Ägäis: Segelvergnügen Tag #2


 

Ägäis: Segelvergnügen Tag #2

Freitag, 20. März 2015

Ach Europa und die Ägäis…, ich liebe es! In meiner Achterkabine schlief ich sanft geschaukelt von den typischen, kleinen Bewegungen einer nicht stabilisierten Rundspant Segelyacht herrlich, wie ein Kind in Mutters Schoss! *smile*
Die USA möge es mir vergeben, aber nichts dort kann vergleichbar dem mediterranen Lebensgefühl hier sein, was natürlich auch daran liegt, dass ich ein Europäer mit Herz und Seele bin! Gerade die Ägäis, hier zwar im türkischen Teil, ist mit der griechischen Kultur ja gewissermaßen die Wiege unserer Kultur und ich liebe diese Lebensart über alles!
Würde mir ein Arzt sagen: „Herr Steve, ab sofort müssen sie den Rest ihres Lebens auf einem Segelboot in der Ägäis verbringen, oder sterben wenn sie das Gebiet verlassen!“ Würde ich ihm glücklich antworten:
„Oh Toll, Dankeschön!“ *grins*
Ok, damit ist wohl genug darüber gesagt wie gerne ich hier bin?!
Wir frühstückten im Cockpit vor Anker in der schnuckeligen Bucht vor Güvercinlik und plauderten erst mal über alles möglich. Die BELLIWONA ist bereits vollständig Seeklar ausgerüstet und alles notwendige ist an Bord; sogar meine Klamotten von 2013, von welchen noch fast alles frisch gewaschen und gebügelt wunderbar tragbar ist und gut ausschaut. 

Gunther konnte wahrscheinlich früher segeln als er laufen lernte, hat also sogar noch deutlich mehr Erfahrung als ich; auch er liebt gemütliche, altmodische Rundspant Langkiel Boote und ist somit perfekt für meine alte Lady geeignet. Wie schon gestern erwähnt ist Marie fast zwei Jahre an Bord mit meinem Bruder gesegelt, kennt also auch alles genau und freut sich sehr, ihrer doch verflixt kalten Heimat mal wieder entkommen zu können. Beide lieben ebenfalls den mediterranen Lebensstiel und speziell die Ägäis.
Die süße Olivia / Olli / Livi / Livia, ich entschloss mich sie Livia zu rufen, weil mir das einfach am Besten gefällt, erlebt das alles zum ersten mal. Schon zehn Tage hier staunt sie immer noch viel, wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum und scheint wirklich ein liebes, fleißiges Mädel zu sein. Sie ist eine hübsche deutsch- Polin, also auch väterlicherseits etwas katholisch geprägt und ein Küstenkind der Ostsee. Ich beschloss sie mir heute noch etwas genauer anzuschauen und ihr ein bisschen auf den Zahn zu fühlen. Schließlich will / soll sie nun Wochenlang mit uns umher segeln und wie ich es früher schon mal ausführlich beschrieben habe, sollte man sich Mitsegler auf einem relativ kleinen Boot wirklich sorgfältig aussuchen. Viele haben völlig falsche Vorstellungen von so etwas und dann kommt es unterwegs zu unschönen Frustsituationen und / oder Streit.
Da sie nun schon seit zwei Jahren von Gunther in einer Jugendsegeln Gruppe ausgebildet und für „gut geeignet“ befunden wurde, gehe ich mal davon aus das es keine Probleme mit ihr geben wird. Aber als nun verantwortlicher Skipper an Bord, möchte ich es schon genau wissen und mir ein eigenes Urteil bilden!
Es ist übrigens, geprägt von unserer Gleichberechtigungskultur im normalen Leben, auch ein weit verbreiteter Fehler vieler Gelegenheits- / Urlaubs- Skipper, solche Dinge nicht so ernst zu nehmen und sich eher wie ein Freund der Mitsegler aufzuführen, als wie ein verantwortlicher Schiffsführer. Die Gründe dafür sind verständlich und nachvollziehbar…, aber Sorry, FALSCH!
Natürlich soll sich kein Skipper als diktatorischer Mr. Superwichtig aufführen! Aber: ein Boot mit anderen Menschen zu führen, ist kein Kinderspiel! Es kann schnell und leicht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod gehen, auch bei ganz gemütlichem Urlaubssegeln! UND für wirklich ALLES an Bord ist letztlich nur Einer voll verantwortlich, der Captain natürlich! Es gibt keine Entschuldigungen wenn etwas passiert ist, Boot oder Menschen zu Schaden gekommen sind! Egal wie gut und freundlich man es eigentlich gemeint hat, man niemanden beleidigen oder unangenehm auf die Füße treten wollte…, wenn etwas passiert, ist der Skipper dafür immer Hauptverantwortlich! Ausreden gibt es nicht! Punkt, Ausrufezeichen!
Wenn der Skipper dies zu Beginn einer Crew ruhig und genau erklärt und auch sehr deutlich macht was genau dies bedeuten kann, dann gibt es nur zwei Reaktionen: diejenigen welche deutlich zu verstehen geben das sie dies auch wirklich begreifen und sich dementsprechend verhalten wollen, sind willkommen, auch wenn es später vielleicht doch mal etwas Streit und Diskussionsbedarf gibt; wir sind ja alle nur Menschen! Besteht keine unmittelbar Reaktionen und somit Gehorsam erfordernde Notsituation, kann man etwas auch mal ausdiskutieren.
Wer aber schon von Anfang an trotzköpfig oder sonst wie zeigt, eigentlich nicht an Bord zu „passen“, den nimmt man am Besten gar nicht erst mit, denn es wird garantiert nicht gut gehen und nur viel unnötigen Ärger verursachen!
Ok, wir überlegen noch, ob wir heute gleich weiter segeln oder nicht doch weitere Zeit in dieser hübschen Bucht verbringen? Von der Umgebung haben auch die schon seit zehn Tagen hier befindlichen nicht viel mitbekommen. Ein immerhin gut 50 Fuß Boot nach langer Standzeit an Land Seeklar für Langfahrt zu machen, das erledigst du nicht mal eben so nebenher! Ergo waren sie fast ausschließlich mit der BELLIWONA beschäftigt und lernten nur ein bisschen die nähere Hafenumgebung kennen.
Schaun wir mal…





-Steve          Mehr / More Pics >>>      

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Türkei, Ägäis: Segelvergnügen / sailing pleasure

 

Türkei, Ägäis: Segelvergnügen / sailing pleasure

Donnerstag, 19. März 2015

Endlich! Endlich mal wieder auf einem ganz normalen Segelboot und zwar meiner allerersten Yacht, meiner geliebten, alten Dame BELLIWONA! *freu*
Ihr erinnert euch noch? Ende 2013 musste sie wegen starkem Osmose Schaden für längere Zeit an Land zum vollständigen austrocknen / ausgasen des GFK Rumpfes, ansonsten wäre der Schaden irreparabel geworden.
Wegen der ganzen Ereignisse um und mit Jenny und der DRAGON im letzten Jahr, hatte ich mich um meine ´89er Liebe nicht kümmern können und lag sie nun rund 1,5 Jahre an Land, was ihr natürlich nicht geschadet hat. Mit den ganzen Wartungs- und Erneuerungsarbeiten der hiesigen Werft, ist das alte, schwerfällige Mädchen, eben eine echte S Rundspant Langfahrt Yacht, wieder in sehr gutem Zustand.
Bereits seit 10. März arbeiten Marie, Olivia und Gunther am wieder voll ausstatten, ausrüsten und seeklar machen der BELLIWONA. Sie befindet sich schon in ihrem Element und liegt in einer kleinen Bucht bei Güvercinlik / Muğla, nördlich von Bodrum. Die Drei leidenschaftlichen Segler haben gute Arbeit geleistet, so dass ich eigentlich nur noch das Kommando übernehmen muss, schon können wir gemütliche Segelfreuden in der Ägäis erleben. Um diese Jahreszeit so früh im teilweise auch hier noch ziemlich kühlen bis kalten Frühling, ist noch ziemlich wenig los und hat man manche im Sommer völlig überlaufene Ecke ganz für sich alleine.
Da von „meinen“ Mädels in Austin keine weg kann, außer Jenny, für welche aber „einfaches“ Segeln auf einem einfachen Boot, als Glamour gewöhnte Beauty nicht gerade das Richtige ist, hatte ich eigentlich geplant: gemütliches Männer / „Altherren“ Segeln der altmodischen Art, mit zwei alten Freunden. Das wäre mal wieder eine nette Erholung von all dem Weiberkram gewesen! *grins*
Leider klappe das nicht, weil ein Freund unabkömmlich war und der andere, Gunther (genannt Gunni) seine „Trainingstochter“ Olivia (genannt Olli oder Livi) mitbringen wollte. Das Mädel hat eine Art Ersatzvater Verhältnis zu ihm als Freizeit Trainer einer Segelschulen Jugendgruppe. Sie soll sehr talentiert und eine leidenschaftliche Seglerin sein, ist aber noch nie aus der Küstenbucht ihrer Heimat in der Ostsee heraus gekommen. Sie würde aber so gerne mal echtes Hochsee- und Fahrtensegeln kennen lernen, weshalb sie unbedingt mit wollte und Gunni ebenfalls meinte es wäre gut für ihre weitere Entwicklung. Marie kennt ihr vermutlich noch; die bildschöne, Kälte gewohnte Norwegerin segelte ja bereits mit meinem Bruder fast zwei Jahre auf der BELLIWONA mit, kennt meine alte Lady also fast besser als ich in und auswendig; somit ist sie Ideal geeignet das Boot wieder voll auf- und auszurüsten, wofür ich keine Zeit hatte.
Nun gut, Olli / Livi kenne ich nicht, aber mit den anderen Beiden wird es gute Bordkameradschaft und schönes Segeln werden; Gunther versicherte mir, dass Olivia auch keine Probleme machen und trotz ihrer Jugend eine tolle Mitseglerin sein wird. 
Was mich angeht… *grins*: Jenny lachte nur darüber und meinte ich wolle ein paar Wochen die Flucht in mein altes Leben „vor ihr“ antreten. *schmunzel* Völlig unrecht hat sie damit fraglos nicht. nachdem wir in Austin jetzt soweit alle gut geregelt und ein neues Heim aufgebaut haben, freue ich mich sehr auf ganz altmodisches, einfaches Seglerleben, wie ich es doch immer so gerne gemacht habe. Also wünschte sie mir herzlich mit einem anstrengenden Liebesfest viel Spaß. Klug und vernünftig wie sie nun mal ist, wusste sie genau das das Leben auf einer kleinen Segelyacht wie der BELLIWONA absolut nichts für sie wäre und es deshalb nur Frust gäbe, würde sie mitkommen.
Außerdem, dass sollte man auch ganz klar, ruhig und vernünftig sehen: seit über einem halben Jahr „klebten“ wir nun fast ununterbrochen heftig verliebt aneinander. Egal wie groß die Liebe ist und wie fantastisch gut sich ein Paar versteht…, es schadet einer gesunden Beziehung absolut nicht, wenn einer ohne den /die Andere auch mal einige Zeit sein eigenes Ding macht! Im Gegenteil: wenn man immer nur (zu) nahe beieinander sozusagen „aufeinander“ hockt, tut das einer Partnerschaft auf Dauer meistens gar nicht gut!
Also bleibt sie als „Oberkommandierende Chefin“ der Girls- Power Truppe Mandy, Saria, Claire und Jenny himself, in Austin; vermutlich hat sie die Stadt komplett bezirzt und unter ihre Kontrolle gebracht, wenn ich in einigen Wochen zurück komme! *lach*
5.730 nautische Meilen oder 10.612 km Luftlinie sind es von Austin bis zum kleinen Airport Imsik. Also ca. 12 Stunden Direktflug bei typischen Mach .85 auf FL 400. Die Gulf GV Clubjet schaffte es in 11 Stunden 40 Minuten ohne Zwischenstopp; da ich während des Fluges gut schlafen konnte, kam ich einigermaßen Erholt am heutigen Donnerstag Morgen an.


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