#03 Puerto Vallarta Mexiko nach Griechenland
Sonntag,
3. Juli 2016
In der
Nacht auf Sonntag war ein heftiges Gewitter mit tropischen Regengüssen
durchgezogen; viel dramatischer Blitz und Donner verursachte bei trotzdem nur
schwachen Wind und über 30° Lufttemperatur aber nur eine herrlich duftende
Reinigung und Erfrischung der Luft, sowie eine etwas romantische Stimmung.
Noch
während wir frühstückten erreichte mich ein „dringender“ Anruf von Rene aus
Griechenland; ihm und Viki hatte ich schon über ein Jahr meine geliebte, alte
Langfahrtyacht BELLWONA überlassen, die dort seit Jahren kreuzt.
Rene ist
ein alter Freund und sehr erfahrener Segler aus Deutschland, dem ich die alte
Lady bedenkenlos anvertrauen konnte. Doch nun hatte er vor knapp drei Wochen
einen Segelunfall, bei welchem er sich die links Schulter übel verletzte.
Sein Fehler war das nicht gleich richtig behandeln zu lassen, so das es immer
schlimmer wurde. Inzwischen kann er kaum noch den linken Arm bewegen und hat
keine Kraft mehr in der Hand.
Ergo
bleibt ihm nichts anderes übrig als Heim zu fliegen um sich operieren und
richtig gut behandeln zu lassen, denn so behindert kann er natürlich nicht
die Aufgaben erledigen, welche auf einem Segelboot nun mal unvermeidlich
notwendig sind! Deshalb bat er mich nun ihn durch jemand anderen zu ersetzen;
Viki kann sich nicht genug alleine um das Boot kümmern, dazu ist sie auch
nach über einem Jahr an Bord einfach noch nicht geeignet.
Tatsächlich
wäre es kein Problem für mich, ihn kurzfristig durch einen anderen
zuverlässigen Skipper zu ersetzen, doch…, nach einem Jahr Road Trip an Land
vermisse ich mein so geliebtes Seefahrerleben doch sehr!
Spontan
kurz entschlossen entschied ich mich selbst hin zu fliegen und mal wieder
einige Zeit auf meiner alten Lady BELLIWONA, meiner allerersten
Langfahrtyacht aus den 80er Jahren, im schönen, auch geliebten Griechenland
zu verbringen. *freu*
Mandy
schmunzelte bereits über meine sichtliche Vorfreude und lachte mich fast aus,
meinte frech:
„Ich
wusste sofort das du selbst rüber fliegen wirst, haha!“
Dafür
patschte ich dem lieben Frechdachs kräftig auf die beachtlichen Pobacken in
einem sexy Bikini und wir begannen lachend mit der schneller Organisation
meine Reise, wozu auch Heimatsekretärin Gigi, respektive Claire eingesetzt
wurden. An sich ist das kein Problem und relativ schnell zu machen.
Mit der
verwundert- überraschten Julia sprach ich ausführlich darüber ob sie mit mir
mitkommen, oder lieber mit Dee hier bleiben, oder mit Mandy zu Jenny nach
Austin fliegen wolle. Damit sie dies auch für sich selbst richtig entscheiden
konnte, erklärte ich ihr noch ausführlich die Unterschiede zwischen einem
Küstenausflug auf Neils schicker Motoryacht hier und dem Leben auf einem
Langfahrt- Segelboot welches praktisch immer mehr oder weniger stark
„wackelt“, also im Seegang rollt und stampft, respektive mit Schräglage
unterwegs ist.
Die süße
Landratte hat zwar absolut keine Ahnung davon, ist aber nicht doof und
verstand durchaus so einigermaßen was da anders ist. Sie wurde ja schon auf
Neils gut stabilisierter, schneller Motoryacht relativ leicht Seekrank.
Deshalb war sie ein bisschen hin und her gerissen von dem Wunsch an meiner
Seite zu bleiben, aber nicht wirklich auf so ein Segelboot zu wollen.
Nun hat
sie aber auch Jenny und Mandy gut kennen gelernt, vertraut ihnen genauso wie
mir und die Drei kamen bestens miteinander aus, mögen sich sehr usw.; deshalb
entschloss sie sich dann doch lieber mit Mandy, wenn deren Urlaub kommende
Woche endet, nach Austin zu fliegen, was ihr sicherlich auch gut tun wird.
Natürlich
hätte ich Julia auf jeden Fall mitgenommen, wenn sie Angst gehabt hätte sich
von mir, ihrem „Retter“ *grins* zu trennen. Aber ich schrieb ja auch schon
mehrmals darüber, das es für diese so sanftmütige, junge, mädchenhafte Frau
eigentlich genau das richtige wäre, in unserem Haus in Austin mit den
fantastischen, klugen Powerfrauen um Jenny zu leben. Ein richtiges Zuhause
mit Haushund- Chefin Shari, anderen Haustieren, Haus, Grundstück und guten,
vorbildhaften Menschen um sich herum…, da kann sie sich vertrauensvoll ohne
Angst weiter entwickeln und vielleicht sogar doch noch mal irgendetwas
vernünftiges lernen, um ein zumindest einigermaßen selbstständiger Mensch zu
werden.
Gut das
wäre also auch geklärt und es folgte noch ein langes Telefonat mit Jenny in
Austin darüber. Die restlichen Vorbereitungen waren schnell abgeschlossen und
am Nachmittag faulenzten wir in der Villa, verabschiedeten uns natürlich noch
ausführlich ganz lieb schon mal voneinander, dann brachten mich die Girls zum
Flughafen.
Am Abend
startete mein ewig langer Nachtflug zum Flughafen Aktio am Ambrakischen Golf
in West Griechenland. Ich verschlief einen erheblichen Teil des Fluges und
landete Sonntag am späten Nachmittag im schönen, geliebten Griechenland, der
„Wiege europäischer Kultur“. *smile*
„Ambrakischer Golf
Der Ambrakische Golf ist ein Golf des
Ionischen Meeres im Nordwesten Griechenlands, zwischen den Regionen Epirus
und Westgriechenland. Wikipedia“
Strahlender
Sonnenschein mit 28° und eine ebenfalls strahlende Viki begrüßten mich, nach
längerer Zeit mal wieder auf europäischem Boden. Ach geliebtes Griechenland,
wie schön mal wieder hier zu sein! *freu*
Rene
guckte etwas verlegen, weil er sich auf seine Art ohne Ausreden selbst dafür
verantwortlich machte, sich nicht in ordentliche Behandlung begeben zu haben;
so als wolle er sich wortlos dafür entschuldigen, das ich deshalb wegen
seinem Fehler herkommen musste. *schmunzel*
Dabei
freute ich mich doch wirklich über diesen Anlass, den Road Trip auf dem
amerikanischen Doppelkontinent zu unterbrechen und endlich mal wieder mein so
geliebtes Seefahrerleben zu genießen! So ist Rene halt: ein sehr
bodenständiger, zuverlässiger, grundehrlicher, verantwortungsbewusster und
kompetenter Mensch. Seinen Arm trug er in einer Schlinge und sein Gesicht
verriet mir, das er auch ziemliche Schmerzen haben muss. Sein Flieger in die
Heimat geht morgen.
Da der
Flughafen auf einer Landzunge zwischen offenem Meer und Golf liegt, die 3 km
Startbahn nimmt die gesamte Breite ungefähr in der Mitte ein, dümpelte die
BELLIWONA direkt davor an der Golfküste, so das wir mit dem Beiboot
schnurstracks an Bord gehen konnten. Schon diese relativ simplen Handlungen,
in ein wackeliges Beibötchen steigen und dann an Bord der Yacht klettern,
sind mit nur einem nutzbaren Arm ein schwieriges Unterfangen.
Wir
gingen erst mal Anker auf und tuckerten östlich in den Golf, um am vorigen,
ruhigen und ungestörten Ankerplatz weit genug weg von Airport und nahe eines
winzigen, pittoresken, typisch griechischen Küstendorfs liegen zu bleiben.
Dort machten wir es uns erst mal bequem, nahmen einen Imbiss und Drinks und
plauderten natürlich ausführlich über all die Erlebnisse der letzten Monate.
Vor schon
wieder gut einem Jahr, ich glaube es war der 15. Mai 15 verlies ich die
BELLIWONA und Viki, die sich damals noch nicht sicher war ob sie überhaupt
länger an Bord bleiben wollte. Damals redeten wir noch vom „vielleicht den Sommer über“, aber sie
hat mit Rene sogar in Griechenland an Bord überwintert, was selbst für
erfahrene Langfahrtsegler ganz schön ungemütlich werden kann.
„Also
gefällt es dir doch so gut, das du länger geblieben bist… und noch länger
bleiben möchtest?“ Fragte ich Viki lächelnd.
„Sehr
gerne, wenn du nichts dagegen hast. Irgendwann muss ich natürlich zurück und
werde mir ein normales Landleben aufbauen, aber eilig habe ich es damit
nicht!“ Lachte die reizende junge Frau mit der tollen Figur. Sie ist ein
fleißiger, cleverer, zielbewusster Mensch und…, ach ihr könnt ja über sie
nachlesen, wie ich sie damals beschrieben habe. Blog
Viki >>>
„Ich bin
etwas überrascht das du sogar über den Winter an Bord geblieben bist.“
„Ach
weißt du, für eine Nordrussin wie mich, ist Winter in Griechenland fast schon
wie ein Sommerurlaub haha.“ Lachte sie amüsiert.
Wir
nahmen einen leichten Abendimbiss und Rene erzählte wie er bei einem
Wendemanöver den Großbaum voll auf die Schulter bekommen hat. Was zunächst
nur nach einer bald selbst wieder heilenden, stärkeren Prellung ausgesehen
hat, macht ihm jedoch immer größere Probleme. Also ist vermutlich innen drin
irgendwas stärker verletzt worden als gedacht, vielleicht ein Knochen
angesplittert und das sorgt jetzt für eine Entzündung die sich verschlimmert.
Was auch
immer, wir sind ja keine Ärzte und können ihn auch nicht richtig untersuchen.
Jedenfalls kann er inzwischen weder den linken Arm noch die Hand benutzen, hat
immer stärker werdende Schmerzen und muss somit baldmöglichst in gute
Behandlung.
Es macht
wohl eher wenig Sinn es erst mal bei einem örtlichen Arzt zu versuchen; am
besten fliegt er zurück nach Deutschland und begibt sich gleich in kompetente
Hände, hat die umfassende Versorgung des deutschen Gesundheitssystems und
seine Familie in der Nähe!
Am Abend
gingen Viki und ich noch mal an Land und in dem winzigen Küstendorf etwas
essen; Rene blieb an Bord und schonte sich. Eine richtige Taverne gibt es
nicht in dem Dorf, aber eine ältere, verwitwete Frau bietet in ihrer großen
Küche und auf der davor liegenden Terrasse einfache Bauerspeisen und guten
Landwein für Einheimische und die wenigen, sich gelegentlich hierher
verirrenden Touristen an.
Nach
Sonnenuntergang setzte das Griechenland typische, manchmal sehr laute Grillen
oder Zikaden Konzert ein. Der Mond und die Sterne funkelten romantisch vom
nur leicht bewölkten Himmel und nur schwache Beleuchtung aus dem Haus und von
wenigen Terrassen Lampen tauchten unseren Platz um einen kleinen Tisch in
malerisches Licht.
Außer uns
waren nur noch drei Dörfler und ein älteres Touristenpaar hier. Es herrschte
eine total ruhige, gemütliche Stimmung in welcher man sich ein bisschen wie
im Traum fühlte. Angenehme 25° und eine recht stark spürbare Seebriese
sorgten ebenfalls für allgemeines Wohlbefinden. Wir lächelten uns an und
plauderten über dies und das; dann fragte ich.
„Ich
nehme mal an du bist im Laufe des letzten Jahres mit Rene intim geworden? Ich
meine nur, du sollst nicht denken jetzt wieder zu mir ins Bett kommen zu
müssen!“ Lächelte ich.
„Es ist
nett von dir an so was zu denken; typisch Steve haha! Aber darüber musst du
dir wirklich keine Gedanken machen. Klar hatten wir auch Sex, bei dem engen
zusammenleben an Bord. Aber Rene und ich mögen uns nur als befreundete
Bordkameraden, war das die richtige Bezeichnung? Wir sind kein Paar, passen
nicht zusammen und akzeptieren das Beide, verstehst du?“ Antwortete Viki
völlig locker.
„Ok
verstehe; meintest du Bordkameraden? (sie nickte) Ja das war das richtige
Wort; dein deutsch ist inzwischen wirklich sehr gut geworden. Also dann
kriech einfach zu dem ins Bett wie du willst oder schlafe alleine. Ich wollte
nur klarstellen das du nicht….“
„Ach hör
auf du Trottel… hahaha!“ Unterbrach sie mich weiblich- pragmatisch lachend
und sichtlich sehr amüsiert. „Natürlich komme ich in dein Bett, was denkst du
denn?!“
„ich habe
schon vor langer Zeit damit aufgehört bei Frauen irgendetwas denken oder
verstehen zu wollen!“ Grinste ich breit.
„Sagst
gerade du… hahaha!“ Lachte mich Viki noch mehr aus und sah dabei verflixt
bezaubernd aus.
Vom ewig
langen Flug war ich trotz des unterwegs schlafen doch ziemlich geschlaucht,
weshalb wir bald in der Achterkabine ins Bett gingen und nur noch ein knappes
Stündchen sozusagen gemütlich Liebe machten. E war trotzdem sehr schön und
Viki spürbar gefühlvoller als ich es bei ihr erwartet hätte.
Montag & Dienstag, 5. Juli 2016
Nachdem
wir Rene Montag früh zu seinem Zubringerflug an den Airport gebracht und
verabschiedet hatten, ging es mir vor allem erst mal um langsames,
gemütliches akklimatisieren im schönen Griechenland. Deshalb verlegten wir
gleich wieder bei schönstem Sommerwetter an einen ähnlich ruhigen,
gemütlichen Ankerplatz tiefer im Golf.
Was für
eine herrliche Gegend, die mir auch beim zurück angewöhnen von „Seebeinen“
ideal helfen kann. Der zur offenen See hin nur durch eine sehr schmale
Zufahrt zugängliche Golf ist eigentlich mehr eine flache Lagune mit natürlich
viel ruhigerem Wasser als „draußen“.
Trotzdem
baut sich auch hier ein gewisser Windschwell auf, welcher für Wellengang und
ein rollendes Boot vor Anker sorgt; nur eben viel geringer als in einer
offenen Seebucht. So kann ich mich in aller Ruhe langsam wieder daran
gewöhnen auf einem sich ständig bewegenden Boot zu leben.
Ich hatte
zwar noch nie größere Probleme mit der Seekrankheit, aber nach gut einem Jahr
an Land verliert jeder doch seine Seebeine und muss sich erst wieder
eingewöhnen. Seekrankheit ist im Grunde nichts anderes als eine durch das
rollen und schwanken verursachte Gleichgewichtsstörung, was zu sehr
unangenehmer Übelkeit führen kann, welche Erbrechen verursacht. Das wiederum
führ zu gefährlicher Dehydration wenn man nichts mehr bei sich behalten kann,
noch nicht mal mehr Flüssigkeit..
Bei mir
war es nie sehr schlimm; manche Menschen haben kaum Probleme mit der
Seekrankheit, andere wiederum sind so empfindlich das es wirklich sehr übel
werden kann. Seekrankheit ist wirklich kein Spaß und kann selbst gestandene
„harte“ Männer in jammernde Häufchen Elend verwandeln. Und bei zu langer und
starker Dehydration kann es sogar Lebensbedrohlich werden.
Insofern
ist dieser Golf also ideal zum wieder eingewöhnen und auch sonst ist es ein
wunderschönes, interessantes Fleckchen Erde mit sehr viel Geschichte.
„Der Ambrakische Golf war Schauplatz
verschiedener Seeschlachten, darunter die Schlacht bei Actium 31 v. Chr., die
Schlacht von Olpai 426 v. Chr.
während des Peloponnesischen Krieges, und die Seeschlacht von Prevesa 1538 zwischen
einer osmanischen und einer christlichen Flotte.
6 km nördlich von Prevesa lag die antike römische Stadt Nikopolis.“ Wiki >>>
Für einen
Griechenland- und Geschichts- Liebhaber wie mich also perfekt! Ich beschloss
es hier mal wieder ganz ruhig angehen zu lassen, nachdem in Mexiko an Land
die letzten Monate doch ziemlicher Trouble herrschte. Einer der Vorteile des
Lebens auf einer Yacht, die nicht direkt am Kai eines Hafens oder einer
Marina liegt, ist ja auch das nicht einfach so jemand vorbei kommen kann.
Ein
bisschen mehr ungestörte Einsamkeit, wenn man es so nennen kann, würde mir
mal wieder ganz gut tun. Nicht mehr so viel Party an Land mit vorwiegend
jungen Leuten, wie in den letzten Monaten mit dem Wohnmobil in Mexiko. Das
war eine schöne Zeit in welcher auch ich viel Spaß hatte, aber jetzt sehnte
ich mich wirklich nach wenigstens ein paar Wochen gemütlicherem und ruhigerem
Bordleben, werde möglich bevorzugt vor Anker und nicht in Häfen / Marinas
liegen.
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