Deerfield, Florida: Intracoastal Waterway
Ortszeit: 22:03 | 25 Apr 2014
Der
„Atlantic Intracoastal Waterway“ ist eine 4.800 km lange Küstenwasserstraße
entlang der Atlantikküste und Golfküste in den Vereinigten Staaten. Er reicht
von Florida bis nach Boston in Massachusetts und dient sowohl kommerziellen
Zwecken als auch zur Erholung. Die Nutzung der Wasserstraße ist kostenlos,
kommerzielle Nutzer entrichten jedoch eine sogenannte Fuel Tax. Dank dieser
Verbindung konnten kleine Frachter und Binnenschiffe die gesamte Ostküste
hinauf und hinunter Waren transportieren, ohne hinaus auf den häufig
gefährlichen Atlantik zu müssen. Heutzutage wird die Wasserstraße
hauptsächlich von Sport- und Freizeitbooten, Sportlern, Anwohnern usw.
genutzt, da moderne Frachtschiffe einfach zu groß geworden sind.
Freitagmittag
holte ich Mandy vom Airport ab, da sie zu gerne mal einige Zeit auf dem
Trawler unterwegs sein wollte; der Unterschied zu einem Segelboot hat sie ja
schon mehrfach beschäftigt und so beschloss sie her zu fliegen. Natürlich ist
sie mir herzlich Willkommen, auch als Hilfe, denn die luxuriösen
Einrichtungen der Motoryacht sauber in Schuss zu halten, macht schon eine
ganze Menge Arbeit, ähnlich wie bei einer größeren Villa. Ich selbst bin ja
leider gesundheitlich gehandicapt und kann nicht mehr so viel tun; für Kelly
alleine ist das dann ganz schön viel.
Danach
hatte ich einen Termin mit den Anwälten und Mr. Dave, um die Übernahme des
Bootes auch rechtlich in „trockene Tücher“ zu bringen. Am frühen Abend kamen
dann er und seine etwas unscheinbare Frau Amber an Bord, um den versprochenen
Kurzurlaub anzutreten. Danach fuhren wir gleich ein Stück nordwärts Richtung
Deerfield und legten an einem privaten Anleger nahe von „Marina One“ an, wo
mir Dave ohne Mister, seinen guten, alten Freund Orson vorstellen wollte.
Dieser ist nämlich ein früh pensionierter Marine Architekt und Schiffbauer
und soll mir bei einigen geplanten Einbauten und Veränderungen am Trawler
helfen. Dave empfahl ihn mir sehr und deshalb will ich es mal mit ihm
versuchen.
Orson
ist ein sehr sympathischer Typ „guter Onkel“ und lebt mit seiner energischen
Frau Daisy, sowie Enkeltochter Ellen in einer typischen Florida Villa an
einem Kanal in einem ebenfalls typischen Villenviertel. Die gesamte Gegend,
genau genommen hunderte Kilometer der Ostküste von Florida, ist ja ziemlich
zugebaut mit manchmal schier endlosen Wohngebieten und teils unglaublich
pompösen Villen, fast schon Palästen, die meisten direkt an einem Kanal oder
einer Wasserstraße. Vermutlich Besitzen hier über 90% der wohlhabenden Amerikaner
irgendein Haus und sei es auch nur als gelegentliche Ferienwohnung. Eine
schier unglaubliche Ansammlung ungeheueren Wohlstandes mit ungehemmt
ausgelebtem Kapitalismus.
Orsons
„Hütte“ ist auch ziemlich beeindruckend und dürfte 3 – 5 Mio. gekostet haben;
ähnliche Häuser ziehen sich entlang unzähliger Kanäle, eines neben dem
anderen, so das man bei einem Spaziergang leicht zählen kann, an wie vielen
hundert Millionen an Sachwerten man vorbei gelaufen ist. Aber natürlich
„läuft“ hier niemand auf den Straßen, noch nicht mal die natürlich ebenfalls
unzähligen Hausangestellten, meist aus Lateinamerika! Man fährt! Auf Booten,
oder in Autos, oder lässt sich fahren oder hat sogar einen
Hubschrauberlandeplatz im Garten. Im Ernst: wer hier auf den Straßen läuft macht
sich gleich Verdächtig und wird ziemlich schnell von der Polizei oder eigenen
Sicherheitsdiensten überprüft und weg gebracht! *schiefgrins* Nun ja, so ist
das in vielen „reichen“ Gegenden Amerikas.
Übrigens
darf und werde ich aus ebendiesen Sicherheitsgründen keinerlei Fotos von
Haus, Bewohnern, Einrichtungen usw. zeigen; dass ist zwar nicht direkt
verboten und könnte ja auch gar nicht verhindert werden, doch wird es gar
nicht gern gesehen und macht man sich mit dem Knipsen von Umgebungsfotos sehr
unbeliebt. Selbst Google Maps hält sich in weiten bereichen daran und schickt
seine Kamerafahrzeuge nur selten in solche Gegenden und nur wenn es
durchgehende Verbindungsstraßen gibt.
Ok,
es gab eine ebenfalls sehr typisch amerikanische BBQ Garten- Grillparty am
natürlich ebenfalls obligatorischen, großen Pool; alles bildhübsch und Top in
Schuss gehalten von den nicht selten illegal und unterbezahlt schuftenden
Hausangestellten; Kapitalismus in Reinkultur eben und alle halten das für
völlig normal und Ok so…, nicht selten sogar die Ausgebeuteten selbst, die
meistens nur danach trachten irgendwie selbst Reich genug zu werden um dazu
zu gehören und andere Ausbeuten zu können. Ok, verglichen mit leider sehr
vielen, den meisten anderen Weltgegenden, geht es hier dennoch
vergleichsweise zivilisiert zu. Niemand kann so einfach seine Angestellten
prügeln und die Hausmädchen vergewaltigen, sonst wird er verhaftet und muss
auch mit sehr harten Strafen rechnen, vorausgesetzt natürlich irgendjemand
zeigt es überhaupt an. In bedauerlicherweise vielen Staaten dieser Welt sieht
das ganz anders aus; dort können die Haus-„Herren“ und „Herrinnen“ fast tun
was sie wollen, inklusive foltern, umbringen, quälen und 20 Stunden täglich
sogar Kinder zur Arbeit zwingen und anderen Schweinereien… und das alles
geschieht tagtäglich unzählige Male ohne das es irgend jemand kümmern würde!
Verglichen damit leben die Armen und Ausgebeuteten hier recht gut!
Wir
unterhielten uns also ausgiebig und beim gemütlichen futtern von frisch
gerillten Köstlichkeiten; Orson war interessiert und wird mir probeweise mal
einige Pläne ausarbeiten und ich hatte den Eindruck das er sehr kompetent
arbeiten wird. Ansonsten amüsierten wir uns vor allem auch über Dave; dieser
geschäftlich so „knallharte Hund“ hat nämlich eine sehr lustige Seite und
einen butterweichen Kern… und seine Patentochter Ellen, ein bildhübsches,
sehr süßes Mäuschen von 12 wickelte ihn nach belieben kinderleicht um den
Finger, so dass er quasi nach ihrer Nase tanzte; das war sehr lustig zu beobachten
und brachte uns häufig zum grinsen oder lachen.
Mandy
und Kelly wären auch gerne noch ein bisschen tanzen gegangen; Disco, Party
usw., was junge Leute halt gerne tun und deshalb gingen, nein fuhren, Dave
und ich noch mit ihnen in die entsprechende Gegend. Ich bin mir ziemlich
sicher dass ich sie ohne größeres Risiko auch hätte alleine ausgehen lassen
können, aber na ja; vor allem Dave schien mir ganz froh zu sein noch ein
bisschen raus zu kommen und bei etwas Nightlife seine beeindruckende Männlichkeit
ausleben zu können. Seine Amber ist offenbar eine kluge, intelligente Frau
mit Tiefgang und wird sichtlich von ihm geradezu vergöttert; doch irgendwann
ist ja immer etwas „die Luft raus“ und leben Paare eher neben einander her
als richtig zusammen; sie beschäftigt sich wohl lieber Intellektuell und
ruhiger, während er voller Saft und Kraft noch gerne „lebt“ und auch mal ein
bisschen die Sau raus lässt. *grins*
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