#22.03.08 Krieg, Ukraine, Lviv, Lemberg
Lwiw ist
eine Stadt mit gut 721.000 Einwohnern im Westen der Ukraine, rund 70 km
von der polnischen Grenze entfernt. Spuren ihrer polnischen und
österreichisch-ungarischen Vergangenheit sind an der Architektur zu erkennen,
die mittel- und osteuropäische sowie italienische und deutsche Stilrichtungen
vereint. Im Park der Hochburg auf dem Berggipfel liegen die Ruinen einer Burg
aus dem 14. Jahrhundert und bieten Panoramablicke auf die Kirchen der
Stadt mit ihren grünen Kuppeln sowie die umliegenden Hügel.
Ein
eisiger Morgen mit -4° und nebligem Dunst, durch welchen aber bereits die
Sonnenscheibe knapp über dem Horizont zu erkennen war, begrüßte mich bei
genüsslichen paffen der ersten Zigarette. Da ich nur einen warmen Bademantel
übergezogen hatte, bibberte ich dabei ganz schön auf der kleinen Veranda
unserer Rundholz- Blockhaus Datscha Hütte, oder wie immer man das genau
nennen mag. Die Kälte machte aber auch schnell schön munter und die Luft war
herrlich frisch und sauber.
Das
Blockhaus gehört einem Geschäftsfreund von Jevgenij, der. uns gestern Abend
hierher gebracht hatte. Die Besitzer sind längst nach Polen geflüchtet, wie
so viele Ukrainer; Schätzungen sprechen inzwischen von etwa 1.7 Mio. ins
Ausland geflüchteter. Schön gelegen in einem Wäldchen außerhalb von Lemberg,
nahe einem kleinen See, sicherlich vor allem im Sommer ein nettes Plätzchen
zum entspannen.
Boris und
der Bodyguard waren auch schon wach und joggten sogar mit viel Energie umher,
um sich Topfit zu halten. Beide sind sehr durchtrainierte, sehr starke
Kämpfertypen; aber nicht wie diese ‚überzüchteten’ Bodybuilder voller
Steroide’ Sorte, sondern wie ehemalige Soldaten von Spezialtruppen, wo sie
gelernt haben stets in Topform knallhart so fit zu sein, dass sie über Tage
so leistungsfähig bleiben, wie es normale Menschen noch nicht mal Stunden
durchhalten würden.
Nastya
kam gerade aus dem Badezimmer, als ich zitternd schnell wieder rein in die
Wärme ging und wir begrüßten uns mit freundlichem Gruß. Sie ist offensichtlich
auch so eine genetisch kälteresistente Russin, denn sie trug nur einen
erstaunlich dünnen Überwurf und unübersehbar nichts sonst darunter, außer
ihre sehr schlanken, weiblichen Formen mit süßen, relativ kleinen Brüsten.
Als Mann kann man so etwas unmöglich übersehen. *grins*
Sie
machte sich gleich an die Zubereitung eines kräftigen Frühstück und Cafe aus
einem teuren Vollautomaten, den ich genüsslich schlürfte und der mich
innerlich aufwärmte. Natürlich checkten wir auch gleich die Nachrichten- und
Kriegslage, aber es gab nichts wesentlich Neues was uns hier in Lemberg
sorgen machen müsste. Die Kämpfe um die Vororte von Kyiv intensivieren sich
ständig und einiges deutet darauf hin, dass die Russen bald einen größeren
Angriff auf die Hauptstadt starten könnten. Ansonsten bombardieren und
schießen sie mit ihrer weit überlegen Militärmacht, nach wie vor gnadenlos
alles Platt; auch zivile Wohngegenden usw.
+++ 04.05 Uhr: Nach Angaben der ukrainischen Armee hat Russland
begonnen, Ressourcen für den Sturm auf die ukrainische Hauptstadt Kiew
zusammenzuziehen. Das geht aus dem Bericht des Generalstabs hervor, der in
der Nacht zu Montag auf Facebook veröffentlicht wurde. Russische Truppen
versuchten gleichzeitig, die volle Kontrolle über die kurz vor Kiew liegenden
Städte Irpin und Butscha zu erlangen. Von dort sind es nur mehr wenige
Kilometer zur nordwestlichen Stadtgrenze.
Russische Einheiten wollten sich zudem einen
taktischen Vorteil verschaffen, indem sie die östlichen Außenbezirke Kiews
über die Bezirke Browary und Boryspil erreichten, hieß es weiter. Der Berater
des ukrainischen Innenministers, Wadym Denysenko, sagte laut der ukrainischen
Internetzeitung „Ukrajinska Prawda“ in einer Live-Fernsehsendung am
Sonntagabend, auf Anfahrtswegen nach Kiew habe sich eine recht große Menge an
russischer Ausrüstung und Truppen angesammelt. „Wir gehen davon aus, dass der
Kampf um Kiew die Schlüsselschlacht der nächsten Tage ist.“+++
Lecker
gestärkt gingen Nastya und ich zunächst zu einer weiteren, nicht weit entfernten
Datscha, in welcher derzeit unbegleitete Flüchtlingskinder, von liebevollen
Betreuern mit Unterkunft und guter Nahrung versorgt werden. Psychologische
Betreuung gibt es auch, denn für Kinder sind Bombenangriffe,
Raketeneinschläge, Zerstörung und der Anblick von Toten, natürlich ein
Schock. Schlimm genug was Kinder in vielen Krisengebieten der Welt so oft
erleben müssen. Das ein Riesenarschloch von Möchtegerne Zar- Diktator im
Jahre 2022 nun auch noch einen brutalen Krieg in Europa losgetreten hat, um seine
machtgeilen Großmachträume umzusetzen, ist einfach furchtbar. *seufz*
Nastya
beschäftigte sich herzallerliebst mit den Kindern, während ich mit der
Leiterin der Einrichtung besprach, was sie brauchen und schon mal eine
ordentliche Geldspende da lies. Von meinen Helferfreunden im Westen kam die
Mitteilung, das vier weitere, mittelgroße LKW mit Hilfsgütern auf dem Weg
sind; hauptsächlich medizinische Hilfsgüter, Medikamente, Verbandsmaterial,
Hygieneartikel und solche Sachen; aber auch gerade für Kinder Spielsachen,
Obst und Gemüse für eine gesunde Ernährung.
Ich
überlegte doch noch nicht ganz in den Westen zu gehen und zunächst hier in
Lwiw bei der Organisation und dem Weitertransport zu helfen. Das und
Ähnliches machen übrigens auch viele Helfer und professionelle
Hilfsorganisation aus dem Westen; gleich ob aus Polen oder so relativ weit
entfernten Ländern wie Spanien; sogar von Übersee, England, Kanada,
Australien, USA usw. gibt es freiwillige Helfer. Die Solidarität Vieler mit
den Ukrainern und die Hilfsbereitschaft sind wirklich beeindruckend.
Anschließend
trafen wir uns mit Jevgenij von der Heimatverteidigung, sowie einem Vertreter
der Stadt und einem hohen Offizier vom regulären Militär. Nastya blieb die
ganze Zeit an meiner Seite, Dolmetschte gegebenenfalls auch mal und bemühte
sich selbst zu helfen, wo sie nur kann. Was die Ukraine vor allem auch
dringend braucht, ist natürlich ein stetiger Nachschub an Waffen und
Munition, um sich gegen die weit überlegene russische Militärmacht überhaupt
einigermaßen verteidigen zu können. Bei letzterem kann ich natürlich nur sehr
begrenzt helfen und da tun die Staaten welche die Ukraine unterstützen, schon
eine Menge. In Ostpolen kommt ständig „Weapon Cargo“ an, die über die Grenze
in die Ukraine gebracht werden.
Dann
hatte Jevgenij noch ein Anliegen und sprach mit uns privat darüber. Seine
gerade erst 18 gewordene Tochter Cara (Spitzname weil großer Cara Delvigne
Fan), hat sich auch freiwillig zur Heimatverteidigung gemeldet, lässt sich an
Waffen ausbilden und will kämpfen. Das machte den Vater einerseits sehr
stolz, aber noch mehr hatte er verständlicherweise Ängste und Sorgen um die
junge Frau.
Sie sei
nämlich eigentlich viel mehr eine hübsche, liebe, junge Frau der Sorte „kann
keiner Fliege was zu leide tun“, als eine Kämpferin welche die echten, realen
Schrecken eines Krieges, mit Toten, Verletzten, schrecklich Verstümmelten
usw. ertragen könne. Er fürchtet sie werde daran zerbrechen, wenn sie erst
mal nicht nur hier im bisher ruhigen Lwiw Soldatin spielt, sondern
tatsächlich in echte Kriegsereignisse verwickelt wird.
»Sehr
verständlich…, aber wie könnte ausgerechnet ich Fremder dabei helfen?« Wollte
ich natürlich wissen. Jevgenij hatte sich offensichtlich schon viele Gedanken
gemacht und einen Plan zurecht gelegt. Tochter Cara hatte sich bei einer
anderen Einheit feiwillig gemeldet, damit es nicht so aussieht, als wolle sie
sich in der Einheit ihres Vaters Vorteile verschaffen. Aber er könnte den
anderen Kommandeur, den er natürlich gut kennt bitten, Cara mir als eine Art
Local Guide und Verbindungs- Soldatin zuzuteilen.
Wenn das
klappt, sollte ich sie mit möglichst vielen Aufgaben bei der Hilfe für die
Ukraine sozusagen beschäftigen, damit die junge Frau abgelenkt wird und quasi
nebenher auch weit von echten Kämpfen entfernt bleibt. Die andere Einheit
sollte nämlich bald weiter nach Osten und damit näher an die Kämpfe verlegt
werden. Nun diesen kleinen Gefallen konnte ich dem besorgten Vater natürlich
leicht und gerne tun. Und eine gewissermaßen ehrenvolle Aufgabe wäre es
zudem.
Junge
Leute wollen immer gerne ‚kämpfen’, den Kämpfer spielen usw. und glauben, das
wäre das Wichtigste. Doch unter wirklich erfahrenen Militärs gibt es einen
sehr treffenden Spruch: „echte Profis
sind Logistiker, Angeber und Amateure werden Kampfsoldaten.“ Damit soll
völlig zutreffend ausdrückt werden, insbesondere in der heutigen Zeit von
Militär allgemein und militärischen Operationen im speziellen: die
Organisation hinter der Front, ist fast wichtiger als das Kämpfen an der
Front. Nicht zufällig sind in modernen Streitkräften meist ein Großteil der
Soldaten mit der Logistik, Organisation, Nachschub usw. usf. hinter den
Fronten beschäftigt und nur ein relativ kleiner Teil wird tatsächlich für die
eigentlichen Kämpfe eingesetzt.
Klar die
Kampftruppen sind die „Helden“ und bekommen Orden, Auszeichnungen, werden
verehrt und bewundert. Von den Vielen dahinter, die das Alles überhaupt erst
ermöglichen, redet dagegen kaum jemand. Beispielsweise im ersten Weltkrieg
war Paul von Hindenburg der große Held und Heerführer; doch in Wahrheit
machte der hinter ihm stehende Erich Ludendorff als Logistiker, Erster
Generalquartiermeister und Stellvertreter von Hindenburg, dessen
Schlachterfolge überhaupt erst möglich.
Schon die
alten Römer mit ihrem gigantischen Imperium Romanum hatten das sehr genau
verstanden und betrieben hinter den glorreichen Legionen eine gigantische
Organisation, welche die kämpfenden Truppen mit allem Notwendigen versorgte,
damit diese überhaupt ein so riesiges Reich erobern und vor allem auch halten
konnten.
Ok ich
schweife ab… *grins*. Wir fuhren also zu der anderen Einheit, dessen
Kommandeur von Jevgenij bereits informiert und instruiert war. Er befahl der
hübschen Cara also ihre neue Aufgabe und sie brauchte auch gar keine Erklärungen
wie Oben, um das als sinnvolle Aufgabe zu sehen. Im Gegenteil schien sie
richtig froh zu sein, endlich wirklich etwas tun zu können und nicht bloß zu
trainieren. Vielleicht sogar froh darüber, nicht in mögliche Kämpfe
verwickelt zu werden, sondern stattdessen echte Hilfe leisten zu können.
Doof ist
sie auch nicht und begriff mit schneller Auffassungsgabe welche Aufgaben sie
da zu erfüllen hatte. Sie wurde mir direkt als sozusagen offizielle
Assistentin zugeteilt, die auch bei uns in der Datscha übernachten sollte;
wäre ja sonst sehr umständlich, wenn sie Morgens erst von uns abgeholt und
Abends wieder zurück zu ihrer Einheit gebracht werden müsste. Wir
organisierten auch gleich eine Art offizielle Leitung zur Stadt und dem
Regionalkommando, um das Weiterleiten von Hilfsgütern abzusprechen und zu
organisieren.
Hmm…
damit wäre ich jetzt aber auch schon fast quasi halboffiziell in die
Verteidigungsanstrengungen der Ukraine eingebunden und nicht mehr nur privat
hier, um Freunden und Bekannten oder zufällig getroffenen Personen zu helfen.
Ich fand das jedoch OK und nicht verkehrt, wollte gerne nach Kräften helfen
und beschloss nun tatsächlich vorerst hier in Lwiw zu bleiben. Gigi und die
anderen bei mir dahinter stehenden Freunde, wurden gleich darüber informiert
und sogar Charlie meldete sich aus England. Sie bot an ebenfalls herzukommen,
da es ihrer Mutter inzwischen deutlich besser ging und die Familie ihre Hilfe
nicht mehr wirklich benötigt.
Davon
hielt ich allerdings absolut nichts und bat die schöne Engländerin
stattdessen, von England aus bei der Organisation von Hilfsgütern zu helfen.
Das dürfte sie mit ihrer Intelligenz, Fleiß und Disziplin fast so gut wie
Gigi bewältigen können. Und nicht zuletzt ist die Ukraine ein Kriegsgebiet,
auch wenn der Westen des Landes bisher kaum betroffen ist. Nicht
auszuschließen das die russische Militäkamarilla irgendwann beschließt. auch
den Westen anzugreifen, um den Nachschub an Hilfsgütern zu stören oder gar zu
unterbrechen.
Nein
ausländische Zivilisten und Frauen wie Charlie, sollten solche Risiken nicht
unnötigerweise eingehen. Ich bin zwar auch Zivilist, aber einer mit
militärischer Erfahrung als früherer Offizier, erlebte in meinem
ungewöhnlichen Leben schon viele gefährliche, sogar kriegsähnliche Situationen
und habe jede Menge Erfahrung. Bei mir ist das also etwas ganz anderes und
weiß ich genau was ich tue, welche Risiken ich dabei eingehe und wann es
notwendig werden sollte, schnellstmöglich abzuhauen. Erwischt mich irgendein
dummer Zufallstreffer… nun ja, ich hatte noch nie Angst vor dem Tod und habe
bereits ein sehr intensives Leben hinter mir, was solls also?! *schiefgrins*
#
Am
Bahnhof von Lwiw ist nach wir vor täglich die Hölle los; unzählige
Flüchtlinge treffen täglich in diesem Nadelöhr nach Westen, aus den
umkämpften Gebieten weiter im Osten ein. Gestern war uns dort noch eine sehr
erschöpfte, übermüdete Oma mit drei kleinen Enkeltöchtern aufgefallen, die
keine Kraft mehr hatten sich durch die Menschenmengen zu einem Zug zu
kämpfen, der sie nach Polen bringen könnte. Kurz entschlossen nahmen wir sie
mit in die Blockhaus Datscha, damit sie sich zumindest ein- zwei Tage
ausruhen, erholen und neue Kraft schöpfen können.
Kaum
waren einigermaßen bequeme Schlafplätze für die Vier eingerichtet und hatten
sie einen Happen gegessen, da pennten sie auch schon ein, als wären sie
ohnmächtig umgekippt. Inzwischen dürften es an die zwei Millionen sein,
überwiegend Frauen, alte Leute und Kinder, die das Land verlassen haben um in
Sicherheit zu sein. Also unendlich viel Leid und Elend, in Angst um die zum
kämpfen zurück geblieben Männer und Väter, nur wegen der machtgierigen
Phantasien eines narzisstischen psychopathen- Diktators im Kreml. *seufz*
Auch am
Morgen pennten sie noch tief und fest, scheinbar in den gleichen Stellungen
wie sie sich gestern Abend hingelegt hatten, so erschöpft und übermüdet waren
sie. In einem verflixt reizvoll durchsichtigen, hübschen und dünnen
Schlafhemd, deckte Nastya ein Mädchen wieder zu, dass sich im Schlaf frei
gestrampelt hatte. Unbedingt nötig war das nicht, denn die Datscha ist innen
wohlig warm geheizt; halt so eine instinktive, automatisch- mütterliche
Handlung. Die Datscha hat ein Stück entfernt einen fast vollen, großen
Erdtank mit mehr als genug Heizöl bis in die warme Jahreszeit, also gab es
keinen Grund sparsam zu heizen. Sogar einen eigenen Notstromgenerator gibt
es, sollte die Stromversorgung ausfallen.
Cara kam
in hautenger, olivgrüner Militärunterwäsche, in welcher sie mit Nastya im
Bett eines Gästezimmers geschlafen hatte heraus und da die junge Frau eine
schöne Figur hat, war das auch ein ziemlich reizvoller Anblick. Ja, ja ich
weiß, ich bin ein unverbesserlicher Mann… aber wieso sollte ich solche
Anblicke nicht auch genießen dürfen? *grins*
Wir drei
frühstückten schon mal möglichst leise, aber vermutlich hätten wir auch laute
Trompeten blasen können, ohne das die Kinder wach geworden wären. Die Oma
tauchte aber bald ebenfalls auf und frühstückte einigermaßen erholt mit. Wir
schlugen vor das sie sich alle noch den Tag hier erholen und eine weitere
Nacht ausruhen. Zudem informierten wir sie über das nicht weit entfernte
Haus, wo unbegleitete Flüchtlingskinder betreut werden. Dort könnte sie
später ihre drei süßen Enkelinnen hinbringen, damit diese mit anderen Kindern
spielen können, abgelenkt und beschäftigt sind. Außerdem ‚verbot’ ich ihr
streng, uns dauernd überschwänglich zu danken. *schmunzel*
Auch
dieser Morgen war eisig mit Minusgraden, aber auch schön sonnig. Zunächst
kümmerten wir uns an einer dafür vorgesehen Sammel- Umlade- und Verteil-
stelle, um einen von meinen West Freunden beladenen, ankommenden LKW mit
Hilfsgütern. Viele freiwillige Helferinnen und sozusagen ein Profi einer
erfahrenen Hilfsorganisation sorgten dafür, dass alles recht reibungslos
klappte. Zwei weitere LKW sollten heute noch ankommen, aber durchfahren bis
Dnipro; momentan hingen sie noch an der Grenze fest, wo natürlich auch
heftiger Betrieb herrscht.
Auch um
die einheimische Wirtschaft ein winziges bisschen zu unterstützen, kauften
wir dann in einer guten Bäckerei lecker Brote ein; sowohl für unseren eigenen
Bedarf, als auch für den Kinderhort in unserer Nähe. Zudem vereinbarten wir
regelmäßige Anlieferungen guten Brotes an uns und Mehl von Hilfslieferungen
an sie. Noch gibt es hier in der Westukraine diesbezüglich keinen ernsthaften
Mangel, aber das könnte sich schnell ändern.
Dort aßen
wir auch zu Mittag und kamen ins Gespräch mit einer netten Einheimischen und
deren zuckersüßen Töchterchen. Natürlich erzählte auch sie von ihrer Hilfe, vor
allem für geflüchtete Familien und Kinder. Lwiw ist inzwischen übervoll mit
Flüchtlingen aus dem Osten; es gibt bei Minus Temperaturen im Freien,
praktisch keine Plätze mehr. Selbst Luxushotels und private Wohnungen sind
voll belegt.
Alle
haben große Angst davor, dass Putins Militär irgendwann auch die Westukraine
angreift und bombardiert und bereiten sich darauf vor. Aber keiner denkt auch
nur an Kapitulation, alle wollen ihr Land, ihre Heimat vor den Invasoren und
dem Diktator verteidigen. Menschen die nie im Leben Waffen in den Händen
hatten, sogar echte Pazifisten die Militärisches und Waffen eigentlich
ablehnen…, bis auf ganz wenige Ausnahmen wollen alle durchhalten bis der
mörderische Diktator im Kreml aufgibt.
Ich war
ja wirklich schon in sehr vielen Ländern dieser Welt; auch in Krisen- und
Kriegsgebieten. Aber noch nie traf ich dort Menschen, die sich derart
entschlossen, mutig und tapfer einem Diktator entgegengestellt haben, wie die
Ukrainer. Man kann das nur mit größtem Respekt bewundern und muss auch ein
bisschen darüber staunen.
Dann
begleiteten wir einen Transport von Lebensmitteln und Hygieneartikeln, zu
einer kleinen Sporthalle voller Flüchtlinge und halfen beim verteilen. Im
Westen nicht mehr vorstellbar, aber schon so simple Dinge wie Wasser zum
trinken, etwas zu essen, Damenbinden für Frauen, ein Stück Seife zum waschen…
usw. usf., werden in Kriegszeiten für viele zu seltenem oder fast
unerreichbarem Luxus. Ein Schlafplatz im warmen mit Dach über dem Kopf, ist
alleine schon pures Glück. Was für ein Leid und Elend… und trotzdem auch
ungebrochenem Lebensmut *seufz*
Am frühen
Abend gelang es dann noch einen Platz für die Oma, mit den drei Enkelinnen in
einem Bus zu finden, der Flüchtlinge in die Tschechei bringt. Gut damit wäre
das auch geklärt und vier weitere Menschen in Sicherheit. Abendessen nahmen
wir im Haus von Caras Familie, also auch meinem Geschäftsfreund und jetzigen
Offizier der Heimatverteidigung. Absichtlich schlossen wir das Thema Krieg
komplett von der Unterhaltung aus und plauderten wie bei einem normalen
Treffen unter Freunden. Cara blieb zum übernachten hier, da morgen zunächst
nichts anlag, was ihre frühe Anwesenheit erfordert hätte.
#
Wieder
ein eisiger Morgen, mit Temperaturen um
Minus 4 – 5°. Ich mochte gar nicht daran denken wie es Flüchtlingen
ergangen war, die über Nacht keine warme Unterkunft mehr gefunden hatten.
Trotz überwältigender Hilfsbereitschaft der Ukrainer untereinander und all
der Hilfsorganisationen in Lwiw, sind es längst so viele Verzweifelte, dass man
den Überblick verlieren kann. Nicht auszuschließen das dabei irgendwelche
verwirrten und erschöpften Menschen durch die Maschen des Auffangnetzes
fallen und in irgendeiner Ecke erfrieren.
»Na
hoppla… entschuldige.« Grinste ich männlich, als ich noch etwas verschlafen
ins Bad stolperte. Nastya wollte offensichtlich gerade splitternackig unter
die Dusche gehen und bot natürlich einen entzückenden Anblick.
»Ich
nehme an, du hast schon mal eine nackte Frau gesehen?« Schmunzelte sie völlig
ungeniert und bemühte sich auch nicht weiter, ihre wohl geformten Reize vor
meinen Blicken zu verbergen.
»Ein paar
schon, ja. *grins* Lass mich bitte zunächst auf Toilette gehen, ich muss mal
ganz dringend.« Bat ich.
» Benutz
du ruhig die Toilette, stört mich nicht.« Blinzelte sie und stieg ungerührt
in die Duschkabine, wo gleich darauf das typische Plätschern von Wasser zu
hören war, wenn jemand duscht.
Na gut
wenn sie so cool ist, schließlich ist sie ja auch Akt Model und eine
selbstbewusste, clevere junge Frau, dann werde ich bestimmt nicht irgendwie
schamhaft tun. Also erledigte ich mein Geschäft und putzte mir die Zähne,
erledigte halt die übliche Morgentoilette. Da kam Nastya schon verschmitzt
lächelnd aus der Dusche und gab diese so für mich frei. Ergo ging ich auch gleich
duschen, während sie sich draußen abtrocknete und auf weibliche Art her
richtete.
Beim
Frühstück sprachen wir darüber, dass ich ihr doch auch angeboten oder
nachgefragt hatte, miteinander zu shooten. Locker schlug sie vor, gleich mal
ein paar schöne, sexy Fotos zu schießen, ohne das wir auch nur das Thema
Gagen oder einen Modelvertrag angesprochen hatten.
»Ich
brauche sowieso ständig neue Fotos, wenn ich mit meiner Pay Site weiterhin
Geld verdienen will.« Meinte sie unverändert völlig locker, wie es bezüglich
Nacktheit ja ohnehin viele slawisch- russische Frauen sind; selbst dann wenn
sie keine Models sind.
»Klar
stimmt…, trotzdem würde ich es gerne sehen, wenn wir eine Vereinbarung
treffen und du auch noch mehr Geld dafür bekommst, wenn ich deine Fotos auch
bei mir verwenden darf; ein ordentlicher Modelvertrag wäre, vor allem zu
deiner Sicherheit, auch nicht verkehrt.«
»Wie du
meinst Steve.« Lächelte sie, als wäre ihr das völlig gleichgültig und hätte
sie nicht gerade erst durch den Krieg fast alles verloren, was sie sich
fleißig, diszipliniert und clever erarbeitet und aufgebaut hatte.
Definitiv
sind wir uns sympathisch und kommen prima miteinander zurecht. Aber so ganz
schlau bin ich bisher noch nicht aus ihr geworden, was andererseits wiederum
sehr interessant ist. Viele Menschen und Models sind für mich oft so leicht
durchschau- und berechenbar, dass es langweilig ist. Viel faszinierender sind
da sozusagen ein bisschen rätselhafte Menschen wie Nastya. Insbesondere
natürlich wenn es sich zudem auch noch um schöne, clevere Frauen handelt, die
mehr im Kopf haben als der langweilige Durchschnitt.
Ich
checkte zunächst die Nachrichtenlage am Laptop, die im wesentlich unverändert
war, Langsam aber dennoch stetig, rücken die russischen Truppen voran und gehen
dabei immer brutaler, rücksichtsloser vor. Doch etwas Kriegsentscheidendes
haben sie nach wie vor nicht erreicht und der Widerstandswille, die Moral und
die Abwehr der Ukrainer sind ungebrochen. Auch interessant:
-Die Ratingagentur Fitch hat die
Bonität Russlands noch tiefer herabgestuft. Sie rechnet nun in Kürze mit der
Zahlungsunfähigkeit Russlands. Die Ratingagentur Fitch hat Russlands
Bonitätsnote erneut gesenkt. Das Unternehmen stufte die Kreditwürdigkeit am
Dienstag von „B“ auf „C“ und damit noch tiefer in den sogenannten
Ramschbereich ab, der hochriskante Anlagen kennzeichnen soll. „C“ ist die
letzte Stufe vor „D“, was für „default“ steht – Pleite. Die aktuelle
Ratingnote bedeute nun, dass ein Zahlungsausfall unmittelbar bevorstehen
dürfte, teilte Fitch mit. Sollte die Warnung der Ratingagentur Realität
werden, wäre es der erste Zahlungsausfall Russlands seit 1998.- Quelle>>>
Sieht man
das und die vielen anderen Maßnahmen, welche gegen den Aggressor passieren, ist es schon fast unglaublich
was der größenwahnsinnige Diktator im Kreml auch seinem eigenen Land antut.
Russland wird mindestens viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte unter dem zu
leiden haben, was Putin anrichtet. Und natürlich wird das ‚einfache Volk’ wie
üblich am meisten darunter leiden müssen, während die Oberschicht weiterhin
in Saus und Braus lebt.
Dann
schossen wir ein paar schöne, sexy Fotos und wie nicht anders zu erwarten,
posierte Nastya reizvoll, mit spürbarem Spaß am posieren und das verlockende
Weib spielen. Bekanntlich sind genau das die besten Models und macht das
Shooten miteinander auch richtig Freude. Nastya hat einen gesunden Humor,
lacht gerne und nimmt sich auch selbst nicht so furchtbar ernst. Sympathische
Eigenschaften die ich generell sehr mag. *smile*
Dann
wurde es leider wieder ernster; über den Rzeszow-Jasionka – EPRZ Airport in
Ostpolen, über den ein beachtlicher Teil vor allem der US Waffenunterstützung
für die Ukraine abgewickelt wird, war in der Morgendämmerung mit einer Boeing
C-17A Globemaster III nicht nur Material angekommen. Sondern auch ein
gewisser Mann mit Assistenten, einer gewissen Behörde und bis 11 Uhr hatten diese
es über Land hierher nach Lwiw geschafft.
Wir oder
genauer ich, Nastya oder Cara durften nicht dabei sein, trafen uns in einem
sicheren Konferenzraum in der Innenstadt. Wie sich der intelligente Leser
denken kann, darf ich darüber öffentlich so gut wie nichts schreiben. Aber
damit kein falscher Eindruck aufkommt, ging es dabei auch nicht um irgendeine
supergeheime Geheimdienst- Verschwörung, oder so etwas. An sich noch nicht
mal um etwas, dass nun wirklich geheim bleiben müsste. Aber wie das bei solchen
Angelegenheiten nun mal ist, wird quasi automatisch Geheimhaltung vereinbart
und daran muss man sich nun mal halten. So ticken diese Typen von „gewissen“
Behörden halt.
Dort gab
es auch einen Mittagsimbiss, denn die Besprechung dauerte recht lange; ab 13
Uhr kamen noch einheimische Vertreter von ebenfalls einer „gewissen“ Behörde
dazu und es waren extrem professionelle, sehr direkte Gespräche, bei denen
man hoch konzentriert sein und sich jedes Wort genauestens überlegen musste,
bevor man es aussprach. So was ist natürlich alles andere als unterhaltsam
und geistig ähnlich anstrengend, wie viele Stunden harter, körperlicher
Arbeit.
Tatsächlich
mit einem Gefühl vor allem geistiger Erschöpfung, stand mir danach der Sinn
stark nach einem Siesta Nickerchen. Verglichen mit den Anstrengungen und dem
Stress der Ukrainer, ist das natürlich gar nichts und auch nicht
vergleichbar. Man schämt sich fast ein bisschen dafür, selbst in privilegierter
Position eine Ruhepause einlegen zu können, während die meisten Einheimischen
das nicht können und sie viel mehr ertragen müssen.
Da jetzt
aktuell aber auch nichts mehr anlag, bei was ich / wir sinnvoll tun könnten,
fuhren wir doch zurück zur Datscha. Der nächste von uns organisierte
Flüchtlingsbus aus Dnipro, dürfte frühestens Morgen hier ankommen. Von uns in
die Wege geleiteten Hilfslieferungen aus dem Westen, kommen sogar
wahrscheinlich erst übermorgen bis Lwiw. Wichtiger dürfte es sein, dass ich
Online mit meinen Freunden spreche, Finanzmittel organisiere, ebenso noch mehr
Hilfslieferungen auf den Weg bringe usw. usf. Damit können ich / wir viel
mehr Menschen helfen, als wenn wir jetzt z. B. hier durch die Stadt kurven
und Einzelnen Hilfe anbieten, die uns zufällig über den Weg laufen.
Auch
müssen im Westen weitere Unterkünfte für die inzwischen über 2 Millionen
Flüchtlinge vernünftig organisiert werden.
Diesbezüglich können wir auf vielerlei Art eine ganze Menge erreichen.
Im und um das Gold Club und Nudistengelände außerhalb von Prag, können
derzeit z. B. mehrere hundert Menschen gut untergebracht werden. Es nützt ja
nichts, nur kurzfristig einen Schlafplatz für Mütter, alte Leute und Kinder
bereit zu stellen. Die Menschen müssen einigermaßen warme Schlafplätze haben,
Essen, Kleidung, Hygieneartikel, ärztliche Betreuung und eben all die Dinge
bekommen, die man zu einem relativ normalen Leben benötigt.
Das ist
nicht leicht und kostet auch eine Menge Geld, insbesondere in der
Anfangszeit, wo alles noch nicht so perfekt organisiert und mit anderen
privaten oder staatlichen Hilfsorganisationen / Finanzierungstöpfen
abgesprochen ist. Du kannst Mütter, Kinder, Omas usw. nicht einfach nur in
ein Zimmer oder so stecken und sie dann in einem für sie fremden Land sich
selbst überlassen. Schon auch nur ausreichend Toiletten / Wasch-
Kochgelegenheiten ec. pp. Für eine größere Gruppe Menschen zur Verfügung zu
stellen, ist nicht so einfach.
Zum Glück
ist die Hilfsbereitschaft in praktisch allen Ländern Europas, von privater
und staatlicher Seite aus überwältigend. Aber auch das wird nicht ewig
anhalten, respektive werden viele es an sich gut meinende Menschen bald
überfordert sein und feststellen, dass es eben nicht damit getan ist nur mal
über Tage oder Wochen ein warmes Bett zur Verfügung zu stellen. Das ist alles
nicht so einfach, wie manche es sich im kurzfristigen Überschwang von
Mitleidsgefühlen vorstellen.
Nastya
half fleißig und überlegt mit, so gut sie halt konnte, nahm mir lästige,
nebensächliche Arbeiten ab und staunte auch über den Umfang unserer Hilfen.
Bald soll ein komplettes, voll ausgestattetes Feldlazarett für Verwundete und
Kranke hier ankommen und es muss mit den hiesigen Behörden abgesprochen
werden, wo es sinnvollerweise aufgebaut werden könnte; so das auch deren
Versorgung mit Strom, Wasser, Medikamenten, Lebensmitteln usw. gesichert ist
und das einheimische, medizinische Personal vernünftig arbeiten kann.
Dabei
waren mir Nastya und vor allem auch Cara sehr nützlich. Hier in der
Westukraine sind die meisten Menschen eher polnisch- katholisch, als slawisch
russisch im Osten. Die Sprache ist eine andere und natürlich können auch
nicht alle Englisch oder gar Deutsch. Das machte es für meine nicht so
perfekten russischen Sprachkenntnisse nicht gerade leicht, immer alles
richtig zu verstehen.
Boris
organisierte unterdessen bei ansässigen Jägern oder Bauern frisches Fleisch
und feuerte trotz der Eiseskälte einen Außengrill an, um typische
Fleischspieße zuzubereiten. Die Frauen bereiteten schnell einige leckere
Beilagen in der Küche zu und gegen 21 Uhr futterten wir mit viel Appetit.
Wieder mit einem leicht schlechten Gewissen, dass wir hier in der Datscha
doch unverändert vergleichsweise sehr privilegiert so gut leben können,
während viele Flüchtlinge kaum genug Wasser zum trinken haben. Aber was
willst du machen? Selbst wenn wir jetzt mal eine größere Gruppe Leute
herholen und diese z. B. verköstigen würden, wäre das Ergebnis nur das die
Vorräte verbraucht sind und Morgen dann alle, auch wir vor größeren Problemen
stünden und nicht weiter machen könnten. *seufz*
Den
Bodyguard hatte ich übrigens heute freigestellt, denn er wollte gerade als
Profi doch gerne mehr für sein Heimatland tun, auch kämpfen. Gebraucht wird
er von mir ja nicht wirklich und so hatte ich ihn gehen lassen, damit er sich
dem Militär anschließen kann. Also waren wir jetzt zu viert in der Datscha
und auch in schlimmen Kriegszeiten muss das Leben der Menschen weitergehen.
Wollen sie ja auch das es weitergeht und möglichst normal wirkt. Also
flirtete Boris mit Cara, was der jungen Frau sichtlich nicht unangenehm war und
ich beschäftigte mich mehr mit Nastya, die ebenso gerne so tat, als würden
wir uns zu normalen Zeiten kennenlernen, sympathisch sein und halt auch ein
bisschen miteinander flirten, wie es Männer und Frauen nun mal gerne tun.
*lächel*
#
Auf dem
Weg in die Stadt, sahen wir am Straßenrand Flüchtlinge zu Fuß, die in der
gleichen Richtung unterwegs waren; offenbar eine junge Mutter oder vielleicht
auch große Schwester, mit jüngerer Schwester oder Tochter. Natürlich hielten
wir an, damit Cara und Nastya mit ihnen sprechen konnten. Diese Beiden
Flüchtlinge waren offenbar noch nicht so lange auf der Flucht, oder hatten
sich unterwegs irgendwo gut erholen können. Jedenfalls wirkten sie längst
nicht so fertig, wie viele der abertausenden Flüchtlinge die täglich in Lwiw
ankommen.
Trotzdem
waren sie natürlich froh und dankbar, mit uns in die Stadt zum Bahnhof fahren
zu können, statt mühselig Koffer und Gepäck über Kilometer zu Fuß zu
schleppen. Wir setzten sie am Bahnhof, bei einer Flüchtlingsorganisation ab,
wo sie hofften Transportmöglichkeiten nach Polen oder noch weiter zu finden.
Täglich kommen in Lwiw brechend volle Züge an und ebensolche gehen weiter
nach Westen; die Meisten nach Polen, weil dorthin die Verbindungen noch am
besten sind und weil viele Ukrainer Verwandte oder sonstige Verbindungen zum
Nachbarland haben. Viele Ukrainer arbeiteten schon als Gastarbeiter gerade in
Polen.
Dann
holten wir bei der Bäckerei, mit angeschlossenem Restaurant, zu normalen
Zeiten eine sehr beliebte Lokalität, wie vereinbart und abgesprochen Brot und
sonstige Lebensmittel für das betreute Kindercamp in der Nähe unserer Datscha
ab. Ein kleiner Teil war auch für uns selbst vorgesehen und damit war der GL
schon ordentlich beladen, als wir zurück fuhren. Bei dem Kindercamp bat uns
die Leiterin gleich um einen weiteren Gefallen. In einem Vorortbahnhof saß
eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern fest; ein Junge noch im Babyalter
und ein nur wenig älteres Mädchen. Sehr süße Kids übrigens, die gar nicht
begriffen was los war und das ist auch besser so. *seufz*
Also
fuhren wir dorthin und holten die Drei ab, , damit sie hier erstmal
Unterschlupf finden konnten. Offenbar kennen sich die Camp Leiterin und die
junge Mutter, weshalb sie zunächst dort bleiben wollten. Unzählige Schicksale
von inzwischen weit über zwei Millionen Flüchtlingselend; von all den
menschlichen Schicksalen die in umkämpften Gebieten fest sitzen, ganz zu
schweigen. In Mariupol scheint es derzeit am Schlimmsten zu sein. Die Stadt
ist von russischen Mörderbanden umzingelt, die sogar eine Geburtsklinik
bombardiert hatten.
Niemand
weiß genau wie viele Zivilisten dort noch feststecken, keinerlei Versorgung,
nichts zu essen, kein Wasser und sonst nichts mehr haben; aber es könnten
weit über Hunderttausend Menschen sein. Furchtbar! Der dortige russische
Militärkommandeur geht offensichtlich ganz besonders rücksichtslos und brutal
gegen Mariupol vor; noch deutlich schlimmer als viele russische Truppen
ohnehin unterwegs sind. Die Treffer in der großen Geburtsklinik waren eindeutig
keine Zufallstreffer in Art sogenannter „Kollateralschäden“ (was ein
fürchterliches Wort), sondern bewusst ganz gezielt, um Angst durch Terror
unter den Menschen zu verbreiten.
Die
gleiche „Taktik“ wendeten die Russen schon in Afghanistan, Georgien,
Tschetschenien und Syrien an, wo sehr gezielt gerade Krankenhäuser und
sonstige zivile Einrichtungen angegriffen wurden, um die Menschen zu
demoralisieren und vertreiben. Das sind natürlich alles Kriegsverbrechen, die
bereits von mehreren Organisationen dokumentiert werden und man kann nur
hoffen, dass wenigstens einige dieser Verbrecher irgendwann vor dem dafür
zuständigen Tribunal in Den Haag enden. Leider ist zu befürchten, dass dies
nicht passiert. Atomare Supermächte kann man leider nicht wirklich so unter
Druck setzen, dass sie ihr Personal ausliefern. Sonst hätten z. B. auch schon
etliche Amerikaner dort verurteilt werden müssen.
Wenn die
aktuellen Informationen über die Kriegslage stimmen, dürfte wohl auch bald
Dnipro angegriffen werden. Auch die „große Schlacht“ um Kyiv könnte bald
beginnen. Einiges deutet darauf hin, dass die russischen Truppen die Stadt
demnächst von drei Seiten eingekesselt haben und die noch offenen Lücken auch
schließen können. Die Kampfmoral der Ukrainer ist aber nach wie vor
ungebrochen, nimmt sogar zu und leicht werden sie es den russischen
Mörderbanden garantiert nicht machen.
Aber die
technische Übermacht an Kriegsmaterial der Russen ist nun mal überwältigend
und auf Dauer kaum aufzuhalten. Da kannst du noch so tapfer sein und deine
Heimat verteidigen, bereit sein dafür zu sterben; doch wirklich aufhalten
kann man eine derartige Übermacht nur sehr begrenzt. Ich fürchte bald ist die
gesamte Ukraine östlich des Dnepr von Russland besetzt und auch in den
Westteil stoßen sie von Süden kommend immer weiter vor. Es ist schon ein
kleines Wunder und vor allem nur durch sehr große Fehler auf russischer Seite
überhaupt erklärbar, dass die Ukrainer bisher so gut widerstehen konnten.
Ich frage
mich nur: was soll das? Was will Putin damit erreichen, auch wenn er
militärisch siegt und das Land besetzt hat? Es wird unmöglich sein die
Ukraine dauerhaft zu besetzen und zu halten. Außerdem ruiniert er damit
Russland wirtschaftlich und politisch so sehr, dass er aus dieser ganzen
Katastrophe unmöglich als Sieger hervorgehen kann. Langfristig müssen seine
Großrussland- Träume grandios scheitern und wird er garantiert nicht als der
große, russische Anführer in die Geschichtsbücher eingehen, wie er es sich
erhofft.
Später
begleiteten wir zwei Kleintransporter mit Hilfsgütern zu einer Flüchtlings-
Sammelstelle und halfen bei deren Verteilung. Dort wurden auch unbegleitete
Jugendliche und junge Mütter mit Kindern, in einem sonst als
Gefangenentransporter der Polizei dienenden Transporter, zu einer speziell
für solche Flüchtlinge vorgesehenen Notunterkunft gebracht. Dort herrscht
nicht so fürchterliche Enge wie in vielen anderen Sammel- und Weitertransport
Stellen und gibt es sogar psychologische Betreuung für traumatisierte Kinder.
Den schon
etwas Älteren standen häufig noch die Angst und der Schock über die
Erlebnisse ins Gesicht geschrieben. Bei den jüngeren Kindern gelang es
dagegen immer mal wieder, ihnen ein Lächeln zu entlocken, wenn sie leckere
Süßigkeiten oder Spielsachen bekamen. Auch immer sehr herzerwärmend wenn man
solche Kinder, Mütter, Omas und Opas sieht, die sich trotz all der großen
Mühen einer Flucht mit zumindest einigem Gepäck, noch zusätzlich die Mühe
machten vor allem den Kindern zuliebe, ihre geliebten Haustiere
mitzuschleppen.
Wenn man
all das sieht und dann in westeuropäischen Foren liest, wie
wohlstandsverwahrloste Egoisten über katastrophale Spritpreise jammern, am
liebsten möchten das die Ukraine sich ergibt, damit Putin mehr billiges Öl
und Gas liefert… möchte man Handgranaten auf dieses Pack schmeißen. Damit sie
endlich aufwachen und begreifen, was wirkliche Katastrophen sind und was
Krieg für Menschen bedeutet. Auch viele westliche Politiker scheinen immer
noch nicht begriffen zu haben, was Putin treibt und machen viel zuviel Appeasement
Politik, was bei Diktatoren bekanntlich nie funktioniert und diese nur noch
aggressiver macht. Unglaublich diese Dämlichkeit und Naivität.
In einem
Zimmer traf ich ganz überraschend auf eine Mutter mit drei süßen Töchtern, die
schon einige Tage hier und einigermaßen gut erholt sind. Die Mutter kenne ich
aus Dnipro, wo sie als Küchenhilfe auf Vladis Insel arbeitete. Sie sind mit
einem Flüchtlingszug nach Lwiw gekommen und wissen überhaupt nicht, wie es
jetzt weitergehen soll. Die Mutter ist alleinstehend und hat keinerlei
Verwandte oder Freunde im Westen. Sie fürchtet das die Russen irgendwann ihr
Militär auch bis hierher schicken und was dann? Da gab es natürlich einiges
zu bequatschen und wollte ich ihnen gerne helfen. Eine erfahrene, fleißige
Küchenhilfe, kann man doch immer überall gut gebrauchen.
Die zwei
jüngeren Töchter von ca. 4 und 6, verstanden gar nicht was los ist und
kicherten halt wie Mädchen herum. Die ca. 9 oder 10 Jährige, ein richtig
hübsches Mädel mit langen Zöpfen, verstand die Situation aber schon ziemlich
gut und himmelte mich auch ein bisschen an. *schmunzel*
Ein
Telefonat mit meiner lieben Nika, die sich derzeit im Berliner GC befindet
und dort hilft Flüchtlinge unterzubringen, zu dolmetschen, bei Behördengängen
zu helfen usw., meinte auch sofort, ich solle die Vier dorthin schicken. Die
Mutter könne gleich in der Küche mithelfen, welche für die Versorgung all der
Menschen deutlich mehr zu tun hat, als sonst. Also versprach ich das zu
organisieren und die Vier mit dem nächstmöglich, von uns organisierten
Transport mit in den Westen zu schicken.
Hach da
war die Freude und Dankbarkeit der Mutter natürlich riesengroß und himmelte
mich das hübsche Töchterchen noch mehr an, als sie das verstand. Einerseits
wäre sie, typisch Kind, furchtbar gerne in der Heimat mit gleicher Sprache
und bekannter Kultur geblieben. Andererseits wäre die Reise nach Berlin und
ein Aufenthalt dort, doch ein tolles, reizvolles Abenteuer. Tatsächlich hatte
sie in der Schule schon einiges über Deutschland und Berlin gehört und sogar
Deutschkurse belegt, könnte sich also sogar einigermaßen verständigen. So
schnell und problemlos wie junge Menschen gewöhnlich lernen, ein ziemlich
aufgewecktes Girl schien sie zudem zu sein, dürfte die Hübsche sehr schnell
gutes Deutsch sprechen und verstehen. *lächel*
Schließlich
doch ganz schön erschöpft, kamen wir zurück in die wohlig warme Datscha. Auch
nur das Anschauen und die Mitleidsgefühle von all dem Leid und Elend, sind
belastend und erschöpfen einen sozusagen seelisch, nicht nur körperlich.
Frisch gemacht aßen wir zu Abend und vermieden absichtlich alles, was mit dem
Krieg zu tun hat, sondern plauderten und scherzten wie bei einem treffen von
Freunden zu normalen Zeiten.
Das
gelang uns ganz gut, auch wenn man natürlich ständig im Hinterkopf hat, was
im Land passiert. Amüsantes gab es auch, denn wenn mich nicht alles täuscht,
funkte es zwischen Cara und Boris zumindest ein bisschen. Jedenfalls sind sie
sich eindeutig richtig sympathisch und mögen sich, wobei Boris sehr
attraktive Männlichkeit fraglos auch seine Wirkung auf die hübsche, junge
Frau nicht verfehlte.
Und jetzt
auch noch der schreckliche, belastende Krieg. Selbst zu früheren, moralisch
viel strengeren Zeiten, sehnten sich die Menschen in Kriegen viel mehr nach
Liebe und Leben als zu normalen Zeiten und werfen dann auch viele sonst
übliche Konventionen über Bord. Vom Typ her würde ich Cara zu normalen Zeiten
eher so einschätzen, dass sie sich vor der Ehe gar keines oder höchstens ein-
zwei Abenteuer erlauben würde. Nicht das sie eine sture, verblendete und
verklemmte Katholikin wäre; nein sie ist schon ziemlich locker und
sympathisch drauf. Aber unübersehbar halt doch eine Katholikin, mit deren
verrückten Doppelmoral Vorstellungen von ‚Sünde’ und ähnlichem Quatsch.
Jetzt ist
sie ja gerade mal wenige Monate Volljährig und wie die meisten jungen
Menschen abenteuerlustig, auch wenn sie ohne den Krieg noch ganz brav zuhause
bei den Eltern wohnen und leben würde. Ohne die neuen Umstände, würde sie
sich vermutlich kein Abenteuer mit einem doch erheblich älteren Mann
erlauben… aber jetzt? Na mal schauen, würde mich nicht wundern, wenn die
Beiden bald miteinander im Bett landen. *schmunzel*
Sexy
Nastya ist diesbezüglich wesentlich lockerer drauf, auch wenn sie nicht
gleich mit jedem ins Bett hüpft und in der Gegend herum fickt, wie man so
sagt. Definitiv viel mehr slawisch- russisch geprägt, hat sie absolut
keinerlei Probleme mit Nacktheit und / oder sich mit dem anderen Geschlecht
zu vergnügen, wenn ihr der Sinn danach steht. Das katholische Konzept von
‚Sünde’ und was ‚brave’ Frauen dürfen, interessiert sie nicht die Bohne.
Trotzdem sucht sie sich ihre geschlechtlichen Liebespartner offensichtlich
genau aus und geht nicht mit jedem ins Bett, sonst wäre sie gerade in ihrer
aktuellen Situation schon längst in meinem gelandet und hätte mich zu ihrem
Vorteil sozusagen verführt.
Allerdings
ist nicht zu übersehen, dass auch wir beide uns sehr sympathisch sind und bei
eher als Spaß gedachtem Flirten, doch auch mal ein paar Funken sprühen. Würde
mich ebenso nicht wundern, wenn da bald mal mehr zwischen uns passiert. Von
Typ und Lebenseinstellung her, würde sie wie schon mal erwähnt, eigentlich
sehr gut in meine GC Kreise und polyamore Lebensweise passen; und das nicht
nur als Model, sondern eindeutig auch als Mensch und Frau. So locker- clevere
Frauen mit Köpfchen und recht ungeniert- selbstbewusster Lebensweise, sowie
interessanter Persönlichkeit, fühlen sich in GC kreisen oder meinem
persönlichen Umfeld meist sauwohl und wollen gerne auch so leben, wenn sie es
nicht ohnehin schon tun. *smile*
#
Heute
Morgen unterhielten sich Nastya und ich mal ernsthaft darüber, wie sie bald
ihr Studium wieder aufnehmen könnte, um irgendwann ihren Abschluss zu machen.
Da sie in der derzeitigen Lage nicht sofort wieder irgendwo eine Uni besuchen
wollte, boten sich dafür logischerweise die Belegung von Online Kursen im
Fernstudium an. Den eigenen Laptop hatte sie aus ihrem zerstörten Heim nicht
retten können, also bot ich ihr an, einen neuen zu kaufen.
Durch
posieren als Model wollte sie mir das quasi abbezahlen, hatte clever aber
auch noch eine Online Geldreserve durch einnahmen ihrer Pay Site, die ja
weiterläuft. Genau genommen bräuchte sie meine Hilfe also gar nicht
unbedingt. Andererseits müsste sie dann aber einen preiswerten und nicht so
hochleistungsfähigen Laptop kaufen, was zwar funktionieren würde, aber halt
nicht so gut wie mit einem Top Gerät.
Einheimische
empfahlen uns das REFURB>>>, Mykoly
Kopernyka St, 16, Lviv, wegen großer Auswahl und sehr freundlich- kompetenter
Beratung. Dem war tatsächlich so und so fanden wir schnell einen sehr guten
Laptop für Nastya, mit dem sie gut arbeiten kann. Definitiv ein gutes,
empfehlenswertes Computergeschäft. Der Berater / Verkäufer versuchte auch gar
nicht ihr das teuerste Gerät aufzuschwatzen, sondern das möglichst genau für
ihren Bedarf passende. Sehr gut, so muss das in einem seriösen Laden laufen!
Nur
wenige Schritte weiter befindet sich das hübsche, gute und vor allem bei
Einheimischen beliebte Cafe Krakiv>>>, Tadeusha
Kostyushka St, 2, Lviv, wo man auch lecker zu günstigen Preisen essen kann.
Ein Lieblingslokal von Cara und dort stärken wir uns in angenehmer Gesellschaft.
Natürlich ist überall der Krieg das Hauptthema , sieht man viele
Uniformierte, haben auch viele Angst vor dem was kommt… aber solange es nicht
direkt Kämpfe gibt oder eine Stadt belagert wird, wie Kyiv, Kharkiv usw.,
muss das Leben ja auch irgendwie weitergehen. Also flirteten junge Leute
miteinander und versuchten die Gäste auch einen gewissen Anschein von
Normalität aufrecht zu erhalten.
Am
vereinbarten Treffpunkt kam etwas später ein weiterer Bus mit Flüchtlingen
aus Dnipro an. Dort steigen diese inzwischen schon routiniert in bestellten
Bus aus dem Westen um, der die Menschen weiter in die EU bringt. Der erste
Bus wird aufgetankt, technisch überprüft und mit frischem Fahrer zurück in
den Osten fahren, um weitere Flüchtlinge herzubringen. Noch läuft dieser
„Shuttle Service“, wenn man es so nennen darf, relativ gefahrlos. Die
unzähligen Kontrollpunkte verlängern die Fahrten aber auf etwa die dreifache
Zeit wie sonst; und die russischen Truppen kommen auch immer weiter voran.
Unmöglich zu sagen, wie lange das noch gut geht und wir weitere Menschen raus
bringen können.
Inzwischen
sind es für mich fast alles Fremde oder nur ganz flüchtig Bekannte, die aus
Dnipro und Umgebung durch die von uns organisierten Trecks hier ankommen.
Meine engeren Bekannten und Freunde sind größtenteils alle raus, bis auf die
welche absichtlich zurückbleiben. Aber ist ja egal, Menschen sind Menschen
und wenn möglich helfe ich allen gerne. Angesichts der riesigen Katastrophe,
mit inzwischen Millionen Flüchtlingen, ist das war ich / wir tun können, sowieso
nur ein Tropfen auf ein riesiges Lavafeld. *seufz*
Am
schwersten erträglich ist meist der Anblick der durchgefrorenen, erschöpften
und oft auch traumatisierten Kinder. Den von hilfsbedürftigen Alten,
Schwachen und Kranken natürlich auch, aber Kinder tun einem ganz besonders
leid. Die gestern getroffene Küchenhilfe stieg mit ihren Kids auch in den
nach Westen fahrenden Bus ein, wo sich dann weitere Helfer um sie kümmern
werden. In dem modernen, westlichen Touren Bus, auch wenn er arg voll gepackt
wird mit Menschen und dem wenigen was sie auf die Flucht mitnehmen konnten,
herrscht vergleichsweise sogar ein gewisser Luxus. So sind die langen Fahrten
nicht gar so anstrengend für die Menschen.
In Dnipro
gab es inzwischen auch einen ersten Bomben oder Raketenangriff der Russen,
wieder mal auf ein rein ziviles Ziel, sogar auf oder in die Nähe eines
Kindergartens. Putin setzt also die in Tschetschenien und Syrien erprobte
Terrorstrategie auch in der Ukraine fort. Bedauerlicherweise habe ich nichts
anderes erwartet, denn im Gegensatz zum naiven Westen weiß ich sehr genau,
was für ein menschliches Arschloch Putin ist und das schon seit vielen
Jahren.
Heute
hatten wir übrigens eisige Minus 7° und weiterhin treffen täglich unzählige Flüchtlinge
hier ein. Wie viele Menschen mag es im wohlstandsverwahrlosten Westen wohl
noch geben, die sich wirklich vorstellen können, was das für alle die
Menschen bedeutet, welche tagelang ohne ausreichend essen, trinken und
Möglichkeiten zum ausruhen, bei Minustemperaturen im freien unterwegs sind.
Ein Wunder das es bisher kaum Berichte über elendig erfrorene Menschen gibt.
#
Cara,
Nastya und Boris fuhren schon mal rüber in das betreute Camp der
Jugendlichen, um zu helfen und auch frische Lebensmittel für die Kinder zu
holen. Ich hatte zunächst einiges online am Laptop zu erledigen. Nach etwa
dreieinhalb Stunden konzentrierter arbeit am Bildschirm, ging ich mir den
Kopf durchlüften und machte einen Spaziergang durch das inzwischen wieder
ziemlich verschneite Wäldchen um die Datscha herum.
Das tat
gut und eisige ca. Minus 4°, bei zum glück fast gar keinem Wind, wirst du
tatsächlich schnell wieder klar im Kopf. Die schöne Natur in unschuldig-
sauberem Weiß, empfand ich zudem als Balsam für die Seele; da könnte man fast
den schrecklichen Krieg vergessen, bei welchem inzwischen auch Flughäfen und
Infrastruktur im Westen der Ukraine bombardiert wurden, kaum 100 km von
Lemberg entfernt. Die psychische Belastung durch all das Leid und Elend darf
man nicht unterschätzen; es ist wichtig sich ab und zu auch mal eine kleine
Auszeit zu nehmen.
Unbeschwertes
Kinderlachen und eine mahnende, junge Frauenstimme, ließen mich aufmerken.
Gleich darauf kamen eine hübsche, offenbar naturblonde Einheimische und zwei
Kinder, von einem Trampelpfad im Wald um Gebüsch herum auf den Feldweg,
welchen ich entlang spazierte. Ich hatte sie schon in dem Kinderhort gesehen
und sogar zwei – drei Worte mit ihr gewechselt, konnte mich aber an keinen
Namen erinnern. Sie aber schon und so begrüßte sie mich zuerst mit
zurückhaltendem Lächeln, überraschend in nahezu perfektem Deutsch.
»Hallo
Herr Steve… auch zu einem Spaziergang in die Natur geflüchtet; sagt hallo
Kinder!« Wechselte sie bei den letzten Worten ins Ukrainische.
»Hallo.«
Guckten diese wie das Kinder halt tun und wechselten ungeduldig von einem Fuß
auf den Anderen, weil sie viel lieber weiter durch den Schnee toben wollten,
was ihnen die Hübsche auch gleich erlaubte.
»Hallo…
ähm… entschuldige, aber mir fällt dein Name nicht ein.« Lächelte ich, leicht
schmunzelnd über die dick und warm in offenbar neue, gespendete Sachen
eingemummelten Kinder, welche scheinbar die Schrecken ihrer Flucht schon
verdrängt und vergessen hatten. Oder sind es womöglich Kids von hier, die vom
Krieg noch kaum etwas mitbekommen haben?
»Nenn
mich Livia; tagtäglich so viele neue Gesichter; schwer sich alle Namen zu
merken, nicht wahr?« Lächelte sie verständnisvoll und machte auf mich einen
sehr aufgeweckt- clever- sympathischen Eindruck.
»So ist
es Livia; du bist von dem Kindercamp, ich erinnere mich.«
»Immerhin.
Ja ich helfe dort mit, wenn ich kann. Die Zwei hier…« schaute sie in der
typischen Art aufpassender Erwachsener nach den Süßen, die schon wieder
unbeschwert durch den Schnee und das Unterholz tobten »…sind aber von einer
befreundeten Familie von hier.«
»Aha ein
Mädchen und ein Bub oder? Kann man unter all den Sachen ja kaum erkennen.«
»Richtig
und zudem sehr liebe Kinder; manchmal ein bisschen wild aber so müssen Kinder
doch sein, wenn sie in der Natur spielen können.« Schmunzelte sie.
»Allerdings!
Sag mal, bin neugierig, dein Deutsch ist perfekt?«
»Ja?
Dankeschön. Ich belegte schon früh in der Schule Deutschkurse, habe in Polen
und Deutschland Verwandte und besuchte diese oft.«
»Ah
verstehe, bist du von hier?« Blinzelte ich auf ihre geschätzt höchstens 166
cm herunter, während wir durch vom Wind bewegte Äste mit herunter rieselnden
Schneeflocken bestäubt wurden. Wir wichen ein Stück zur Seite aus und Liva
rief mahnend zu den Kindern, dass diese sich nicht zu weit ins Unterholz
entfernen.
»Aus
einem Vorort westlich von Lviv und Du?«
»Ich bin
in Westdeutschland am Rhein geboren; Mannheim wenn dir das was sagt.«
»Klar!
Gibt viele Polen in Mannheim und eine entfernte Cousine lebt in einem
Städtchen nördlich von Mannheim.«
»Schau
an… und da laufen wir uns ausgerechnet in Kriegszeiten hier über den Weg.«
Lächelte ich während wir weiter spazierten. Die Kinder tobten lachend und
kreischend mal vor oder hinter, mal links oder rechts von uns durch den
Schnee und es war schön mal wieder unbeschwertes Kinderlachen zu hören; nicht
all diese leidenden, frierenden, übermüdeten oder gar durch Kriegserlebnisse
traumatisierten Gesichter.
Livia ist
noch Journalistikstudentin, mit bereits mehreren Praktika in Redaktionen,
spricht vier Sprachen ziemlich perfekt, ist sympathisch, klug, gebildet und
bestens informiert. Keine Schönheit sondern eher auf etwas unscheinbare Art
hübsch, besitzt sie zudem dennoch eine reizend weibliche Präsenz, kann sehr
charmant sein und hat für ihr Alter auch schon richtig viel Persönlichkeit.
So führten wir angeregt eine ausführliche Unterhaltung, vermieden das Thema
Krieg und erfreuten uns sozusagen beide aneinander und an intelligentem
Geplauder, umgeben von hübsch verschneiter Natur.
Etwa eine
Stunde später kamen wir zum Kinderhort und aßen dort auch alle gemeinsam zu
Mittag. Dann fuhren Cara, Boris und ich zum Hauptbahnhof, wo nach wie vor die
Hölle los ist. Abertausende Flüchtlinge kommen täglich aus der ganzen Ukraine
an und wollen schnellstmöglich umsteigen, weiter nach Westen, hauptsächlich
nach Polen. Andere sind erleichtert, wenn sie erstmal hier in Lviv
unterkommen und sich etwas erholen können.
Cara und
Boris übernahmen ein paar aussortierte, alleine auf die Reise geschickte
Kinder, um diese zunächst zu der Betreuungsorganisation nahe unserer Datscha
zu bringen. Dort können sie sich erholen, bekommen gutes Essen, medizinische
und psychologische Versorgung. Solche alleine auf die Reise geschickten Kids
sind natürlich selten; normalerweise sind es immer Mütter oder Omas und Opas
oder zumindest ältere Geschwister mit Kindern unterwegs.
Aber bei
manchen ist die Situation daheim, aus welchen Gründen auch immer halt so, das
Elternteile die wer weiß warum nicht weg können, zumindest ihre Kinder los schicken;
darauf vertrauend das sich Hilfsorganisationen um diese kümmern. Ist auch
ganz egal warum und wieso oder ob sie aus ‚schlechten’ Familien stammen,
selbst weggelaufene Kinder oder sonst was sind. Es sind Kinder in einem Land
im Krieg. Da muss man helfen wenn es irgend möglich ist.
Nastya
half bei einer Verteilstelle für warmes Essen mit und ich sprach mit dem
Leiter einer professionellen Hilfsorganisation. Dann kamen zwei große LKW mit
Hilfsgütern an, von denen ein Teil von unseren Freunden und Helfern im
Western gesammelt und auf die Reise geschickt worden war. Darunter eine alte,
aber noch völlig funktionstüchtige Goulaschkanone aus Bundeswehrbeständen. So
was ist natürlich ideal, um große Mengen heißen, nahrhaften Essens für all
die Bedürftigen schnell und routiniert zuzubereiten. Wirklich fantastisch was
die Menschen, Einheimische und viele Helfer aus aller Welt, hier in Lviv
richtig gut organisieren. Man stelle sich vor, dass in kaum zwei Wochen weit
über eine Million Flüchtlinge hier durchgekommen sind.
Zurück in
der Blockhaus Datscha entspannten wir und aßen lecker zu Abend. Quasi auch
als nette Ablenkung um nicht die ganze Zeit an Krieg, Leid und Elend denken
zu müssen, machten Nastya und ich noch ein kleines Shooting. Einfach nur ein
paar sexy Pics, wie sie sie ja ohnehin, am besten täglich für ihre Pay Site
benötigt, um weiterhin Einnahmen zu haben. Da sie ein Model ist das gerne
posiert und mit ihren Reizen spielt, ich ein Fotograf bin der genau das sehr
gerne knipst, war es aber absolut keine Arbeit im Sinne von etwas
produzieren, sondern eben ein Vergnügen für uns. *smile*
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