Brunswick, GA: Bordgespräche und Night Fun

MEZ
Donnerstag, 27. Februar 2014
Position
“Dein Boot: ein schwankendes, vom Wind getriebenes,
Stückchen Freiheit!”
„Die letzten Freiheiten dieser Welt, liegen da draußen!“


Dienstag, 25. Februar 2014
„Good Morning Mandy!“ Begrüße ich das leicht verstrubbelte, noch sichtlich Müde Girl zum Sonnenaufgang im Cockpit, wo ich mal wieder schlafgestört bereits eine gute halbe Stunde saß und gerade eine rauchte.
„Morning Steve.“ Gab sie zurück und wedelte dabei etwas unwirsch meine Qualmwolken beiseite. Wie immer zieht Zigaretten- oder ähnlicher Qualm ja stets genau in Richtung desjenigen, der das am wenigsten mag. Dabei muss sich es um irgendein noch nicht entdecktes Naturgesetzt handeln! *grins*
Nichtraucherin Mandy schaute irgendwie gar nicht so strahlend süß und lebensfroh wie sonst, sondern wirkte im Gegenteil sogar regelrecht traurig und ein bisschen melancholisch, nanu? Da wir gleich Anker auf gehen und los segeln wollten, wozu sie und ich die Morgenwache hatten, war sie bereits fertig angezogen; trotz der morgendlichen Kühle von unter 10° C bedeutete das bei ihr aber dennoch nur einen ärmellosen Streifenpulli und eine Art glatte Jeans.
Wir wollen heute Brunswick erreichen und werden bei dem zu erwartenden Wind mindestens 60, eher sogar 80 Seemeilen aufkreuzen müssen. Deshalb erledigten wir vor einem Frühstück zunächst die notwendigen Arbeiten und tuckerten los; erst als auf See bereitete Mandy ein Frühstück vor und nahm sich auch einen Cafe. Wir hatten Glück und konnten bei schwachen 8 kn Halbwind aus Osten, den Steuerkurs 191° COG gut anliegen. Auch beim Frühstück im Cockpit, die anderen beiden pennten noch, wirkte Mandy irgendwie unglücklich und anders als sonst.
„Was ist denn los? Magst darüber reden?“ Lächelte ich sie an.
„Ach, eigentlich gar nichts; ich habe einen Freund verloren.“ Quetschte sie zwischen den Zähnen heraus.
„Wie, „verloren“?“ Staunte ich.
„Ach…. so ein Bekannter aus dem Net, Freund kann man es eigentlich gar nicht nennen; also der nervt mich seit Tagen über WhatsUp, will das ich seine Freundin werde und ihm sexy Pics von mir schickte; am liebsten natürlich auch Nackige, der Depp! Ich dachte, er wäre etwas anders als die meisten und hielt ihn schon fast für einen Freund; wir schreiben uns seit bald einem Jahr. Aber jetzt zeigte er sein wahres Gesicht, nennt mich blöde Zicke und so, weil ich seinem Wunsch natürlich nicht nachkomme und ihn zu blocken drohte, wenn er nicht normal bleibt. Heute Morgen blockte ich ihn wirklich, den Idiot, denn er gab keine Ruhe und wurde immer schlimmer! Und ich doofe dachte ihn echt gern zu haben…?“ Erzählt Mandy seufzend nach einigem Zögern, dann aber immer flüssiger und sich sozusagen erleichtert den Frust von der jungen Seele redend. 
Nutzlose Teenager Probleme eigentlich, aber für jemand in diesem Alter ist es wichtig und bedeutsam, also sollte man als älterer, erfahrener Mensch nicht darüber lachen, obwohl es mir zugegebenermaßen schwer fiel, nicht zu grinsen.
„Aha, verstehe; ja, leider ist es im realen Leben und ebenso im Net unmöglich, sich solche Idioten vollständig vom Hals zu halten und begegnen sie einem immer wieder! Im Net ist es sogar noch schlimmer, weil sie sich im Schutz von Anonymität wähnen und noch gemeiner benehmen, als sie es sich im echten Leben jemals trauen würden. Dabei vergessen diese Trottel Typischerweise, dass sie in Wahrheit gar nicht so  Anonym sind wie sie glauben und man sie durchaus Identifizieren könnte. Am einfachsten und besten ist es aber immer, sich überhaupt nicht auf viel hin und her mit solchen Deppen einzulassen und sie schnell zu ignorieren oder zu blocken; fertig! Wenn man denjenigen aber gerne hatte oder glaubte ihn gern zu haben und dann so enttäuscht wird, ist das natürlich nicht schön!“ Nahm ich das liebe Mädel tröstend ein bisschen in den Arm und streichelte ihre nackten Oberarme. Frieren tut Mandy anscheinend nie? Ich fand es ziemlich kühl und hatte eine wärmende Jacke an.
„Ja, leider hast du recht!“ Seufzte Mandy noch mal, schien aber jetzt nachdem sie darüber geredet hat, was sie bedrückte, wieder schnell besserer Laune zu bekommen. „Am doofsten fand ich den Vorwurf: so wie ich mich kleide, müsste ich doch eine Geile sein die gerne zeigt was sie hat! Ist es echt so schlimm, wie ich mich anziehe?“
„Quatsch, natürlich nicht! Ok, du ziehst dich gerne ziemlich sexy und manchmal auch aufreizend an, aber das tun doch sowieso die meisten hübscheren Girls und es hat in Wahrheit überhaupt nichts zu bedeuten!“ Beruhigte ich Mandy. Sie ist ja sogar ein eher konservatives Girl, welches z. B. den Vollzug von Geschlechtsverkehr bis „zum letzten“ erst in einer Ehe erlauben will, was ich schon wieder für deutlich übertrieben halte, aber Ok, das ist ihre Entscheidung und geht mich nichts an; es sei denn sie fragt mich um meine Meinung! Wir hatten ja schon mal in anderem Zusammenhang darüber gequasselt und daher weiß ich dass sie auch Nacktfotos niemals machen würde. Überhaupt ist die Hübsche ein grundanständiges, sehr, sehr nettes und liebes Girl der herzlichsten Sorte mit einem guten Charakter und ganz sicher keine doofe Tussi; ein richtiges „Dreamgirl“ wie es  sich Jungs jedweden Alters eigentlich wünschen!
Und genau da liegt der Hase begraben, soll heißen ist der wahre Grund für solches verhalten dummer Jungs: da Mandy so hübsch und sexy ist und das auch nicht verbirgt, zu jedem Nett ist der sie nicht nervt und auch sonst in ihrer Art, einfach dadurch das sie eben so ist, wie sie ist, ganz bezaubernd sein kann. Natürlich verlieben sich da viele in sie und wollen „mehr“, glauben in ihrer egoistischen Dummheit sogar das sie ein Anrecht auf „mehr“ haben, nur weil sie nett zu einem war. Bekommen diese das gewünschte nicht, werden die Idioten sauer und wollen ihren Frust mit Gemeinheiten los werden. 
Die MANDY zog ruhig ihre Bahn durch das Meer; Sandra und Freddy erschienen sichtlich guter Laune an Deck und frühstückten ebenfalls, übernahmen ab Mittag die Wache und ich machte ein Nickerchen. Den Saint Simons Sund erreichten wir erst in der Dunkelheit und die gute Befeuerung machte das Einlaufen recht einfach. Sandra kennt sich am Besten aus und überwachte daher unsere Navigation; ich lies Freddy mit Mandy steuern, die leicht nervös und ein bisschen umständlich, aber durchaus mit vernünftiger Übersicht bis in die Oglethorpe Bay navigierten. Die beiden brauchen ja Übung in solchen Dingen und gewinnen dadurch Selbstsicherheit.
Nach Ende des Anlegemanövers war bereits 22 Uhr durch, aber trotz des langen Segeltages waren wir nicht wirklich Müde; im Verlauf des Törns hatte jeder Zeit und Möglichkeit zu erholsamen Nickerchen und alle hatten diese genutzt. So beschlossen wir noch „Tipsy McSways“ zu besuchen. Dieses sehr originelle Lokal ist bis 02 Uhr Morgens geöffnet; den Laden sollte man unbedingt besuchen / gesehen haben, wenn man in Brunswick ist. Es gibt recht gutes Essen zu angemessenen Preisen, Life Musik und lebensfrohe, sympathische Gäste aller Altersgruppen; ein Laden der schlicht Spaß macht und wo man sich fast automatisch Wohl fühlt.
Wir hatten viel Spaß, u. A. auch mit „unserem“ Service Girl Ari (Spitz- / Rufname), einer sexy hübschen, sehr cleveren und flinken Kellnerin mit viel Humor von ca. um die 20. Typischerweise verdient sich die junge Studentin mit solchen Jobs ihr Studiengeld und hatte sichtlich viel Freude daran, sich um für sie interessante, eher europäisch kultivierte Gäste kümmern zu können, wobei sie ziemlich neugierig und interessiert mehr über uns wissen wollte.
Ich schrieb früher schon einiges über die für Europäer ungewohnten Gegebenheiten in der amerikanischen Gastronomie und möchte es hier noch mal zusammenfassen; wer das kennt kann das folgende getrost überfliegen; wer nicht sollte es sich merken, wenn ein USA Aufenthalt beabsichtigt ist, denn es werden oft doch peinliche Fehler gemacht, wenn man das nicht weiß und kennt; man kann sich auch ausführlich in einer gut geschriebenen Abhandlung hier darüber informieren: http://www.dr-gaertner.de/usa/usa0/usa0tip5.html
Die wichtigsten Punkte:
Generell: Der US amerikanische Gastrobetrieb ist typischerweise gut organisiert und auf geschäftliche Effizienz im Sinne von Umsatz- und Gewinnmaximierung ausgerichtet.
-in „besseren“ Restaurants geht man nicht einfach hinein und setzt sich an einen Tisch, sondern lässt sich vom Personal oder extra dafür vorhandenen Desk Clerk einen Tisch zuweisen; in richtig guten „In-„ Restaurants geht nichts ohne vorherige Reservierung und / oder Empfehlung von dem Restaurant bekannten Personen oder z. B. Hotels.
-es wird erwartet das man nicht endlos an einem Tisch sitzen bleibt, sondern diesen nach dem Essen auch bald wieder räumt, um Platz für nachfolgende Gäste macht; will man länger sitzen bleiben soll / muss man auch dementsprechenden Umsatz durch Bestellungen machen und es hilft, dies schon vorher mit dem Personal abzusprechen.
-bestellen ist ein für Europäer häufig sehr umständlicher Prozess, da es üblich ist genau nach den Wünschen des Gastes zu servieren;  sie fragen dich also nicht nur kurz ob z. B. dein Steak rare, Medium oder well Done sein soll, sondern auch nach tausend anderen Kleinigkeiten, was ziemlich schwierig und missverständlich werden kann, wenn man so eine typische, schnellen, schwer verständlichen Slang sprechende Bedienung hat. Selbst erfahrene, ausländische Reisende können dabei leicht etwas durcheinander kommen.
-selbst in guten Restaurants kann es dir passieren, dass du zwar gutes Essen aber keinen Wein oder sonstige Alkoholika bekommst! Die typische US Gastro- Lizenz erlaubt nämlich nur den angemeldeten Betrieb, doch für den Ausschank von Alkoholika ist eine gesonderte Lizenz fällig, welche erstaunlich viele Betriebe nicht haben.
-Preise sind normalerweise ohne Mehrwertsteuer in bunten Karten ausgewiesen; Steuer und das wichtige „Tip“ Geld für den Service sind gesondert zu entrichten; die Teilung einer Rechnung auf verschiedene Gäste am Tisch ist nicht üblich und wird vom Personal im Allgemeinen auch strikt abgelehnt; man muss selbst die Beträge aufteilen, einsammeln und die Gesamtsumme meist an gesonderten Kassen entrichten; Tip für die Bedienung ist im allgemeinen auf dem Tisch zu hinterlassen, wobei gilt:
-„Tip“ ist in Amerika kein Extra Trinkgeld für guten Service, sondern das Personal lebt gewöhnlich ausschließlich davon! Soll heißen sie bekommen kein Festgehalt, sind meistens auch nicht angestellt oder sonst wie sozial abgesichert und daher bemühen sie sich häufig außergewöhnlich intensiv und gut um ihre Gäste, um ein möglichst hohes „Tip“ zu bekommen. Üblich sind mindestens 10 -15% auf den Rechnungsbetrag; wirklich gutes Personal wie z. B. Ari, welche auch noch hübsch und sexy – clever dem (männlichen) Gast schmeicheln, bekommen aber auch nicht selten locker 20 – 30% Tip und manchmal sogar deutlich und viel mehr. Es ist halt alles urkapitalistisch ausgerichtet und was bei uns z. B. als peinliche Ausbeutung und politisch unkorrekter Sexismus angesehen würde, ist im scheinheiligen – Doppelmoral Land USA weit verbreitet. Kellnerinnen sind nicht selten in „besseren“ Lokalen ausgesprochen hübsch und ziehen sich absichtlich sexy an, wobei meist alle ohnehin eine vom Management vorgegebene Art gleicher „Uniform“ tragen; manche benehmen sich fast ein bisschen wie Callgirls oder Prostituierte und finden gar nichts dabei, männliche Gäste ziemlich verführerisch zu „Bedienen“, um hohe Tips zu erzielen! 
Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass gerade hübsche, junge Studentinnen u. ä. Girls, sich ihr notwendiges Einkommen auch nicht selten noch zusätzlich als z. B. Akt Models, Erotik Darstellerinnen oder sogar echte Prostituierte aufbessern. Typischerweise wird auch dies in der verbreiteten Doppelmoral voll triefender Scheinheiligkeit verschwiegen von der Gesellschaft akzeptiert.
Aber bitte auch nicht falsch verstehen / interpretieren: NICHT jede hübsche Bedienung würde sich vom (dummen, männlichen) Gast für Geld sexuelle Übergriffe und Aufdringlichkeiten gefallen lassen. Und bitte auch immer daran denken: die meisten arbeiten wirklich hart, verdienen ihr Geld schwer und müssen wirklich vom Tip leben, haben sonst keinerlei Einkommen oder Absicherung! Sie verdienen also durchaus mit Respekt und Achtung behandelt zu werden…, natürlich insbesondere wenn sie einen so guten, netten und angenehmen Service bieten, wie es Ari bei uns ablieferte!


-Steve          Mehr / More Pics >>>      

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