: Vor einigen Wochen sind seine Eltern verstorben, wovon ich gar nichts wusste, und haben ihm ihre 220 qm Villa am Neckar-Nordufer vererbt, die mit dem knapp 900 qm Grundstück einen Marktwert von etwa 1,9 Mio. € hat. Das altmodisch hübsche, historische Gebäude wurde 1922 errichtet und steht unter Denkmalschutz, was ein zusätzliches Problem bedeutet. Die Einrichtung seiner alten Eltern ist zudem veraltet und etwas verlebt. Am Gebäude selbst haben sie schon lange nicht mehr viel gewartet, wodurch es zwar noch bewohnbar ist, jedoch baldmöglichst komplett renoviert und modernisiert werden sollte.

Ein mit Theo befreundeter Architekt hatte sich auf seine Bitte hin alles angeschaut und eine Bewertung abgegeben. Danach wären für die vernachlässigte Villa, bei einer Komplettsanierung, Renovierung und Modernisierung, mindestens 650.000,- Euro aufzubringen, was Theo nicht so locker aufbringen kann. Bei Gebäuden unter Denkmalschutz sind zudem strenge Auflagen der Behörden zu beachten und eigentlich lebt er sehr gern in seiner schicken Penthouse-Wohnung. Er hat also keine rechte Lust die Villa zu übernehmen und dorthin umzuziehen, überlegt sie meistbietend zu verkaufen.

Da er einen erheblichen Teil seines eigenen Vermögens in einem meiner Fonds stecken hat, sind wir nicht nur befreundet, sondern bin ich auch so eine Art Finanzberater für ihn. Zudem, als erfahrener Geschäftsmann, dem er vertraut, wollte er nun also gern meinen Ratschlag und generell meine Meinung dazu hören. Die wollte ich ihm gern geben, wozu ich mir die Villa natürlich erst selbst genau anschauen und typische Infos darüber einholen musste.

 

Über die bekannte Sehenswürdigkeit Alte Brücke Heidelberg, mit dem beeindruckenden Brückentor und Minerva-Denkmal, konnten wir bequem zu Fuß die Neckar-Nordseite und die Villa erreichen. Ein Spaziergang an der frischen Luft, über etwa 2 km und in 30 Minuten, würde uns nur guttun. Besonders mir, der gestern den ganzen Tag im Auto, bei den verschiedenen Treffen und zum Schluss in der Max Bar nur gesessen hatte. Ich wäre gern auch eine deutlich längere Strecke gelaufen.

Theo ist ebenfalls noch fit, aber mir fiel auf, dass er etwas herumdruckste, während wir uns plaudernd auf den Weg machten, was sonst gar nicht seine Art ist. Als intelligenter, gebildeter und selbstsicherer Mann von einer renommierten Universität, weiß er normalerweise elegant mit Worten zu parlieren und schüchtern ist er garantiert auch nicht. Deshalb wunderte ich mich und grinste schließlich.

»Jetzt rück schon damit heraus, was ist noch, Theo?!«

»Du bist einfach zu clever, Steve!« Schmunzelte er und dirigierte mich zu einer Sitzbank am Neckarufer. »Ja, da ist noch was…, eine junge Frau.«

»Aha…, es sind meistens die Frauen, nicht wahr?« Grinste ich noch breiter. »Also erzähl!«

»Ja, ja, die Frauen, was wäre das Leben langweilig, ohne sie… aber auch unkomplizierter, haha.« Lachte Theo und erzählte mir sein aktuelles, weibliches »Problem«.

Nach dem Tod seiner Eltern hatte er die in seinen Worten bildschöne, russischstämmige Meli, mit wahnsinnig viel Sexappeal und erotischer Ausstrahlung in der Villa untergebracht. Sie macht derzeit Schnupperkurse im Studiengang Journalismus & Medienwissenschaft, ist sehr clever, möchte Journalistin oder Schriftstellerin werden und besitzt eindeutig viel Talent. Zudem soll sie nett, sympathisch, freundlich und ein fantastisch fraulich gebauter Typ Vollweib-Sexbombe mit üppiger Oberweite und toller Figur sein, an deren weiblicher Angel Theo eindeutig ein bisschen zappelt.

»Hast du eine Affäre mit ihr? Oder bist du so scharf auf sie, dass du etwas mit ihr anfangen willst? Vorsicht, gerade schöne, russischstämmige Ost-Frauen können Westler oft leicht manipulieren und verrückt machen; einfach dadurch, dass sie sind, wie sie sind. Sie haben so etwas an sich, dem viele West-Männer kaum widerstehen können.« Lächelte ich amüsiert und als Mann mit Verständnis.

»Weiß ich doch, Steve, wir haben viele Studentinnen aus dem Osten; aber die sind meist nicht derart schön.« Erzählte Theo weiter. Meli verdient sich ihr Geld, auch zum Studieren, als Model, sogar als Akt-Model, was viele attraktive Ost-Frauen machen, die keine reichen Eltern haben, welche ihnen das Leben im Westen finanzieren können. Theo hält Meli, mit ihren gerade mal neunzehn Jahren für definitiv talentiert, er mag sie und wollte sie unterstützen, weshalb er sie derzeit kostenlos in der Villa wohnen lässt. Schon in diesen jungen Jahren zu studieren ist ungewöhnlich und zeigt, wie viel in ihr steckt.

Meli ist derzeit keine eingeschriebene Studentin, sondern belegt diverse Schnupperkurse und macht Online ein Fernstudium, weil das günstiger und einfacher für sie ist. Wegen ihrem offenbar wirklich sehr attraktiven Äußeren und Massen an Sexappeal, wird sie insbesondere von Männern oft nicht ganz ernst genommen und unterschätzt. Doch Theo ist überzeugt, dass sie viel auf dem sprichwörtlichen Kasten hat und viel mehr kann, als nur eine sexy Frau zu sein.

»Verstehe…, aber was ist jetzt eigentlich das Problem mit ihr oder dir, weshalb erzählst du mir das?« Musste ich weiterhin amüsiert schmunzeln, denn als Mann, der die Frauen liebt und als leidenschaftlicher Fotograf weiblicher Schönheit, hatte ich schon mit unzähligen, höchst reizvollen schönen Models und Frauen zu tun, viele davon aus dem Osten. Daher weiß ich nur zu gut, dass die meisten Männer längst nicht so routiniert wie ich, mit diesen verführerischen Wesen umgehen können. Selbst so gestandene, selbstbewusste Männer wie Theo häufig nicht.

»Wie du weißt, bin ich kein Kostverächter, Steve und liebe so ähnlich wie du die Frauen. Doch ich bin erheblich älter als du und diese Meli…, ich fürchte, sie ist zu viel für mich. Für so ein junges Rasseweib bin ich langsam zu alt, da mache ich mir keine falschen Illusionen. Aber ich möchte sie auch nicht rauswerfen und loswerden, sondern ihre Talente unterstützen. Ich dachte, ein Mann wie du, mit all deiner Erfahrung, gerade mit Frauen ihrer Art, könnte mir und Meli helfen. Geld hast du auch genug, viel mehr als ich, und ich denke, sie könnte einen, ihre Talente auch finanziell fördernden, Geliebten gut gebrauchen. Du förderst doch sowieso viele Talente und nicht zufällig oft weibliche, verstehst du?«

»Na klar Theo, ist ja nicht schwer zu verstehen. Okay, bevor ich mehr dazu sagen kann, muss ich sie natürlich erstmal kennenlernen und mir eine Meinung bilden. Wenn diese Villenangelegenheit etwas problematisch ist, wäre es sowieso am besten, wenn ich in Kürze noch mal herkomme und mich umfassender damit befasse. Jetzt lass mich zunächst einen ersten Eindruck von beidem gewinnen. Von der Villa und deinem Meli-Problem, hoho.« Gluckste ich, jetzt sogar etwas neugierig auf beides: Villa und Meli!

 

Mittlerweile hatten wir angenehm milde 15**°C** und gelegentlich schafften es Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, was uns natürlich freute. Wir spazierten weiter und bald in die Hügel auf der Neckar-Nordseite, gegenüber der Altstadt, wo es viele beeindruckende, schöne alte oder moderne Villen gibt. Die von Theos verstorbenen Eltern gehört eher zur unscheinbaren, kleineren Sorte, ist aber auch recht hübsch und von außen sah sie noch gut aus. Doch ich machte in meinem Leben auch schon etliche Immobiliengeschäfte, bin also kein Laie, und erkannte sofort, besonders drinnen, dass sie nicht unproblematisch ist.

Bereits im kleinen Eingangs-Innenhof sah man überdeutlich die offensichtlich jahrelange Vernachlässigung bei der Pflege und Wartung der Bausubstanz. Das lag natürlich am Alter und der fehlenden Kraft von Theos Eltern, sich noch angemessen um alles zu kümmern. Erst nach deren Ableben erfuhr Theo, dass sie durch betrügerische Finanzmanipulationen viel Geld verloren hatten, weshalb ihnen auch die finanziellen Mittel fehlten, um teures Fachpersonal für Arbeiten anzuheuern, welche sie selbst nicht mehr bewältigen konnten.

Ein nicht so gut gedämmtes Gebäude aus den 1920er Jahren, mit alter Ölheizung in einer Hanglage, welche fraglos häufiger Wetter- und Sturmschäden auf dem Hanggrundstück bekommt, kostet im Unterhalt eine Menge Geld. Die Bausubstanz wurde eindeutig schon seit vielen Jahren nicht mehr angemessen instandgehalten. Ich teilte die Einschätzung von Theos befreundetem Architekten, dass eine Komplettsanierung / Modernisierung mindestens deutlich über eine halbe Million verschlingen wird.

Bewohnbar ist es noch problemlos, sogar recht angenehm, schätzte ich. Jedoch umso länger notwendige Sanierungen hinausgeschoben werden, desto teurer wird es, will man das Gebäude wieder fit machen. Noch dazu haben die Behörden meist ein unangenehm scharfes Auge auf denkmalgeschützte Bauten und belegen einen mit teuren Auflagen. Das Ganze muss eindeutig genauer überprüft werden, um ein fachlich sinnvolles Urteil abzugeben, erklärte ich Theo, und dazu musste ich wieder herkommen.

Wenn er ausreichend dumme, unerfahrene Käufer findet, vorausgesetzt er will die Villa wirklich verkaufen, kann er die knapp zwei Mille abkassieren und muss sich dann keine Gedanken mehr darüber machen. Doch die meisten Leute, welche solche Immobilien erwerben, sind keine Dummköpfe, haben selbst Erfahrung oder beauftragen Sachverständige zur Prüfung. Mit den Sanierungskosten müssten Käufer dann 2,5 bis 2,6 Mio. einplanen, was nach meiner Einschätzung deutlich über dem realen Marktwert läge… und so dumme Käufer findet man selten. Oder Theo geht massiv mit dem angepeilten Verkaufspreis runter.

Doch bisher ist er sich ja noch nicht mal sicher, dass er sein Elternhaus, in welchem er vor allem als Kind viele glückliche Jahre verbracht hatte, überhaupt verkaufen will. «Ich hatte das deutliche Gefühl, dass er die Villa doch ganz gern behalten wollte oder sich zumindest bisher noch nicht ganz klar ist, was er wirklich will.» Weiter in seiner schicken Penthouse Wohnung in der Altstadt leben und den Verkaufspreis für die Villa als Kapital kassieren, oder nicht doch umziehen und zukünftig in einem solchen Haus leben?

 

Zunächst lernte ich natürlich auch diese Meli kennen und war positiv von ihr beeindruckt. Genau genommen ist sie keine so strahlende Schönheit, wie Theo es wohl empfand, aber sehr attraktiv. Volle, sinnliche Lippen, lockende Schlafzimmeraugen und ihre frauliche Figur, ihr Körper, bringen Männer unweigerlich ins Träumen. Die restliche Erzählung stimmte auch. Meli ist unbekümmert locker, selbstbewusst nett, freundlich und ungeniert gern der Typ »und ewig lockt das Weib«. Talent besitzt sie eindeutig auch nicht wenig, ist ungewöhnlich clever und gebildet. Ich fand Meli sympathisch, weiblich reizvoll und interessant.

So weit, so gut. Ich trug zwangsläufig immer noch die Klamotten von gestern, die von der langen Kneipennacht etwas muffig waren. Also schlug ich Theo vor, jetzt zurückzufahren und demnächst wieder mit Gepäck herzukommen, um die Villa- und Meli-Angelegenheit mit ihm über vermutlich mehrere Tage zu klären. Typischerweise war in meinem Hinterkopf bereits eine Idee angewachsen, wie man das Ganze regeln und vielleicht sogar profitabel für uns beide gestalten könnte, aber das war noch eine unausgereifte Eingebung.

So war das schon seit Jugendzeiten bei mir. Ohne dass ich es bewusst will und gezielt darüber nachdenke, setzt irgendetwas in meinem Hinterkopf-Unterbewusstsein, wie ein Analyse-Supercomputer, alle mir bekannten Daten und Fakten zusammen, kombiniert diese und setzt mir eine Idee ins bewusste Hirn, was man daraus machen könnte. Ich habe keine Ahnung weshalb das so ist und es dauerte überhaupt lang, bis mir diese ungewöhnlichen Hirnfunktionen bewusst wurden. Schließlich wuchs ich damit auf, kannte es also nicht anders und dachte, dass es bei allen Menschen so ist. Nun ja, jedenfalls funktioniert das hervorragend und ist fraglos einer der Gründe, oder sogar der Hauptgrund für meine geschäftlichen Erfolge.

 

Theo begleitete mich noch bis zur Tiefgarage, in welcher ich den EQS geparkt hatte und bestand darauf, die Parkgebühren am Automaten zu bezahlen. Wir verabschiedeten uns auf typische Freundesart schulterklopfend und Hände schüttelnd, dann stieg ich in den SUV. Dessen Akkus waren noch zu 73 % geladen und auf die »Hey Mercedes« Sprachaktivierung, gab ich ihm das Ziel in Frankfurt an. Keine zwei Sekunden später erschien bereits die nach aktueller Verkehrslage berechnete, günstigste Strecke auf dem riesigen Hyperscreen-Bildschirm in der Mittelkonsole.

Das Navi kalkulierte 55 Minuten für die knapp 88 km. Staus oder sonstige Behinderungen wurden nirgendwo angezeigt, also sollte es eine flüssige Fahrt werden. Zum Vergleich rief ich neugierig das ebenfalls gute Google Navi auf, welches mir ebenfalls 55 Minuten nach aktueller Verkehrslage berechnete, allerdings mit dem Hinweis auf mögliche, verkehrsbedingte Verzögerungen mit bis zu 1h-20min. Ich war gespannt, welches System besser funktioniert: das schweineteure Mercedes-Drive-Navi oder das kostenlose Google-Navi?

Vergnügt kurvte ich aus der Tiefgarage, in den inzwischen erfreulicherweise mit mehr Sonnenschein als Wolken hellen Tag. Zunächst aus der Altstadt auf die Neckarstaden/B37 am Neckarufer. Bevor die B37 in den Autobahnähnlichen Teil an der Stadtgrenze übergeht, gibt es eine bekannte Stelle, an welcher manchmal Anhalter stehen. Heutzutage nur noch sehr selten, aber früher standen dort fast ständig Studenten, die meist zur Uni-Mannheim wollten und umgekehrt; oder zu anderen Orten, nicht selten nach Frankfurt.

Deshalb war ich nicht überrascht, dort tatsächlich ein junges Paar stehen zu sehen, die ein Pappschild mit FRANKFURT hochhielten und noch von niemandem mitgenommen wurden. Ich wunderte mich nur ein klein wenig, weil man heutzutage vernünftigerweise nur noch sehr selten Anhalter sieht; auch typischerweise finanziell knappe Studenten besitzen oft von den Eltern geschenkte Autos oder nutzen Öffis (Bus, Bahn usw.) mit dem Deutschlandticket. Ich habe schon etliche Jahre in Deutschland keine Anhalter mehr gesehen.

Die beiden sahen sauber und sympathisch nach typischen Studenten Anfang Zwanzig aus und ich nehme sowieso fast immer jeden mit, wenn ich mal Anhalter sehe. Einmal fuhr ich sogar einen riesigen Umweg für einen klassischen Penner, freundlicher ausgedrückt Obdachlosen, dessen geliebter Hund von den Behörden in ein weit abgelegenes Tierheim gesteckt worden war, als sie den Mann Tage vorher wegen typischer Trunkenheit mit etwas Randale, über Nacht in eine Ausnüchterungszelle gesteckt hatten.

Der arme und an sich sympathische Typ, mit einem für Obdachlose halt ebenso typischen Alkoholproblem, hatte mangels finanzieller Mittel kaum eine Möglichkeit, zu diesem abgelegenen Tierheim zu kommen, um seinen geliebten, treuen Begleiter abzuholen, und ich hatte an diesem Tag gerade ausreichend Zeit, um ihn hin und zurückzufahren. Er konnte es kaum fassen und war sehr dankbar, dass jemand wie ich ihn damals tatsächlich in einem luxuriösen E-Klasse Mercedes mitnahm und mit seinem Hund wieder dorthin zurückfuhr, wo er hinwollte. Die Wiedervereinigung mit seinem treuen Begleiter, einem großen Schäferhund, war eine herzerweichende Szene für sich – lächelte ich in der Erinnerung.

Danach musste ich den Wagen mühselig vor allem von Hundehaaren reinigen, aber trotzdem bereute ich diese gute Tat keine Sekunde. Klar, um ehrlich zu sein, hätte auch ich damals als stets unter Zeitdruck befindlicher Geschäftsmann normalerweise keine Zeit für so etwas gehabt und müsste Nein sagen. Aber an diesem Tag hatte ich wegen eines geplatzten Termins genügend Zeit übrig und ich finde, wenn man mehr Geld und Möglichkeiten als die meisten Menschen hat, ganz zu schweigen von Obdachlosen, dann sollte man sich auch menschlich verhalten. Ich verabscheue reiche Typen oder Menschen generell, die sich nur egoistisch verhalten und z. B. verächtlich über Obdachlose sprechen, deren Leid ignorieren.

Okay, jetzt bin ich aber ziemlich vom eigentlichen Thema abgeschweift, aber diese Anekdote erklärt jedenfalls, weshalb ich die jungen Leute am Straßenrand sofort mitnahm. Wie vermutet handelte es sich um Studenten, die einen sehr sympathischen Eindruck machten. Der junge Mann wollte nur bis Bensheim mitfahren, was direkt neben der A5 liegt. Es war nur ein kleiner Umweg für mich, dort abzufahren und ihn abzusetzen, was ich gern machte, auch wenn es mich etwas Zeit kostete.

Die beiden waren auf den Rücksitzen mitgefahren und fanden den EQS natürlich »voll steil« klasse. Ein Paar sind sie nicht, nur Bekannte und jetzt bat die eindeutig lebens- und abenteuerlustige, hübsche Karina: »Darf ich auf dem Beifahrersitz mitfahren? Ein echt geiles Auto, so luxuriös war ich noch nie unterwegs. Ich ziehe auch eine Corona-Maske über.«

 

»Klar, kein Problem, aber wer zieht den noch Corona-Masken an und wozu? Die kannst du wieder abnehmen.« Schmunzelte ich amüsiert.

»Ich dachte, du legst vielleicht Wert darauf. Wusstest du nicht, dass derzeit eine neue C-Variante grassiert?« Antwortete sie, nahm die Maske aber wieder ab. Ich fand sie ausgesprochen sympathisch, clever und als Frau auch reizvoll attraktiv.

»Doch, wusste ich, aber wir haben doch längst alle Antikörper und ich bin zudem geimpft, also macht mir das keine Sorgen.« Steuerte ich zurück auf die A5 und aktivierte den Autopiloten.

»He, was machst du? Lenkst du nicht?« Schaute sie erschrocken.

»Keine Sorge, Karina, der Wagen hat einen Level-3 Autopiloten, der in solchen Verkehrssituationen auf einer klar strukturierten Autobahn zuverlässig von allein fährt, die Spur und Abstand hält.«

»Echt? Heiß! Was ist ein Level-3-Autopilot, davon habe ich noch nie gehört?«

»Das funktioniert folgendermaßen…« erklärte ich ihr die Funktionsweise und Definition der Level 1 bis 5 Systeme, wie ich sie zuvor im Blog schon beschrieben habe.

»Faszinierend…, davon hatte ich null Ahnung. So ein Auto kostet bestimmt ein Vermögen? Dass es ein Mercedes ist, sehe ich am Stern.«

»Es ist ein elektrischer Mercedes EQS SUV Level 3 AMG Line 580 4MATIC und so ziemlich das Beste, was man derzeit auf dem deutschen Markt bekommen kann. Stimmt, so ein Premium Fahrzeug kostet leider viel zu viel Geld, sodass es sich nur wenige leisten können. Aber so läuft das immer mit modernster, teurer Technik. Zunächst gibt es sie in Oberklasse Autos, dann wird es nach und nach in preiswertere Modellvarianten eingebaut. Es ist wie mit Navis, Klimaanlagen, elektrischen Fensterhebern usw. Früher gab es das nur in teuren Modellen, inzwischen haben das auch Kleinwagen.« Plauderte ich gut gelaunt. So eine sympathische, clevere und zudem auch noch hübsche, junge Frau ist doch immer ein anregender Gesprächspartner und das macht mehr Freude, als nur allein zu fahren.

»Hast du irgendwas mit der Autobranche zu tun, dass du dich so gut auskennst?«

»Oh nein, aber es interessiert mich und zum Glück bin ich in der Situation, mir solch ein Spitzenprodukt leisten zu können. Und du, Karina? Was studierst du und macht es dir Spaß?« Lächelte ich im Fahrersitz leicht zu ihr gedreht, behielt aber dennoch stets ein waches Auge auf die Verkehrslage um den SUV und war jederzeit bereit, die Hände wieder ans Lenkrad zu nehmen.

»Ach weißt du, eigentlich studierte ich VWL…«

»Eigentlich und studierte? Also studierst du nicht mehr, oder wie?« Rätselte ich über ihr an sich perfektes Deutsch, aus dem ich dennoch einen winzigen, schwer zu definierenden Akzent heraushörte. In ihrer ganzen Art und vom Aussehen her, könnte sie aus dem Osten sein. Aber eher keine typische Russin, Ukrainerin oder so, mit denen ich viel Erfahrung habe.

»Doch…, äh, ja und nein. Es ist so: Ich finde VWL furchtbar theoretisch, trocken und langweilig, während das echte, reale Leben so aufregend und spannend ist, haha.«

»Das verstehe ich gut, aber du bist eindeutig zu clever, um nicht zu wissen, dass eine gute Ausbildung trotzdem wichtig ist.« Lächelte ich.

»Ja klar Steve, was hast du studiert?«

»Nun ja, erwischt, hoho. Ich habe auch nicht wirklich studiert, respektive früh abgebrochen, weil es mir ebenfalls viel zu theoretisch, trocken und langweilig war. Aber ich muss auch dazusagen, ohne angeben oder mich selbst loben zu wollen, dass ich so eine Art Ausnahmetalent war und mir autodidaktisch nebenher alles selbst beibrachte, während ich gleichzeitig Geschäfte und Geld machte. Damit will ich sagen, das können und schaffen nicht…«

»Ist mir schon klar, was du damit sagen willst.« Unterbrach sie mich frech, aber auf lieb-charmante Art, nicht unverschämt oder so.

Typischerweise verging bei der anregenden Unterhaltung die Zeit wie im Flug, und wir erreichten bereits das Autobahnkreuz Frankfurter Kreuz. Ich behielt den Autopiloten genau im Auge, doch er schaffte es tatsächlich ohne menschliche Hilfe, eine der zwei rechten Fahrspuren auf die A3 zu nehmen und sich dort in den Verkehr einzufädeln. Die Ausfahrt Frankfurt-Süd, auf die B44 in Richtung Frankfurt-Süd/Frankfurt Zentrum schaffte das System auch noch, aber dann deaktiverte er sich mit dem hinweisenden Signalton, plus rotem Licht am Lenkrad und ich musste übernehmen, um im Kreisverkehr die erste Ausfahrt zur B44 zu nehmen.

Kreisverkehr ist anscheinend ein Problem für den Autopiloten, beziehungsweise wird er dann so vorsichtig und langsam, dass man selbst zum Verkehrshindernis wird, wenn man nicht das Lenkrad übernimmt. Die folgenden 1,6 km auf der Mörfelder Landstraße B43/B44 bewältigte das System dann wieder problemlos und ebenso das rechts abbiegen am Oberforsthaus und das Einfädeln in die Isenburger Schneise. Schon faszinierend, dieses Level-3-Autopilotsystem. Das folgende Kurven und Fahren im Stadtverkehr von Sachsenhausen übernahm ich lieber selbst. Ich fahre ohnehin gern und probiere den Autopiloten eigentlich nur aus, weil es halt neu und interessant ist. Plötzlich fiel mir ein.

»Ach verdammt, Karina, jetzt habe ich ganz vergessen dich zu fragen, wo genau du in Frankfurt hinwillst, während das Navi mich zu meiner hiesigen Wohnung leitet.«

»Ach ja, ist aber nicht deine Schuld, sondern mein Fehler. Während ich die ganze Zeit fasziniert zuschaue, wie du oder der Autopilot deine Luxus-Kiste steuerst, vergaß ich ganz, es dir zu sagen und zu bitten, mich dort hinzubringen. Hast du noch Zeit genug dafür? Sonst setz mich einfach an einer Bus- oder Straßenbahnhaltestelle ab.« Lächelte sie freundlich.

»Es wird ein bisschen knapp…, ich muss schnell duschen, mich umziehen und dann Ksenia zu ihrem Arbeitsplatz bringen, wie ich es versprochen habe.« Überlegte ich kurz, auch weil ich gar nicht wusste, wo sich hier die nächste Haltestelle für die Öffis befindet, aber das Navi würde es schnell finden. Bevor ich einen dementsprechenden Sprachbefehl geben konnte, fragte Karina bereits neugierig.

»Ksenia? Klingt nach Russin oder Ukrainerin? Deine Freundin?«

»Ukrainerin und eine Geliebte.« Grinste ich und sofort kam wie aus der Pistole geschossen die nächste Frage.

»Hey, ich bin russischstämmige Lettländerin aus Riga, kennst du das?« Ich nickte bestätigend und sie fuhr sofort fort. »Eine Geliebte? Wie viele hast du denn, haha?«

»Neugierig bist du gar nicht, wie?« Lachte ich mit und erreichten wir bereits die Einfahrt zur Tiefgarage meiner Wohnung. Ich hielt davor am Seitenstreifen an, um Karina noch weiterfahren zu können. »Aus Lettland also, Riga ist eine tolle Stadt! Die ganze Zeit überlegte ich schon, wo ich deinen winzigen Dialekt einordnen soll. Aber jetzt müssen wir Schluss machen, hier müsste ich in die Tiefgarage; lass mich schnell nach einer Haltestelle für dich suchen.«

»Steil, du bist echt klasse. Keine Hektik bitte, wenn deine »eine Geliebte«, haha, nicht wegen mir eifersüchtig wird, kann ich mit hochkommen und danach mit euch fahren. Also wenn's euch nicht stört?« Schaute sie völlig locker. «Ich verkniff mir Schlaumeier-Hinweise der Art, dass eine junge Frau wie sie besser nicht mit einem fremden, älteren Mann wie mir, den sie gerade erst kennenlernte, in dessen Wohnung gehen sollte; darüber hätte sie doch nur gelacht und mit einem Spruch wie »aber du bist doch nicht so Einer!« geantwortet.»

Also kurvte ich doch in die Tiefgarage, während ich ebenfalls lachend erklärte, dass es mich oder uns keineswegs stört, wenn sie mitkommt. Typischerweise dürfte sich Ksenia sofort gut mit der ungefähr gleichaltrigen Karina verstehen und sich sogar freuen, eine sympathische, nette Osteuropäerin kennenzulernen. Sehr viele Balten, Weißrussen, Ukrainer und sogar manche Russen verstehen sich privat bestens und verstehen gar nicht so richtig, weshalb der Krieg ausgebrochen ist, respektive Putin 2022 einen so mörderischen Angriff auf die Ukraine startete. Oder sie wollen es nicht wirklich wissen, weil es in deren Kulturen eher Tradition ist, sich nicht um Politik und so zu kümmern, sie sich lieber um private Angelegenheiten kümmern.

 

Ksenia machte sich gerade fertig und begrüßte uns völlig ungeniert locker Topless in der Wohnung. Ich kam noch nicht mal dazu irgendetwas zu erklären, da schwätzten die Frauen schon auf Russisch miteinander und verstanden sich eindeutig auf Anhieb bestens. Darüber grinsend ging ich schnell duschen und schlüpfte frisch gemacht in saubere, lockere aber elegante Freizeitkleidung. Ach, herrlich so eine erfrischende Dusche und saubere, ebenso frische Kleidung, die nicht nach Kneipe müffelt!

Als ich in die Küche kam, wo sie noch Kaffee tranken – Ksenia schenkte mir schnell auch einen Pott ein –, sahen sie fast wie Schwestern oder beste Freundinnen aus. Beide trugen hautenge Jeans, Ksenia mit einem roten T-Shirt, Karina in einem schwarzen Polo-Shirt. Sie sind nahezu gleich groß, haben beide ähnlich frauliche Figuren. Sie sind keine auffällig strahlenden Schönheiten, aber sehr hübsch, unbekümmert selbstbewusst weiblich und kennen ihre Wirkung auf das andere Geschlecht eindeutig sehr genau.

Auf die typische Art solcher Frauen, übernahmen sie völlig locker sozusagen das Kommando und hatten längst alles miteinander geklärt. Ksenia hatte schon mit dem GC telefoniert und wir sollten Karina als unseren Gast mit hineinnehmen, damit sie sich dem Management vorstellen und vielleicht auch einen Job wie Ksenia bekommen kann. Mehr noch, sollte sie vorerst ebenfalls hier in der Wohnung unterkommen, statt in das billige Hostel einzuziehen, wo sie ursprünglich hingewollte. Mehr noch: Genau wie Ksenia posiert auch Karina gern als Model, um sich damit Geld dazu zu verdienen, und beide sehen das völlig locker, setzen ihre noch jugendliche Schönheit und Sexappeal gern ein, um Abenteuer zu erleben und finanziell mehr Möglichkeiten zu haben.

Ich wurde quasi zum Fahrer und hilfreichen Mann degradiert, der gefälligst dankbar dafür sein sollte, so reizenden Frauen behilflich sein zu dürfen. *lach*  Nein, nicht so, wie es sich vielleicht anhört, sondern auf lieb-charmante und freundliche Art, keinesfalls unverschämt oder mich direkt ausnutzend, wenn auch durchaus mit etwas weiblich-raffinierter Berechnung, wie es jedoch im Grunde alle Frauen gern bei Männern machen. Aber sie sind keine abgebrühten, berechnenden Biester von der Sorte, die Männer wie mich nur als zweibeinige Geldbeutel sehen, denen sie im Gegenzug ihre wohlgeformten Körper schenken.

Pünktlich zum Arbeitsbeginn von Ksenia kamen wir an, und ich stellte Karina dem Management vor. Ksenia hatte ihr schon alles erzählt, was sie wissen muss und weshalb sie gerade dieses Wochenende dringend Hilfe gebrauchen konnten. Seit Freitagnachmittag bis Sonntag, vermutlich spät nachts, finden hier nämlich die Hochzeitsfeierlichkeiten eines Oberschicht-Paares statt, mit 80 geladenen Gästen, einschließlich mir. Das bedeutet: 80 verwöhnte, reiche Menschen erwartete erstklassigen Service, Speisen, Getränke, Unterhaltung und Luxus-Party-Atmosphäre.

Selbstverständlich war das nicht die erste derartige Veranstaltung und weiß das Management, wie man so etwas einwandfrei organisiert. Dennoch ist man normalerweise auf 20-25 Upperclass-Gäste & GC-Mitglieder eingestellt, die natürlich auch betreut werden mussten. Dafür gibt es bewährtes Aushilfspersonal, das nach Bedarf für solche größeren Veranstaltungen eingesetzt wird. Aber es bedeutet auf jeden Fall Stress und viel Arbeit für alle, weshalb eine zusätzliche Hilfskraft sehr willkommen wäre, wenn sie ähnlich gut wie Ksenia mitarbeiten kann. Tatsächlich hat Karina etwas Erfahrung in solchen Etablissements und, was am wichtigsten war, auch Lust dazu mitzumachen und zu zeigen, was sie kann. Wenn sie das gut macht, hat sie die Chance einen ähnlichen Job wie Ksenia zu bekommen und das reizte Karina eindeutig.

Kaum wurden die Hochzeitler und sonstigen Gäste meiner ansichtig, wurde ich auch schon mit Beschlag belegt, denn fast alle davon kenne ich mehr oder weniger gut. Mit einigen bin ich sogar etwas oder gut befreundet. Ehrlich gesagt hatte ich gar keine große Lust auf solch einen Oberschicht-Partytrubel, aber jetzt konnte ich mich nicht mehr verdrücken, ohne dass es unhöflich beleidigend ausgesehen hätte. Doch heute Abend und Sonntag war ich voll eingebunden, hatte durchaus auch eine Menge Spaß, kam deshalb jedoch überhaupt nicht mehr dazu, noch etwas für den Blog zu schreiben.

Typischerweise durfte ich diese Leute, die sehr viel Wert auf Diskretion legen, nicht fotografieren und auch nichts über sie schreiben. Einige Prominente aus Politik, Wirtschaft und dem Showbiz waren dabei und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass es wirklich ein schönes Party-Wochenende mit Niveau war, obwohl es gelegentlich hoch her ging. Das junge Hochzeitspaar, Ende der Zwanziger, ist reizend, sympathisch, und Montag gehen sie dann auf eine sechswöchige Hochzeitsreise, eine Luxus-Kreuzfahrt.

Montag und Dienstag hatte ich geschäftlich viel zu tun, hauptsächlich Börsenangelegenheiten und kam ebenfalls kaum zum Schreiben, Morgen muss ich weg und mich um andere Angelegenheiten kümmern. Darunter auch die Heidelberger Sache mit Theo, wie ich es ihm versprochen hatte. 

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